„Die Höhle der Löwen Schweiz“ vom 30.9.2025: Zwischen Emotion und Ratio

Fünf abwechslungsreiche Business-Cases und viel Wohlwollen der Löwinnen und Löwen: Das kann als Fazit der Sendung vom 30. September 2025 gezogen werden. Hohe Firmenbewertungen und zuweilen etwas schwammige Geschäftsmodelle erwiesen sich einmal mehr als grosse Hürden.

Sorgte mit Barflirt für den einzigen Deal des Abends: Gründer Jürg Fehr. (Bild: Screenshot CH Media)

Die siebte Folge der aktuellen Staffel von Die Höhle der Löwen Schweiz brachte wiederum Gründerinnen und Gründer mit spannenden Ideen vor die Investorinnen und Investoren. Vom Outdoor-Rucksack für Hunde über eine orientalische Backmischung bis hin zu einer Finanz-App für Familien: Die Palette war breit, die Präsentationen engagiert – und doch blieb es bei einem einzigen Deal.

Dogpak: Abenteuer mit Hund

Peggy und Devin aus Lauterbrunnen im schönen Berner Oberland eröffneten die Sendung mit Dogpak, einem speziell entwickelten Rucksack für Hunde. Die Idee entstand aus der eigenen Leidenschaft für Outdoor-Abenteuer. Wie auch beim Outdoor-Equipment für Menschen, sollen auch beim Hunde-Rucksack wetterfeste Materialien, eine perfekte Passform und modular erweiterbare Optionen für höchsten Komfort sorgen. Auch Jacken, Schlafsäcke, Schwimmweste oder Erste-Hilfe-Kits sollen dereinst zum Sortiment gehören. Die beiden Gründer setzen dabei auf den wachsenden Heimtier-Markt. Obwohl die Löwen die Qualität und Nische lobten, war ihnen der Zeitpunkt für ein Investment noch zu früh. Felix Bertram und Roland Brack sicherten immerhin Unterstützung beim Vertrieb und Marketing zu. Ein Deal kam nicht zustande, doch das Gründerpaar konnte wertvolles Feedback und neue Kontakte mitnehmen.

Foodasis: Tradition in Pulverform

Ahmed brachte mit Foodasis ein Stück Algerien in die Höhle der Löwen. Seine auf Kichererbsen basierende Backmischung verbindet Streetfood-Tradition mit gesunder Ernährung. Bio, glutenfrei und vielseitig einsetzbar – vom süssen Pancake bis zum herzhaften Gericht. Trotz bevorstehender Listungen im Handel und Interesse von Caterern blieb Skepsis: Zu hoher Erklärungsbedarf, knappe Margen und eine ambitionierte Bewertung – 60’000 Franken gegen 5 Prozent Anteile, so lautete der Kapitalbedarf von Ahmed – verhinderten ein Investment. Sympathie für Gründer und Produkt war zwar da, doch im harten Food-Markt genügte das nicht.

BarFlirt: Analoge Romantik im Digitalzeitalter

Mit BarFlirt setzte Jürg aus Rorschacherberg auf eine Gegenbewegung zu Tinder & Co. Singles treffen sich in Bars, lernen sich ungezwungen kennen – und die Gastronomie profitiert von neuen Gästen. Präsent ist Barflirt derzeit in den Städten Zürich, Winterthur und St.Gallen. Um das Konzept weiter zu skalieren, braucht Jürg jetzt ein Investment, nicht nur finanziell, sondern auch strategisch: Mit 65’000 Franken gegen 20 Prozent Anteile an seiner Firma stieg er in die Höhle der Löwen. Mehr noch: Der Gründer konnte bereits respektable Umsätze vorweisen, 14’000 Franken monatlich bei minimalen Kosten. Den meisten Investoren war das Konzept dennoch nicht skalierbar genug. Roland Brack aber sah sowohl Geschäftschance als auch gesellschaftlichen Nutzen und bot 65’000 Franken für 25 Prozent. Der erste und einzige Deal des Abends war perfekt.

