Online-Fremdkapitalmarkt knackt die 20-Milliarden-Franken-Grenze

Eine Studie der Hochschule Luzern zeig das die Vermittlung von Krediten an Unternehmen, Privatpersonen sowie Gemeinden und Städte über das Internet weiterhin wächst. Solche Marketplace Lending-Plattformen vermittelten im Jahr 2022 ein Volumen von 21.4 Milliarden Franken. Dies ist viermal mehr als noch im Jahr 2017.

Abbildung: Entwicklung des Marketplace Lending in der Schweiz 2017 bis 2022 nach Segmenten. (Bild: www.hslu.ch)

Die Geschäftsmodelle von Marketplace Lending-Plattformen unterscheiden sich fundamental von demjenigen von Banken. Sie treten lediglich als Online-Vermittler auf und nehmen keine Einlagen von Kundinnen und Kunden in die eigene Bilanz. Sie vergeben selbst auch keine Kredite. Institutionelle und private Investoren können so in Fremdkapital investieren. 2022 wurde auf Online-Plattformen Fremdkapital mit einem Volumen von 21.4 Milliarden Franken vermittelt. Im Vorjahr waren es 15.4 Milliarden Franken. Das zeigt den Anstieg von 16 Prozent. In den letzten fünf Jahren hat sich das Volumen sogar vervierfacht. Dies zeigt die neueste Ausgabe des Marketplace Lending Reports der Hochschule Luzern (HSLU), der Swiss Marketplace Lending Association (SMLA) und der APEX Group. Es ist die einzige umfassende Analyse zur Fremdkapital-Finanzierung von Schweizer Unternehmen, öffentlich-rechtlichen Körperschaften und Privatpersonen über Plattformen im Internet.

Online-Plattformen beliebt bei öffentlich-rechtlichen Körperschaften

Die Wachstumszahlen der verschiedenen Segmente von Marketplace Lending unterscheiden sich aber deutlich. Kredite und Anleihen für mittelgrosse Unternehmen, Grossunternehmen und öffentlich-rechtliche Körperschaften machen mit 13.7 Milliarden Franken fast 65 Prozent aller über Online-Plattformen gesprochenen Fremdkapital-Finanzierungen aus. «Für öffentlich-rechtliche Körperschaften wie Gemeinden, Städte oder beispielsweise Spitäler und Verkehrsbetriebe ist Marketplace Lending zu einem wichtigen Finanzierungsstandbein geworden», sagt Co-Autor der Studie Prof. Dr. Andreas Dietrich. Rund 15 Prozent ihrer Fremdfinanzierungen würden sie gemäss Schätzung der Studienautoren mittlerweile über Online-Plattformen erhalten. «Viele von ihnen haben mittlerweile erkannt, dass diese Finanzierungsmöglichkeit gerade auch aus Preis-Sicht attraktiv sein können”, so Dietrich.

Weniger Wachstum bei Online-Hypothekarkrediten

Vermittler von Hypothekarkrediten erzielten im Jahr 2022 ein Volumen von 6.2 Milliarden Franken. Dadurch erreichten sie der Studie nach einen Marktanteil von etwa 3.5 Prozent. Die Wachstumsdynamik der Online-Vermittlungsplattformen hat sich in den letzten drei Jahren aber stetig verlangsamt. Die Gründe sind vielfältig. Dazu gehören die höheren Zinssätze, der Wegfall der Credit Suisse und das sich nur langsam verändernde Kundenverhalten. Einzelne Hypothekenvermittler haben deshalb auch ihr Geschäftsmodell angepasst und fokussieren sich weniger auf das Plattformgeschäft mit direktem Kontakt zu den Endkunden (B2C-Bereich). Die Studienautoren erwarten deshalb, dass der Online-Hypothekenmarkt im B2C-Bereich in den nächsten zwei Jahren nicht mehr weiter wachsen wird.

Institutionelle Investoren und FinTechs wichtig für Schweizer Finanzmarkt

Mit der Ausnahme von Crowdlending steht Marketplace Lending lediglich institutionellen Investoren offen. Doch auch beim Crowdlending stammt rund die Hälfte des investierten Kapitals von institutionellen Investoren. Besonders Pensionskassen und externe Vermögensverwalter investieren aktiv über Crowdlending-Plattformen oder indirekt über entsprechende Fonds-Lösungen. «Für die Entwicklung des Marktes in der Schweiz ist das Engagement institutioneller Investoren absolut essenziell, da die Kreditnachfrage aufgrund der hohen Investionsvolumens schnell bedient werden kann», sagt Co-Autor der Studie Dr. Simon Amrein.

Quelle: www.hslu.ch

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