Rekord-Deal bei «Die Höhle der Löwen Schweiz», Folge 3/3

Wieder zur besten Sendezeit, am Dienstag, 9. November 2021: Fünf weitere Startups wagten sich in die Höhle der Löwen. Dabei kam es zum bisher höchsten Deal in der Geschichte der Gründershow.

Feiern gemeinsam den Rekord-Deal bei „Die Höhler der Löwen Schweiz“ (v.l.n.r): Jürg Schwarzenbach (Investor), Janko Jakelj (feey), Anja Graf (Investorin), Gabriela Troxler (feey), Roland Brack (Investor), Severin Candrian (feey), Barbara Hein (Investorin), Sven Jakelj (feey) und Lukas Speiser (Investor) (Bild: ©CHMedia / Kim Christen)

Letztes Mal konnten wir über eine Millionen-Investition berichten. Diese wurde in dieser Sendung sogar noch getoppt. Doch mehr zum Rekord-Deal etwas später. Zunächst ging es um andere Geschäftsmodelle, die mal mehr, mal weniger Nachfragen der fünf Löwen notwendig machten. Zunächst präsentierten Belinda Juon und Nicolas Heini ihr Jungunternehmen «FirstCar». Es berät Fahranfänger und steht auch bei jeglichen Anliegen rund um das erste Auto zur Verfügung. Kurz: «FirstCar» begleitet Junglenkerinnen und Junglenker von der ersten Fahrstunde bis hin zum Kauf des ersten eigenen Autos, eine Art «Booking.com» für Fahranfänger, wie es die beiden Jungunternehmer beschreiben. Zum Angebot gehören z.B. auch eigene Lern-Fahrzeuge mit Doppelpedalerie. Die Nachfrage sei enorm, so Nicolas Heini. Für das weitere Wachstum ersucht er deshalb um ein Investment in der Höhe von 300’000 Franken gegen eine Beteiligung von 10 Prozent an der Firma. Besonders bei Roland Brack und Tobias Reichmuth stiess das Geschäftsmodell auf grosses Interesse. Sie waren beide überzeugt vom Marktpotenzial. Sie einigten sich deshalb, gemeinsam 300’000 Franken zu investieren – gegen eine Beteiligung an der sich im Aufbau befindlichen AG von 20 Prozent. Auf diesen Deal gingen Belinda Juon und Nicolas Heini ohne lange zu überlegen gerne ein.

Rekord-Deal für Zimmerpflanzen

Sven Jakelj, Severin Candrian, Janko Jakelj und Gabriela Troxler aus Flawil (SG) gingen mit ihrem Online-Pflanzenshop «feey» an den Start. Dieser beliefert Pflanzenliebhaberinnen und Pflanzenliebhaber in der gesamten Schweiz nicht nur mit jeweils zum eigenen Lifestyle passenden Zimmerpflanzen, sondern steht auch mit kostenlosen Pflanzen-Tipps der Kundschaft zur Seite. Mehr noch: Dank Augmented Reality kann die Wunschpflanze vor dem Kauf in die eigenen vier Wände projiziert und somit vor Ort getestet werden. Eine Idee, welche die Investorinnen und Investoren begeistert. Beeindruckend scheinen auch die Wachstumsaussichten: Von 600’000 Franken im Jahr 2020 sind die vier Jungunternehmer aktuell bereits bei rund 2 Millionen angelangt. Mit einer Expansion nach Deutschland erwarten sie in den nächsten Jahren sogar rund 12 Millionen. Bescheiden schien vor diesem Hintergrund ihr Investitionswunsch: 100’000 Franken bei 5 Prozent Firmenbeteiligung – als Vorbereitung für eine nächste grosse Finanzierungsrunde. Anja Graf schlug vor: «Weshalb machen wir nicht gleich heute die grosse Finanzierungsrunde?» Ein Vorschlag, den Sven, Severin, Janko und Gabriela kurz diskutierten. Zu einem «Pièce de Résistance» in der für die Zuschauer spannenden Verhandlungsrunde entwickelte sich dann die Höhe der Firmenbeteiligung. Denn die Gründerinnen und Gründer wollten nicht zu viel davon an die Löwen abtreten, auch nicht bei einem Angebot von 1 Million Franken. Am Schluss standen sie vor der Wahl: Entweder 900’000 Franken Investition gegen 25 Prozent Firmenbeteiligung oder sogar 1,2 Millionen gegen 30 Prozent. Die vier Jungunternehmer schlugen dann bei letzterem zu – und der Rekord-Deal war Tatsache, bei dem Lukas Speiser mit seiner Erfahrung im Aufbau eines Online-Shops den Lead übernimmt. «Von Sex-Toys zu Pflanzen», so der Kommentar von Anja Graf. «Endlich darf ich meinen Grosseltern erzählen, was ich mache», konterte Lukas Speiser.

