Fachkräftemangel weiter spürbar rückläufig

Mit der wirtschaftlichen Abkühlung geht der Fachkräftemangel das zweite Jahr in Folge deutlich zurück: Der Fachkräftemangel-Index der Adecco Group liegt rund 22 Prozent unter dem Vorjahreswert. Besonders gefragt bleiben Fachkräfte im Gesundheits-, Bau- und Technikbereich, während die Nachfrage in Büro-, ICT- und Finanzberufen rückläufig ist.

Gemäss dem Fachkräftemangel Index Schweiz 2025 nimmt der Fachkräftemangel 2025 das zweite Jahr in Folge spürbar ab. (Grafik: Adecco Group)

Nachdem sich der Schweizer Arbeitsmarkt nach zwei ungewöhnlich starken Jahren bereits 2024 dem Niveau vor der Corona-Pandemie angenähert hatte, trübt sich die Lage 2025 erneut spürbar ein. Entsprechend geht auch der Fachkräftemangel aufgrund der wirtschaftlichen Abkühlung das zweite Jahr in Folge zurück. Dies zeigt der aktuelle Fachkräftemangel-Index Schweiz, die Studie der Adecco Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM) der Universität Zürich. 2025 liegt der Fachkräftemangel-Index rund 22 Prozent unter dem Vorjahreswert und nähert sich damit wieder dem Niveau vor der Corona-Pandemie an.

Gemäss der Studie zeigt sich der Rückgang des Fachkräftemangels einerseits durch die sinkende Anzahl offener Stellen (-8 %) und andererseits an einer Zunahme an Stellensuchenden (+17 %) gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote steigt von 2.3 % im Jahr 2024 auf 2.8 % im Jahr 2025. Marcel Keller, Country President Adecco Gruppe Schweiz, kommentiert die Erkenntnisse wie folgt: «Nachdem der Schweizer Arbeitsmarkt bereits im Jahr 2024 an Dynamik verloren hatte, kühlt er sich im Jahr 2025 nochmals deutlich ab. Eine schwache Exportnachfrage, verhaltene Investitionen und wirtschaftliche Unsicherheiten dämpfen die Beschäftigungsdynamik, während der private Konsum stabilisierend wirkt. Gleichzeitig verändert der verstärkte Einsatz von KI bereits jetzt die Arbeitswelt: KI-exponiertere Jobs verzeichnen weniger Stellenausschreibungen und höhere Arbeitslosigkeit.»

Fachkräftemangel besteht nur in wenigen Berufsgruppen

Im Jahr 2025 sind nur noch 4 der 32 Berufsgruppen vom Fachkräftemangel betroffen. Die Spitzenränge des Fachkräftemangel-Rankings bleiben dabei weitgehend stabil:

  • Rang 1: An der Spitze stehen weiterhin die Spezialist:innen in Gesundheitsberufen (z. B. Fachärzt:innen, Pflegefachkräfte oder Apotheker:innen), unter anderem bedingt durch die alternde Bevölkerung.
  • Rang 2: Unverändert folgen an zweiter Stelle die Bauführer:innen, Polier:innen und Produktionsleiter:innen (z. B. Bauleiter:innen, Malerpolier:innen, Maschinenbauleiter:innen oder Elektrotechniker:innen), durch einen erhöhten Personalbedarf der Baubranche dank robuster Auftragslage.
  • Rang 3: Die ingenieurtechnischen und vergleichbaren Fachkräfte (z. B. Maschinenbautechniker:innen, Techniker:innen im Bereich Systemtechnik, Automation und Unternehmensprozesse) rücken 2025 um eine Position nach vorne auf die dritte Position, trotz der herausfordernden Geschäftslage der MEM-Industrie aufgrund der schwachen Exportnachfrage.
  • Rang 4: Elektriker:innen und Elektroniker:innen (z. B. Elektromonteur:innen, Elektromechaniker:innen oder Kundendiensttechniker:innen) folgen auf dem vierten Platz. Die Nachfrage dürfte grösstenteils durch die gute Auftragslage der Baubranche getrieben sein.

Ein Grund für die anhaltende Spitzenposition des Gesundheitswesens ist im demografischen Wandel zu suchen. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung und die gesteigerte Lebenserwartung lassen den Fachkräfte-Bedarf im Gesundheits- und Pflegebereich steigen. Entsprechend bewegt sich auch die Berufsgruppe der Gesundheitsassistenzen, wie z.B. Fachkräfte Gesundheit und Pflege oder Rettungsdienstpersonal, im Vergleich zum Vorjahr weiter in Richtung Fachkräftemangel. Dennoch verzeichnen beide Berufsgruppen im Vergleich zum Vorjahr leicht weniger offene Stellen pro stellensuchende Person, was auf den anhaltenden Kostendruck im Gesundheitswesen zurückzuführen sein dürfte.

Deutlichste Rückgänge bei KI-exponierten Büro-, ICT- und Finanzberufen

Die stärksten Rückgänge bei der Anzahl Stellenausschreibungen pro stellensuchende Person verzeichnen die Büro-, Verwaltungs- und kaufmännischen Fachkräfte sowie die ICT- und Informatikberufe, insbesondere die kaufmännischen und Verwaltungsfachkräfte (-7 Ränge; z. B. Fachkräfte in Sozialverwaltung und -versicherung oder Polizeikommissar:innen und Kriminalbeamt:innen) sowie die Informations- und Kommunikationstechniker:innen (-6 Ränge; z. B. Techniker für Computernetzwerke und -systeme oder Webmaster). Solche Berufsgruppen werden besonders stark durch die Entwicklungen rund um KI beeinflusst und sind damit wahrscheinlich stärker von sinkenden Stellenzahlen und steigender Arbeitslosigkeit betroffen.

Baugewerbe bleibt stabil

Während der Grossteil der Berufsgruppen weniger ausgeschriebene Stellen verzeichnet, weisen drei Gruppen ein stabiles Verhältnis von offenen Stellen und Stellensuchenden auf: Bediener:innen stationärer Anlagen und Maschinen & Montageberufe (z. B. Maschinenführer:innen, Gerätemonteur:innen oder Betriebsmonteur:innen), Fahrzeugführer:innen und Bediener:innen mobiler Anlagen (z. B. Führer:innen von Erdbewegungs- und verwandten Maschinen, Strassenbau und Baumaschinen oder Fahrer:innen schwerer Lastkraftwagen) sowie Bau- und Ausbaufachkräfte (z. B. Zimmerleute, Dachdecker:innen, Boden- und Fliesenleger:innen, Bauspengler:innen und Sanitär- und Heizungsinstallateur:innen). Alle Berufsgruppen sind eng mit dem Baugewerbe verbunden, das laut Branchenberichten zunehmend unter Fachkräftemangel leidet.

Quelle: Adecco Group

(Visited 105 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema