Rückblick Zürcher KMU Innovationstag

Am 3. Juli 2025 fand im ZHdK Toni Campus in Zürich zum dritten Mal der Zürcher KMU Innovationstag statt. Einmal mehr bot er eine breite Palette an Themen, die in Kurzreferaten und praxisbezogenen Workshops behandelt wurden.

Zürcher KMU Innovationstag: Impression aus dem Workshop mit André Meyer (stehend). (Bild: Thomas Berner)

Wie führe ich mein Unternehmen, wenn es mal in der Wirtschaft kriselt? Welche konkreten Anwendungsfelder für KI gibt es für KMU? Wie lässt sich Kreislaufwirtschaft als Geschäftsmodell nutzen? Und wie plane ich meine Unternehmensnachfolge? Auf diese und viele weitere Fragen fanden sich Antworten – vielleicht nicht immer abschliessende, aber doch zumeist weiterführende. Auf besonders hohes Interesse stiess bei den rund 200 angemeldeten Besucherinnen und Besuchern auch das Thema «Innovation»: Wie können Neuerungen im eigenen Unternehmen angestossen werden? Der Workshop unter der Leitung von Adrian Burri von der ZHAW war jedenfalls ausgebucht. Er war als «Brückenbauworkshop» gestaltet und ging das Thema spielerisch an. Die Teilnehmenden erlebten, wie «Tun» und «Ausprobieren» schnell zu Ergebnissen führen und als ein grosser Hebel für weitere Entscheidungen wirken. Das entsprach natürlich voll und ganz dem Motto der Tagung: «Gemeinsam zukunftsfähig: Mit kleinen Hebeln grosse Wirkung erzielen».

KI und ihre (Neben-)Wirkung

Christina Kehl, Innovationsverband Schweizer Arbeitsmarkt, und Florence Bernays, Center for Leadership in the Future of Work, Universität Zürich, sprachen ferner über ein Thema, das wohl die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer derzeit besonders beschäftigt: Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Christina Kehl betonte, dass KI kein reines IT-Thema (mehr) ist, sondern die Geschäftsleitung beschäftigen muss. Wichtig sei zudem, alle Prozesse qualitativ zu prüfen, bevor man sie allenfalls an die KI übergibt. Dass die Automatisierung nicht nur technische Skills benötigt, darauf wies Florence Bernays hin. «Emotionale Intelligenz wird immer wichtiger», sagte sie in ihrem Kurzreferat. Sie bedauerte allerdings, dass Unternehmen noch sehr wenig in emotionale Intelligenz investieren würden.

Brennpunkt Digitalisierung: Christina Kehl im Gespräch mit Moderator Stephan Lendi. (Bild: Thomas Berner)

Neben der Digitalisierung weitere Herausforderungen, die viele Unternehmen beschäftigen, sind Fluktuation, viele Absenzen und sinkendes Engagement von Mitarbeitenden. «Es fehlt die emotionale Bindung ans Unternehmen», konstatierte Michael Schmidt-Purrmann mit Verweis auf eine Studie von Gallup. Zur Lösung dieser Probleme stellte er das Vital@Work-Modell vor, das bewusste Zusammenarbeit, leistungsfördernde Atmosphäre, lebendiges Teamwork und motivierte Leistungsbereitschaft zum Ziel hat, auch mit Einsatz von KI-Agenten, die Mitarbeitende persönlich begleiten.

Selbstmanagement und Nachhaltigkeit

Wie mit verhältnismässig geringem Aufwand die eigene Produktivität (und damit auch die persönliche Arbeits-Motivation) gesteigert werden kann, zeigte André Meyer von FlowLabs in seinem Workshop. Die Teilnehmenden waren dazu eingeladen, zu reflektieren, wie ein perfekter Arbeitstag aussehen könnte und dies in Bezug zur erlebten Realität zu setzen. Die grössten Unterschiede zwischen Wunsch und Wirklichkeit stellen Hebel dar, an denen sich für eine Verbesserung des Arbeitsalltags ansetzen lässt.

Ein weiterer der insgesamt 18 Workshops befasste sich mit der Frage, wie Lieferketten nachhaltig, resilient und zukunftsorientiert transformiert werden können. Was bei einem Nahrungsmittelproduzenten verhältnismässig nachvollziehbar durchgeführt werden kann, erweist sich z.B. bei einem Medienunternehmen ungleich komplexer, wie der Schreibende gleich selbst herausfinden durfte.

Kaufen statt gründen

Zuspruch fand auch das Thema «Nachfolgeregelung». Quasi «Pate» dieses Themas war der Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge. Vorstandsmitglied Carla Kaufmann wies darauf hin, dass derzeit viele Unternehmen zum Verkauf stehen, um die Nachfolge sicherzustellen. «Viele Verkaufspreise bewegen sich unterhalb von 500’000 Franken – sind also durchaus erschwinglich», so Kaufmann, die mit Companymarket AG eine eigene Vermittlungsplattform für Unternehmen betreibt. «Kaufen statt Gründen» ist demnach eine oft unterschätzte Erfolgsstrategie für Personen, die sich unternehmerisch betätigen wollen. 

Von KMU zu KMU

Der Zürcher KMU Innovationstag wurde auch dieses Jahr von der Abteilung Standortförderung am Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich durchgeführt. Projektleiterin Anita Martinecz Fehér zeigte sich zufrieden mit der Resonanz des Anlasses. Der Themenmix erwies sich auch dieses Jahr als Abbild der vielgestaltigen Realität von KMU und bot eine niederschwellige Gelegenheit für einen nutzenstiftenden Wissenstransfer von KMU zu KMU. Ob und wann auch 2026 der Zürcher KMU Innovationstag wieder stattfindet, war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

Weitere Informationen: https://kmu-innovation.zuerich/zuercher_kmu_innovationstag/

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