Was bedeutet eigentlich… «random»?

Benno Maggi befasst sich in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich…?» mit Begriffen aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal behandelt er das Adjektiv «random».

Das Adjektiv random stammt aus dem Englischen, ist aber seit einiger Zeit im Duden und damit auch deutschsprachlich salonfähig. Übersetzt heisst es «zufällig[er Verlauf]», altfranzösisch randir = rennen, verwandt mit althochdeutsch rinnan, rinnen. Also etwas, dass keine Beständigkeit oder nachhaltigen Wert aufweist. Die Bedeutung wird im Duden als beliebig, zufällig; durcheinander beschrieben und mit Beispielen wie «mir fällt random ein, dass …», «wir sind random losgefahren» oder «du bist so random (verpeilt)» ergänzt. So weit, so klar. Duden ist also voll im Trend. Denn random ist aktuell überall zu hören.

Ein Wort, das – ich gebe es ja zu – auch gut die Wahl der Worte für diese Kolumne treffend beschreibt. Diese folgt nämlich keinem bestimmten Muster, sondern ist tatsächlich random. Die Inspiration für die jeweilige Wahl erfolgt im Business-Alltag und hat manchmal sogar aktuellen Bezug. Meetings, Calls, Mails, Posts oder der ÖV sind verlässliche Quellen neuer Worte. Letzteres zu benützen ist allen zu empfehlen, die sich mit Zielgruppen beschäftigen. Nirgends ist es einfacher, gratis zu Informationen zu kommen, ohne dass dafür mit den eigenen Daten bezahlt werden muss. Und die Zusammenstellung der Informantinnen und Informanten erfolgt jeden Tag und auf jeder Strecke random. Nicht wie in den sozialen Medien, wo die Reihenfolge der Posts nach einem ausgeklügelten Algorithmus erfolgt, mit dem einzigen Ziel, uns das zu zeigen, was uns möglichst lange drin hält. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Was einem ein bisschen Sorge bereitet könnte.

Kommunizieren – egal wie, Hauptsache zufällig

Im Moment scheint es vielleicht gerade deshalb überaus beliebt zu sein, alles random zu nennen. Wenn schon alles vorbestimmt und berechnet ist, dann wenigstens Zufälligkeit kommunikativ zelebrieren. Aber random kann noch viel mehr bedeuten.

Erstens ist es zum Beispiel ein brauchbares Mittel zur Stärkung der Resilienz. Bei all den Problemen dieser Welt, die zeitweise erdrückend auf unsere Stimmung wirken, ist es die ideale Form, daraus zu entrücken. Geht mich nichts an, ist eh alles egal. Wir können nicht alle Probleme dieser Welt selbst lösen, deshalb wenden wir uns lieber von ihnen ab und Dingen zu, die uns zufällig begegnen und beglücken. Das macht weniger krank. Und im Idealfall sogar stark.

Zweitens ist es eine super Entschuldigung, wenn einem nicht das Richtige einfällt, um ein alltägliches Problem zu lösen. Zum Beispiel die richtige Headline texten, die richtige Typo für eine Inserate-Gestaltung finden oder die richtige Strategie für eine Kampagne entwickeln. Dann kann man random etwas vorschlagen, und mit etwas Glück kommt dabei eine brauchbare Lösung raus.

Und Drittens ist es eine gute Form, Dinge zu verzwergen. Ja, es gibt sogar in unserer Branche Leute, die Zweifel haben an dem, was sie erschaffen. Diese Fähigkeit ist Männern weniger bekannt als Frauen, aber auch vorhanden. Wer also von Unsicherheit geplagt ist, der beschreibt sein Werk dann einfach als random. Das macht es kleiner und das kommt meist gut an, weil es beim Gegenüber den Reflex auslöst, es besser reden zu müssen. Leider manchmal auch besser als es tatsächlich ist. In diesem Sinne sind auch diese Zeilen random. Trotzdem Danke fürs Lesen.


Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf werbewoche.ch - https://www.werbewoche.ch/de/marketing/was-bedeutet-eigentlich/2024-04-10/was-bedeutet-eigentlich-random/

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