Der «Gewinner der Herzen»

Wieder um kleinere Brötchen ging es dann beim Einzelunternehmer Dominik Liechti mit «bearbeat». Er vermietet eine mobile Musikbühne mit allem Drum und Dran und verfügt über ein grosses Netzwerk zu Künstlerinnen und Künstler aus allen Genres. So kann er passende Live-Musikerinnen und -Musiker für die jeweilige Veranstaltung organisieren. Zwei Piaggo Apes baute der Gründer zu mobilen Bühnen um und fährt mit dem technischen Zubehör direkt an den Event. Somit entsteht für den Veranstalter kein Mehraufwand. 88’000 Franken benötigt Dominik Liechti für weiteres Wachstum. Den Löwinnen und Löwen wurde allerdings nicht ganz klar, wie der Einzelunternehmer dieses allein bewältigen möchte. Jürg Schwarzenbach fragte schliesslich: «Was willst Du mit Deiner Firma eigentlich erreichen?» Dominik Liechtis Antwort: «Den Menschen Freude machen.» «Das kannst Du selbst am besten. Dafür brauchst Du keinen Investor», so Jürg Schwarzenbach. Dominik Liechti verliess also als «Gewinner der Herzen», aber ohne Investment die Höhle – immerhin hätte er mit einem Kurzkonzert die Löwen fast rumgekriegt, die aber versprachen, «bearbeat» sicher einmal zu buchen.

Zu viel «Marketing-Power»?

Mit «Paido Soda», einem kalorienarmen Erfrischungsgetränk, wollen Kanteevan Thamilchevan und Markus Kollmair aus Thalwil ZH für Furore sorgen. Mit aller zur Verfügung stehenden Marketing-Power präsentierten die zwei ihr Getränk, das unter anderem aus Vitaminen besteht. Es enthält wenig Kalorien und wenig Zucker und könnte sich z.B. als Erfrischungsgetränk nach einem anstrengenden Workout eignen. Das Getränk kann aber auch zum Mixen von Cocktails verwendet werden. Mit dieser Rezeptur und einer geballten Werbepower konnten die Beiden die Löwen allerdings nicht überzeugen. Lukas Speiser attestierte ihnen ein «gutes Branding», wollte aber nicht einsteigen. Tiefe Stirnfalten zeigten sich bei Barbara Hein, die das Getränk als «in Wasser gelöste Gummibärchen» bezeichnete. Die einhellige Meinung der fünf Investorinnen und Investoren am Schluss: «Allein könnt Ihr das besser», ein Markt dazu sei durchaus vorhanden.

Trotz viel Marketing-Power konnten sie den Rekord-Deal nicht toppen: Kanteevan Thamilchevan und Markus Kollmair gingen sogar ganz leer aus – auch wenn dem Produkt ein gewisses Marktpotenzial attestiert wurde. (Bild: ©CHMedia / Kim Christen)

Gute Idee scheitert an schwierigem Beteiligungsmodell

Blieb am Schluss noch der Auftritt von Florian Felder mit «niuway». Er will mit nachhaltig hergestellten Zelten die Abfallflut an Musikfestivals eindämmen. Eine gewiss löbliche Absicht, zumal Florian Felder für das kommende Jahr ein Revival der vielen Open-Airs erwartet. Die Idee: Statt eigene Zelte sollen die Festivalbesucher jene von «niuway» benutzen, die nach Ende des Events wieder abgebaut, wieder aufbereitet und für das nächste Festival zur Verfügung stehen sollen. Die Löwinnen und Löwen zeigten sich skeptisch, umso mehr, als sie erfahren müssen, dass nicht der Haupteigentümer Andreas Bär, sondern «nur» der einzige Angestellte mit einer Minderheitsbeteiligung von 10 Prozent an der Firma vor ihnen steht. Dem präsentierenden Florian Felder war eine gewisse Verzweiflung anzusehen – vielleicht führte genau dies zu einem überraschenden Vorschlag von Barbara Hein: «100’000 Franken gegen 60 Prozent Firmenbeteiligung, wovon wir 30 Prozent an Dich abtreten würden.» War das die Rettung? Ein Telefonat mit dem Hauptaktionär sollte es richten – konnte es letztlich aber auch nicht, weil Haupteigentümer Andreas Bär nur zu einem Zugeständnis von 10 Prozent bereit war. Somit platzte der Deal. Doch als «Trostpreis» blieb Florian Felder noch das «Gründerticket» für einen Auftritt im MediaShop.

Manchmal reicht auch viel Herzblut aus

Fazit dieser Sendung: Auf der einen Seite schwangen zwei vielversprechende Startups obenaus mit skalierbaren Business Cases und einem Rekord-Deal. Von diesem dürfte sicher in nächster Zeit noch die Rede sein, wie von «Nomady», das in der vergangenen Staffel ein Investment gewonnen hat. «Nomady» ist ein Marktplatz, der Naturliebhaberinnen und Naturliebhaber mit Landeigentümerinnen und Landeigentümern verbindet. Campingbegeisterte finden Stellplätze für ihren Campingbus oder ihr Zelt bei privaten Anbieterinnen und Anbietern. Landeigentümerinnen und Landeigentümer vermieten ihre Grundstücke oder Hütten an die User – ähnlich wie bei der Plattform Airbnb.

Auf der anderen Seite zeigte sich aber auch, dass man mit viel Herzblut zwar viel erreichen kann, aber dazu nicht zwingend auch Investoren überzeugen muss. Von solchen Entrepreneuren lebt die KMU-Welt aber genauso wie von potenziellen «Unicorns».

Interviews mit zwei Investoren bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“ finden Sie hier, einen Rückblick zur Sendung vom 2. November 2021 gibt es hier.

Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.3plus.tv/die-hoehle-der-loewen-schweiz

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