Zum Film «I Am Greta»: Mut lernen, Klima schützen

Greta Thunberg: Sie wird von manchen vergöttert, von anderen als Hype-Ikone kritisiert. Man kann sie als wichtige Hoffnungsträgerin oder als mediales Chamäleon begreifen. Klar ist: die junge schwedische Klimaaktivistin polarisiert und ist doch ein durchschnittliches, schwedisches Mädchen. «I am Greta» wird ab dem 16. Oktober 2020 auch in Schweizer Kinos gezeigt.

Greta Thunberg ist die Ikone der Klimabewegung, wurde in kürzester Zeit global bekannt und wird inzwischen nicht nur von der «Fridays For Future»-Bewegung geachtet. Doch was für ein Mensch ist Greta eigentlich, was treibt sie wirklich an? Ob auf Demonstrationen oder auf Wahlzetteln, ob bei Tagungen und Kongressen oder schlichtweg während der Diskussion mit dem Nachbar: Greta ist präsent, bei vielen in den Köpfen und Herzen.

Sie ist eine junge Persönlichkeit, die innerhalb weniger Monate die Welt definitiv ein Stück weit bewegt hat und doch ist sie auch ein introvertiertes Mädchen, welches unter dem Asperger Syndrom zu kämpfen hat. So wird auch in der neuen Doku des ehemaligen Fotoreporters des Rolling Stones Magazins und jetzt gefeierten Regissseurs Nathan Grossman („Kristallen Award for Current Events“) klar: Mit dem weltweiten Ruhm der jungen Schwedin sind auch Einschränkungen verbunden.

Hinter dem Rampenlicht

Nathan Grossman zeigt die Klimaschutz-Aktivistin nicht nur im Rampenlicht, er ist vor allem in sehr vielen privaten Momenten ganz nah bei ihr: auf strapaziösen Reisen, im Kreis ihrer Familie, in Hotelzimmern oder zwischen aufreibenden Terminen mit Momenten von Heimweh, Erschöpfung, Überforderung. Zwei Jahre begleitet der Regisseur Greta mit der Kamera: bei ihrem Schulstreik 2018 als 15-Jährige in Stockholm – aus dem sich die internationale «Fridays for Future»-Bewegung entwickelt –, bei Treffen mit Politikern und Wirtschaftsleuten, die sich unter anderem auch in der Schweiz treffen.

Dass Greta keiner Redekünstlerin gleicht, spürt man: ihre Interaktionen sind sozial «gebrochen», ihre Kommunikation zuweilen «hölzern». «I Am Greta» gewährt überraschende Einblicke in die so faszinierende wie zerbrechliche Persönlichkeit der siebzehnjährigen Schwedin. Es ist ein offenes Geheimnis: nicht alles in den medialen Inszenierungen basiert auf Gretas eigenen Ideen, doch die Dokumentation zeigt den unbändigen Willen, eine Mission und den Umstand eines noch jungen Mädchens, von der schwer zu fassenden Idee beseelt zu sein, die Welt zu retten.

In der Dokumentation, die im Oktober 2020 auch in der Schweiz anläuft, gibt es so einige Lektionen und Lichtmomente, wo man sichtlich spürt, wie ein mutiges Mädchen gar vor vermeintlich wichtigen Leuten sich unbeirrbar artikuliert und ein unglaubliches Durchhaltevermögen ausstrahlt. Sie redet nicht nur daher, sondern nimmt tatsächlich viel Unannehmlichkeiten auf sich. Sie lässt sich blicken, ist vor Ort, hält Wort, schürt Konflikte und versucht sie wieder zu lösen.

«I Am Greta» hatte seine Weltpremiere bei den 77. Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2020. Die Schweizer Erstausstrahlung erfolgte am Zurich Film Festival 2020.

 

Gewinne Tickets mit Umwelt PERSPEKTIVEN

Gewinne 2 Tickets für „I Am Greta“, die faszinierende und aufschlussreiche Doku über die junge schwedische Umwelt-Aktivistin. Filmstart: 16.10.2020. Die Tickets sind für die Vorführungen in allen Schweizer Kinos gültig. Schreibe uns einfach eine E-Mail mit deiner Postadresse und du gehörst vielleicht zu den ersten acht Gewinnerinnen oder Gewinnern. Viel Glück.

 

 

 

 

Airbus will 2035 Wasserstoff-Flugzeug bauen

Airbus hat angekündigt, zukünftig massiv in den Wasserstoffantrieb zu investieren. Bis zum Jahr 2035 will der Flugzeugbauer ein wasserstoffgetriebenes Flugzeug mit Nullemissionen auf den Markt bringen. Die aktuelle Studie Horizon Shift von Protolabs zeigt sogar, dass Umweltfaktoren entscheidend für die Erholung der Luft- und Raumfahrtindustrie nach Covid-19 sind.

Die Luftfahrt steht auf diversen Seiten unter Druck. Deshalb sucht auch Airbus den Ausweg in eine emissionsarme Luftfahrt. (Bild: Unsplash)

Airbus will schon im Jahr 2035 ein wasserstoffgetriebenes Flugzeug mit Nullemissionen an den Markt bringen. Wie die Airbus-Technikchefin Grazia Vittadini an einer Pressekonferenz in Toulouse sagte, soll schon in knapp drei Jahren ein erster Demonstrator entworfen werden, der 2025 zum ersten Mal fliegen soll. In der jüngsten Vergangenheit hatte Airbus vor allem auf elektrische Flugzeuge gesetzt, die mit E-Motoren oder mit Hybridsystemen angetrieben werden. Inzwischen ist das Unternehmen auf Wasserstoff umgeschwenkt, „weil der unvergleichlich viel leichter ist als Batterien“, sagte Glenn Llewellyn, Vizechef des Zero-Emission-Projekts bei Airbus. Die Energiedichte sei so hoch wie bei Kerosin, bei deutlich geringerem Gewicht. Allerdings ist bei derselben Temperatur das Volumen gespeicherten Wasserstoffs viermal so hoch.

