Ein neues Modell der Altersvorsorge

Die jüngere Vergangenheit zeigt: Reformen der Altersvorsorge haben es schwer, eine Mehrheit zu finden. Kürzlich hat Centre Patronal einen Vorschlag präsentiert, wie das bestehende Modell der Altersvorsorge auf neue Füsse gestellt werden könnte.

Finanzielle Sicherheit im Alter: Die Weichen dafür müssen früher gestellt werden dürfen, meint der Wirtschaftsverband Centre Patronal und präsentiert ein neues Modell für die Altersvorsorge. © Marcus Aurelius / Pexels.com
Finanzielle Sicherheit im Alter: Die Weichen dafür müssen früher gestellt werden dürfen, meint der Wirtschaftsverband Centre Patronal und präsentiert ein neues Modell für die Altersvorsorge. © Marcus Aurelius / Pexels.com

Centre Patronal ist ein Wirtschaftsverband mit dem Ziel, die Interessen der Privatwirtschaft zu vertreten und Dienstleistungen für Unternehmen und deren Führungskräfte zu entwickeln. Der Verband wurde 1940 im Kanton Waadt gegründet und hat seinen Sitz in Paudex. Derzeit beschäftigt er rund 400 Mitarbeitende. Seit 1973 ist Centre Patronal in der Deutschschweiz mit einer Niederlassung in Bern und seit 2022 in Zürich vertreten. Überdies verwaltet Centre Patronal eine AHV-Kasse sowie verschiedene Vorsorgeeinrichtungen der zweiten Säule. Aufgrund dieser Expertise arbeitet der Verband schon seit Jahren an neuen Vorschlägen für eine nachhaltige, moderne und soziale Vorsorge. Kernpunkt bildet ein Paradigmenwechsel: Für die erste Säule (AHV) besteht der Hauptvorschlag nämlich darin, den Anspruch auf volle Rentenleistungen nicht mehr nach einem Referenzalter (65 Jahre), sondern nach der Anzahl der Beitragsjahre (44 Jahre) zu gewähren. Für die zweite Säule (berufliche Vorsorge) wiederum soll ein neuer «BVG-Mindestplan» umrissen werden, um die Leistungen auf der Grundlage verstärkten Sparens zu verbessern.

«Heilige Kuh» Altersvorsorge

Die Altersvorsorge ist ein zentrales Anliegen der Schweizer Bevölkerung. Seit Jahren finden in diesem Bereich wiederholt Volksabstimmungen statt, ohne dass eine wirklich nachhaltige Lösung weder für die AHV noch für die berufliche Vorsorge gefunden wurde, damit diese beiden Säulen zusammen weiterhin die berühmten 60 Prozent des letzten Lohns garantieren. Die Herausforderung besteht darin, das Vertrauen in unser Sozialversicherungssystem, in seine langfristige Finanzierung sowie in seine Fähigkeit, den aktuellen Wünschen und Bedürfnissen unserer Gesellschaft gerecht zu werden, wiederherzustellen.

Die erste Säule ist diejenige, die am dringendsten Massnahmen erfordert. Centre Patronal schlägt vor, den Anspruch auf volle Rentenleistungen in Abhängigkeit von der Anzahl der Beitragsjahre zu gewähren (das derzeitige System erfordert 44 Beitragsjahre ab Alter 21). Diese Änderung des Ansatzes erscheint gerechter für Personen, die früh ins Berufsleben eintreten und häufig anstrengende Berufe ausüben.

Damit die Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichts der AHV sozialverträglich ausgestaltet werden kann, müssen die Anstrengungen gerecht auf zwei weitere Bereiche ausgeweitet werden, führt Centre Patronal weiter aus. Konkret: Neben der Erhöhung der Beitragsdauer müssen auch die Mehrwertsteuer und die Lohnabgaben massvoll angehoben werden. Ob ein solcher Vorschlag mehrheitsfähig wäre, ist schwer abzuschätzen. Doch Centre Patronal sieht sich diesbezüglich gut abgestützt: Sowohl das Streben nach Gerechtigkeit, das diesen Reformen zugrunde liegt, als auch die Trends, die sich aus Meinungsumfragen ergeben, würden darauf hindeuten, die Bemühungen, das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen, aufzuteilen.

Sparen in der 2. Säule stärken

Die zweite Säule bedarf keiner so dringenden Reform wie die AHV, da die Vorsorgeeinrichtungen, die über einen grossen Handlungsspielraum verfügen, bereits Massnahmen ergriffen haben und die meisten von ihnen deshalb vom «BVG-Mindestplan» abweichen. Dennoch gilt es in den Augen von Centre Patronal, die Umrisse eines neuen, finanziell und technisch realistischen «BVG-Mindestplans» zu definieren, welcher der Bevölkerung neue Vorteile bringt. Die Senkung des Umwandlungssatzes ist unerlässlich aufgrund der steigenden Lebenserwartung und auch zur Ermöglichung einer Ausdehnung der zweiten Säule auf Personen, denen sie bisher vorenthalten war. Ebenso unerlässlich ist es, das Mindestvorsorgekapital durch eine Stärkung des Vorsorgesparens zu erhöhen.

Um das Vorsorgesparen zu stärken und gleichzeitig die Situation vieler Versicherter zu verbessern, macht Centre Patronal verschiedene konkrete Vorschläge, die insbesondere darin bestehen, den «Koordinationsabzug» abzuschaffen (stattdessen Beiträge auf das gesamte Einkommen von Teilzeitbeschäftigten, Mehrfachbeschäftigten und Selbstständigen), wobei eine Eintrittsschwelle beibehalten werden soll. Auch die Gutschriftsätze sollen mit einer einfacheren, weniger progressiven altersabhängigen Staffelung geändert werden, um ab 50 Jahren einen ordentlichen Einheitssatz von 10 % (5 % Arbeitnehmender, 5 % Arbeitgeber) zu erreichen. Die Medianverdienenden werden nicht vergessen, indem ihre Sparbeiträge um einen einheitlichen Satz von 6 % erhöht werden, um ihnen eine bessere Rente zu ermöglichen. Das Modell sieht schliesslich eine einfache und originelle Übergangsregelung vor, die es ermöglicht, das Rentenniveau bereits versicherter Personen aufrechtzuerhalten.

Reform stösst auf Zustimmung

Die Vorschläge von Centre Patronal werden durch eine von Prof. Dr. Christoph Schaltegger und Dr. Patrick Eugster durchgeführte Studie über die finanziellen Auswirkungen untermauert. Alle Vorschläge wurden vom Meinungsforschungsinstitut Sotomo «getestet», welches eine hohe Akzeptanz in der Schweizer Bevölkerung feststellen konnte. So ist eine deutliche Mehrheit gegenüber einem Lebensarbeitszeitmodell positiv bzw. eher positiv eingestellt. Wenn es zu einer Abstimmung darüber käme, würden 21 Prozent mit «ja» stimmen, 39 Prozent mit «eher ja». 15 Prozent sind unschlüssig. Eine Abstimmungsvorlage über das Lebensarbeitszeitmodell fände die Zustimmung über alle politischen Lager hinweg, am deutlichsten in der Mitte-Partei, am wenigsten im linken Lager. Und auch bei der 2. Säule gibt es laut Meinungsumfrage klare Positionen: So befürwortet eine deutliche Mehrheit eine Senkung der Eintrittsschwelle. Sehr unpopulär bleibt die Senkung des Mindestumwandlungssatzes. Befürwortet wird auch der Beginn des Alterssparens vor der Schwelle von 25 Jahren. Ebenfalls eine Mehrheit befürwortet die Abschaffung des Koordinationsabzugs.

Und glauben die Schweizerinnen und Schweizer daran, dass ihre Rente aus 1. und 2. Säule die angestrebten 60 Prozent ihres letzten Lohns erreicht? Diesbezüglich sind viele pessimistisch: Die Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen wünscht sich zwar eine Ersatzquote zum Zeitpunkt der Pensionierung von 67 Prozent, glaubt aber, nur 48 Prozent zu erreichen. Die Altersgruppe der 36- bis 50-Jährigen ist diesbezüglich optimistischer: Sie rechnet mit einer Ersatzquote von 52 Prozent. Über 50-Jährige schliesslich erwarten eine Ersatzquote von 57 Prozent, wünschen sich aber eine solche von 71 Prozent. All diese Umfrage-Ergebnisse unterstreichen, dass Wunsch und Wirklichkeit bei der Altersvorsorge auseinanderklaffen und neue Ideen für ein finanziell sicheres Leben nach der Pensionierung «ergebnisoffen» diskutiert werden müssen.

Weitere Informationen: www.centrepatronal.ch

Centre Patronal erwirbt Trianon

Der Wirtschaftsverband Centre Patronal übernimmt die Trianon AG, seit 2016 ein Unternehmen der Gruppe Mobiliar, um sein eigenes Angebot und die Geschäftsfelder von Trianon weiterzuentwickeln. Das Unternehmen gehört heute zu den schweizweit führenden Unternehmen im Bereich Business Process Outsourcing. Ihre Tätigkeiten umfassen die Verwaltung von Pensionskassen, HR-Services sowie proaktives Absenzenmanagement. Centre Patronal vertritt seit 85 Jahren die Interessen der Privatwirtschaft und erbringt Dienstleistungen für Unternehmen. Mit der Übernahme von Trianon durch Centre Patronal profitieren die Kunden künftig von einer zusätzlichen Dienstleistungspalette. Die Übernahme von Trianon durch Centre Patronal wird voraussichtlich im dritten Quartal 2025 stattfinden, vorbehältlich der Genehmigung durch die zuständigen Behörden.

 

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