Ukraine-Flüchtlinge: Mehr Planungssicherheit gefordert

Eine vom Schweizerischen Arbeitgeberverband in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass bereits jedes zehnte Unternehmen in der Schweiz Geflüchtete aus der Ukraine angestellt hat und die Zufriedenheit mit deren Leistung hoch ist. Die Unternehmen sehen sich aber auch mit Herausforderungen konfrontiert.

Ukraine-Flüchtlinge: Jedes zehnte Schweizer Unternehmen bietet Hand für Beschäftigung. (Bild: Unsplash.com)

Kurz nach dem Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine hat der Bundesrat entschieden, den Geflüchteten den Schutzstatus S zu gewähren. Dieser Entscheid fand breite Unterstützung in der Wirtschaft, auch vom Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV). Inzwischen sind rund 60’000 Ukraine-Flüchtlinge registriert. Etwas mehr als die Hälfte, etwa 33’000, befinden sich im erwerbsfähigen Alter. Gemäss Staatssekretariat für Migration gehen inzwischen etwa 10 Prozent der erwerbsfähigen Personen einer Arbeit nach. An einer Medienkonferenz vom 18. August 2022 begrüsste es der Schweizerische Arbeitgeberverband, dass die Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Integration der Personen aus der Ukraine in der Schweiz leisten. Die Erwerbstätigkeit ermöglicht einen strukturierten Alltag, finanzielle Unabhängigkeit und die Teilnahme am sozialen Leben während des Aufenthalts in der Schweiz. Um mehr über das Interesse, aber auch über die Herausforderungen und Bedürfnisse der Schweizer Unternehmen in Bezug auf die Anstellung von Ukraine-Geflüchteten zu erfahren, beauftragte der SAV das Forschungsinstitut Sotomo mit einer repräsentativen Unternehmensbefragung.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen wollen Ukraine-Flüchtlinge anstellen

Die Befragung zeigt, dass 56 Prozent der Unternehmen grundsätzlich ein Interesse an einer Anstellung haben und beinahe jedes zehnte Unternehmen bereits Personen mit Schutzstatus S angestellt hat. Betriebe, welche Ukraine-Flüchtlinge eingestellt haben, sind mit deren Leistungen zufrieden. Laut Umfrage bekunden die Firmen mit der Anstellung von Personen aus der Ukraine ihre Absicht, einen solidarischen Beitrag zu leisten. Als bedeutende Faktoren werden zudem die Qualität der ukrainischen Arbeitskräfte sowie deren hohe Motivation genannt.

Gleichzeitig gibt es Faktoren, die eine Anstellung erschweren. Ungenügende Sprachkenntnisse werden in diesem Zusammenhang besonders häufig genannt – besonders bei Gastrounternehmen sowie Unternehmen im Gesundheits- und Sozialwesen sind sie ein gewichtiger Grund für eine Nichtanstellung. Dies sind zugleich jene Branchen, die grundsätzlich am meisten Potenzial bei der Anstellung von ukrainischen Flüchtlingen erkennen. 62 Prozent der Unternehmen fordern auch ein höheres Engagement und verstärkte Anstrengungen von Bund und Kantonen in Bezug auf Sprachkursangebote.

Verlängerung des Aufenthaltsrechts erwünscht

Das Aufenthaltsrecht von Personen mit Schutzstatus S ist gegenwärtig auf ein Jahr befristet – die Aufenthaltserlaubnis läuft somit bei den ersten Personen bereits in rund einem halben Jahr aus. Diese Unklarheiten über das weitere Vorgehen beim Schutzstatus S verunsichern viele Unternehmen. So würden 81 Prozent der befragten Unternehmen, die bereits Anstellungen getätigt haben, eine Verlängerung des Aufenthaltsrechts für die Dauer der Anstellung begrüssen. SAV-Präsident Valentin Vogt hob anlässlich der Medienkonferenz die Relevanz der Planungssicherheit hervor: «Eine Perspektive bezüglich Aufenthalt der ukrainischen Geflüchteten in der Schweiz würde die Unternehmen dazu animieren, die Integration mittels Praktika und Lehrstellen weiter voranzutreiben oder gar zu intensivieren.»

Teilweise geben die Befragten allerdings auch an, dass es ihnen gegenwärtig schlicht an Bewerbungen von Personen aus der Ukraine mangelt. Sie fordern deshalb eine aktivere Rolle der RAV bei der Registrierung und Vermittlung von Personen mit Schutzstatus S. Dass es bei der Rekrutierung Schwierigkeiten gibt, konnte auch Judith Bellaiche, Direktorin von Swico, aus der ICT-Branche berichten. Demnach sei es für die Unternehmen ausgesprochen schwierig, direkt an die Geflüchteten zu gelangen, wobei dieser Umstand durch dezentrale und kleinräumige Verantwortlichkeiten zusätzlich erschwert werde. Teilweise hätten die Flüchtlinge auch mangelnde Kenntnisse des Schweizer Arbeitsmarktes, was es ihnen erschwere, sich auf dem Markt zu positionieren. «Hierbei wäre eine Unterstützung durch die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV sehr zu begrüssen. Sie könnten dank ihren Strukturen und den Kenntnissen des Arbeitsmarkts bei der Stellensuche Hand bieten», so Bellaiche.

Arbeitskräftemangel: Ein Tropfen auf den heissen Stein

Und vermögen Ukraine-Flüchtlinge den Fachkräftemangel etwas zu dämpfen? Es scheint, dass die Zuwanderung von Geflüchteten aus der Ukraine nur einen Tropfen auf den heissen Stein bedeutet. Nach Ansicht von gut jedem zweiten befragten Unternehmen können Personen aus der Ukraine mit Schutzstatus S aber zumindest partiell dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken. Unternehmen, die seit März dieses Jahres einen Bedarf an Arbeitskräften hatten oder noch immer haben, sehen in Personen mit Schutzstatus S häufiger eine Möglichkeit, den derzeitigen Arbeitskräftemangel in der jeweiligen Branche zu mindern. Etwas weniger Potential gegen den Arbeitskräftemangel als z.B. in der Gastro- und Gesundheitsbranche sehen dagegen Unternehmen aus der Industrie.

Quelle: Schweizerischer Arbeitgeberverband

Kampagne gegen hohes Unfallrisiko von Lernenden

Viele Schnittwunden an Händen oder Splitter in den Augen: Das Unfallrisiko von Lernenden ist fast doppelt so hoch wie jenes von ausgelernten Arbeitnehmenden. Drei Körperbereiche sind besonders gefährdet. Eine Suva-Kampagne macht auf die Gefahren bei der Berufsausbildung aufmerksam.

Unfallrisiko von Lernenden: Hände, Augen und Beine sind besonders gefährdet. (Bild: Suva)

Tausende von jungen Menschen haben Anfang August ihre Lehrzeit begonnen. Dass der Berufseinstieg nicht nur interessant, sondern auch gefährlich sein kann, zeigen die aktuellen Unfallzahlen der Suva: Bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit verletzen sich Lernende mit Abstand am häufigsten an den Händen (42 Prozent). Diese Unfälle passieren oft bei klassischen handwerklichen Tätigkeiten wie Schneiden, Hobeln oder Bohren. Bei diesen Fällen werden die Lernenden mehrheitlich geschnitten, gestochen, gekratzt oder geschürft. Am zweithäufigsten sind Verletzungen, welche die Augen betreffen (16 Prozent), wobei die Lernenden meist während der Arbeit mit Maschinen von Splittern oder Spänen aus Metall oder Holz im Auge getroffen werden. Am drittmeisten von Verletzungen betroffen sind Unterschenkel, Knöchel und Füsse (13 Prozent). Bei fast der Hälfte dieser Fälle handelt es sich um Stolper- und Sturzunfälle. Auffallend viele dieser Unfälle passieren aufgrund von Fehltritten oder Stürzen auf Treppen, weiss die Suva.

Jeder achte Lernende erleidet jährlich einen Berufsunfall

Jedes Jahr kommt es zu rund 25 000 Berufsunfällen von Lernenden, zwei davon enden tödlich. «Jährlich erleidet jeder achte Lernende einen Berufsunfall. Somit ist das Risiko zu verunfallen von Lernenden fast doppelt so hoch, wie jenes von ausgelernten Arbeitnehmenden», erklärt Reto Kellerhals. Er betreut bei der Suva die Präventionskampagne «Sichere und gesunde Lehrzeit», die auf die Unfallgefahren von Lernenden hinweist. Die Gründe für das erhöhte Unfallrisiko von Lernenden liegen auf der Hand. Meist sind sie noch unerfahren, was den Umgang mit Maschinen und Werkzeugen betrifft und unterschätzen die Gefahren am Arbeitsplatz aufgrund ihrer fehlenden Berufserfahrung. Zudem mangelt es ihnen an der Routine und einer systematischen Arbeitsweise.

Berufsbildende und Vorgesetzte haben entscheidenden Einfluss

Berufsbildende und Vorgesetzte haben spielen gemäss Suva eine entscheidende Rolle. Zum einen sind sie für die Instruktion zuständig und haben gegenüber den Lernenden eine Aufsichtspflicht. Beispielsweise indem sie darauf hinweisen, dass bei der Arbeit an Maschinen eine Schutzbrillen-Pflicht gilt. «Auch in den ersten Jahren nach dem Lehrabschluss weisen Arbeitnehmende ein erhöhtes Unfallrisiko aus. Denn auch junge Arbeitnehmende haben nach der Lehre generell noch wenig Routine in den Arbeitsabläufen und sind immer wieder mit neuen Tätigkeiten konfrontiert. Ausserdem sind ihnen teilweise die Verletzungsgefahren nicht bewusst. Darum ist es wichtig, junge Arbeitnehmende auch nach dem Lehrabschluss im Berufsalltag zu begleiten», so Kellerhals.

Zum anderen haben Berufsbildende und Vorgesetzte eine wichtige Vorbildfunktion, um aufzuzeigen wo die Gefahren am Arbeitsplatz lauern und wie man mit diesen umgeht. «Die Präventionskultur im Unternehmen hat entscheidenden Einfluss darauf, ob Lernende sich trauen bei Unsicherheiten nachzufragen oder im Gefahrenmoment Stopp zu sagen», sagt Kellerhals. Gerade Letzteres sei sehr entscheidend, um Unfälle zu verhindern.

Quelle: www.suva.ch

Unfallrisiko von Lernenden senken

SwissSkills – Gefahren hautnah erleben:
Vom 7. bis 11. September 2022 finden in Bern die Berufsmeisterschaften «SwissSkills» statt, bei denen man jungen Berufsleuten bei der Arbeit über die Schulter schauen und viele Berufe sogar selbst ausprobieren kann. Die Suva ist ebenfalls vertreten und macht mit einem Erlebnis-Parcours auf interaktive Weise Unfallgefahren live erlebbar. www.swiss-skills2022.ch 

Kampagne „Sichere und gesunde Lehrzeit“ mit folgenden Zielen:

  • Die Lernenden sagen bei Gefahr und in unsicheren Situationen STOPP und klären gemeinsam mit den Vorgesetzten die Situation.
  • Die Vorgesetzten und Berufsbildner führen alle Lernenden systematisch in die Sicherheitsregeln ihres Berufs und Betriebs ein und vertiefen dieses Wissen mit Wiederholungen der Regeln.
  • Lernende erkennen, dass ein zu hohes Risiko bei Freizeitaktivitäten zu schweren Unfällen führen kann. Mit einem angepassten Verhalten können sie sich davor schützen.
  • Alle Lernenden setzen sich im Berufsschulunterricht mit dem Thema Risiko auseinander und verbessern aktiv ihre Risikokompetenz.
  • Alle Lernenden tragen konsequent ab dem ersten Tag die Persönliche Schutzausrüstung.
  • Alle Mitarbeitenden im Lehrbetrieb sind sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und leben sicheres Arbeiten vor – während der gesamten Lehrzeit.

Arbeitgeber Mittelthurgau übernimmt Wirtschaftsforum-Patronat

Der Verband Arbeitgeber Mittelthurgau wird in Zukunft das Patronat des Wirtschaftsforum Thurgau übernehmen.

Dominik Hasler (links), Präsident Arbeitgeber Mittelthurgau, und Reinhard Frei, Leiter WFT, haben die Patronats-Vereinbarung für das Wirtschaftsforum Thurgau abgeschlossen. (Bild: Wirtschaftsforum Thurgau)

Das Wirtschaftsforum Thurgau (WFT) ist seit 25 Jahren eine der bedeutendsten und grössten Wirtschafts- und Polit-Tagungen im Thurgau. Mit der Neuausrichtung nach dem Jubiläums-Event im vergangenen Jahr konnte die Thurgauer Kantonalbank als neuen Hauptsponsor gewonnen werden. Und nun ist auch das Patronat wieder besetzt worden: Der Verband Arbeitgeber Mittelthurgau hat sich entschlossen, als Wirtschaftsverband des Bezirkes das WFT, welches in Weinfelden durchgeführt wird, zu unterstützen.

Arbeitgeber Mittelthurgau: Wichtige Wirtschaftsvertretung im Thurgau

Der Verband Arbeitgeber Mittelthurgau vertritt die Wirtschaft im Zentrum des Kantons Thurgau und verbindet 144 Firmen des Bezirks Weinfelden mit rund 7200 Mitarbeitenden. Im Zentrum steht für den Verein die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Region und Kanton. Er äussert sich auch überall dort, wo die Freiheit des unternehmerischen Handelns tangiert wird. Arbeitgeber Mittelthurgau ist auch ein wichtiger Ansprechpartner für die öffentliche Hand, namentlich der Gemeindebehörden. Der Verband ist 2014 aus der Fusion des Handels- und Industrievereins Bischofszell sowie des Arbeitgeberverbands Mittelthurgau entstanden.

Gleiche Ziele wie das WFT

Die Wahrung der Interessen, insbesondere der Verbesserung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Kanton, Orientierung über aktuelle Themen aus Politik und Wirtschaft, Förderung des Erfahrungsaustausches und der Netzwerk-Pflege stehen – neben anderen Zielen – im Vordergrund der Arbeitgeber Mittelthurgau. Dies sind auch Ziele des WFT, an dem kompetenten Rednerinnen und Redner immer wieder zu aktuellen wirtschafts-politischen Themen referieren.

WFT mit Bundesrat Maurer und Hans-Werner Sinn

Das 26. Wirtschaftsforum Thurgau wird bundesrätlichen Besuch bekommen: mit dem Finanzminister Ueli Maurer tritt erstmals ein Bundesrat am WFT auf. Mit den Professoren Hans-Werner Sinn, Monika Bütler und der RAUSCH CEO, Sandra Banholzer, hat das WFT weitere kompetente und prominente Referentinnen und Referenten verpflichten können. Sie werden zum Thema «Finanzen & Weltwirtschaft im Kontext von Krisen» den Teilnehmenden wertvolle Impulse vermitteln.

Anmeldungen und weitere Informationen: www.wft.ch

Kunststoffwerk Silac feiert 80-jähriges Jubiläum

Die Silac AG, ein Schweizer Kunststoffwerk mit Sitz in Euthal SZ, feiert das 80-jährige Jubiläum. Das inhabergeführte Familienunternehmen wird heute in dritter Generation von Peter Birchler geführt. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung, Konstruktion und den Bau von Werkzeugen sowie auf die Herstellung, Veredelung und Montage von Kunststoffspritzguss- und Duroplast-Artikeln.

Ein guter Berufsnachwuchs und motivierte, hochqualifizierte Mitarbeiter bilden das Fundament des langfristigen Erfolgs der Silac AG, die dieses Jahr das 80-Jahr-Jubiläum feiert. (Bild: zVg / Silac)

Im Frühjahr 1942 startete die Silac mit der Produktion von Kunststoffknöpfen in einem alten Schulhaus in Oberiberg. Nur zwei Jahre nach der Gründung benötigte das Unternehmen mehr Platz und zog nach Euthal um. Nach Kriegsende erweiterte das Unternehmen sein Angebot mit hydraulischen Pressen, Pressautomaten und leistungsstarken Thermoplast-Spritzmaschinen. Fortan konnten gefragte Duroplast- und Thermoplast-Erzeugnisse wie Dosen, Deckel, Schraub-, Flaschenverschlüsse und Möbelgriffe produziert werden. Silac entwickelte sich so rasch zu einem wichtigen regionalen Arbeitgeber.

Vom Produzent von Kunststoffknöpfen zum Hightech-Betrieb

Die Firma erkannte früh das Potenzial gut ausgebildeter Mitarbeiter und war von Anfang an bestrebt, auch junge Leute anzuwerben. Bereits 1960 konnten die ersten Mechaniker-Lehrlinge im Betrieb aufgenommen werden. Dies war für die dauerhafte Qualitätssicherung ein wichtiger und logischer Schritt. Die Lehrlingsausbildung ist auch heute noch ein wichtiger Grundsatz in der Firmenphilosophie. Viel Zeit und Energie wird in eine vorbildliche Lehrlingsausbildung investiert. Silac bildet heute nicht nur angehende Produktionsmechaniker, sondern auch Kunststofftechnologen, Polymechaniker und Kaufleute aus.