Sauberer Krraftstoffe und weniger Bürokratie

Der Druck auf die Flugzeugindustrie, die CO2-Emissionen zu senken, nimmt zu. Neben den Folgen der Covid-19-Pandemie ist dies eine der grössten Herausforderungen für die Hersteller. Bjoern Klaas, VP und Managing Director von Protolabs EMEA, in einem Kommentar: „Für die Luft- und Raumfahrtindustrie bedeutete die Corona-Krise einen signifikanten Einbruch. Auch viele andere Branchen waren und sind noch heute von den Auswirkungen betroffen. Allerdings zeigt sich gerade in der Luftfahrtindustrie ein grundlegender Wandel. Dabei beschäftigt sich die Branche nicht nur damit, dass Flüge aktuell nur eine geringe Auslastung verzeichnen. Im Fokus der Industrie stehen zunehmend auch Bestrebungen, Emissionen so umfangreich wie möglich zu reduzieren. Um sowohl den Forderungen der Gesellschaft als auch der Politik nachzukommen, sind Entwickler und Ingenieure gezielt auf der Suche nach leichteren Materialien, saubereren Kraftstoffen und anderen innovativen Alternativen.“

Mit der bisherigen Antwort, den Verbrauch der Gasturbinen zu senken, indem die Rotoren stets grösser werden, scheinen die EU-Klimaziele nicht mehr erreichbar. Zugleich stösst die Technik wegen der extrem hohen Geschwindigkeiten der Rotorenden an Grenzen. „Nur durch grundlegende Arbeit an diesen Stellschrauben lassen sich die weitreichenden Ziele im Kampf gegen den Klimawandel auch erreichen. Wir können aber auch erkennen, dass Hersteller und Unternehmen sich vonseiten der Regierungen ein weitreichendes Entgegenkommen wünschen würden. Nur durch zusätzlichen Bürokratieabbau und mehr Flexibilität hinsichtlich des Herstellungsprozesses können in kurzer Zeit die erforderlichen Fortschritte erzielt werden,“ erklärt Klaas von Protolabs EMEA.

Deshalb arbeitet Airbus ebenso am Einsatz von flüssigem Wasserstoff. Der habe ein deutlich geringeres Volumen, müsse aber auf minus 253 Grad Celsius gekühlt werden. Der Raketenbauer Ariane Group, Schöpfer der Ariane-Rakete, kooperiert bereits mit dem Versorger Engie und Airbus beim Thema Verflüssigung von Wasserstoff.

Wirksamere Überwachung der Luftqualität: Neue NABEL-Station in Dübendorf

Um die langjährigen Messreihen von Luftschadstoffen in Dübendorf (ZH) weiterzuführen, hat der Bund in seinem Messnetz NABEL (Nationales Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe) eine neue Station eröffnet.

Die neue NABEL-Station in Dübendorf. Diese beiden Partner Bundesamt für Umwelt (BAFU) und Empa haben sie am 23. September 2020 eingeweiht. (Bild: BAFU)

Die neue NABEL-Station repräsentiert einen neuen Typ einer Messstation. Die historische Messstation Dübendorf, die auf dem Areal des Forschungsinstituts für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung (Empa) seit 1980 in Betrieb war, musste einer modernen Station auf dem Gelände des Wasserforschungsinstituts Eawag weichen. Das Ziel ist, auch in Zukunft verlässliche Daten zur Verfügung zu haben und einen vollständigen Überblick über die Luftqualität in der Schweiz zu erhalten. Diese Messdaten sind eine Grundvoraussetzung, um zu beurteilen, ob die Massnahmen tatsächlich die Emissionen reduzieren.

Luftqualität: Besser, aber noch nicht gut genug

Obwohl in den letzten Jahren die Belastung der Luft durch Schadstoffe markant abgenommen hat, werden teilweise immer noch Grenzwerte überschritten, wie der eben publizierte NABEL Jahresbericht 2019 zeigt (siehe Kasten). Die Reduktion der Ozonkonzentrationen im Sommer und des Feinstaubs im Winter sowie der Stickstoffverbindungen – insbesondere Ammoniak – bleibt daher eine Herausforderung.

Die neue NABEL-Station Dübendorf liegt im Glatttal zwischen Dübendorf und Wallisellen und repräsentiert den Standorttyp «Vorstädte oder kleineren Städte». Die Umgebung von Dübendorf ist dicht besiedelt, hat viel Gewerbe und wird von einem Netz stark befahrener Strassen und Bahnlinien durchzogen. Die Messstation dient den Forschungsaktivitäten der Empa zu Fragen der Luftqualität. Dank eines Bullauges erlaubt diese Messstation als einzige der Schweiz auch der Öffentlichkeit einen Blick ins Innenleben.

Neue Forschungsgebiete, konsolidierte Zusammenarbeit

Die Früherkennung von neuen Problemen und Bedürfnissen in der Luftreinhaltung ist eine wichtige gemeinsame Aufgabe des BAFU und der Empa. So entwickeln sich etwa die Mobilitätsgewohnheiten ständig weiter. Dies beeinflusst die Luftqualität, und es tauchen neue Fragen und Forschungsgebiete auf.

Auf der technischen Seite geht es darum, messtechnische Entwicklungen für eine möglichst effiziente und aussagekräftige Bestimmung von Luftschadstoffen zu erproben. Hier werden beispielsweise modernste Laserspektrometer eingesetzt, oder miniaturisierte und kostengünstige Instrumente für flexible und räumlich verdichtete Messungen getestet. Neu aufkommende Forschungsfragen betreffen den Bereich von Schadstoffen, für welche es keine gesetzlichen Immissionsgrenzwerte gibt, oder der atmosphärischen Ausbreitung von Mikroplastik.

Mit der neuen NABEL-Messstation in Dübendorf hält die Überwachung der Luftqualität Schritt mit der technologischen Entwicklung zum Schutz der Bevölkerung. (Quelle: BAFU)

 

Der NABEL-Jahresbericht 2019
Seit Ende der 1980er Jahre haben die Konzentrationen von Feinstaub und darin enthaltenen Schwermetalle deutlich abgenommen. Der eben publizierte NABEL- Jahresbericht 2019 zeigt bei allen Schadstoffen eine Abnahme der Luftbelastung. Heute ist zum Beispiel rund fünfzigmal weniger Blei im Feinstaub enthalten als vor dreissig Jahren, und auch Belastung mit anderen Schwermetallen ist rückläufig. Die Luft ist also sauberer geworden – aber noch nicht bei allen Schadstoffen.
So wurden für Ozon im Jahr 2019 an allen NABEL-Stationen die Grenzwerte überschritten. Für lungengängigen Feinstaub (PM10 und PM2.5) und Stickstoffdioxid wurden die Immissionsgrenzwerte direkt an stark befahrenen Strassen teilweise überschritten. An allen NABEL-Stationen wurden die Grenzwerte für weitere Luftschadstoffe wie zum Beispiel Schwefeldioxid oder Kohlenmonoxid eingehalten.
Diese Messungen bestätigen, dass weitere Massnahmen zur Verminderung der Schadstoffemissionen nötig sind. Insbesondere der Ausstoss von Ammoniak, Stickoxiden, flüchtigen organischen Verbindungen, lungengängigem Feinstaub sowie krebserregenden Stoffen (z. B. Dieselruss oder Benzol) muss noch weiter gesenkt werden. Dabei sollen die technischen Möglichkeiten zur Emissionsminderung bei allen Quellen ausgeschöpft werden.

