Angestelltenverbände fordern bis zu 4,5 Prozent mehr Lohn

Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und des gegenwärtigen Inflationsschubs fordern die beiden Angestelltenverbände Kaufmännischer Verband Schweiz und Angestellte Schweiz Lohnanpassungen für 2024. Davon profitieren sollen vor allem der Tieflohnbereich und jene Mitarbeitenden, die letztes Jahr keinen vollen Teuerungsausgleich erhalten haben.

Vor allem Angestellte im Tieflohnbereich, etwa Reinigungskräfte, sollen 300 Franken pro Monat mehr erhalten, fordern Angestelltenverbände. (Bild: Unsplash.com)

Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Die Lebenskosten steigen stetig durch die Inflation. Kaum gestiegen sind hingegen die Löhne der Arbeitnehmer/-innen, insbesondere im Tieflohnbereich, wie die beiden Angestelltenverände Kaufmännischer Verband Schweiz und Angestellte Schweiz festhalten. Die bescheidenen Lohnerhöhungen in den letzten Jahren würden die steigenden Lebenskosten kaum mehr ausgleichen, monieren sie. Die beiden Verbände fordern deshalb bis zu 4.5% mehr Lohn ab 2024. Dieses Forderung gilt insbesondere für diejenigen Unternehmen, die letztes Jahr ihren Angestellten den vollen Teuerungsausgleich nicht gewährt haben. Das bedeutet: Jede unternehmerische Situation müsse im geforderten Rahmen individuell betrachtet werden, heisst es dazu in einer Mitteilung an die Medien. Ausnahme seien Tieflohnberufe. Dort müsse ein Reallohn-Verlust vermieden werden.

Gewinne steigen, Löhne sinken: «Das geht so nicht weiter»

Unternehmen machen Gewinn: Sie präsentieren regelmässig gute bis sehr gute Unternehmenszahlen. Doch davon würden die Mitarbeitenden in den Lohnverhandlungen wenig bis nichts spüren – oder sie würden auf später vertröstet. «Jedes Jahr steigt die Produktivität der Arbeitnehmenden und damit die Gewinne der Unternehmen», sagt Michel Lang, Leiter Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband Schweiz. «Wir erleben derzeit eine aussergewöhnliche Situation: einen robusten Arbeitsmarkt und – damit wohl zusammenhängend – ein aktuell noch ungebrochenes Konsumverhalten der Privathaushalte. Und doch müssen viele Haushalte eine Realeinkommenssenkung verkraften, während Unternehmen die Gewinne an ihre Aktionäre ausschütten. Unsere Lohnforderungen sind deshalb legitim und notwendig.» Notwendig seien die geforderten Lohnerhöhungen auch deshalb, weil die Kaufkraft der Angestellten für die Schweizer Volkswirtschaft von evidenter Bedeutung ist: Sinkt die Kaufkraft, hat dies unmittelbare, negative Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Attraktive Löhne als Investition gegen den Arbeitskräftemangel

Die stetig ansteigenden Lebenshaltungskosten treffen Menschen im Tieflohnsektor überproportional hoch und haben gravierende Folgen: Viele von ihnen haben kaum finanzielle Reserven und keine Kapazitäten mehr. Der Kaufmännische Verband Schweiz und Angestellte Schweiz fordern deshalb einen besonderen Effort von den Unternehmen mit Fokus auf Personen mit geringem Einkommen in Form einer Lohnerhöhung von mindestens CHF 300.- pro Monat für Mitarbeitende, die bei Vollzeit weniger als CHF 4200.- pro Monat verdienen. «Die Menschen im Tieflohnsektor müssen die Sicherheit haben, dass sie keinen Reallohn-Verlust erleiden. Deshalb spielt der geforderte Mindestbeitrag eine wichtige Rolle», sagt Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz. In Zeiten von akutem Fachkräftemangel würden Unternehmen zudem in ihre eigene Zukunft investieren, wenn sie attraktive Entlöhnung bieten, so Studer weiter. Noch nie seien so viele Leute willig gewesen, ihre Stelle zu wechseln. Und der Zeitpunkt dafür sei so günstig wie noch nie. «Wer Fachkräfte halten will oder an Bord holen muss, der muss Geld bereitstellen», so Stefan Studer.

Quelle: Kaufmännischer Verband Schweiz / Angestellte Schweiz

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