Wohlgerüche, Familiäres, aber auch leicht Schlüpfriges in der Höhle der Löwen
Eine weitere Folge der siebten Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz» ist Geschichte. Sie brachte zwei Deals und jede Menge Bewunderung für die Entrepreneure – und auch ein paar Sprüche über «die schönste Nebensache der Welt».

Der Duft von Vanille löst wohl bei den meisten Zuschauerinnen und Zuschauer angenehme Assoziationen aus. Das war auch bei den Löwinnen und Löwen nicht anders, als sie die Auslage von The Vanilla GmbH Manufaktur, gegründet von Stephan Stemminger, betrachteten. Stephan Stemminger hat hochwertige Vanilleprodukte entwickelt: Vanillezucker, Vanillesalz, Vanillepasten und anderes mehr. Mit seinen 30-Zentimeter-Vanilleschoten sorgte er aber für echtes Erstaunen. Denn die gewöhnlich im Handel erhältlichen Exemplare sind weit kleiner. Das Geheimnis dahinter: Stephan importiert seine Vanilleschoten aus Indonesien, wo sie traditionell länger reifen und auch grösser werden als jene, die üblicherweise aus Madagaskar kommen. Und auch preislich scheinen die Schoten attraktiv: 15 Franken kosten sie, bieten aber mehr Vanillegeschmack als die Konkurrenz. «Ich bin günstiger als der gesamte Markt», so Stephans Überzeugung. Mit 250’000 Franken gegen 15 Prozent Beteiligung soll eine Löwin oder ein Löwe bei ihm einsteigen, um die Markenbildung nach vorn zu bringen und die Manufaktur europäisch zu expandieren. Doch auch wenn die Löwinnen und Löwen seinen Pitch loben und seine «One-Man-Show» bewundern, sehen sie zu wenig Potenzial für ein Investment. Denn eigentlich macht der Gründer alles richtig, und wenn es nur ums Geld geht, wäre wohl auch eine Bankfinanzierung denkbar, so etwa die Argumentation von Anja Graf. Für Tom Zimmermann war das Business zudem zu wenig skalierbar. Es gab also keinen Deal, auch wenn dies den Löwinnen und Löwen hinterher fast ein wenig Leid tat.

Naturkosmetik für Männer: Ein Trend
Die Firma Jungkraut AG mit ihren Produkten für Männerhautpflege darf bereits 10’000 Kunden in der Schweiz, Deutschland und Österreich zählen. Eine Bilanz also, hinter der sich die Gründer Andreas und Julia nicht verstecken müssen. Sie scheinen erfolgreich auf einen grossen Trend aufgesprungen zu sein: Naturkosmetik für den Mann. Drei Gesichtspflegeprodukte sowie seit Kurzem auch eine Bodylotion, ein Dusch-Gel und eine Anti-Ageing-Creme zählt das Sortiment. Verarbeitet werden dafür Zutaten aus Schweizer Produktion. Doch die Produkte haben ihren Preis: 38 Franken etwa kostet die Body Lotion, das Duschgel kostet 18 Franken, das Augenserum ist für 48 Franken erhältlich. Das löste bei den Löwen und der Löwin Stirnrunzeln aus. Die Nachfrage nach den Umsatzzahlen sorgte ebenfalls für nicht mehr Investitionsfreude: 800’000 Franken sollen es im laufenden Jahr werden. Die aufgerufene Bewertung – 350’000 gegen eine Beteiligung von 10 Prozent lautete das Gebot der beiden Gründer – war für Jürg Schwarzenbach, Felix Bertram und Lukas Speiser zu hoch. Letzterer machte aber gleichwohl ein Angebot: 350’000 Franken gegen 30 Prozent. Andreas und Julia versuchten ihn, auf 15 Prozent runterzuhandeln, doch vergebens. Einmal mehr scheiterte ein Deal nicht am Produkt, dem Branding und am Unternehmergeist, sondern an einer etwas blauäugig hergeleiteten und zu hohen Firmenbewertung. Doch der Pitch hinterliess wohl auch bei den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern den Eindruck, dass die beiden Gründer den Weg wohl auch ohne ein Löwen-Investment machen werden.
Fitnessstudios im Self-Service?
Kann ein Fitnessstudio ganz ohne Personal auskommen? Ja, mit der My Gym App – das zumindest verspricht der Gründer David Kohler. Dahinter steht ein voll cloud-basiertes ERP-System für Fitness-Center. Damit können Betreiber von Fitness-Studios ihr Gym anytime und anywhere managen und sind dafür auf weniger Personal vor Ort angewiesen. Kunden wiederum können über die App ihre Fitnessprogramme verwalten und sogar die Trainingsfortschritte tracken. «Damit werden wir die Branche revolutionieren», ist David überzeugt. Und Marktpotenzial scheint vorhanden zu sein: Denn jede zehnte Person im DACH-Raum hat ein Fitness-Abo, es gibt rund 65’000 Fitnessstudios in ganz Europa. Und diesen Markt will David erobern. Dafür benötigt er 150’000 Franken gegen 5 Prozent Beteiligung. Auch wenn die Löwinnen und Löwen gewisse Vorbehalte gegenüber dem aktuellen Stand (29 Kunden) und den Wachstumsaussichten (Felix Bertram: «Damit ihr auf einen Jahresumsatz von 10 Millionen kommen wollt, braucht ihr 1600 Studios») hatten, stand David plötzlich vor einem Luxus-Problem: Roland Brack bot die 150’000 Franken, wollte aber 10 Prozent Anteile. Anja Graf stieg ebenfalls mit 150’000 Franken ins Rennen, aber gegen 15 Prozent Beteiligung. Dasselbe Angebot machte auch Lukas Speiser, der seine Markt-Kenntnisse mit in die Waagschale warf. David entschied sich am Schluss für das preislich günstigste Angebot und gab somit Roland Brack den Zuschlag, was Anja Graf mit einem Schulterzucken quittierte. Hat sich der Gründer vielleicht den falschen Löwen ausgesucht?

