Swiss Arbeitgeber Award 2024: Die besten Schweizer Arbeitgeber gekürt

Am 18. Januar 2024 fand im Lake Side in Zürich die Verleihung des 23. Swiss Arbeitgeber Awards statt. Die dahinter stehende Umfrage ist mit 42’909 Teilnehmenden aus 153 Unternehmen in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein die grösste Schweizer Mitarbeiterbefragung. Aus den Umfrageergebnissen wurden nun die besten Arbeitgeber in der jeweiligen Kategorie ermittelt und ausgezeichnet. Auch zwei Sonderpreise wurden vergeben.

Logo des Swiss Arbeitgeber Award, der am 18. Januar 2024 zum 23. Mal vergeben worden ist.

Der Swiss Arbeitgeber Award ist die repräsentativste Verleihung zur Ermittlung der Arbeitgeberattraktivität in der Schweiz. Ausschlaggebend für diese Auszeichnung sind die detaillierten Bewertungen der Mitarbeitenden eines Unternehmens. Der durch das unabhängige Befragungs- und Beratungsunternehmen icommit GmbH wissenschaftlich entwickelte Fragebogen besteht aus rund 60 Fragen und wurde durchschnittlich von 76% aller Beschäftigten eines Unternehmens ausgefüllt. Insgesamt wurden 48 Unternehmen prämiert und weitere 35 Unternehmen erhielten ein Qualitäts-Siegel. Letztere Unternehmen haben den Schweizer Benchmark in mindestens einer der Zielgrössen – Gesamtzufriedenheit mit der Arbeitssituation, Commitment oder Keine Resignation – übertroffen, zählen aber nicht zu den besten Arbeitgebern der Schweiz und werden daher in den Ranglisten nicht aufgeführt.

Die besten Arbeitgeber 2023

Am Wettbewerb um den Swiss Arbeitgeber Award teilgenommen haben insgesamt 153 Unternehmen mit zusammen fast 43000 Mitarbeitenden, die den Fragebogen ausgefüllt haben (zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 145 Unternehmen mit etwas mehr als 42000 ausgewerteten Fragebogen). Aufgeteilt wurden die Unternehmen nach folgenden Grössenkategorien: Grosse Unternehmen (1000 und mehr Mitarbeitende), mittelgrosse Unternehmen 1 (250 bis 999 Mitarbeitende), mittelgrosse Unternehmen 2 (100 bis 249 Mitarbeitende) und kleine Unternehmen (50 bis 99 Mitarbeitende). Und das sind nun die Gewinner und Ranglisten:

Grosse Unternehmen (13 Teilnehmer):

  1. Liechtensteinische Landesbank AG
  2. Berner Kantonalbank AG
  3. Schweizer Paraplegiker-Gruppe

Mittelgrosse Unternehmen 1 (48 Teilnehmer):

  1. Schlagenhauf Gruppe
  2. Bossard AG
  3. Dätwyler Schweiz AG

Mittelgrosse Unternehmen 2 (58 Teilnehmer):

  1. Spectren AG / Almacasa
  2. Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein
  3. Stanserhorn-Bahn-Aktiengesellschaft

Kleine Unternehmen (34 Teilnehmer):

  1. Chestonag Automation AG
  2. KAESER Kompressoren AG
  3. BORM-INFORMATIK AG

Angesprochen auf den Rücklauf sagt Sven Bühler, Inhaber von icommit: «Es ist immer wieder erstaunlich, wie stabil die Teilnahmequote ist. Sie hat bisher immer zwischen 75 und 77 Prozent gelegen. Als Faktor spielt dabei eine Rolle, dass die Umfrage digital durchgeführt wird, das ist sehr benutzerfreundlich. Nur noch wenige Antworten werden analog abgegeben. Und ebenfalls stellen wir fest, dass jüngere Mitarbeitende eher bereit sind, ein Feedback abzugeben.»

