Pro Werkplatz Schweiz

Für eine echte Industriepolitik: Swissmechanic fordert die wirtschaftliche und politische Unterstützung für die heimische Wertschöpfung der KMU-Industrie beim Bund und bei der Nationalbank: "Pro Werkplatz Schweiz!" heisst die Devise.

Industrie 4.0 ist für den Werkplatz Schweiz von entscheidender Bedeutung. (Bild: Marc-Steffen Unger)

Der Werkplatz Schweiz ist in Gefahr. Das Vertrauen der KMU auf eine angemessene Behandlung entsprechend der volkswirtschaftlichen Bedeutung und ihrer Verdienste um den Wohlstand der Schweiz hat Risse bekommen, die Geduld sei erschöpft, heisst es in einem kürzlich veröffentlichten Communiqué des Der Branchenverbands Swissmechanic. Er fordert deshalb die wirtschaftliche und politische Unterstützung für die heimische Wertschöpfung der KMU-Industrie in Bundesbern und bei der Nationalbank ein.

KMU-Sterben und „natürlicher Strukturwandel“

Anerkannte Wirtschaftsexperten und -institute würden die einmalige wirtschaftliche Kluft zwischen den grossen Unternehmen mit Wertschöpfung im Ausland und den kleineren, einheimischen Unternehmen bestätigen, heisst es weiter. Für Swissmechanic ist klar: Die Wechselkurssituation ist es, welche die heimischen Industrie-KMU national und international benachteiligt. Bis 2010 etwa habe sich der Maschinenbau in Deutschland und in der Schweiz trotz Strukturveränderungen parallel entwickelt. Bei indexierten Umsatzzahlen, arbeitstagbereinigt und bei einer Umrechnung von CHF in Euro, sei eindeutig ersichtlich, dass die Umsatzeinbrüche durch die Frankenstärke ausgelöst wurden. Der Export brach ein und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Qualitätsprodukte ist international nicht mehr gegeben. Es kam zu einer Schere bei der Entwicklung der Umsatzzahlen – ausgelöst durch den Wechselkurs.

Frankenschock – ein Blackout, kein „natürlicher Strukturwandel“

Fakt sei in den Augen von Swissmechanic, dass man binnen eines Tages die Absatzpreise heimischer Produkte einmal mehr massiv erhöht hätte, es aber den KMU überlassen habe, wie sie damit ihre Kunden trotz preisgünstigerer Einkaufsbedingungen im Ausland behalten bzw. wie sie eine Kostensenkung um 20% realisieren sollen – und das Ganze ohne Kapital für Investitionen und ohne die reelle Möglichkeit, ins Ausland abzuwandern. Es handelt sich auch nicht um einige wenige Produktionszweige. Ausser Chemie und Pharma ist die ganze Industrie von Exporteinbrüchen betroffen. Also nicht bloss die MEM-Branche, sondern ebenso die Beherbergung, das Verlagswesen, der Handel, Textil u.a.m. Bei der Schwäche der KMU-Industrie handele es sich also keineswegs um eine „normale Strukturbereinigung“, sondern um eine Folge der Frankenstärke, so Swissmechanic weiter.

Abfederung der Frankenstärke durch gezielte, vitale Industriepolitik

Mit Blick auf andere Länder, die eine resolute wirtschaftliche und politische Industrieförderung trotz stabilisierter Währungssituation verwirklichen, z. B. Deutschland, Norwegen, Singapur, fordert Swissmechanic deshalb eine tatkräftige Industriepolitik für den Werkplatz Schweiz und den gewerblichen Mittelstand. Konkret:

  1. Schaffung eines KMU-Fonds: Es soll eine Investitionsmöglichkeit für Pensionskassen, Unternehmen und Privatpersonen geschaffen werden, damit Risikokapital für Investitionen von den Geschäftsbanken vergeben wird. Dieses Geld der Nationalbank, des Bundes und der Anleger soll in die heimische Produktion am Standort Schweiz fliessen. Beispielsweise in die Aufrüstung von Maschinen, in Industrie 4.0, Anlagenkauf, Robotik, Digitalisierungsprojekte, in die Nachfolgefinanzierung, Weiterbildung und höhere Berufsbildung. Kreditausfälle sollen durch Bürgschaften der Nationalbank abgesichert werden. Die durch den KMU-Fond möglich werdenden Investitionen, welche zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit beitragen, benötigen Zeit für die Umsetzung und Wirkungsentfaltung. Daher ist eine weitere Stabilisierungspolitik der Nationalbank während der nächsten 3 Jahre wichtig, damit die KMU die Hebel von Automatisierung, Industrie 4.0, konsequent nutzen und der Fortschritt nicht durch einen sinkenden Euro-Kurs pulverisiert wird. Zugleich wird eine Vermittlungspauschale für die Geschäftsbanken gefordert. Die Bearbeitung, Prüfung und Vermittlung von Innovationskrediten an Industrie-KMU müssen entsprechend gefördert werden. Es geht also nicht um Geschenke, es geht um die Bereitstellung von dringend benötigtem Risikokapital zur Förderung des Werkplatzes Schweiz und seiner Arbeitsplätze, was zu einer Win-Win-Situation aller Beteiligten beiträgt.
  2. KMU-Exportförderung: Hier geht es um die Exportförderung und um Finanzierungshilfen, um die benachteiligte KMU-Industrie bei Aktivitäten im Ausland zu unterstützen. Beispielsweise bei Vertrieb, Marketing, Messen, Lobbying, Verkaufs- und Einkaufsgemeinschaften, Exportbürgschaften und Exportrisikoversicherungen.

Es gehe um den Erhalt der imagebildenden „Schweizer Qualitätsprodukte“ – sie seien ebenso schützenswert wie andere nationale Errungenschaften auch und Garant für kompetenzbasiere Wertschöpfung, so Swissmechanic. Nun sei Mut gefordert, der Krise des Sekundärsektors offen ins Auge zu sehen, nichts schönzureden und pragmatische Lösungen zu erarbeiten, die dem gesamten Werkplatz Schweiz zu Gute kommen.

www.swissmechanic.ch

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