Unter der zweiten Generation entwickelte sich das Familienunternehmen in eine fortschrittliche Firma mit hervorragendem Ruf. Herbert Birchler setzte den Schwerpunkt bewusst auf modernste Technologie. Er investierte laufend in den Maschinenpark, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Das Vorantreiben der Automatisierung war notwendig, um den Fortbestand der Firma und damit den Erhalt der Arbeitsplätze langfristig zu garantieren. Ende der 1980er-Jahre wagte Silac den Schritt nach vorne und nahm die Planung eines kompletten Neubaus in Angriff. 1990 erfolgte der Umzug in den Neubau am heutigen Sitz in Euthal.

Drei Generationen des Familienunternehmens: Peter Birchler, Luca Birchler, Herbert Birchler und Olivier Birchler (v.l.n.r.). (Bild: zVg / Silac AG)

Erweiterung des Firmengebäudes im Jahr 2020

1998 zog es Peter Birchler ins Familienunternehmen. Der damals 27-jährige Geschäftsführer stellte geschickt die Weichen und entwickelte Silac zu einem modernen Hightech-Betrieb, der trotz internationalem Preisdruck weiterhin bewusst auf Schweizer Qualität setzt. Peter Birchler war und ist überzeugt, dass Silac mit Schnelligkeit, Flexibilität und Qualität bei seinen Kunden punktet. Mit dem Fokus, stets höchste Qualität dem Kunden zu garantieren, betreibt Silac, im Gegensatz zu vielen anderen Spritzgussbetrieben, auch heute noch einen eigenen Werkzeugbau. Hier werden von eigens ausgebildeten Polymechanikern Spritzgussformen plangetreu und präzise gebaut. Denn wie bereits seine Vorgänger weiss Peter Birchler, dass hinter dem Silac-Erfolg der Mensch steckt. Ein guter Berufsnachwuchs und motivierte, hochqualifizierte Mitarbeiter bilden das Fundament des langfristigen Erfolgs.

Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte der Silac erfolgte im 2020 mit der Eröffnung der neuen Fertigungshalle. Mit neu insgesamt 3’000 Quadratmetern Produktionsfläche ist das Unternehmen für die Zukunft gewappnet. Die neue Halle ist mit modernsten, voll automatisierten Produktionsanlagen bestückt. Hochwertige Kunststoff-Lösungen werden hier unter maximalen Hygienestandards für die Lebensmittelbranche hergestellt. Überdies wurden die Lagerkapazitäten ausgebaut, so dass Silac den steigenden Kundenbedürfnissen auch künftig gerecht werden kann.

Silac verbindet zwei Kunststoff-Welten

Silac kombiniert auf nach eigener Darstellung einzigartige Weise die Welt der Verpackung und die Welt der Technik. Stabile und hochwertige Formen, die im eigenen Werkzeugbau erstellt werden, ermöglichen grosse Produktionsvolumen für anspruchsvolle Verpackungslösungen. Eines der Top-Produkte ist das Flex-Spring-Scharnier für Klappverschlüsse mit einer überdurchschnittlichen Belastbarkeit bei grösstem Öffnungswinkel. Das Unternehmen ist führend bei der Produktion von raffinierten Kunststoff-Verschlüssen. Auch komplexe Teile für die Elektrobranche oder den Maschinen- und Apparatebau werden nach den Wünschen der Kunden dank modernster Technik und langjährigem Know-how schnell und in kleinen oder grossen Volumen produziert. Mittels innovativer 2-Komponenten-Technik kann Silac zudem feste und weiche Materialien in einem einzigen Arbeitsschritt verarbeiten. Das Resultat sind dichtere Verpackungen, neue Gestaltungsmöglichkeiten, kürzere Produktionszeiten und tiefere Herstellungskosten. Ein weiterer Pluspunkt des Unternehmens sind die vielfältigen Druckmöglichkeiten der Kunststoffteile, die den Kunden einen individuellen Auftritt ermöglichen.

Gerüstet für die Zukunft

Das Unternehmen engagiert sich auch für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Werkstoffen. Gerade als Familienunternehmen ist sich Silac der Verantwortung gegenüber der nächsten Generation bewusst. Sie setzt sich im eigenen Betrieb für einen geschlossenen, umweltfreundlichen Kunststoffkreislauf ein und verwertet den eigenen Kunststoffabfall. Des Weiteren verfügt Silac über folgende Zertifizierungen, die den hohen Qualitätsanspruch des Unternehmens festigen: FSSC 22000 (Version 5.1), ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015.

«Die kürzlich erfolgte FSSC 22000 Zertifizierung, der stetige Ausbau des Technologie- und Druckangebotes sowie der innovative Einsatz von biobasierten Kunststoffen sind weitere Etappen in der 80-jährigen Erfolgsgeschichte der Silac AG. Ausserdem ist mit Luca und Olivier Birchler bereits die vierte Generation im Betrieb tätig. Ich bin sehr glücklich, dass wir mit ihnen die Familientradition fortsetzen und unseren Kunden auch in Zukunft herausragende Kunststofflösungen anbieten können», ergänzt Geschäftsführer Peter Birchler.

Am Samstag, 10. September 2022, lädt die Silac Interessierte zum Tag der offenen Tür ein. Von 10 bis 16 Uhr können die Besucher bei einem Rundgang einen Blick hinter die Kulissen werfen und in die faszinierende Kunststoffwelt eintauchen. Auch kulinarisch werden die Gäste an diesem Tag verwöhnt. www.silac.ch

Wenn Arbeitnehmende am Unternehmen Rache üben

Nicht eingehaltene Versprechen, Vertrauensbruch am Arbeitsplatz, der Eindruck, stetig übergangen zu werden: Manche Arbeitnehmende sehen sich dann veranlasst, mit "gleicher Münze zurückzuzahlen": Sie rächen sich am Unternehmen.

Aus Wut auf den Arbeitgeber greifen Mitarbeitende zuweilen auch anderen Mitteln: Sie über durch böswilliges Verhalten Rache. (Bild: Depositphotos.com)

Verspätetes Erscheinen im Büro, absichtlich langsames Arbeiten oder die Abgabe minderwertiger Arbeit: Die Möglichkeiten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sich an ihrem Arbeitgeber für einen Vertrauensbruch und nicht gehaltene Versprechen zu rächen, sind vielfältig. Tatsächlich nutzt ein Grossteil der Angestellten von Zeit zu Zeit die Gelegenheit, am Arbeitgeber Rache zu üben. Eine neue Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management, der Universität Liverpool, der Singapur Management Universität und dem Indian Institute of Management Ahmedabad konnte zeigen, dass Unternehmen diesem Verhalten mithilfe von Achtsamkeitstrainings entgegenwirken können.

Wenn Arbeitnehmende sich rächen

Es sind erstaunliche 90 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den USA, die zugeben, sich hin und wieder am Arbeitgeber zu rächen. Die Autoren der Studie „Mindfulness attenuates both emotional and behavioral reactions following psychological contract breach: A two-stage moderated mediation model“ gehen davon aus, dass sich diese Grössenordnung auch auf den europäischen und deutschsprachigen Raum übertragen lässt. Als Auslöser gelten Vertrauensbrüche des Arbeitsgebers in Form von nicht eingehaltenen Versprechen, die im modernen Arbeitsalltag leider immer wieder vorkommen. Sie zeigen sich beispielsweise, wenn ein Arbeitgeber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versprochene berufliche Entwicklungsmöglichkeiten (zum Beispiel interessante Aufgaben, Beförderungen), Arbeitsregelungen (zum Beispiel Gleitzeit oder Homeoffice) oder Vergütungen (zum Beispiel Gehaltserhöhungen oder Prämien) vorenthält. Dies führt zu feindseligem Verhalten der Angestellten gegenüber ihrer Firma, welches bei den Unternehmen jährlich Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Die Arbeitnehmer möchten es dem Unternehmen „heimzahlen“ und zeigen weniger Engagement, lassen sich deutlich mehr Zeit für ihre Aufgaben oder folgen Anweisungen von Vorgesetzten nicht mehr. Wie die Studie zeigt, kann dieser Effekt aber verhindert oder zumindest stark abgemildert werden: Die Lösung lautet Achtsamkeit.

Achtsamkeit beugt Rache vor

Etwa 22 Prozent aller Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten bieten ihren Angestellten heute schon Achtsamkeitstrainings an – mit sehr guten Ergebnissen und einer Rückläufigkeit feindseligen Verhaltens nach einem Vertrauensbruch. Achtsamkeit ist eine Form der Konzentration, bei der es darum geht, Gedanken und Gefühle bewusst wahrzunehmen, ohne sie zu beurteilen. Durch die Methode lernen Menschen, sich selbst besser zu kontrollieren und weniger emotional zu reagieren. Zwei Achtsamkeitsprozesse sind entscheidend, um sowohl auf emotionaler als auch auf Verhaltensebene flexibler zu reagieren: die Entkopplung gemachter Erfahrungen von der eigenen Person und weniger Automatismus in den Reaktionen. Durch die Entkopplung ist das Ich in der eigenen Wahrnehmung weniger stark involviert und die Person in der Lage, mental Abstand zu den Ereignissen und Erfahrungen zu nehmen. Achtsame Menschen können mit negativen Erfahrungen daher neutraler umgehen und ihre emotionale Wirkung enttarnen. Sie reagieren dadurch bewusster und weniger impulsiv. So gelingt es ihnen, ein nicht erfülltes Versprechen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, mildernde Faktoren zu berücksichtigen und für Alternativen zur Beilegung des Konflikts offen zu sein. Achtsamkeitstrainings sind also für Angestellte und Unternehmen gleichermaßen sinnvoll und helfen dabei, hohen wirtschaftlichen Schaden von den Firmen abzuwenden.