NABEL – Nationales Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe
Das NABEL (Nationales Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe) mit seinen 16 Messstationen, betrieben durch BAFU und Empa, dient der Erhebung von Stand und Entwicklung der Luftverunreinigung in der ganzen Schweiz. Die Messungen des NABEL umfassen die wichtigsten Luftschadstoffe, welche die menschliche Gesundheit oder die Umwelt schädigen können, seien sie gas- oder partikelförmig oder im Niederschlag enthalten. Primär werden jene Luftschadstoffe gemessen, die in der schweizerischen Luftreinhalte-Verordnung geregelt sind, oder im Rahmen von internationalen Luftreinhalte-Abkommen erhoben werden müssen (z.B. Stickstoffdioxid, Ozon, Feinstaub, Ammoniak, etc.).

Öffentlicher Verkehr trägt dazu bei, Energie zu sparen und CO2-Ausstoss zu senken

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) setzt sich dafür ein, dass der öffentliche Verkehr einen substanziellen Beitrag zum Energiesparen und zur CO2-Reduktion leistet. Es hat dazu in den letzten sieben Jahren 100 Projekte lanciert. Ziel ist, rund 600 Gigawattstunden pro Jahr einzusparen – Strom für 150'000 Haushalte.

Innovation und Energiethemen müssen sich nicht ausschliessen. (Bild: Unsplash)

Seit dem Start 2013 sind im Rahmen von ESöV 100 Projekte lanciert worden; 46 Projekte sind bereits abgeschlossen, 54 noch in Bearbeitung. Der Bund stellt Fördergelder für Forschungsprojekte bereit, welche die Basis schaffen für die Energiesparmassnahmen der Transportunternehmen. Der Bund übernimmt bis zu 40 Prozent der Kosten der Forschungsprojekte. Bis jetzt konnten Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von knapp 35 Millionen Franken ausgelöst werden. Davon wurden knapp 23 Millionen von den Transportunternehmen aufgebracht. «Dies zeugt vom Engagement der Branche für einen energiesparenden, innovativen und nachhaltigen öffentlichen Verkehr», sagte Rudolf Sperlich, Vizedirektor des Bundesamts für Verkehr (BAV), heute an einem Medienanlass in Biel. Das BAV fördert Vorhaben bei allen öffentlichen Verkehrsmitteln: Eisenbahn, Trams, Busse, Seilbahnen und Schiffe.

Vorbildliche Verkehrsbetriebe

Ein exemplarisches Projekt ist die Rückgewinnung der Bremsenergie bei der Standseilbahn Biel-Magglingen. Die Verkehrsbetriebe Biel (VB) haben einen Batteriespeicher eingebaut und die Anlagensteuerung angepasst. Dank der Rekuperation wird bis zu 80 Prozent der Bremsenergie gespeichert und steht anschliessend für die nächste Fahrt zur Verfügung. Das Vorhaben wurde mit den Firmen Frey AG Stans und Doppelmayr-Garaventa Group unter der Leitung der Hochschule Luzern, Technik und Architektur, realisiert. Zusätzlich ist seit Anfang September eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Bergstation in Betrieb. Auch deren Energieproduktion kann in Batterien für den Bahnbetrieb gespeichert werden.

Das BAV steuerte für die entsprechenden Forschungsarbeiten 80’000 Franken bei. Insgesamt stehen für ESöV-Projekte bis zu 3 Millionen Franken jährlich für weitere Forschungsarbeiten zur Verfügung. In den kommenden Jahren wird es in erster Linie darum gehen, die bisher gewonnenen Erkenntnisse breiter bekannt zu machen und die Umsetzung voranzutreiben. (Quelle: BAFU)

Rückschau zur WASTEvision 2020 zum Thema „Urban Mining – Ressourcen aus Abfall“

Am 18. September zählte die WASTEvision 2020 ein rundes Jubiläum, allerdings drehte an der Fachtagung einmal mehr um den Kern der Sache, um die Aufbereitung und Entsorgung von "Abfällen in der Umwelt".

Als Lokalität der WASTEvision 2020 diente in diesem Jahr das Eventhouse Rapperswil. Auf Grund der Massnahmen gegen COVID-19 war die Teilnehmerzahl beschränkt. (Bild: zVg)

Am 18. September 2020 führte die Umtec Technologie AG in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik UMTEC der OST – Ostschweizer Fachhochschule die WASTEvision 2020 zum zehnten Mal durch. Nach einer kurzen Einführung übergab Reto Vincenz, Geschäftsführer der Umtec Technologie AG, das Wort an den ersten Referenten, Rainer Bunge, von der Fachstelle Rohstoffe und Verfahrenstechnik des Instituts UMTEC. Er erläuterte anhand der Kunststoffmassenströme in der Schweiz, wo vermeidbare und wo unvermeidbare Leckagen von Kunststoff in die Umwelt existieren. Dabei wurde deutlich, dass bei diesen Leckagen zwischen „lästig / unästhetisch“ und „toxikologisch relevant“ unterschieden werden muss.

Psychologische Ursachen des Littering 

In der Folge beleuchtete Ralph Hansmann, Umweltpsychologe der ETH Zürich, die Problematik des Littering und zeigte auf, wie komplex die psychologischen Ursachen dahinter sind. Als Massnahmen gegen das Littering erzeugen denn auch humorvolle und umweltorientierte Kampagnen einen deutlich besseren Effekt als solche mit autoritärem Inhalt.

Nach der Kaffeepause referierte Dominik Egli, Leiter der Stadtreinigung Basel, über die alltägliche Littering-Situation an den Hotspots in der Stadt Basel. Die gelitterten Abfallmengen können zwar sehr gross sein, trotzdem ist das Problem für die Stadtreinigung handhabbar, und der Sauberkeitsindex für die Stadt Basel ist gut. Ein Zielkonflikt besteht allerdings beim illegalen Hausmüll, der teilweise in der Öffentlichkeit entsorgt wird. Nora Steimer, Geschäftsführerin der IG Saubere Umwelt legte dar, wie wirksame Massnahmen gegen Littering aussehen können.

Besonders effektiv ist es dabei, immer wieder von Neuem Massnahmen zu ergreifen, und dabei einen geeigneten Mix unterschiedlicher Massnahmen einzusetzen. In der Folge berichtete Richard Nyffeler von der Entsorgung St. Gallen aus dem Leben eines Abfallcontrollers. Das Spektrum seiner Erfahrungen reicht dabei von bewusst oder unbewusst falsch entsorgtem Hauskehricht bis hin zu illegalen Deponien in der Natur. Als ganz spezielle Erlebnisse konnte er von einem entsorgten Boot in einem Waldtobel berichten und von einem Kühlschrank, der an eine Autobahnbrücke gehängt worden war…

Die Mittagspause wurde nicht nur für die Verpflegung, sondern auch für angeregten Diskussionen unter den Teilnehmenden und den Referenten/-Innen genutzt, natürlich unter Berücksichtigung des COVID-19-Schutzkonzepts. In der Folge berichtete Thomas Bucheli, Leiter Forschungsgruppe Umweltanalytik von Agroscope, über Plastikströme in der Schweizer Landwirtschaft. Dabei handelt es sich oft um beabsichtige Anwendungen mit einem Mehrnutzen, ganz im Gegensatz zu gelittertem Kunststoff, der absolut unerwünscht ist.

Den Abschluss der Referate machte Andreas Utiger, Geschäftsführer Biomasse Suisse. Er erklärte, wie Kunststoffe in unseren Bioabfall gelangen, und was für Massnahmen zur Steigerung der Grüngutqualität ergriffen werden können. Mit den interessanten Fachbeiträgen der Referentinnen und Referenten war die Basis für eine engagierte Diskussion zur Abrundung der Tagung gelegt. Dabei wurden verschiedene Fragen der Teilnehmer/-Innen durch die Experten/-Innen diskutiert und beantwortet.

Die WASTEvision 2020 war ein voller Erfolg. Deshalb freuen sich die Veranstalter bereits auf die WASTEvision 2021 am 24. September des kommenden Jahres

www.wastevision.ch

Erstmals gewinnt eine Bank den Swiss Ethics Award

Der Swiss Ethics Award wurde am 23. September 2020 vom Swiss Excellence Forum zum 9. Mal verliehen. Mit dem Award werden Projekte ausgezeichnet, die im Bereich der Wirtschaft neue ethische Massstäbe setzen.

Die ABS (siehe Mitte) hat sich mit ihrem Projekt „Klima-Aktive ABS“ gegen die mitnominierten Arbofino AG (links), Forma Futura Invest AG (rechts), Reckhaus AG (fehlt auf Bild) und Vatorex AG (zweite von rechts) durchgesetzt. (Bild: ernstkehrli.ch)

Zum ersten Mal wird eine Bank mit dem Swiss Ethics Award ausgezeichnet. Die Alternative Bank Schweiz (ABS) zeigt, dass mit hohem ethischem Engagement erfolgreich Banking betrieben werden kann. Die sozial und ökologisch orientierte Bank wurde 1990 gegründet und wird heute von über 7500 Aktionärinnen und Aktionären getragen. Das Gewinnerprojekt der ABS zielt auf den Klimaschutz und zeigt die bedeutende Rolle der Finanzflüsse auf.

Der Betrieb einer Bank verursacht nur wenig direkte CO2-Emissionen. Die Geldströme hingegen, die von Banken verwaltet werden, haben eine massive Auswirkung.

Transparenz 

Die ABS hat sich mit diesem Thema befasst und zeigt auf, wie Klimaschutz im Bankgeschäft angewandt und umgesetzt werden kann. In ihren Anlage- und Kreditrichtlinien hat sie Ausschluss- und Förderkriterien definiert für Bereiche, in welche sie nicht investieren will. So werden beispielsweise Unternehmen ausgeschlossen, die massgeblich zum Klimawandel beitragen. Klimaschädliche Branchen werden ausgeschlossen. Wertpapiere von Ländern, die den Klimaschutz missachten und sich nicht zu den internationalen Klimazielen bekennen, werden nicht berücksichtigt. Gefördert werden hingegen Geschäftsfelder, die eine positive Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt ermöglichen.

Als erste Schweizer Bank veröffentlichte die ABS 2016 den CO1-Fussabdruck ihrer Anlagen und zeigt transparent auf, wie sie mit dem Anlagegeschäft einen Beitrag zu einer klimafreundlichen Wirtschaft leistet. Für dieses umfangreiche Engagement im Bereich des Klimaschutzes wurde sie von der Jury mit dem Swiss Ethics Award ausgezeichnet.

www.swiss-excellence-forum.ch

 

AefU lehnen Holzlager im Wald ab

Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz AefU sind strikte gegen den Einsatz von Insektiziden im Wald. Die geplante Anpassung der Waldverordnung provoziert das genaue Gegenteil. Sie will im Waldgrosse Rundholzlager zulassen. Gefällte, ungeschälten Nadelholz-Stämme im Forst sind jedoch anfällig auf den Borkenkäfer.

Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz sehen Risiken darin, gerodete, herumliegende Bäume mit Insektenschutzmittel präventiv besprayen. (Bild: depositphotos)

Wie aus der AefU-Medienmitteilung zu entnehmen ist, lagern vielerorts heute schon gefällte Baumstämme (sogenannte Polter) entlang den Waldstrassen, bis sie in den Sägereien zur Verarbeitung an der Reihe sind (v.a. Fichten). Der Wald sei also bereits ein Gratislagerplatz für die Holzindustrie, die damit Platz und Kosten spart. Eine Anpassung in der Waldverordnung soll nun zu Gunsten der Holzindustrie auch grosse Rundholzlager zulassen. „Dies im Wissen darum, dass das den (Mehr-)Einsatz von Insektengift nötig machen kann“, heisst es in der Mitteilung weiter. 