Gleichwohl scheinen die 153 teilnehmenden Unternehmen wenig zu sein im Verhältnis zur Grundgesamtheit von über 600’000 Firmen in der Schweiz. Und auch der Anteil «Kleine Unternehmen» müsste – statistisch gesehen – höher sein. Dazu Sven Bühler: «In der Tat liegt die Zahl der teilnehmenden Unternehmen immer um 150 herum. Den Hauptteil machen dabei Unternehmen mit 250 bis 1000 Mitarbeitenden aus. Grössere Unternehmen bilden eine Minderheit.» Die Zahl von fast 43000 ausgewerteten Fragebogen erlaubt dennoch eine äusserst valide Beurteilung und ermöglicht ein differenziertes Bild der Arbeitswelt.

Hohe Zufriedenheit bei Banken, Unzufriedenheit in Pflege und Bildung

Was sind nun die Kernelemente der Befragung? Die Mitarbeitenden bewerten ihren Arbeitgeber in sämtlichen für die Zufriedenheit und das Commitment wesentlichen Bereichen der Arbeitswelt. Diese drei Dimensionen der Arbeitssituation haben über alle teilnehmenden Unternehmen betrachtet den grössten Einfluss auf das Commitment der Mitarbeitenden:

  1. Unternehmensstrategie, d.h. die Mitarbeitenden möchten wissen, wohin sich das Unternehmen entwickelt
  2. Einbindung der Mitarbeitenden, d.h. die Mitarbeitenden möchten miteinbezogen werden und ausreichende Entscheidungsfreiheit haben
  3. Arbeitsinhalt, d.h. die Mitarbeitenden möchten ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen können

Der Branchenvergleich zeigt, dass das Commitment zum Unternehmen und die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation in den Branchen Informatik, Kantonalbanken und Handel am höchsten sind. Die tiefsten Bewertungen messen wir bei Hochschulen, im Gesundheitswesen (Psychiatrien und Akutspitälern) sowie im öffentlichen Verkehr. Ein positiver Trend ist dabei in den Branchen Informatik und Kantonalbanken deutlich erkennbar. Ein negativer Trend beim öffentlichen Verkehr.

Wie erklärt Sven Bühler dieses Ergebnis, zumal gerade der Bankensektor mit den Ereignissen rund um die CS öffentlich etwas in Verruf geraten ist? «Bemerkenswert ist in der Tat, dass dieses Jahr viele Finanzdienstleister ausgezeichnet werden konnten. Ähnlich war es 2009, als die grosse Finanzkrise die Bankenwelt erschütterte», so Bühler. «In solchen Situationen hilft der Vergleich mit anderen Unternehmen derselben Branche, denen es schlecht geht – wenn etwa ein Konkurrent Konkurs geht oder einen Imageverlust erleidet, erkennt der Mitarbeitende, dass der eigene Arbeitgeber doch sehr gut ist. Man ist glücklich, dort arbeiten zu dürfen. Festzustellen ist zudem, dass die Sicherheit des Arbeitsplatzes etwas stärker ins Bewusstsein rückt und an Bedeutung gewinnt; Hinzu kommt, dass die Unternehmen der drei erwähnten Branchen in sich recht homogen bezüglich der Mitarbeitendenstruktur sind und Geschäftsmodelle betreiben, mit denen sich immer noch viel Geld verdienen lässt und damit Investitionen in attraktive Arbeitswelten besser ermöglicht.» Das tiefe Commitment im Bildungs- und Gesundheitssektor hängt gewiss auch mit den Problemen rund um den Arbeitskräftemangel zusammen. «Auch wenn Personal fehlt oder krankheitsbeding ausfällt, muss in diesen Branchen der Betrieb trotzdem laufen, so dass häufig viel Überstunden geleistet werden müssen. In solchen Situationen leidet dann auch die Work-Life-Balance und die Lohnwahrnehmung. Zudem steigt durch die Digitalisierung der Arbeitsdruck. Der öffentliche Sektor verfügt hier generell über weniger starke Hebel wie andere Branchen», führt Sven Bühler aus.

