Führen ohne Chef zu sein: Wie geht das?

Es gibt immer mehr Funktionen ohne "Position Power": Das heisst, Sie haben keine formale Weisungsbefugnisse, müssen aber dennoch andere führen. Wie also funktioniert Führen ohne Chef zu sein?

Führen ohne Chef zu sein: Erfolgreiche Leadership funktioniert auch über Team-Grenzen hinaus. (Bild: Unsplash.com)

Gutes Leadership ist bereits dann herausfordernd, wenn Sie formal die Position des Chefs oder der Chefin besetzen. Denn auch Ihre „Position Power“ nutzt Ihnen nicht viel, wenn die Leute Ihnen nur widerwillig folgen. Sie können dann allenfalls kurzfristig Ergebnisse erzwingen. Mittel- und langfristig funktioniert das nie. Wieviel schwieriger ist es hingegen, wenn Sie andere führen müssen, Sie aber keine formale Weisungsbefugnis haben?

Solche Positionen gibt es aus meiner Beobachtung immer häufiger: Sei es der Produktportfolio-Manager über mehrere Divisionen, der globale Sales-Head, der auf die Landesgesellschaften angewiesen ist, oder der Projektleiter mit zwanzig Projektteam-Mitgliedern aus verschiedensten Bereichen. Der Einfluss in allen diesen Fällen ist indirekt. Wie können Sie in diesen Fällen maximale Ergebnisse mit Ihrem virtuellen Team erreichen?

Nun, die Antwort liegt in der Tatsache, dass Top-Leadership schon immer Top-Einfluss bedeutet – egal ob mit oder ohne formale Position. Es kommt also beim Führen ohne Position noch mehr auf Ihren Einfluss an.

Deshalb ist die Frage: Wie beeinflussen Sie Leute in Ihrem Sinne, auch wenn diese einen anderen Chef haben?

Hier sind drei wichtige Fragen, die es zu beantworten gilt:

  1. „Was will ich?“
    Diese Frage mag sehr einfach klingen, macht aber den meisten grosse Schwierigkeiten in der Antwort (jedenfalls erlebe ich das immer wieder in meinem Coaching). Ganz wichtig ist, dass Sie klare Ergebnisse für eindeutige Zeiträume nennen können: Was wollen Sie bis Ende des Jahres genau erreicht haben? Mit wem zusammen? Und warum? Denn wenn Sie schon nicht hundert Prozent klar darin sind, was Sie genau wollen, wie sollen andere Ihnen dann folgen? Wie wollen Sie andere überzeugen?
  2. „Was haben die anderen davon?“
    Im Verkauf nennt sich das die „Nutzen-Argumentation“. Was haben die anderen, die Sie beeinflussen wollen, von Ihrer Rolle und Ihrer Führung? Welchen Wert bringen Sie aus deren Sicht? Vielen Personen fällt dieser Gedanke schwer, aber Sie müssen sich in einer solchen Position auch selber verkaufen. Sie müssen klar aufzeigen können, warum die anderen ihre wertvolle Zeit für Ihre Themen aufwenden sollen. Ein guter Weg ist übrigens (wie im Verkauf) die anderen konkret zu fragen.
  3. „Wie können wir gemeinsam voneinander profitieren?“
    Das ist eine gute Frage, die Sie denjenigen stellen sollten, mit denen Sie gemeinsam etwas erreichen wollen. Eine solch offene und positive Frage fordert das Nachdenken heraus. Zusatz-Tipp: Sie können die Frage auch bezogen auf bestimmte Themen stellen, die Sie vorantreiben wollen. Dadurch lenken Sie die anderen in die von Ihnen gewünschte Richtung. Das nennt man dann „Einfluss ausüben“. Dadurch werden Sie zum besseren Leader.

Also, wenn Sie in einer herausfordernden Führungssituation sind, empfehle ich die Beantwortung dieser drei Fragen. Sie werden Ihren Einfluss dadurch ein gutes Stück ausbauen.

Autor:
Volkmar Völzke ist Erfolgsmaximierer, Buchautor, Berater, Coach, Speaker.www.volkmarvoelzke.ch

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