Im Wald gelagerte, ungeschälte Fichten-Baumstämme sind besonders in trockenen Sommer eine Einladung an den Borkenkäfer (Buchdrucker). Sie werden daher oft präventiv mit Insektengift bespritzt (sogenannte Rundholzspritzung). Dies zuweilen sogar mit verbotenen Mitteln (vgl. OEKOSKOP 1/19, «Hochgiftige Insektizide im Schweizer Wald»).

Schälen oder raus aus dem Wald

Umweltgefährdende Stoffe sind im Wald grundsätzlich verboten. Ausnahmen sieht das Umweltschutzgesetz höchstens vor, wenn alternative Massnahmen ausgeschöpft sind. Diese sind einfach: Wird die Rinde von den Stämmen geschält, so sind diese für den Käfer nicht mehr attraktiv. Oder die Stämme kommen in ein Lager ausserhalb des Waldes. Beides scheut die Industrie aus Kosten- und Platzgründen. Der Insektizideinsatz erfolgt dann nicht selten ohne die nötige Bewilligung, wie AefU-Recherche zeigten. Es besteht ein grosses Defizit beim Vollzug des Verbotes.

Black Box Rundholzlager

Ausserdem sind die vorgeschlagenen Rundholzlager in keiner Weise definiert. Weder hinsichtlich Standort, Verkehrsaufkommen, Fläche oder Volumen gibt es verbindliche Vorgaben. Das alles bliebe im Ermessen der Gemeinden als Bewilligungsbehörden. Die Lagerflächen dürften – mitten im Wald – versiegelt werden. Dies sogar mit Teer, einem giftigen Material, das andernorts kaum mehr eingesetzt wird. Solche Lager wären offensichtlich Industrieflächen, die aber sind im Wald verboten.

 

Hintergrundinformationen:

·        Künftig noch mehr Gift im Wald? (OEKOSKOP 3/19) http://www.aefu.ch/fileadmin/user_upload/aefu-data/b_documents/oekoskop/Oekoskop_19_3.pdf#page=4

·        Insektizide schaden dem Wald – und seinem Image (OEKOSKOP 2/19) http://www.aefu.ch/fileadmin/user_upload/aefu-data/b_documents/oekoskop/OEKOSKOP_19_2.pdf#page=4

·        Hochgiftige Insektizide im Schweizer Wald (OEKOSKOP 1/19, auf Deutsch) http://www.aefu.ch/fileadmin/user_upload/aefu-data/b_documents/oekoskop/OEKOSKOP_19_1.pdf#page=4

Schweizer Gebäudeprogramm spart 5,4 Mia. kWh und 1,2 Mio. t CO2 ein

Das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen ist ein wichtiges Förderinstrument der Schweizer Energie- und Klimapolitik. 2019 wurden rund 265 Millionen Franken Fördermittel ausbezahlt, ein Viertel mehr als im Vorjahr.

 

Das Gebäudeprogramm motiviert nicht nur Energie zu sparen. (Quelle: „obs/Das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen“)

Das Gebäudeprogramm erzielte 2019 wiederum einen positiven Beschäftigungseffekt von 2100 Vollzeitäquivalenten und etwa 82 Mio. Fr. zusätzlicher inländischer Wertschöpfung.

Am meisten Beiträge gingen an Wärmedämmprojekte (133 Mio Fr). Das grösste Wachstum verzeichneten im Berichtsjahr Systemsanierungen (+70 auf 60 Mio. Fr.). Über ihre Lebensdauer reduzieren die im Jahr 2019 dank Fördergeldern umgesetzten Massnahmen den Energieverbrauch des Schweizer Gebäudeparks um 5,4 Milliarden Kilowattstunden und den CO2-Ausstoss um rund 1,2 Millionen Tonnen CO2.

Gebäudehüllen- und Systemsanierungen am meisten nachgefragt

Insgesamt wurden im Berichtsjahr rund 265 Mio. Fr. Fördergelder ausbezahlt (2018: 211 Mio). Den grössten Anteil machen mit 133 Mio. Fr. Wärmedämmprojekte aus. An zweiter Stelle folgen mit 60 Mio. Fr. Systemsanierungen, wobei die umfassende Sanierung der Gebäudehülle oft einhergeht mit einem Heizsystemwechsel. Haustechnikprojekte, darunter fallen Heizungswechsel, Solar- und Lüftungsanlagen, wurden mit 35 Mio.Fr. gefördert. Es wurden 4100 fossile Systeme durch Heizsysteme mit erneuerbarer Energie ersetzt, am häufigsten durch eine Wärmepumpe. Indirekte Massnahmen in den Bereichen Information/Kommunikation, Bildung und Qualitätssicherung wurden im Berichtsjahr mit 10 Mio. Fr. gefördert.

Energieverbrauch und CO2-Emissionen reduziert

Die im Berichtsjahr geförderten Massnahmen sparen über ihre Lebensdauer 5,4 Milliarden kWh und 1,2 Mio. t CO2 ein. Mit 205 Fr./t CO2 ging die erzielte Wirkung gegenüber dem Vorjahr zurück (159 Fr/t CO2). Dies liegt unter anderem daran, dass seit 2019 höhere Fördersätze gewährt werden, um die heute tiefe Sanierungsrate zu steigern. Eine höhere Sanierungsrate ist nötig, damit die Schweiz ihre Energie- und Klimaziele im Gebäudebereich erreicht. Die höheren Fördersätze reduzieren jedoch die Wirkung pro Förderfranken über die Lebensdauer einer Massnahme. Ein weiterer Grund ist die Zunahme bei den Systemsanierungen. Wegen der höheren Investitionskosten ist die Wirkung von Systemsanierungen pro eingesetztem Förderfranken tiefer als bei Einzelmassnahmen. Und letztlich wurden für indirekte Massnahmen mehr Förderbeiträge ausgeschüttet. Für diese lässt sich keine direkte Wirkung berechnen.

Die Details zu den Resultaten und Wirkungen des Gebäudeprogramms sowie zu den Ausschüttungen in den einzelnen Kantonen finden sich im neuen Jahresbericht 2019 unter: www.dasgebaeudeprogramm.ch/jahresbericht

 

Über Das Gebäudeprogramm

Gebäude sind für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs der Schweiz und einen Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Über eine Million Häuser sind nicht oder kaum gedämmt und damit energetisch dringend sanierungsbedürftig. Zudem werden zwei Drittel der Schweizer Gebäude heute noch immer fossil oder elektrisch beheizt. Mit dem seit 2010 bestehenden Gebäudeprogramm wollen Bund und Kantone den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss des Schweizer Gebäudeparks erheblich reduzieren. Das Gebäudeprogramm ist damit ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Energie- und Klimapolitik.

