Zu hohe Bewertungen schmecken den Löwen nicht
Die letzte Sendung der siebten Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz» ging am Dienstag, 14. Oktober 2025, über den Sender. Sechs Unternehmen buhlten mit ihren Produkten bzw. Geschäftsideen um die Gunst der Investorinnen und Investoren. Deals blieben aber Mangelware.

Neun Sendungen zählte die diesjährige Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz», die auf dem TV-Sender 3plus ausgestrahlt wurde. 49 Startups stellten sich vor, sechs davon in der nun letzten Sendung. So auch YourStarter mit den Brüdern Nando und Fabian aus Oberriet SG. Sie wollen das Frühstück neu erfinden: gesund, schnell und ohne Stress. Ihre Mahlzeiten aus gefrorenen Früchten, Flocken und Gemüsen muss man nur mit Wasser mixen. Über 120’000 Portionen konnten sie bereits verkaufen, was bei den Löwen auf positive Resonanz stiess. 600’000 Franken Umsatz im ersten Geschäftsjahr – «das ist stark», wie Tom Zimmermann anmerkte. Und auch die gleich vor Ort gemixten Drinks schmeckten den Löwen. Mit 300’000 Franken gegen 3 Prozent Firmenbeteiligung stiegen die beiden Brüder dann ins Bieter-Rennen. Doch mit dieser hohen Bewertung sorgten sie für viel Kritik in der Runde, zumal diese zu stark auf optimistischen Prognosen beruhte. Es kam, wie es schon in früheren Sendungen oft kommen musste: Ein Deal kam nicht zustande, auch wenn das Geschäftsmodell und das Produkt an sich auf viel Wohlwollen stiessen.
Mit Verhandlungsgeschick zum Deal
Besser machen wollten es Jakob und Jean-Paul von Plenio aus Baden. Mit ihrer KI-gestützten Plattform «Plenio» wollen sie Headhunting demokratisieren und nicht nur auf Executive Search beschränken. Einen perfekten Match beim Job finden und damit eine Win/Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer verschaffen – so der Anspruch der beiden. Man erstellt in Plenio also ein Profil, formuliert seine Erwartungen und Ziele an eine Arbeitsstelle. Die KI screent dann den Arbeitsmarkt auf passende Stellenangebote. Besteht Interesse an einer Kontaktaufnahme zwischen potenziellem Arbeitgeber und Stellensucher/-in, wird automatisch ein CV erstellt und zur Verfügung gestellt. Interessierte Firmen zahlen dann zunächst 20 Franken für die Kontaktaufnahme, wenn es tatsächlich zu einer Vertragsunterzeichnung kommt, werden weitere 180 Franken fällig. So stellten Jakob und Jean-Paul ihr Geschäftsmodell vor. 350’000 Franken gegen 10 Prozent Beteiligung wünschten sie sich nun als Investment, um mit einer grossangelegten Marketing-Kampagne durchstarten zu können. Die prognostizierten Umsatzentwicklungen – von aktuell 350’000 auf sage und schreibe 13 Millionen in 2026 – liessen Löwin Bettina Hein abwinken. «Das ist unmöglich», sagte sie und nahm sich gleich aus dem Rennen. Auch Roland Brack machte nicht mit. Und als zu erfahren war, dass die beiden Firmengründer selbst nur noch mit 30 Prozent am Unternehmen beteiligt sind, weil schon andere Investoren an Bord sind, hatte auch Tom Zimmermann genug gehört. Einzig Felix Bertram und Jürg Schwarzenbach tauschten sich kurz aus: Sie konnten der Idee einiges abgewinnen, auch wenn sie die Besitzverhältnisse ebenfalls suboptimal fanden. Sie machten ein Angebot von 350’000 Franken gegen 15 Prozent. Die gewieften Unternehmensgründer – man merkte, dass sie nicht das erste Mal mit Investoren verhandelten – wandelten ihr ursprüngliches Angebot um: 350’000 Franken gegen 10 Prozent mit einer Call-Option von 5 Prozent zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Unternehmen zum Fliegen kommen sollte. Darauf stiegen Felix Bertram und Jürg Schwarzenbach ein. «Hop oder Top», so ihr Fazit.
AlpeDose: portables Fondue
Fondue auch in luftiger Höhe? Schüler eines Zürcher Gymnasiums haben ein Unternehmen gegründet, das Dosenfondue inklusive Rechaud anbietet. So soll das Schweizer Traditionsgericht überall genossen werden können, auch auf Bergtouren. Die Idee stiess bei den anwesenden Löwinnen und Löwen auf Begeisterung. Gewürdigt wurde insbesondere auch der jugendliche Geschäftssinn von Roman, Felix und Nikolas (keiner der drei war älter als 19 Jahre), welche den Pitch unbekümmert vortrugen und viele kritische Fragen der Investoren gut vorbereitet kontern konnten. So präsentierten sie aufgrund des Einwands von Lukas Speiser, dass der dreiteilige Rechaud-Untersatz aus Stahl doch etwas schwer sei, gleich eine Version aus Aluminium. Und auch eine zerlegbare Gabel zeigten sie. Doch reichten all diese guten Ideen für mehr als einen ersten Höhenflug? Die Antwort: Nicht ganz. Zu einem Deal kam es nicht, aber zu viel Lob an die drei Jungspunde, die alle vor einem ETH-Studium stehen. Statt zu viel Energie in portables Fondue zu investieren, sollen sie sich auf ihr Studium konzentrieren, das ihnen womöglich noch grössere Höhenflüge verspricht, so der Grundtenor in der «Löwenrunde».

