Warum “Wer bin ich?” eine entscheidende Frage im Leadership ist
Es ist ein Punkt, den viele Führungskräfte unterschätzen – gerade, wenn sie schon über Jahre hinweg mit Strategie, Zielsystemen und Leadership-Modellen arbeiten: Menschen folgen nicht in erster Linie dem, was Sie sagen. Sie folgen dem, was Sie sind.

Ihre Identität als Leader – also das, wofür Sie stehen, wie Sie sich verhalten, was Sie ausstrahlen – prägt Ihr Team stärker als jedes Organigramm oder Leitbild. Und genau hier liegt ein oft ungenutzter Hebel: Ihre Wirkung entsteht nicht durch einzelne Massnahmen, sondern durch gelebte Haltung.
Denn Ihre Identität zeigt sich dort, wo es keine PowerPoint-Folie gibt:
- Wie gehen Sie mit Druck um?
- Wie reagieren Sie auf Fehler – bei anderen und bei sich selbst?
- Wie verhalten Sie sich gegenüber Menschen, die Ihnen widersprechen oder ganz anders denken als Sie?
All das sendet Signale. Und diese Signale formen die Kultur Ihres Teams.
Ein Beispiel: Wenn Sie Agilität fordern, aber jede Entscheidung erst nach drei Abstimmungsschleifen freigeben – wird niemand Beweglichkeit spüren. Wenn Sie Eigenverantwortung betonen, aber bei jeder wichtigen Entscheidung selbst eingreifen – entsteht keine Vertrauenskultur, sondern stille Kontrolle.
Was also tun? Wie entwickeln Sie Ihre Führungsidentität gezielt weiter? Hier drei konkrete Ansätze, die sich im Alltag bewährt haben:
1. Feedback nicht nur einfordern – sondern aktiv hinterfragen.
Bitten Sie 1–2 Personen Ihres Vertrauens um eine ehrliche Rückmeldung zu Ihrer Wirkung: „Was strahle ich im Alltag aus – auch zwischen den Zeilen?“ Häufig liegt hier die grösste Erkenntnisquelle.
2. Machen Sie eine persönliche „Toleranz-Inventur“.
Notieren Sie konkret, welches Verhalten Sie in Ihrem Team dulden, obwohl es Ihren eigenen Werten widerspricht. Fragen Sie sich: „Was würde ein starker Leader an meiner Stelle tun?“ Dieser kleine Perspektivwechsel bringt oft überraschend klare Antworten.
3. Definieren Sie Ihr eigenes Leadership-Leitmotiv.
Schreiben Sie in einem Satz auf, wofür Sie als Führungspersönlichkeit stehen wollen. Nicht als Vision, sondern als Alltagskompass. Beispiel: „Ich stärke Mut, wo Angst lähmt.“ – oder: „Ich bin klar, wo andere ausweichen.“
Solche kleinen Impulse wirken stärker als viele glauben. Denn: Identität ist nicht statisch. Sie ist veränderbar – wenn Sie bereit sind, sich bewusst zu entscheiden.
Und ja, Anspruch und Realität klaffen manchmal auseinander. Das ist kein Problem. Entscheidend ist, dass Sie es bemerken – und handeln. Denn je klarer Ihre Identität, desto stärker Ihr Einfluss.
Zum Autor:
Volkmar Völzke ist Erfolgs-Maximierer. Buchautor. Berater. Coach. Speaker. www.volkmarvoelzke.ch