Das Gebäudeprogramm wird über teilzweckgebundene Mittel aus der CO2-Abgabe und aus Fördergeldern der Kantone finanziert. Es unterstützt Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs oder des CO2-Ausstosses von Liegenschaften. Gefördert werden etwa die Wärmedämmung der Gebäudehülle, der Ersatz fossiler oder elektrischer Heizungen durch Heizsysteme mit erneuerbaren Energien oder durch den Anschluss an ein Wärmenetz, umfassende energetische Sanierungen oder Sanierungen in grösseren Etappen sowie Neubauten im Minergie-P-Standard.

Die Kantone legen individuell fest, welche Massnahmen sie zu welchen Bedingungen fördern. Die Basis dafür bildet das Harmonisierte Fördermodell der Kantone (HFM 2015).

UBS empfiehlt künftig nachhaltige Anlagen

Die UBS wird global investierenden Privatkunden fortan bevorzugt nachhaltige Vermögensanlagen empfehlen. Die Pandemie habe unterstrichen, dass Nachhaltigkeitsaspekte nicht mehr ignoriert werden können, so die UBS. Zudem erwartet die Bank, dass sich solche Anlagen besser entwickeln als traditionelle.

Nachhaltige Investitionen UBS
UBS sieht höhere Renditen bei nachhaltigen Portfolios. (Bild: Unsplash)

UBS, weltweit führender Vermögensverwalter und Verwalter nachhaltiger Anlagen, hat heute bekannt gegeben, fortan nachhaltige Investitionen als bevorzugte Lösung an global investierende Kunden weiterzugeben. UBS verwaltet nachhaltige Kernanlagen im Gesamtwert von 488 Milliarden USD (Quelle: 2019 UBS Sustainability Report). Es sei, so heisst es in der Medienmitteilung vom 10. September, das erste global führende Finanzinstitut, welches diese Empfehlung ausspricht.

und Kunden, die weltweit investieren, eine starke Diversifizierung bietet, auch wenn traditionelle Investments unter gewissen Umständen weiterhin die passendste Lösung bleiben werden. Die wichtigsten nachhaltigen Indizes haben sich demnach seit Jahresbeginn besser entwickelt als traditionelle Äquivalente.

Nachhaltigkeitsaspekte nicht mehr zu ignorieren 

„Die Präferenzverschiebung hin zu nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen steht erst am Anfang“, so Iqbal Khan, Ko-Präsident des UBS Global Wealth Managements. „Wir glauben, dass sich nachhaltige Anlagen für Privatkunden als eine der attraktivsten und langfristigsten Investitionsmöglichkeiten dieser und auch der kommenden Jahrzehnte erweisen werden.“

COVID-19 habe „ein Ausrufezeichen hinter die wichtigsten Verschiebungen im Finanzdienstleistungssektor dieser Generation gesetzt“, kommentiert Tom Naratil, Ko-Präsident des UBS Global Wealth Managements und Präsident UBS Americas. „Die Pandemie hat die Verwundbarkeit und Verflechtung unserer Gesellschaften und Branchen in den Fokus der Anleger gerückt und gezeigt, dass Nachhaltigkeitsaspekte künftig nicht mehr ignoriert werden können.“

Die UBS wolle ihre Kundschaft dabei unterstützen, „neue Chancen zu nutzen und die Risiken des 21. Jahrhunderts intelligenter zu managen“, sagt Huw van Steenis, Chair UBS Sustainable Finance Committee und Senior Advisor to the CEO. „Nachhaltiges Wirtschaften hat sich inzwischen als Standard etabliert und stellt sowohl für unsere Kunden wie auch für die strategischen Wachstumschancen der UBS eine Schlüsselkomponente dar.“

www.ubs.com

Rückschau auf die 1. Circular Economy Tagung der Kyburz

Martin Kyburz, Gründer und CEO des Zürcher Unterländer Elektromobilherstellers KYBURZ Switzerland AG, möchte Brücken für die Kreislaufwirtschaft bauen. An der ersten interdisziplinären Circular Economy Tagung vom 4. September gab es auch eine weitere Premiere. 

 

Der renommierte Arzt und Autor Christian Larsen übertrug medizinische Erkenntnisse auf das Ökosystem. (Bild: Kyburz)

Die Überzeugung von Martin Kyburz, Geschäftsführer von KYBURZ: „Positive Veränderungen in Richtung Kreislaufwirtschaft können sich nur durchsetzen, wenn Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen zusammenkommen und komplexe Zusammenhänge fachübergreifend diskutieren.“ Deshalb hat Martin Kyburz die Circular Economy Tagung ins Leben gerufen.

Der Unternehmer will einen Beitrag zu einem glücklichen Zusammenleben in einer gesunden Umwelt leisten. Die interdisziplinäre Veranstaltung in Freienstein richtet sich an alle, die an einer nachhaltigen Lebensführung und einer ressourcenschonenden Wirtschaft interessiert sind.

Bei der Premiere am 4. September war die Teilnehmerzahl wegen dem Coronavirus auf 100 Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen beschränkt.

Effektivität geht über Effizienz

Das erste Referat der Tagung machte deutlich, dass für positive Veränderungen radikale Massnahmen nötig sind. Der renommierte Arzt und Autor Christian Larsen übertrug medizinische Erkenntnisse auf das Ökosystem. «Wir können das Rad zurückdrehen, aber nur wenn die Massnahmen radikal genug sind», sagte Larsen. Da wir keine Notfallchirurgie am Planeten durchführen können, sei es höchste Zeit, therapeutische Methoden zu entwickeln, um den Klimawandel zu bekämpfen und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Dabei betonte Larsen, dass uns Effektivität weiterbringt als Effizienz. Es gehe nicht darum, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit tun, sondern das richtige zur richtigen Zeit.

Der Chemiker und Verfahrenstechniker Michael Braungart war sich in diesem Punkt mit Christian Larsen einig: «Die Natur ist nicht effizient, aber effektiv», sagte der schwäbische Wissenschaftler in seinem humorvollen, aber auch sehr kritischen Referat. Ein Kirschbaum zum Beispiel produziere rund 100’000 Blüten, wovon nur jede Hundertste zu einer Kirsche werde. Diese vermeintliche Verschwendung ist jedoch verblüffend nützlich: Die Blüten bilden Humus, lassen den Baum wachsen – und tragen so viel zum ökologischen Kreislauf bei.