Holte sich viele Sympathien ab: Kevin mit seinem Suchgadget „Findmee“. (Bild: Screenshot CH Media)

Findmee: Suchen war gestern

Der erst 20-jährige Kevin präsentierte Findmee, ein Ortungsgerät, das über ein hybrides Netzwerk funktioniert und damit über bisherige Tracker hinausgeht. Besonders für Baumaschinen und Fahrräder geeignet, soll das Produkt energieeffizient und langlebig sein. Die Löwen würdigten die Technologie und Kevins Engagement, empfahlen aber mehr Fokus und Substanz, bevor ein Investment Sinn ergibt. Ein Deal blieb aus, doch Kevin gewann Respekt und Kontakte. Vor allem Roland Brack sah ein grosses Potenzial hinter der Lösung, aber auch den hohen Wettbewerbsdruck. Er bot an, sich mit Kevin zusammenzusetzen, um sein Geschäftsmodell noch schärfer zu konturieren. Das kann in diesem Fall fast so viel wert sein wie bares Geld.

Clanq: Sparschwein in App-Form

Das Gründerinnen-Trio Christina, Fabienne und Carina stellte mit Clanq eine Family-Finanz-App vor. Cashback beim Einkaufen fliesst automatisch ins Kinder-Sparkonto, dazu gibt es Bildungsinhalte rund ums Sparen. Mit 500’000 Franken gegen sechs Prozent suchten sie Kapital für den internationalen Rollout. Immerhin verfügt Clanq inzwischen über 1200 Konten mit einem Anlagevolumen von 6 Millionen. Doch in Relation zu diesen Zahlen überzeugte die Bewertung die Löwen nicht: Zu wenig Umsatz, zu viele offene Fragen im Fintech-Markt. Anja Graf wurde am deutlichsten: «Bei 6 Millionen Einlagen ist umsatzmässig noch wenig gelaufen». Auch Felix Bertram erwies sich einmal mehr besonders kritisch: Er sah in Clanq schlicht keinen Weg, um Geld zu verdienen. Er wies auch auf die Wettbewerbssituation hin, denn viele Banken haben inzwischen Familien und Kinder als Zielgruppen im Fokus. Roland Brack, sonst oft Retter in letzter Minute, winkte ebenfalls ab. Die Gründerinnen liessen sich nicht entmutigen: „Wir fangen erst richtig an.“

Trafen mit der Family-Banking-Lösung „Clanq“ zwar einen Nerv, konnten aber die Löwinnen und Löwen nicht überzeugen: Christina, Fabienne und Carina. (Bild: Screenshot CH Media)

Reloadz: Proteinwasser mit Sportlerinnen-Power

Zum Abschluss traten Yves und die Profi-Fussballerinnen Ana und Kiki Marković mit Reloadz an. Ihr veganes Proteinwasser sollte Sport, Lifestyle und Ernährung verbinden. Mit 250’000 verkauften Flaschen und Social-Media-Reichweite schien die Basis vorhanden. 200’000 Franken gegen 10 Prozent Firmenanteile: Für dieses Investment wollten Yves und Kiki die Löwen (und die anwesende Löwin) gewinnen. Doch diese sahen zu wenig Alleinstellungsmerkmale und zweifelten an der Nachhaltigkeit im gesättigten Getränkemarkt. Kein Investment – aber klare Hinweise: Erfolg hängt hier weniger vom Produkt als von cleverem Marketing ab.

Fazit: Mehr Feedback als Deals

Die Ausgabe vom 30. September 2025 endete mit nur einem Deal – für BarFlirt. Doch gerade in den anderen Fällen zeigten die Löwen viel Sympathie, boten Kontakte und Kooperationen an. Die Mischung aus Emotion und Ratio, die diese Show prägt, war selten so deutlich: Fast alle Gründer überzeugten menschlich und mit ihrer Leidenschaft, doch wirtschaftlich blieben zu viele Fragezeichen. Für die Start-ups gilt nun, die Ratschläge zu beherzigen und den nächsten Schritt zu gehen.

Wie erfolgreich sich aber ein Investment der «Löwen» erweisen kann, zeigte die Sendung am Beispiel von Neon, das vor sechs Jahren in der Höhle der Löwen aufgetreten ist. Die Gründer gingen mit dem ersten Smartphone-Bankkonto der Schweiz an den Start. «Wenn das zum Fliegen kommt, kann es eine Super-Geschichte werden», sagte damals Jürg Marquard. Er investierte nicht, möglicherweise bereut er es heute. Roland Brack stieg mit 200’000 zu 2 Prozent ein, Bettina Hein legte noch 50’000 Franken drauf. Heute ist Neon erfolgreich und gehört zu den Marktführern im Neo-Banking.

Hier geht es zur Sendung: https://www.oneplus.ch/catalog/1000604

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