Wenn sich Löwen um Hamburger reissen…
…dann befindet man sich nicht im Zoo, sondern einmal mehr in der Gründershow «Die Höhle der Löwen». Die vierte Folge der siebten Schweizer Staffel bot einmal mehr einige interessante Pitches, die aber nicht alle gut genug waren für ein Investment.

Den Anfang machte Dominik, Gründer und CEO von Future Kitchens. Er trat mit der Vision an, führender Anbieter von Food Delivery in der Schweiz zu werden. Das Potenzial sei enorm, denn immer mehr Menschen möchten sich gutes Essen auch nach Hause liefern lassen. Dominik scheint schon jetzt auf gutem Weg zu sein: Sein «Smash Club Burger» ist auf dem Platz Zürich der am zweitmeisten verkaufte Burger – übertroffen nur von den McDonalds-Burgern. 6,5 Millionen Franken Umsatz sollen hochgerechnet im laufenden Jahr erzielt werden, in den nächsten fünf Jahren sollen es sogar 100 Millionen werden. Zubereitet werden die Burger in zwei eigenen Küchen und bei aktuell 30 Restaurant-Partnern, die auf diese Weise ein Zusatzgeschäft machen und für eine bessere Auslastung ihrer Küche sorgen können. 100’000 Franken gegen eine Firmenbeteiligung von 1 Prozent wollte Dominik für den weiteren Ausbau der Sales- und Marketing-Aktivitäten. Die hohe Bewertung sorgte zwar zunächst für Stirnrunzeln bei den anwesenden Löwen (und der Löwin Bettina Hein). Doch spätestens nach der Probierrunde war klar: Den Löwen schmeckte das Geschäftsmodell. Einzig Bettina Hein machte bei der anschliessenden «Bieterschlacht» nicht mit. Roland Brack bot als erster die gewünschten 100’000 Franken. Tom Zimmermann und Lukas Speiser zogen nach und boten zusammen 100’000 Franken gegen 1 Prozent Beteiligung. Felix Bertram bot sogar 200’000, wollte aber 2,5 Prozent der Firma dafür. Future-Kitchens-Gründer Dominik spürte: Da könnte was drin liegen und versuchte, gleich alle vier Löwen für 200’000 gegen 2 Prozent Beteiligung zu überzeugen. Doch diese blieben bei ihren jeweiligen Angeboten. Dominik entschied sich am Schluss für Tom Zimmermann und Lukas Speiser und holte sich damit auch wertvolles Vermarktungs- und E-Commerce-Knowhow an Bord.
Auch uralte Produkte haben Innovationspotenzial
Urchiger ging es anschliessend mit Bergbauer Alfons Cotti und seiner Firma Cotti Horse zu. Der Bündner, der leidenschaftlich gern reitet, hat einen massgeschneiderten Pferdesattel entwickelt. Damit hat das Pferd die volle Bewegungsfreiheit. Der Sattel ist verstellbar und lebenslang anpassbar. Eine Membran führt zudem Stauwärme zwischen Ross und Reiter ab. «Komfort und Flexibilität für beide», so das Versprechen des Erfinders, der damit unterstrich, dass auch ein Jahrhunderte altes Produkt immer noch verbessert werden kann. Die gesamte Entwicklung und auch die Herstellung der bisher verkauften Sättel waren bisher eine One-Man-Show. Mit einem Investment von 150’000 Franken gegen 9 Prozent Beteiligung soll die Manufaktur aber ausgebaut werden. Alle Löwen zeigten sich angetan von Alfons’ Erfindergeist und seiner fachlich fundierten Präsentation. Allerdings sind die Pferdesättel auf Mass gefertigte Einzelstücke und deshalb nicht massentauglich. Und preiswert sind sie auch nicht: 4000 Franken und mehr kostet so ein Modell. Somit wurde bald klar: Trotz des hohen Innovationsgrads seines Produkts musste Alfons Cotti mit leeren Händen zurück ins Bündnerland reisen. Schweren Herzens verzichteten die Löwen auf ein Investment, sind aber überzeugt, dass es in diesem Fall auch ohne gehen wird.

Tech-Startups haben es schwer
MaiQ, vertreten durch Gründerin Cinzia, ist ein Tech-Startup, das eine All-in-One-Plattform bietet, um digitale Produkte wie Apps, Software und Websites zu testen: von Usability über Bug-Checks bis hin zu Eyetracking-Heatmaps mit KI. Eine wichtige Sache, denn wer will schon eine neue Software nutzen, die nicht benutzerfreundlich ist? Doch die Testing-Landschaft sei sehr, komplex, wusste Cinzia zu berichten. Denn die meisten Testing-Anbieter beschränken sich jeweils nur auf einen Bereich. Sie sieht deshalb ihre Mission darin, mit MaiQ eine All-in-One SaaS-Plattform aufzubauen, über welche Entwickler sämtliche Testings abwickeln können. Mit einem Kapitalbedarf von 200’000 Franken gegen 6,5 Prozent Firmenanteile stieg Cinzia also in die Höhle der Löwen. Und diese mussten doch noch einiges nachfragen. Selbst die Technologie-affine Nicole Büttner-Thiel verstand den USP nicht ganz. Ihr fehlte zudem eine aussagekräftige Marktanalyse. Sie war – obwohl «Wunsch-Löwin» von Cinzia – als Investorin draussen, auch wenn sie weibliches Gründertum, gerade in der IT-Szene, besonders zu schätzen wusste. Ganz passen musste auch Felix Bertram, der sich als kompletten Laien auf diesem Gebiet bezeichnete. Tom Zimmermann fragte nach dem Verrechnungsmodell: Dieses soll in Monatsabos oder Jahreslizenzen (768 Franken/Jahr) erhältlich sein. Als Umsatzziel 2025 gab Cinzia 365’000 Franken fürs laufende Geschäftsjahr an. Dank Internationalisierung sollen es später 1 Mio. Umsatz werden, so Cinzias Forecast. Nur: Das überzeugte Tom Zimmermann noch nicht, er hielt ein Investment zum jetzigen Zeitpunkt für zu früh und war draussen. Anja Graf und Roland Brack wiederum taten sich zusammen und unterbreiteten ihr Angebot: 200’000 Franken, aber gegen 10 Prozent Anteil. Cinzia begann zu feilschen: «Jetzt 8 Prozent, später aber mit Rabatt?» Anja Graf: «Später zur gleichen Bewertung je ein Prozent kaufen, wäre das auch denkbar?» «Wäre auch eine Option», so Cinzia. «Würde mich freuen, wenn ihr beide dabei wärt». Anja Graf stimmte zu, und es kam zum Deal: 200’000 Franken gegen 8 Prozent mit Nachkauf-Option. Überzeugendes Auftreten und Verhandlungsgeschick erwiesen sich für Cinzia als Erfolgsrezept.