Der Wandel fängt beim Einzelnen an

«Wir brauchen keine klimaneutralen Lösungen, sondern solche, die gut fürs Klima sind», gab Michael Braungart zu bedenken. Bei vielen nachhaltigen Initiativen gehe es lediglich um Müllvermeidung, doch das reiche nicht aus. Vielmehr müssten Produkte konsequent für Kreisläufe produziert werden. Diese Stossrichtung hat auch das Cradle-to-Cradle-Prinzip, das Braungart Ende der 1990er-Jahre entwickelt hat. Die Idee dahinter: möglichst viele Rohstoffe als biologische oder technische «Nährstoffe» in den Kreislauf zurückführen. Das ist heute aber nur selten der Fall: «Aus den 46 Stahllegierungen eines Mercedes wird einfacher Betonstahl», so Braungart.

Bestsellerautor Matthias Binswanger hinterfragte darauf das Erfolgsprinzip Wachstum. Der Professor für Volkswirtschaftslehre zeigte die Triebfedern hinter der kapitalistischen Ökonomie auf. Die folgenden Referate machten noch einmal deutlich, dass der Wandel zum Positiven beim Individuum anfängt: Die Ernährungsberaterin Laura Koch führte vor Augen, wie wir mit unserer Ernährung nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die unseres Planeten beeinflussen. Der Energiepsychologe Reto Wyss gab den Zuhörern ein Rezept zum Stressabbau an die Hand. Zum Abschluss lieferten Rolf Widmer und Marcel Gauch von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa eindrückliche Fakten zum Rohstoff- und Energieverbrauch im Individualverkehr.

Breite Palette an Workshops

Am Nachmittag standen schliesslich sieben Workshops zur Auswahl. Während einige Teilnehmer Sensoren für die Feinstaubmessung bauten, fuhren andere mit den Dreiradrollern von KYBURZ in das Weingut von Prisca und Andreas Schwarz, um mehr über den naturnahen Weinbau zu erfahren. Gault-Millau-Koch David Krüger brachte kulinarisch Interessierten das Konzept «Age Food» näher und im Rahmen des Workshops von KYBURZ-Projektleiter Olivier Groux wurde die neue Inhouse-Anlage für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien eingeweiht.

So feierte KYBURZ am selben Tag gleich zwei Premieren: die erste Ausgabe der Circular Economy Tagung und die neue Batterie-Recycling-Anlage. Sowohl der Veranstalter als auch die Teilnehmer kamen der Kreislaufwirtschaft damit ein gutes Stück näher.

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IFAT: Umweltexpertise aus aller Welt digital vernetzt

Drei Tage voller Geschäftskontakte und Wissenstransfer – das war der erste komplett digitale IFAT impact Business Summit vom 8. bis 10. September 2020. Vielfältige Technologien von Recycling bis Wasser-Management wurden präsentiert, virtuelle 1:1-Gespräche geführt und Wege zu einer echten Kreislaufwirtschaft diskutiert.

Ein Bild der Eröffnung des IFAT impact Business Summits 2020. (Bild: IFAT)

 

„Die Corona-Pandemie zwingt uns alle, neue Wege zu gehen – wir haben jetzt den ersten digitalen IFAT impact Business Summit realisiert“, erklärt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München. Die drei Tage des Events waren dicht gepackt mit B2B-Networking und Wissenstransfer für die internationale Umweltbranche. „Auch 2021 wollen wir wieder digitale Formate anbieten. Zudem starten die Vorbereitungen für die IFAT 2022, Unternehmen können sich wieder als Aussteller anmelden“.

Digitale Interaktion auf vielen Ebenen

Fundament des digitalen Summit war das IFAT Ausstellerportal mit mehr als 3.000 gelisteten Unternehmen sowie ihren Produkten und Lösungen. Während des Events fanden 154 Produktpräsentationen statt und mehr als 1.400 1:1-Meetings konnten gebucht werden. Parallel dazu lief ein Konferenzprogramm mit 20 Sessions und rund 70 Speakern. Einen Großteil davon realisierten die Partner der IFAT sowie die IFAT-Spin-offs aus China, Indien und Afrika. Rund 2.100 Teilnehmer aus 104 Ländern nutzten die verschiedenen Angebote des Summits.

Von Joghurtbechern, Afrika-Einblicken und Künstlicher Intelligenz

Wege zur Kreislaufwirtschaft waren ein zentrales Thema, so auch bei der Lösungstour „Vom Joghurtbecher zum neuen recycelten Produkt“. Die Experten machten drei Top-Maßnahmen fest: Recyclinggerechteres Design der Produkte, Sensibilisieren der Endverbraucher für eine bessere Vorsortierung und Quotenvorgaben seitens der (EU-)Politik, damit mehr Recyclingware in Plastikneuprodukte einfließen kann. „Plastik ist notwendig für unser Leben. Es fragt sich nur, wie wir damit umgehen“, meinte Michael Perl von der SeSoTec GmbH.

Daneben gab es zahlreiche Einblicke in internationale Märkte, so auch zu Afrika: „Afrika leidet nicht unter Wassermangel“, sagte Sylvain Usher, Geschäftsführer der African Water Association (AfWA). „Das Problem ist, dass das Wasser aufgrund vieler Lecks oder illegaler Ausleitungen nicht beim Verbraucher ankommt. Der Kampf gegen Wasserverluste ist daher eines der zentralen Anliegen des afrikanischen Wassermanagements.“

Interessant auch Aussagen zur Künstlichen Intelligenz in der Umweltbranche: „Den unmittelbarsten und stärksten Einfluss hat Künstliche Intelligenz im Greentech-Bereich beim Management des Klimawandels und bei der Kreislaufwirtschaft“, sagte Dr. Philipp Gerbert, Direktor bei appliedAI, Deutschlands führender Initiative für Künstliche Intelligenz (KI). Allerdings müsse die KI zunächst ihren eigenen CO2-Fußabdruck durch Emissionen aus dem Stromverbrauch der Rechenzentren eliminieren. Prof. Dr. Ralf Boris Wehrspohn, Vorstand bei der Fraunhofer-Gesellschaft, verwies unter anderem auf die vielen potenziellen Anwendungen in der Wasserwirtschaft, sei es Online-Monitoring von Trinkwasser, wirtschaftlichere und resiliente Kläranlagen oder nachhaltiges Wassermanagement in Städten.

