KMU-Studie von swiss export zeigt Zuversicht mit Fragezeichen
Die achte Ausgabe der KMU-Mittelstandsstudie 2025 von Kearney, swiss export, dem Swiss Institute for Global Affairs und Endress+Hauser hat die aktuelle Lage und Perspektiven von KMU in der Schweiz untersucht. Im Fokus standen die Auswirkungen globaler makroökonomischer und politischer Spannungen auf Schweizer KMU und mit welchen Strategien diese darauf reagieren.

Die Resultate der Studie zeigen, dass Schweizer KMU grundsätzlich zuversichtlich sind, doch die Stimmung ist spürbar verhaltener als im Vorjahr. Nach Jahren globaler Krisen steht nun die aussenwirtschaftliche Unsicherheit – insbesondere Zölle und das Verhältnis zur EU – im Zentrum der wirtschaftlichen Sorgen. Nur noch 52 % bewerten ihre zukünftige Wirtschaftslage positiv (–16 Punkte gegenüber 2024). Besonders exportorientierte Unternehmen mit komplexen Lieferketten reagieren mit Zurückhaltung bei Investitionen. Mittelgrosse und grosse Firmen blicken skeptischer in die Zukunft, während binnenmarktorientierte Betriebe von stabiler Nachfrage profitieren. Branchenunterschiede sind markant: Der Bausektor zeigt sich mit 80 % positiven Erwartungen am robustesten, Dienstleistungs- und Handelsfirmen dagegen zurückhaltender.
Risikolandschaft geprägt durch Zollpolitik
Zollpolitik und unklare EU-Beziehungen prägen 2025 die Risikolandschaft. Über 70 % der KMU nennen Aussenpolitik als grösstes Konjunkturrisiko, je 48 % befürchten negativen Einfluss durch Protektionismus und EU-Unklarheiten. Der US-Zusatzzoll von 39 % auf Schweizer Exporte verschärft den Wettbewerbsdruck erheblich. Betroffen sind vor allem exportintensive Branchen wie Maschinenbau, Präzisionsgüter, Elektronik/ICT und Uhrenindustrie. 27 % der Unternehmen verzeichnen Umsatzeinbrüche, 20 % steigende Einkaufspreise. Gleichzeitig sinkt die Bedeutung von Energie- und Fachkräftethemen, während geopolitische und regulatorische Faktoren dominieren.
Die Unternehmen reagieren mit Resilienzstrategien: 74 % bewerten ihre Krisenfestigkeit hoch. Genannt werden Diversifikation, Aufbau von Partnerschaften, Prozessoptimierung und Digitalisierung. Innovation wird ambivalent wahrgenommen – für 56 % ist sie trotz Unsicherheiten ein Treiber, besonders im Bereich Prozess- und Datenqualität. Künstliche Intelligenz und Klimawandel werden mehrheitlich als Chancen gesehen, während Cyberangriffe und Handelsstreit die grössten Gefahren darstellen.
Stabilere aussenwirtschaftliche Rahmenbedingungen gefordert
Politisch fordern 86 % der KMU klarere und stabilere aussenwirtschaftliche Rahmenbedingungen, 81 % eine stärkere internationale Interessenvertretung. Als wichtigste Aufgaben der Politik gelten die Stabilisierung der Beziehungen zur EU (über 60 %) und der Abschluss neuer Freihandelsabkommen (44 %, +34 Punkte zum Vorjahr). Bürokratieabbau und Standortförderung bleiben zentrale Anliegen, während Fachkräftemangel und Energiewende an Bedeutung verlieren.
Insgesamt zeigt die Studie ein Bild vorsichtigen Optimismus: Der Schweizer Mittelstand bleibt widerstandsfähig, kämpft jedoch zunehmend mit geopolitischen Unsicherheiten und wachsendem Margendruck. Stabile politische Rahmenbedingungen und eine enge Einbindung in internationale Märkte, insbesondere in die EU, gelten als Schlüsselfaktoren für die Zukunftsfähigkeit der Schweizer KMU.
Quelle: swiss export