Etwas zu viel «Pilz»
Bei «MUCA» stellte sich nicht nur den TV-Zuschauer:innen die Frage: Schon wieder so ein Lifestyle-Getränk? MUCA jedenfalls ist ein Vitalpilz-Getränk mit Kakao-Geschmack. Es ist eine Alternative zu Kaffee ohne aufputschende Nebenwirkungen wie Nervosität, wie die beiden Gründer Dominik und Christopher vollmundig versprachen. Getränke auf Pilzbasis seien zudem in den USA ein Renner – weshalb soll es in der Schweiz anders sein? Mit 100’000 Franken gegen 10 Prozent Firmenanteile wollen Dominik und Christopher durchstarten, und das Produkt, das gemäss Angaben der beiden Gründer auf 20 Jahre Entwicklungszeit zurückblickt, gross auf den Markt bringen. Nur: Die vier Löwen und die Löwin wurden nicht richtig warm mit dem Produkt. Felix Bertram fragte nach Umsatzzahlen. 16’000 Franken, lautete die Antwort. Darauf Felix Bertram: «Welchen Pilz habt ihr getrunken, um auf die Bewertung zu kommen?» Er hatte jedenfalls keine Lust auf ein Investment. Jürg Schwarzenbach wiederum bekundete Mühe mit der Assoziation «Pilz»; für ihn fehlt die Verbindung zu «gesund». Roland Brack sah dies ähnlich. Beide machten ebenfalls kein Angebot. Lukas Speiser anerkannte zumindest den Trend aus dem Longevity-Bereich, fand aber den Brand zu wenig «on point». Für ihn war es also ebenfalls kein investierbarer Case. Bettina Hein sah kein Massenpotenzial und blieb auch sonst ihrer Linie treu, dass der Food-Bereich nicht ihre Branche ist. Somit gab es keinen Deal für Dominik und Christopher, die aber sicher einige wertvolle Erkenntnisse aus ihrer Präsentation mitnehmen konnten, um weiter an der Vermarktung von MUCA zu tüfteln.
Ein Pitch, der (hoffentlich) weiter Schule macht
Ein Start-up mit Jö- und Wow-Faktor zugleich, war essentique: Als Gründer dieses Start-ups traten Roland und James auf, zwei 16- und 17-jährige Gymnasiasten, die ihre Firma im Rahmen eines Schulprojekts gegründet haben. Ihr Ziel: Jedes Unternehmen soll einen einzigartigen, wiedererkennbaren Duft haben. Dafür bieten sie Duftprodukte an, die individuell zusammengemischt werden können. Sie scheinen damit eine Marktlücke entdeckt zu haben: Während in Südostasien, wo der eine der beiden Gründer ursprünglich herkommt, viele Unternehmen oder Hotels einen wiedererkennbaren Duft tragen, ist eine solche «Duft-Identität» hierzulande noch wenig verbreitet. Duft-Marketing scheint aber ein wachsender Trend zu sein. 50’000 Franken gegen 15 Prozent Firmenanteile: Mit diesem Wunsch traten die beiden Jung-Entrepreneure, welche die Duft-Essenzen noch selbst im Schul-Labor zusammenmischen und mit ihren Produkten bisher einen Umsatz von 4500 Franken erzielt haben, in die Höhle der Löwen.

Und sie ernteten schon mal sehr viele Vorschuss-Lorbeeren. Alle Löwen lobten den Geschäftssinn und die Firmenidee von Roland und James. Löwin Bettina Hein wünschte sich, dass es solche Schulprojekte auch schon zu ihrer Zeit gegeben hätte. Doch als es ums Investieren ging, zeigten sie sich zögerlich: «Zu früh» (Jürg Schwarzenbach), «zu wenig skalierbar» (Lukas Speiser), «noch zu wenig ausgereift» (Bettina Hein) waren die Begründungen. Roland Brack bot zumindest Unterstützung für den Vertrieb an. Blieb noch Felix Bertram: Auch er teilte zwar die Meinung seiner «Mit-Löwen», machte ihnen aber dennoch ein Angebot: 50’000 Franken gegen 15 Prozent Firmenanteile, aber unter der Bedingung, dass die beiden Gründer rasch ein KMU als Partnerfirma finden und mit diesem einen Vorvertrag abschliessen. Nach kurzer Besprechung nahmen Roland und James das Angebot an: «Wir haben nichts zu verlieren und sind noch jung». Der gut präsentierte Pitch kann somit als Ansporn verstanden werden, dass noch mehr solche Beispiele buchstäblich «Schule machen».
Hier geht es zur Sendung: https://www.oneplus.ch/catalog/1000604