Zwei Sonderpreise am Swiss Arbeitgeber Award

Neben der Verleihung der Awards an die Besten in ihrer Kategorie vergab der Verband HR Swiss zudem einen Preis für ein innovatives Arbeitsweltenprojekt, das sich positiv auf das Commitment im Unternehmen auswirkt. Der Sieger dieses Innovationspreises für eine moderne Arbeitswelt 2024 geht an Spectren AG / Almacasa mit ihrem zukunftsweisenden Projekt: Almacasa-Dialog. Dieses Projekt überzeugt durch die Stärkung der Persönlichkeit der Mitarbeitenden, damit sie in einer sich wandelnden Welt mit grossen beruflichen Herausforderungen bestmöglich bestehen. Der Almacasa-Dialog spricht Aspekte an, die den Mitarbeitenden aller Stufen und kulturellen Hintergründe helfen, sich ihrer selbst bewusst zu werden und somit mehr Selbst Bewusst Sein zu entwickeln. Das ist unerlässlich im Umgang mit anspruchsvollen Bewohnersituationen, aber auch mit Angehörigen und anderen am Pflegeprozess Beteiligten. Die entwickelten Gesprächsleitfäden sind nach den Dimensionen «Liebe zum Menschen», «Achtsamkeit», «Eigenverantwortung», «Verbindlichkeit», «Fachliches Wissen» und «Selbstreflexion» strukturiert und enthalten Hinweise, Tipps und Erläuterungen zur gemeinsamen Bearbeitung dieser abstrakten Begriffe. Bereits nach einem Jahr wird festgestellt, dass gegenseitiges wertschätzendes Feedback deutlich zugenommen hat.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband vergab einen weiteren Sonderpreis für dasjenige Unternehmen, das die beste Verbesserung ihrer Arbeitswelt im Vergleich zur letzten Mitarbeitendenbefragung erzielen konnte. Der Aufsteiger des Jahres 2024 sind die Rigi Bahnen AG.

Auch Top-Arbeitgeber: Nicht auf den Lorbeeren ausruhen

In Anbetracht der diesjährigen Ergebnisse: Wo ortet Sven Bühler bei den Unternehmen den grössten Handlungsbedarf, um noch bessere Arbeitgeber zu werden? «Die Mitarbeitenden wünschen sich in dieser komplexen und unsicheren Zeit vom Arbeitgeber Berechenbarkeit, Sicherheit und Klarheit. Eine klare und glaubwürdige Strategie mit einer klaren Ausrichtung auf einen Fixstern, den man erreichen will, unterstützt dabei sehr und ist sinnstiftend.», so der klare Appell von Sven Bühler. Hilfreich ist auch eine stabile, gut kommunizierende Geschäftsleitung; viele Wechsel sorgen für Unsicherheit. «Und da sind auch die vielen Transformationen, welche Unternehmen vornehmen müssen. Wie glaubwürdig diese vermittelt und umgesetzt werden, ist für das Mitarbeiter-Engagement entscheidend. Und nicht zu unterschätzen ist auch, wie die Lohnsituation bzw. -gerechtigkeit im Unternehmen wahrgenommen wird», ergänzt er. Mitarbeitende wünschen sich zudem viel Freiraum. Das sei aber nicht gleichbedeutend mit der Übernahme von mehr Verantwortung, warnt Sven Bühler. «Hinzu kommt eine generell in der Gesellschaft wahrgenommene immer stärkere Polarisierung von Meinungen. Erfolgreiche Firmen schaffen es, diese Polarisierung abzuschwächen. Sie schaffen ein Wir-Gefühl, einen gemeinsamen Weg und das Bewusstsein, dass das Unternehmen nur dann zukunftsfähig ist, wenn jeder Mitarbeitende sich engagiert. Für Führungskräfte gilt es dabei, alle Mitarbeitende ins Boot zu holen.» Und als finalen Appell richtet Sven Bühler folgendes an die Arbeitgeber: «Mitarbeitende stehen im Zentrum und müssen sich in die Verantwortung nehmen, die Kunden zu begeistern.»

Weitere Informationen und vollständige Ranglisten

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