Tipps für Praktiker

  • Böswilliges Verhalten von Mitarbeitenden kann sich finanziell auf Ihr Unternehmen auswirken. Als Manager sollten Sie deshalb wissen, wie Sie die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Mitarbeitende auf einen Vertrauensbruch derart reagieren, dass sie Ihrem Unternehmen schaden. Dies ist heute besonders wichtig, da die Erwartungen der Angestellten aufgrund der zunehmenden Globalisierung, des Wettbewerbs, der Volatilität und der Unsicherheiten immer häufiger nicht erfüllt werden.
  • Denken Sie daran, dass achtsame Mitarbeitende in der Regel wahrscheinlich weniger böswillig auf einen Vertrauensbruch reagieren. Da Achtsamkeit durch Übungen erlernt werden kann, sollten Unternehmen entsprechende Schulungen anbieten, um Mitarbeiter bei der Selbstregulierung zu unterstützen. Dies kann ihnen helfen, mit negativen Arbeitserfahrungen besser umzugehen.
  • Beachten Sie, dass Achtsamkeitstrainings nicht dazu dienen sollten, Mitarbeitende zu beschwichtigen, damit Sie oder Ihr Unternehmen weiterhin Vertrauensbrüche begehen können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Angestellte können nach einem Vertrauensbruch zu Recht verärgert sein. Es ist nicht immer möglich, negative Erfahrungen bei der Arbeit zu verhindern. Dennoch können Achtsamkeitspraktiken Mitarbeitenden helfen, mit negativen Erfahrungen produktiv umzugehen. Dies sollten Sie ihnen ermöglichen – zum Nutzen aller Beteiligten.

Quelle: www.whu.edu

Rekord bei KMU-Firmentransaktionen im ersten Halbjahr 2022

Die Zahl der Fusionen und Übernahmen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) aus der Schweiz hat im ersten Halbjahr 2022 erneut einen Rekord erzielt. 133 KMU haben gemäss der neuen Deloitte MidCap-M&A-Studie andere Firmen gekauft oder wurden selbst übernommen, verglichen mit 117 im ersten und 116 im zweiten Halbjahr 2021. Die weltweite wirtschaftliche und geopolitische Instabilität wirkt sich allerdings negativ auf das Transaktionsgeschäft aus und könnte den Appetit der Schweizer KMU auf Übernahmen in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 etwas dämpfen.

KMU-Firmentransaktionen erreichten im ersten Halbjahr 2022 neue Höchststände. (Bild: Depositphotos.com)

Die Schweiz hat im ersten Halbjahr 2022 einen historischen Anstieg bei KMU-Firmentransaktionen erlebt. Es wurden insgesamt 133 Transaktionen durchgeführt – die klar höchste Halbjahreszahl seit Erstpublikation der Deloitte MidCap-M&A-Studie 2013, die jeweils halbjährlich durchgeführt wird. Die in die Schweiz gerichteten M&A-Aktivitäten legten um einen Viertel zu auf einen neuen Höchstwert von 59 Transaktionen. Und die Zahl aller grenzüberschreitenden Aktivitäten (99 Transaktionen) entspricht ebenfalls dem höchsten Wert seit Beginn der Studien. Schon vor Jahresfrist wurde ein Höchststand bei KMU-Firmentransaktionen vermeldet.

Für die regen M&A-Aktivitäten gibt es einige Gründe: «Tiefere Börsenbewertungen für Akquisitionskandidaten, in der Schweiz nach wie vor günstige Finanzierungskosten und der starke Franken haben die Übernahme ausländischer Unternehmen attraktiv gemacht und das Transaktionsfieber bei den Schweizer KMU angeheizt», erklärt Anthony West, Partner und Leiter Corporate Finance Schweiz bei Deloitte. Rein inländische Transaktionen nahmen mit einem Minus von knapp 11 Prozent hingegen wieder leicht ab.

Käuferschaft von Schweizer KMU stammt vor allem aus Europa

In der Schweiz wurden im ersten Halbjahr insgesamt 93 KMU gekauft. Der Grossteil der ausländischen Käuferschaft waren europäische (61%) und nordamerikanische (29%) Firmen. Die USA und Deutschland sind schon seit längerer Zeit die wichtigsten in der Schweiz investierenden Länder; aus den Nachbarstaaten kommen zahlenmässig 34 Prozent der Investitionen. Deloitte M&A-Experte Anthony West sieht die robuste Schweizer Wirtschaft sowie die starke Spezialisierung von Schweizer KMU als Hauptgründe für diese Entwicklung.

(Grafik: Deloitte)

Gleichzeitig übernahmen Schweizer KMU am häufigsten Betriebe in Europa (85%). Die übrigen Transaktionen umfassen vorwiegend nordamerikanische Firmen. Rund 40 Prozent der Akquisitionen betreffen Unternehmen in den Nachbarländern, wobei allein Deutschland für 27 Prozent der Transaktionen steht. Viele Schweizer KMU bevorzugen ausländische Firmen im Industriesektor. Ebenfalls sehr beliebt sind weiterhin Unternehmen im Gesundheitswesen und in den TMT-Branchen, die beide von der COVID-19-Krise profitiert haben.

M&A-Aktivitäten halten trotz Gegenwind an

Die globalen M&A-Aktivitäten haben sich aufgrund der grassierenden Inflation und der steigenden Zinsen, der höheren Finanzierungskosten, des Ukraine-Kriegs und der wachsenden Angst vor einer Rezession bereits im laufenden Jahr stark verlangsamt. Global gesehen sei der grosse Optimismus daher verflogen, wie Anthony West klarstellt.

Für die Schweiz schätzt er die allgemeinen Aussichten durchweg positiver ein, wenn auch weniger optimistisch als noch zu Jahresbeginn. Neu hinzugekommen seien seither viele Risiken rund um den Ukraine-Krieg und dessen vielfältige Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. «Unsicherheit ist Gift für Unternehmenstransaktionen: Aktienmarkteinbrüche, Lieferkettenengpässe und der Kostenanstieg für Rohstoffe, Primärgüter und Dienstleistungen belasten viele Unternehmen – weltweit noch stärker als in der Schweiz. Das sind alles Gründe für eine geringere globale M&A-Aktivität und einen auch etwas schwächeren Appetit von Schweizer KMU auf Akquisitionen in der zweiten Jahreshälfte», erläutert Anthony West.

Tiefere Firmenbewertungen als günstige Voraussetzung für KMU-Firmentransaktionen

Nachdem viele Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinsen angehoben haben, ist die Finanzierung von Akquisitionen grundsätzlich teurer und riskanter geworden. Durch die steigenden Kapitalkosten sind aber auch viele Firmenbewertungen gesunken: Das sind spannende Übernahmegelegenheiten sowohl für Investmentfonds mit grossem Bargeldreserven als auch für finanzstarke Unternehmen mit einem strategischen Fokus. Der Wertverfall vieler Währungen wie des Euro oder des britischen Pfunds gegenüber dem Schweizer Franken macht ausländische Firmen für Schweizer Unternehmen zusätzlich attraktiv.

Quelle und weitere Informationen: Deloitte

Schulungsinhalte besser behalten: Fünf Methoden

Im Zeitalter der Informations- und Reizüberflutung wird es immer schwieriger, sich an wichtige Informationen zu erinnern. Im privaten Leben hilft meist die Einkaufsliste am Kühlschrank oder der Terminplan im Smartphone. Aber wie sieht es mit komplexeren Inhalten aus – die man beispielsweise in einer Schulung oder beim Lernen für eine Zertifizierung nachhaltig verankern möchte?

Lernen lässt sich heute viel und einfach auch online. Doch lassen sich Schulungsinhalte auch nachhaltig im Kopf behalten? (Bild: Skillsoft)

Laut der Lern- und Vergessenskurve des Psychologen und Pioniers der kognitiv-psychologischen Forschung Hermann Ebbinghaus können wir bereits nach 24 Stunden nur noch 34 Prozent des Gelernten abrufen, wenn das Lernen nicht aktiv weitergeführt wird. Nach nur 30 Tagen haben wir bis zu 90 Prozent des gelernten Wissens vergessen, wenn wir nicht versuchen, das Gelernte zu vertiefen und uns an die Schlüsselelemente zu erinnern. Es gibt wissenschaftlich fundierte Methoden, mit denen sich das Wissen aus Schulungen und Fortbildungen langfristig speichern lässt und die sich mit heutigen Lernangeboten kombinieren lassen. Fünf dieser Methoden, um Schulungsinhalte besser zu behalten und Gelerntes abzurufen, sind hier zusammengestellt.