Wenn männliche Löwen nicht mitreden können (oder wollen)
Von einer Stylistin eingekleidet werden, wer träumt nicht davon? Diese App soll es möglich machen: Sie optimiert den Kleiderschrank und kombiniert Outfits mithilfe von KI. Präsentiert wurde die Idee von Tatjana aus Küsnacht, die selbst auf langjährige Erfahrung als Stilberaterin und Stylistin am Fernsehen zurückblicken kann. Die App existiert zwar erst als Beta-Version. Doch mit einer Investition von 100’000 Franken gegen 5 Prozent Firmenanteile soll es nun endlich vorwärts gehen. Die Ziele sind ambitioniert: Bis 2027 will Tatjana in die gesamte DACH-Region vorstossen und dann schwarze Zahlen schreiben. Für 15 Franken pro Monat ist frau dabei, ein Jahresabo kostet 99 Franken. Die männlichen Löwen zeigten sich etwas neidisch, weil die App explizit auf ein weibliches Publikum ausgerichtet ist. Die Löwinnen hingegen sahen durchaus Potenzial hinter der Lösung. Denn sie konnten die Herausforderung, «einen ganzen Schrank voll nichts anzuziehen» zu haben, gut nachvollziehen. Doch zu einem Deal kam es letztlich dennoch nicht: Bettina Hein fand das Stadium für einen Einstieg zu früh, Felix Bertram hielt – einmal mehr – die Bewertung für «zu steil». Und ja: Die übrigen männlichen Löwen sahen sich schlicht nicht fachkompetent genug, um in diesem Business Case mitreden zu können.
Stress, wenn doch Entspannung gefragt wäre…
Drei von vier Menschen sind täglich gestresst mit Folgen für Haut und Haar. VEDIC LAB, präsentiert von Alina und Vera, will mit Ayurveda-Produkten Abhilfe schaffen. Natürliche Zutaten wie Mandelmilch, gekoppelt mit Schweizer Biotechnologie, sollen dabei für die entsprechende Wirkung sorgen. Die Produkte scheinen anzukommen bei der Kundschaft; die beiden Gründerinnen wussten von einer Wiederkauf-Rate von 20 Prozent zu berichten. Doch kaum endete die Präsentation, sorgte die Bewertung selbst für Stress im Löwenrudel. Denn die aufgerufenen 600’000 Franken zu 4 Prozent Beteiligung liessen Felix Bertram, bekanntlich Dermatologe und mit den präsentierten Problemstellungen durchaus vertraut, sichtlich leer schlucken. Er hinterfragte zudem die von den Unternehmerinnen erwähnten Studien. Er war der erste der Löwen, der kein Angebot machen wollte. Auch der Einwand, dass man das Unternehmen durch eine professionelle Bewertungsagentur eingeschätzt habe, verfing nicht. «Bei diesen Firmen kriegt man immer die Bewertung, die man sich wünscht», so Lukas Speiser. Er beschloss aber, die beiden Unternehmerinnen mit einem Angebot herauszufordern: 600’000 Franken, aber gegen 20 Prozent Beteiligung. Denn er sah durchaus Potenzial in den Produkten und im Geschäftsmodell. Allerdings kam der Deal nicht zu Stande, denn Alina und Vera blieben bei ihren Vorstellungen und waren nicht bereit, einen so grossen Anteil der Firma abzutreten.

Kommen die Löwen «auf den Hund»?
Einen gesunden, vitalen Hund, das wünschen sich alle Halter. Tradidog setzt dafür auf spezielle Nahrungsergänzungsmittel, basierend auf Omega-3-Fettsäuren. In Pulverform kann das Produkt einmal täglich einfach dem gewohnten Hundefutter beigemischt werden. Mit einem Investment von 250’000 Franken gegen 10 Prozent Firmenanteile wollen Kim und Ben, die Gründer von tradidog, die Bekanntheit der Marke steigern. Die Voraussetzungen wären eigentlich gut, sitzen doch mit Felix Bertram und Tom Zimmermann gleich zwei Hundebesitzer in der Löwenrunde. Doch je mehr Kim und Ben argumentierten, desto stärker wuchs die Skepsis. Reicht Marketing allein aus im stark umkämpften Heimtier-Markt? Lukas Speiser jedenfalls hielt die Firmenbewertung für zu hoch und stieg aus. Auch Tom Zimmermann befand, dass man die Marke zuerst populärer machen müsse. Er könne dabei aber keine Unterstützung bieten und verzichtete ebenfalls auf ein Angebot. Hundehalter Felix Bertram störte sich ebenfalls an der zu hohen Bewertung, liess aber durchblicken, vielleicht später einsteigen zu wollen. Gar nichts anfangen mit dem Produkt konnte Nicole Büttner-Thiel, «ich wäre die falsche Investorin», sagte sie und war ebenfalls raus. Blieb noch Roland Brack: Ihm gefiel das Produkt und auch dessen Nutzen und bot an, tradidog in das Sortiment von Brack.ch aufzunehmen. Investieren wollte aber auch er nicht. Kim und Ben nahmen aber die Feedbacks mit – entschlossen, ihren Weg auch ohne «Löwen»-Unterstützung weiterzugehen.
Fazit dieser und auch der vorangehenden Sendungen: Auch wenn es nicht immer für einen Deal gereicht hat, wird die Mehrheit der präsentierten Geschäftsideen allein von der medialen Aufmerksamkeit profitieren. Somit dürften alle ihr Ziel in irgendeiner Form erreichen.
Hier geht es zur Sendung: https://www.oneplus.ch/catalog/1000604