Inhalte aus der Konferenz werden in Kürze auf der Website der IFAT zur Verfügung stehen:

www.ifat.de

 

 

Swiss Green Economy Symposium 2020: Mit Dialog und Eigensinn zur Nachhaltigkeit

Im Mittelpunkt am 7. Swiss Green Economy Symposium 2020 standen die Themen Strategiefindung, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und der nachhaltige Weg aus der Krise auf dem Programm.

 

Stets objektiv: die Moderatoren am SGES 2020 Sonja Hassler und Dominique Reber. (Bild: Michael Merz)

In seiner Begrüssungsrede zum Swiss Green Economy Symposium 2020 zeigte der Stadtpräsident von Winterthur, wie die zweitgrösste Stadt des Kantons Zürich nachhaltige Stadtentwicklung interpretiert: «Viel Inspiration, Neugierde und Interesse an Kooperationen. All dies brauchen wir für erfolgreiche Innovationen», läutete Michael Künzle das Swiss Green Economy Symposium ein. Als nächsten Programmpunkt diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung, wie sich Digitalisierung und visionäres Denken für Nachhaltigkeit nutzen lässt.

So zeigte sich etwa, wie Unternehmen mittels Blockchain-Technologie nachhaltiger wirtschaften und welche Chancen 5G – Stichwort CO2-Reduktion (siehe sonst auch eine Gegenüberstellung unter „Divergierende Risikobewertungen im Bereich Mobilfunk„) – bietet. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Veranstaltungen wie das Swiss Green Economy Symposium wichtig sind, um miteinander Silodenken überwinden und gemeinsam innovative Ideen entwickeln zu können.

 Preise gehen an EMPA-Holz-Team und ZHAW-Studierende

Professor Ingo Burgert von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa verdeutlichte, welche Faszination mit dem Material Holz verbunden sein kann. Er und sein WoodTec-Team der Empa erhielten den SDG-Unternehmens-Award des Swiss Green Economy Symposiums. Mit der Preisvergabe würdigte das Swiss Green Economy Symposium die Forschenden für ihre Leistung rund um das Thema nachhaltiges Bauen mit Holz. Weitere Preise gingen an ZHAW-Studierende für ihre herausragenden Bachelor- und Masterarbeiten. Auf der Bühne zeigten sich die jungen Menschen sichtlich erfreut über den Award und der von Professor Jean-Marc Piveteau, Rektor ZHAW, gehaltenen Laudatio.

Nach einem Kurzfilm zum Thema Food Waste und einer Networking-Pause stand der nächste Programmpunkt des Morgens an: «Jetzt durchstarten mit der Kreislaufwirtschaft». In den Referaten und Panel-Diskussionen zeigten die Teilnehmenden anhand konkreter Beispiele, etwa Abfallverwertungsanlagen, Plastic-Recycling oder Zementproduktion, wie Kreislaufwirtschaft eine Wachstumschance sein kann. Richtig umgesetzt, kann sie neue Arbeitsplätze schaffen und die Umweltbelastung reduzieren helfen.

Nachhaltig aus der Krise

Bevor es zum wohlverdienten Lunch ging, zeigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nochmals volle Aufmerksamkeit. Auf der Bühne – und später auch im persönlichen Gespräch – diskutierten sie, wie sich nachhaltige Wege aus der Krise finden lassen. Klar zeigte sich etwa, wie sich mittels Technologie das Gesundheitssystem verbessern lässt und wie Holz auf der Baustelle andere Materialien wie Beton nachhaltig ergänzt.

Am Nachmittag teilten sich die Besucher auf. Sie wählten zwischen zahlreichen Innovationsforen, in denen über so unterschiedliche Themen wie hochtechnologische Lebensmittel, Impact Investing, Kehrichtschlacken und autonome Fahrzeuge vertieft diskutiert werden konnte. Im Innovationsforum zu Smart Cities, als Beispiel eines dieser Foren hier kurz vorgestellt, standen zuerst Pilotprojekte aus Winterthur (z.B. Klimasimulation Lokstadt, Datengenerierung durch Fuss-/Veloverkehr-Förderaktion, Elektrosammelfahrzeug) im Fokus. Auch zu Aktivitäten aus anderen Schweizer und ausländischen Städten, der Wirtschaft und der internationalen Organisationen konnten die Teilnehmenden viel lernen und rege diskutieren.

Beliebtes Thema: „Smart Cities“ 

Aufgrund des grossen Interesses am Thema Smart Cities erstreckte sich das Innovationsforum auch auf den Folgetag, der von der niederländischen Botschaft eröffnet wurde und damit die Zusammenarbeit mit dem Partnerland unterstrich. Der zweite Tag des Innovationsforums Smart Cities bot eine Dialogplattfom für die nationalen Verbände Smart City Hub Switzerland sowie Smart City Alliance und wertvolle Vernetzungsmöglichkeiten für deren Mitglieder, die konkrete Erfahrungen mit den Anwesenden teilten.

Darüber hinaus kamen auch online zugeschaltet internationale Initiativen wie «United for Smart Sustainable Cities» der ITU-UN und das Global Smart City Partnership Program der Weltbank sowie vor Ort Exportmöglichkeiten von Switzerland Global Enterprise und Förderinstrumente von SNF, Innosuisse und EnergieSchweiz für Gemeinden zu Wort. In kleineren Workshops konnten viele Smart-City-Themen angeregt vertieft und partnerschaftlich weiterentwickelt werden.

Als letztes Referat des Haupttages zeigte Regierungsrat Martin Neukom unter anderem, weshalb in Zukunft Solarfassaden an den Gebäuden Standard sein werden und weshalb die Zukunft klar nicht den Verbrennungsmotoren gehört. Nach einem intensiven, aber spannenden und inspirierenden Tag war es dann Zeit, um zum informelleren Programm überzugehen: Am Networking-Apéro konnten die Teilnehmenden nochmals alles Revue passieren lassen und offene Punkte ausdiskutieren.

Musikalisch begleitet vom JazzChur-Haustrio liessen sie den Haupttag des Swiss Green Economy Symposiums 2020 ausklingen.

www.sges.ch

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