Nachhaltiger lernen

  • Verteiltes Üben (Distributed Practice) und Wiederholung (Spaced Repetition) – Bei dieser Lernstrategie zur Bekämpfung der Vergessenskurve werden die Übungen in mehrere kurze Sitzungen über einen längeren Zeitraum aufgeteilt. Menschen lernen und erinnern sich effektiver an Inhalte, wenn sie in mehreren Sitzungen studiert werden, anstatt in Übungen innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums – ein Phänomen, das als Abstandseffekt bezeichnet wird. Diese Erkenntnis von Ebbinghaus wurde auch von Wissenschaftlern wie Alan Baddeley and Longman in den siebziger und achtziger Jahren erneut belegt.
  • Informationswiedergewinnung (Retrieval Practice) und Praxisübungen – Sogenannte Retrieval Übungen sind eine Lerntechnik, bei der es darum geht, gelerntes Material wiederholt abzurufen, ohne es vor sich zu sehen. Eine effektive und gängige Methode, um für Praxisübungen zu lernen, sind Lernkarten. Das Leitner-System ist eine weit verbreitete Methode zur Verwendung von Karteikarten, die in den 1970er Jahren durch den deutschen Wissenschaftsjournalisten Sebastian Leitner populär wurde. Es ist eine einfache Umsetzung des Prinzips der räumlichen Wiederholung, bei der Karteikarten in bestimmten Abständen wiederholt abgefragt werden.
  • Interleaved Practice oder verschachteltes Lernen – Die Lernenden von heute müssen häufig mehrere Fähigkeiten gleichzeitig aufbauen. Mit Interleaved Practice wechselt ein Lernender in derselben Sitzung zwischen mehreren Themen. Es hat sich gezeigt, dass Interleaving effektiver ist als grössere Übungsblöcke zu einem einzigen Thema und zu einer besseren langfristigen Erinnerung des Erlernten sowie zu einer führt. Auch die Fähigkeit, erlerntes Wissen zu übertragen, verbessert sich. Diese Methode zwingt das Gehirn dazu, ständig nachzufragen, weil jeder Übungsversuch anders ist als der letzte. Kognitive Psychologen gehen davon aus, dass die Verzahnung der Lernthemen die Fähigkeit des Gehirns verbessert, zwischen Konzepten zu unterscheiden und die Gedächtnisassoziationen stärkt.
  • Teach A Friend (Feynman Methode) – Das mentale Modell der Feynman-Methode zielt darauf ab, Informationen mit prägnanten Informationen und einfacher Sprache zu vermitteln. Es ist ein einfacher Ansatz für selbstgesteuertes Lernen, der darauf basiert, das eigene vorhandene Wissen zu destillieren, indem man es jemand anderem vermittelt. Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Physiker Richard Feynman gründet seinen Ansatz auf der Annahme: wenn man eine Idee nicht in einfachen Worten beschreiben kann, dann verstehen man sie nicht wirklich. Die Fähigkeit, diese Technik zur Erklärung eines Themas anzuwenden, kann das eigene Verständnis beweisen und festigen.
  • Reflexion oder Selbsterklärung – In der Bildung geht das Konzept der Reflexion auf die Arbeit von John Dewey (1933) zurück. Er definierte es als „aktives, beharrliches und sorgfältiges Nachdenken über jede Überzeugung oder vermeintliche Form von Wissen in der angesichts der Gründe, die sie stützen, und der weiteren Schlussfolgerung, zu der sie tendiert.“ In dem wissenschaftlichen Artikel „Learning by Thinking: How Reflection Aids Performance“ fanden Forscher der HEC Paris, der Harvard Business School und der University of North Carolina heraus, dass das Nachdenken direkt nach einer Unterrichtsstunde die Leistung der Einzelnen steigert, wenn diese das nächste Mal zum Stoff zurückkehren.

Anwendung im Arbeitsalltag

Viele dieser Methoden lassen sich problemlos in den Arbeitsalltag integrieren. Die aktive Reflexion oder der Trick, das Gelernte einem Kollegen zu erklären, bieten zusätzlich Vorteile für das Umfeld der Lernenden. Manche behalten Inhalte auch besser, wenn sie diese tatsächlich handschriftlich auf Karteikarten notieren, aber es gibt auch Apps, mit denen man diese Methode digital umsetzen kann.

Auch moderne Lernplattformen unterstützen dabei, einige der Methoden umzusetzen. Kleine Lerneinheiten und Microlearning machen verteiltes und verschachteltes Üben problemlos möglich. Idealerweise verfügen die Digital Learning Tools auch über sogenannte Learning Reinforcement- oder Lernverstärkungs-Funktionen, mit denen Kursteilnehmer und Nutzer der Lerninhalte automatisch aufgefordert werden, das Wissen zu vertiefen, nochmals in einer Übung zu testen oder in einem anderen Format zu wiederholen. Dank mobilem Zugriff auf moderne Lernlösungen kann man diese Verstärkung des Wissens und der Erinnerung problemlos jederzeit und überall im Alltag umsetzen.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Eckpfeiler von Lernverstärkung auf darauf basiert Erlerntes: abzurufen, sich zu erinnern, zu reflektieren und zu verfeinern (Retrieve, Recall, Reflect, Refine). Auf diesem Prinzip haben wir auch unsere Percipio Learning Reinforcement-Funktionen aufgebaut, bei der wir all diese Lerntechniken bündeln“, erklärt Andreas Rothkamp, VP DACH bei Skillsoft, einem Bildungstechnologie-Unternehmen, das Software und Inhalte für Lernmanagementsysteme herstellt. „Qualifikationen und Kompetenzen sind heute die Basis für den Erfolg und das Wachstum von Unternehmen. Daher sind effektive Schulungsprogramme, bei denen Mitarbeiter nicht nur dabei unterstützt werden notwendige Qualifikationen aufzubauen und Fähigkeiten zu erlernen, sondern das Wissen auch langfristig zu verinnerlichen und anzuwenden ein Schlüsselfaktor.“

Quelle: Skillsoft

Dilemmata managen lernen

Investieren und die Liquidität sichern. Umstrukturieren und das Alltagsgeschäft am Laufen halten. In solchen Zielkonflikten, auch Dilemmata genannt, befinden sich Unternehmen ständig. Führungskräfte müssen lernen, sie zu managen.

Zielkonflikte bzw. Dilemmata: Auflösen lassen sie sich selten, doch der Umgang damit will gelernt sein. (Bild: Pixabay.com)

Von einem Dilemma spricht man, wenn eine Person oder Organisation zeitgleich mehrere, sich teils widersprechende Ziele erreichen möchte oder muss. Ein typisches Dilemma ist die vieldiskutierte „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Hierfür gilt wie für alle Dilemmata:  Dieser Zielkonflikt lässt sich nur bedingt lösen – egal, wie viel Unterstützung der Arbeitsgeber oder Staat gewährt. Denn: Wer viel Geld verdienen will, muss in der Regel auch viel arbeiten.

Wenn Sackgassen drohen…

Dilemmata wie oben beschrieben gibt es auch in Unternehmen. Ein typisches Dilemma der Unternehmensführung ist: Wenn der Betrieb auch künftig zu den Top-Anbietern im Markt zählen soll, muss er investieren. Wird hierfür jedoch viel Geld ausgegeben, dann sinken Liquidität sowie Ertrag und die Verschuldung steigt. Die Folge: Die Firma wird abhängiger von Kapitalgebern, und dies kann die Eigenständigkeit und sogar Existenz gefährden. In Krisen- oder Marktumbruchzeiten, in denen sich im Unternehmensumfeld ein Paradigmenwechsel vollzieht, zeigen sich Dilemmata verschärft, denn dann enden die gewohnten Wege, mit solchen Zielkonflikten umzugehen, oft in Sackgassen.

Dilemmata kann man nur managen

Kennzeichnend für Dilemmata ist: Sie lassen sich nicht lösen, sondern nur managen. Denn selbstverständlich muss ein Unternehmen Vorsorge betreiben, dass es auch in fünf oder zehn Jahren noch erfolgreich ist. Also muss es investieren und sich weiterentwickeln. Dabei muss es jedoch darauf achten, dass es sein Tagesgeschäft noch erfüllen kann und liquide bleibt. Die Produktivität und Marktfähigkeit dürfen also nicht leiden. Darin, hier stets die rechte Balance zu finden, besteht die wahre Kunst. Beim Managen von Dilemmata lassen sich folgende „Schritte“ unterscheiden:

  • Schritt 1: Das Dilemma erkennen. Bereits dies fällt den Beteiligten in den Unternehmen oft schwer. Den Top-Entscheidern, weil sie zu wenig ins Alltagsgeschäft involviert sind, den Führungskräften, weil sie bei ihrer Arbeit primär ihren eigenen (Aufgaben-)Bereich vor Augen haben.
  • Schritt 2: Das Dilemma nicht negieren. Pragmatische Macher neigen dazu, Dilemmata zu negieren. Sie interpretieren zum Beispiel Hinweise auf (mögliche) Probleme häufig als Ausdruck einer mangelnden Entschluss- und Tatkraft. Entsprechend aktionistisch ist ihr Handeln. Dieses trägt oft sogar „Früchte“, zum Beispiel in Form einer kurzfristigen Umsatz- oder Gewinnsteigerung. Doch meist rächt es sich irgendwann, dass längere Zeit die „konkurrierenden“ Ziele vernachlässigt wurden. Zum Beispiel in der Form, dass die Produkte des Unternehmens nicht mehr marktfähig sind. Oder Leistungsträger abwandern.
  • Schritt 3: Das Dilemma aufzeigen. Die meisten Ziele von Unternehmen beeinflussen sich wechselseitig. Entsprechend wichtig ist es, für das Managen von Dilemmata zu analysieren, welche Ziele das Unternehmen hat, wie diese zusammenhängen, inwiefern sie sich wechselseitig beeinflussen und welchen Einfluss sie auf den kurz, mittel- und langfristigen Erfolg haben. Hilfreich kann hierbei das Erstellen einer Strategielandkarte sein, in der die Ziele aufgelistet sind und ihre wechselseitige Beziehung abgebildet wird.
  • Schritt 4: Regeln für den Umgang mit Dilemmata vereinbaren. Angenommen ein Mitarbeiter erkennt: Es fällt mir schwer, Familie und Beruf zu vereinbaren, und ich leide darunter? Dann sollte er das Gespräch mit seinem Vorgesetzten suchen und zu ihm sagen: „Chef, ich habe einen ‚Zielkonflikt‘. Lass‘ uns mal darüber reden, wie wir ….“ Außerdem sollte er sich mit seinem Lebenspartner an einen Tisch setzen und zu ihm zum Beispiel sagen: „Wir wollen beide Karriere machen und trotzdem Zeit für uns und unsere Familie habe. Lass‘ uns mal darüber reden, wie wir ….“. Am Ende des Gesprächs können dann Absprachen getroffen und Regeln für den Umgang mit dem Zielkonflikt vereinbart werden.
    Ähnlich ist es in Unternehmen. Auch hier muss jemand die Initiative ergreifen und mit Nachdruck sagen: „Wir haben einen Zielkonflikt und müssen uns auf eine Strategie verständigen, wie wir.…“ Sonst besteht die Gefahr, dass die Bearbeitung des Zielkonflikts so lange auf die lange Bank geschoben wird, bis bildlich gesprochen die Hütte brennt und aus dem „Problem“ schon eine Krise oder gar Katastrophe wurde. Dies gilt es zu vermeiden.
  • Schritt 5: Sich nicht engstirnig an die Regeln halten. Unternehmen bewegen sich in einem dynamischen Umfeld. Deshalb müssen die Verantwortlichen regelmäßig prüfen: Eignen sich die formulierten Regeln noch zum Managen der Dilemmata oder brauchen wir neue? Diese gilt insbesondere, wenn unvorhergesehene Ereignisse wie das Zusammenbrechen strategisch wichtiger Lieferketten oder ein massiver Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise die Handlungsfähigkeit und Liquidität des Unternehmens bedrohen. Dann müssen sich die Entscheider fragen: Sollten wir unsere aktuellen Regeln für den Umgang mit den Dilemmata zumindest vorübergehend außer Kraft setzen, um markt- und handlungsfähig zu bleiben?

VUKA-Welt erfordert geschärftes Dilemmata-Bewusstsein

Auf besondere Herausforderungen und veränderte Rahmenbedingungen flexibel zu reagieren, gelingt Unternehmen nur, wenn zumindest im Führungskreis ein gemeinsames Dilemmata-Bewusstsein besteht. Dieses müssen Unternehmen ihren Mitarbeitern und insbesondere ihren Führungskräften verstärkt vermitteln. Zudem sollte ihr Führungspersonal lernen, viele sich teils widersprechende Ziele parallel zu managen und diese bei Bedarf neu auszubalancieren.

Zum Autor: Dr. Georg Kraus ist Inhaber der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Karlsruhe, der IAE in Aix-en-provence, der St.Galler Business-School und der technischen Universität Clausthal sowie Autor mehrerer Change- und Projekt-Management-Handbücher.

Fachbuch für den Einkauf neu erschienen

Ohne Werkzeugkoffer – ausgestattet mit dem richtigen Werkzeug – ist jeder Handwerker aufgeschmissen. Wer sein Handwerk versteht, der weiss, welches Werkzeug für welche Problemlösung einzusetzen ist. Das gilt für den Einkauf gleichermassen. In seinem neuen Buch «Werkzeugkoffer des Einkaufs – Instrumente für das Lieferantenmanagement wirkungsvoll anwenden», illustriert Herbert Ruile, wie Einkaufsprofis ihre Kompetenzen mit den richtigen Hilfsmitteln weiter schärfen können.

Ein neues Fachbuch als Werkzeugkasten für den Einkauf. (Bild: Procure.ch)

Meister ihres Faches erkennt man an den Werkzeugen, die sie benutzen: Gerade im Zug der digitalen Transformation, ist es unabdingbar, Mitarbeitende im Einkauf mit den nötigen Kompetenzen und dem richtigen Werkzeug auszustatten. Die Auswahl an gutem «Einkaufs-Werkzeug» ist inzwischen gross – aktuell gibt es über 100 Tools, die es ermöglichen, Beschaffungsaufgaben effizienter und effektiver, also ganzheitlich zu bearbeiten und zu lösen. Daraus ergeben sich insgesamt rund drei Millionen kombinatorische Varianten von Werkzeugen. Das zeigt – die reine Verfügbarkeit eines Werkzeugkoffers ist längst nicht ausreichend. Nur der richtige Einsatz des passenden Werkzeuges kann die organisatorische Effizienz nachhaltig steigern.

Das Buch ist keine theoretische Abhandlung, sondern aus der Praxis für die Praxis entwickelt. Und zwar im Rahmen eines Innosuisse-Projektes an der Fachhochschule Nordwestschweiz – mit Unterstützung von procure.ch und Einkaufsexperten aus hiesigen Unternehmen. Die Auswahl der Werkzeuge folgt einem einfachen Prinzip der Äquivalenz des Komplexitätsgrades von Situation und Werkzeug – die Werkzeugwahl ist daher nicht beliebig. Das Buch ist im Grunde genommen eine Bedienungsanleitung. Und mit seiner digitalen Einbindung in das Unternehmen wird es zu einem lernenden Expertensystem für einen wirkungsvollen und effizienten Einkauf.

Das Buch:
«Werkzeugkoffer des Einkaufs – Instrumente für das Lieferantenmanagement wirkungsvoll anwenden»
ISBN 978-3-033-08731-6, 488 Seiten
Das Buch kann ab sofort bestellt werden: www.procure.ch/werkzeugkoffer-einkauf

Zum Autor:
Herbert Ruile (60) ist Geschäftsführer von Logistikum Schweiz, einem ausseruniversitären Bildungs- und Innovationszentrum für Einkauf, Logistik und SCM. Er absolvierte eine technische Ausbildung zum promovierten Maschineningenieur an der TU München und eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung mit einem MBA am EIPM, Archamps (F). Wichtige berufliche Stationen waren Höchst, ABB, Alstom und die FHNW.

Weltweiter M&A-Markt unverändert aktiv

Unternehmen setzen auch in turbulenten Zeiten auf Übernahmen. Dies zeigt der Bain-Halbjahresreport zum weltweiten M&A-Markt. Das globale M&A-Transaktionsvolumen könnte 2022 den zweithöchsten je verzeichneten Wert erreichen.

Der globale M&A-Markt könnte 2022 könnte neue Höchststände erreichen. Doch am Rekordjahr 2021 mit einem Volumen von 5,9 Billionen US-Dollar wird wahrscheinlich nicht gekratzt. (Bild: Unsplash.com)

Die weltweite M&A-Rekordjagd hält trotz hoher Inflation und drohender Rezession an, wie der Halbjahresreport des Beratungsunternehmens Bain & Company zum globalen M&A-Markt zeigt. Es zeichne sich ab, dass das Transaktionsvolumen in diesem Jahr mit 4,7 Billionen US-Dollar den zweithöchsten Wert seit der Jahrhundertwende erreichen könnte, so der Report. Lediglich im Ausnahmejahr 2021 war es mit 5,9 Billionen US-Dollar höher. Im Bericht werden nicht nur die jüngsten Entwicklungen im M&A-Markt analysiert. Auch wird aufgezeigt, wie sich Firmenkäufer mithilfe von Übernahmen selbst in turbulenten Zeiten einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen können.

M&A-Markt: Solide Bilanzen und hohe Cashflow-Zuflüsse fördern Kaufbereitschaft

„In den vergangenen Jahren haben die niedrigen Zinsen den M&A-Boom zusätzlich angeheizt“, erklärt Bain-Partner Dr. Tobias Umbeck. „Mit der Zinswende der Zentralbanken erst in den USA und nun auch in Europa geht die Zeit des billigen Geldes dem Ende entgegen.“ Das träfe aktuell Finanzinvestoren mehr als strategische Käufer, da bei Letzteren in vielen Fällen die Bilanzen solide und die Cashflow-Zuflüsse hoch wären. Daher hätten sie weiterhin Zugang zu Fremdkapital. „Führende Unternehmen werden auch künftig Übernahmen tätigen, denn dies beschert ihnen dringend benötigte Kompetenzen“, so Umbeck.

Im Fokus stehen dabei Technologieunternehmen. Ihr Anteil am gesamten Transaktionsvolumen der strategischen Käufer ist zuletzt signifikant gestiegen. Bain-Partner und Marktbeobachter Tobias Hürlimann stellt fest: „Die Corona-Pandemie hat in vielen Branchen die Digitalisierung noch einmal beschleunigt. Da Unternehmen die erforderlichen Kapazitäten oft nicht schnell genug aufbauen können, kaufen sie passende Spezialisten hinzu.“

EBITDA-Multiple steigt deutlich

Der Angriff Russlands auf die Ukraine mit seinen Folgen für Konjunktur und Inflation hat daran kaum etwas geändert. Zwar ist das Transaktionsvolumen der strategischen Käufer von 970 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal 2021 auf 599 Milliarden US-Dollar in den ersten drei Monaten 2022 gesunken. Doch schon im zweiten Quartal dürfte das vergleichbare Vorjahresniveau übertroffen worden sein -zumal die Bewertungen deutlich anziehen. Lag das durchschnittliche EBITDA-Multiple im ersten Quartal 2022 weltweit noch bei 11,0, stieg es im Frühjahr auf 16,7. Im Jahr 2021 hatte sich diese Kennzahl über alle vier Quartale hinweg auf 15,4 belaufen.

„Angesichts solcher Schwankungen und der generellen wirtschaftlichen Unsicherheit erscheint es nachvollziehbar, wenn sich Unternehmen erst einmal zurückhielten“, sagt Hürlimann. „Allerdings wäre es unklug, denn gerade in volatilen Zeiten werden Märkte neu verteilt.“ Wer in dieser Phase weiter investiere, habe die Chance, der eigenen Branche über Jahre hinweg seinen Stempel aufzudrücken und überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften. Laut einer Bain-Analyse, die bei weltweit rund 3.900 Unternehmen aus allen Branchen durchgeführt wurde, steigern die Gewinner einer Rezession in den 13 Jahren danach ihr EBIT im Durchschnitt um 14 Prozent. Dagegen haben Verlierer diesbezüglich mit Stagnation zu kämpfen. „Zukäufe erleichtern es, auf die Gewinnerseite zu kommen“, so Hürlimann.

Akribische Vorbereitung ist unerlässlich

Allerdings bedürfen gelungene M&A-Transaktionen in einem herausfordernden Umfeld einer besonders gründlichen Vorbereitung. Nach Erfahrungen von Bain hilft ein Stresstest, die Risiken nachhaltig zu reduzieren. Dabei sollten derzeit fünf Themen im Mittelpunkt stehen:

  • Kapitalwert. Die künftigen Cashflow-Zuflüsse haben entscheidenden Einfluss auf den Kaufpreis. Je länger die drohende Rezession dauert, desto niedriger könnten sie ausfallen.
  • Verfügbarkeit von Kapital. Einschränkungen im internationalen Kapitalverkehr, nationale Regulierungen und der demografische Wandel könnten künftig die Aufnahme von Fremdkapital erschweren.
  • Inflation. Können Unternehmen ihre Kosten nicht an ihre Kundschaft weitergeben, sinkt die Marge – ein entscheidender Faktor für die Bewertung.
  • Scope versus Scale. In der Krise könnte sich die Konsolidierung einzelner Branchen beschleunigen. Auf Sicht sollte der Fokus jedoch weiterhin auf dem Erwerb zusätzlicher Kompetenzen liegen, um den disruptiven Wandel zu bewältigen.
  • Deglobalisierung. Angesichts geopolitischer Spannungen gewinnen Zukäufe in der eigenen Region an Bedeutung.

Bain-Partner Umbeck empfiehlt Firmenkäufern, ihre Bewertungs- und Integrationsmodelle im Hinblick auf diese fünf Themen zu überprüfen und entsprechende Massnahmen einzuleiten. Die M&A-Strategie müsse ebenso angepasst werden wie die Liste potenzieller Zielunternehmen. Auch gelte es mit Banken über künftige Finanzierungskonditionen zu sprechen. „In turbulenten Zeiten bieten sich oft die besten Möglichkeiten für Zukäufe“, betont Umbeck. „Je schneller sich Unternehmen auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen, desto grösser sind ihre Chancen auf einen dauerhaften Wettbewerbsvorsprung.“

Quelle und weitere Informationen: Bain & Company

Internationale Geschäftsreisen: Neue Faktoren im Fokus

Aon plc, ein führendes globales Dienstleistungsunternehmen, hat den „International Mobility Report 2022“ veröffentlicht. Dieser gibt Einblicke in die jüngsten Entwicklungen im Rahmen von internationalen Geschäftsreisen und Mobilität und analysiert die Erwartungen von Arbeitgebern im kommenden Jahr.

Internationale Geschäftsreisen werden von Unternehmen zunehmend nach Faktoren wie Nachhaltigkeit und Wohlbefinden bewertet. (Bild: Pixabay.com)

Der International Mobility Report 2022 von Aon plc zeigt, dass in Sachen internationale Geschäftsreisen neue Faktoren im Fokus stehen: Bei den Unternehmen steht die Neubewertung von Geschäftsreisen im Mittelpunkt der Überlegungen. Ganz oben stehen hier Nachhaltigkeit, aber auch Kosten und politische Unruhen. Zugleich stellen die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden eine der grössten Herausforderungen bei internationalen Entsendungen dar. Dies bedeutet, dass Arbeitgeber auch für internationale Talente vorbereitet sein und für diese einen internationalen Arbeitsplatz und eine entsprechende Geschäftspolitik aufstellen müssen. Die Ergebnisse des Berichts beruhen auf der Befragung von mehr als zweihundert Unternehmen weltweit.

Corona für Veränderungen mitverantwortlich

Ingo Trosiner, Head of International People Mobility bei Aon ist der Meinung, dass insbesondere die Corona-Pandemie internationale Geschäftsreisen nachhaltig verändert hat: „Wenn man sich die aktuelle Zahl und auch den Umgang der Unternehmen mit Geschäftsreisen ansieht, ist festzustellen, dass eine echte Neubewertung stattfindet. Faktoren wie Kosten, Wohlbefinden der Mitarbeitenden und auch die aktuelle Lage im Entsendungsland werden zukünftig darüber entscheiden, ob eine Reise als notwendig erachtet wird oder nicht. Somit können bessere Entscheidungen herbeigeführt werden. Damit will ich nicht sagen, dass Geschäftsreisen obsolet werden, da sie in verschiedenen Bereichen einen echten Mehrwert darstellen, aber die Welt nach COVID-19 ist nicht mehr dieselbe.

Gianluca Galli, Broker Health Solutions bei Aon fügt hinzu: „Arbeitgeber haben die Vorteile der Fernarbeit kennengelernt und wollen sie auch weiterhin anbieten. Nicht zuletzt, um eine bestmögliche Work-Life-Balance für ihre Mitarbeitenden sicherzustellen und somit mehr Resilienz zu schaffen. Gleichzeitig ist es jedoch erforderlich, dass Unternehmen sich nicht allein auf die Vorteile einer Arbeit fernab des Büros fokussieren, sondern konkrete Strategien formulieren, wie mit den Herausforderungen und rechtlichen Anforderungen umgegangen werden soll – und diese ihren Mitarbeitenden verständlich vermitteln.“

Internationale Geschäftsreisen auf dem Prüfstand

Nachdem in 2020 und im ersten Halbjahr 2021 wenig bis gar nicht gereist wurde, hat der Geschäftsreiseverkehr in Europa in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 wieder zugenommen. Allerdings findet eine Neubewertung von internationalen Reisen seitens der Unternehmen statt: Die grössten Herausforderungen stellen die allgemeine Sicherheit (75 %) und das Wohlbefinden (60 %) der Mitarbeitenden dar. Auch die Fähigkeit der Zusammenarbeit mit entsendeten Arbeitnehmern und deren Anleitung (36,2 %) sowie die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften (31,9 %) wurden häufig als entscheidende Gründe angegeben, ob eine Entsendung bzw. Dienstreise umgesetzt wird. CO2-Emissionen standen dagegen mit 15 % an letzter Stelle.

Viele Arbeitgeber setzen inzwischen auf Qualität statt auf Quantität. Das heisst, dass Unternehmen zunehmend nach lokalen Talenten suchen, weshalb kein Anstieg der Zahl der internationalen Entsendungen zu erwarten ist. Zugleich wird die internationale Fernarbeit als eine Lösung angesehen, wenn es an Talenten mangelt. 2021 gingen vor allem Mitarbeitende im Vertrieb (66 %) und im Management (65 %) wieder auf Geschäftsreisen. Hierbei standen vor allem die Pflege von Beziehungen und des Vertrauens durch den persönlichen Kontakt im Vordergrund.

Übergreifend steht der Return on Investment an erster Stelle: Der tatsächliche Wert für ein Unternehmen, der messbare Nutzen und die Möglichkeit diesen Nutzen gegenüber den internen Interessengruppen nachzuweisen, gelten als wichtigste Kriterien bei der Beurteilung für oder wider eine Reise.  Entscheidend ist zudem die Tatsache, dass eine Dienstreise immer auch höhere Anforderungen an die Sorgfaltspflicht und die Vorbereitung, beispielsweise die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften sowie die Gewährleistung der Sicherheit und des Wohlbefindens der Mitarbeitenden, stellt.

Zunehmender Trend zur internationalen Remotearbeit

Die internationale Arbeit bringt für Unternehmen, neben den bereits genannten Herausforderungen, noch viele weitere Themen mit sich, mit denen sich Arbeitgeber zwingend vor der Entsendung bzw. Dienstreise ihrer Mitarbeitenden auseinander setzen müssen. Dazu gehören beispielsweise die Einhaltung von Vorschriften (54,6 %), die Sozialversicherung (51,5 %) und Steuern (49,5 %). Jedoch verfügen 40 % der Unternehmen, die internationale Fernarbeit anbieten, über keine Richtlinien dafür. Ein falscher Umgang im Zusammenhang mit der Arbeit im Ausland kann jedoch enorme Folgen haben.

Zuvor genannte Gründe erklären vielfach die Entscheidung von Unternehmen auf internationale Fern- bzw. Remote-Arbeit statt auf Entsendungen zu setzen. Fast 60 % der Arbeitgeber haben innerhalb der Studie angegeben, dass Fernarbeit in ihrem Unternehmen eine Option ist. Dies geht einher mit dem Bedürfnis vieler Menschen, flexibel von jedem Ort der Welt arbeiten zu wollen und so Freizeit und Arbeit abseits des heimischen Büros zu verbinden oder näher bei der Familie sein zu können. Weiterhin kann Fernarbeit auch eine möglich Lösung sein, wenn es darum geht, dringend benötigte Talente zu rekrutieren und zu halten.

Quelle: Aon plc

FHNW: Praxisintegriertes Bachelorstudium gegen den Fachkräftemangel

Energiewende, Strommangel, Digitalisierung und Klimawandel: Um die aktuellen Herausforderungen der Schweiz zu meistern, braucht es mehr Fachkräfte – insbesondere in den Bereichen Technik und Informatik. Ein duales Studium an der Hochschule für Technik FHNW motiviert Maturandinnen und Maturanden, Praxis und neues Wissen zu verbinden – und ein Teil der Lösung zu werden.

Das PiBS (praxisintegriertes Bachelorstudium)-Studienmodell verbindet Praxiserfahrung mit dem Studium – direkt ab der Matura. (Bild: FHNW)

Der Fachkräftemangel in der Schweiz nimmt zu – insbesondere im technischen Bereich. Auf den ersten beiden Plätzen des schweizerischen Fachkräftemangel-Index sind die Ingenieur- und Informatikberufe zu finden. Dabei sind die aktuellen Herausforderungen der Schweiz ohne die richtigen Fachkräfte kaum zu bewältigen. Im Fokus steht momentan vor allem die schweizerische Energieversorgung und der damit verbundene Ausbau erneuerbarer Energien: Temperaturrekorde, drohende Mangellagen und rasant steigende Preise für fossile Energieträger und Strom erhöhen die Dringlichkeit der Energiewende. «Für die Umsetzung der Energiewende braucht es gut ausgebildete und innovative Ingenieurinnen und Ingenieure», sagt Ruth Schmitt, Leiterin Ausbildung der Hochschule für Technik FHNW. «Wir bieten darum Maturandinnen und Maturanden ab dem Herbstsemester 2022 einen neuen, direkten Weg zum Studium an. So wollen wir mehr junge Leute für eine technische Ausbildung gewinnen.» Und dieser Weg führt über ein praxisintegriertes Bachelorstudium.

Duales Bachelorstudium für Maturandinnen und Maturanden

Wer ein technisches Fachhochschulstudium in Angriff nehmen möchte, muss nicht unbedingt eine technische Lehre mitbringen. Auch Maturandinnen und Maturanden sind zugelassen, wenn sie vor Studienbeginn mindestens ein Jahr Praxiserfahrung in der Arbeitswelt mitbringen, die zum gewählten Studium passt. Ab Herbstsemester 2022 können Maturandinnen und Maturanden an der FHNW neu direkt mit dem technischen Studium loslegen – und die praktische Berufserfahrung parallel dazu aufzubauen. Möglich ist dies dank eines Pilotversuchs des Bundes: Das praxisintegrierte Bachelorstudium (PiBS) wurde als Teil eines Massnahmenpakets gegen den Fachkräftemangel im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ins Leben gerufen.

Das PiBS ist eine duale Ausbildung: Die Studierenden besuchen die Studienmodule an der FHNW und arbeiten zu 40% bei einem Partnerunternehmen aus Industrie und Wirtschaft. Dazu teilen sie entweder die Woche in Studiums- und Praktikumstage auf oder studieren phasenweise im Vollzeitmodell und verbringen längere Praxisphasen beim Unternehmen. Die Studieninhalte sind dabei dieselben wie in einem dreijährigen Vollzeitstudium. Ein praxisintegriertes Studium dauert in der Regel vier Jahre, biete aber einen grossen Vorteil, wie es seitens der FHNW heisst: «Die Maturandinnen und Maturanden starten zeitgleich ins Berufsleben und ins Studium. Sie können so das Gelernte gleich in der Praxis anwenden – und umgekehrt ihre praktischen Erfahrungen in den Studienalltag einbringen. Etwa bei Studierendenprojekten, einem zentralen Teil jedes Studiengangs an der Hochschule für Technik FHNW: Vom ersten Semester an setzen die Studierenden in Teams konkrete Aufträge aus der Industrie um», sagt Ruth Schmitt.

Erste Plätze für Studienstart im Herbst 2022

Wer sich für ein praxisintegriertes Bachelorstudium PiBS anmelden möchte, muss mit einem Unternehmen einen Ausbildungsvertrag über die gesamte Studiendauer abschliessen. Mit Brugg Cables und Pfiffner Messwandler bieten zwei erste Partnerunternehmen bereits Praktikumsplätze für kurzentschlossene Maturanden und Maturandinnen an, die im Herbst 2022 mit einem dualen Studium in den Studiengängen Elektro- und Informationstechnik, Energie- und Umwelttechnik oder Maschinenbau loslegen möchten. Brugg Cables ist international im Systemgeschäft mit Hoch-, Mittel- und Niederspannungskabeln und -garnituren tätig. Das Unternehmen arbeitet in seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung laufend an neuen, innovativen Produkten für höchste Spannungsebenen und für die komplexe Verkabelung von Stromversorgungsanlagen. Das Unternehmen liegt nur einen Katzensprung von der Hochschule für Technik FHNW entfernt, ist aber global vernetzt. Pfiffner Messwandler wiederum entwickelt, produziert und vertreibt mit rund 220 Mitarbeitenden Produkte und Lösungen für Kunden im Bereich der Energietechnik. «In der Energiebranche erwarten uns grosse technische Herausforderungen. Um diese zu meistern, brauchen wir junge Leute, welche die Netze der Zukunft mit ihren Ideen gestalten», sagt Dr. Jürgen Bernauer, CEO des Unternehmens zur Motivation, künftige Studierende bei ihrem Werdegang zu unterstützen.

Das Angebot an Unternehmen mit Praktikumsplätzen soll laufend ausgebaut werden.

Weitere Informationen: www.fhnw.ch/technik/pibs

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