«Harte Tatsachen» für Erwachsenen-Spiele
Da zur vorgerückten Stunde die jüngsten TV-Zuschauer wohl längst zu Bett geschickt worden waren, stand der Präsentation der nächsten Firma nichts im Wege, denn sie bot «Stoff» für ein Publikum ab 18 Jahren. «F*** yourself and not the planet» – so lautete das Credo der beiden Gründer Tino und Bastian von MANU fuck TURA. Sie stellen Sextoys aus Schweizer Nussbaumholz her, allesamt handgefertigt. Entstanden sei die Idee während des Lockdowns, erzählte Tino, von Beruf Schreiner. Er habe ein Geschenk für eine gute Freundin gesucht und dann einfach mal begonnen zu «spintisieren». «Nach ihrer Expertise haben wir gedacht, wir müssen eine Firma gründen», so Tino weiter. Es schien also Potenzial für sein Produkt zu geben, so viel, dass die beiden nun auch diversifizieren und auch Textilien – T-Shirts, Bettwäsche – ins Sortiment aufgenommen haben. Die «Stosshölzer», wie Bastian sie nennt, haben aber durchaus ihren Preis: 199 bis 369 je nach Modell. Dafür erhält man (oder frau…) jeweils ein vollkommen handgefertigtes Unikat mit Design-Potenzial. Nicht umsonst standen die beiden mit ihren Produkten schon im Final für den Swiss Design Award. Und auch geschäftlich scheinen Tino und Bastian gut unterwegs zu sein, doch trotzdem wären sie glücklich mit einem Investment von 75’000 Franken gegen 20 Prozent Anteile – eine der ersten wohl wirklich realistischen Firmenbewertungen, die man in dieser Staffel zu hören bekam. Trotz aller Sympathie klappte es nicht mit einem Deal. Nicole Büttner-Thiel fand den Case gut ausgereift, so dass die beiden Gründer wohl gar keinen Investor benötigen. Die anderen – selbst Sextoy-Experte Lukas Speiser und Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten Felix Bertram – sahen ebenfalls wenig Investitionspotenzial. Mehr als gute Unterhaltung und ein paar schlüpfrige Sprüche brachte der Pitch also nicht, doch für Werbung in eigener Sache hat es gewiss gereicht. Tino und Bastian werden ihren Weg bestimmt auch allein machen.
Kinderbetreuung in Tagesfamilien
Anschliessend ging es wieder etwas familiärer zu in der Höhle der Löwen. Nidino AG, gegründet von Sarah und Christian, ermöglicht es Eltern, weitere Kinder gegen Bezahlung zu betreuen. Auch kinderlose, qualifizierte Personen sind als Tageseltern willkommen. Das Angebot ist günstiger und flexibler als Kitas und richtet sich auch an Kindergarten- und Schulkinder. Das Start-up kümmert sich um Schulung, Versicherung und alles Administrative. Nun stehen Sarah und Christian am Punkt, das Geschäft auszubauen. Geplant ist, bis Ende Jahr 200 Betreuungsplätze bei einer 50-prozentigen Auslastung zu schaffen. Als Finanzspritze, um dieses Ziel zu erreichen, möchten sie 120’000 Franken gegen 5 Prozent Anteile. Der Bedarf scheint da zu sein: Rund eine halbe Million Elternteile nimmt nicht am Arbeitsmarkt teil, weil sie sich Kinderbetreuung in Kitas nicht leisten können. Trotz Vorbehalten – Felix Bertram bezweifelte, dass das Geschäft innert nützlicher Frist profitabel wird, und auch die hohe Bewertung wurde moniert – machten Bettina Hein und Roland Brack gemeinsam ein Angebot von 120’000 Franken, aber gegen eine Beteiligung von 10 Prozent. Jürg Schwarzenbach und Tom Zimmermann zogen mit denselben Summen nach. Die Gründer Sarah und Christian erwähnten, dass sie schon andere Investorengespräche geführt hätten und dort mit ihrer hohen Bewertung durchgekommen seien. Sie machten deshalb ein Gegenangebot: 120’000 Franken gegen 7,5 Prozent. Doch die Löwen rückten von den 10 Prozent nicht ab. Bettina Hein und Roland Brack lösten die Blockade, indem sie ihr Angebot revidierten: 140’000 Franken gegen 10 Prozent der Firma. Sarah und Christian nahmen an. Bettina Hein und Roland Brack sehen in diesem Business Case eine wirkliche Chance, das Thema Fachkräftemangel aktiv angehen zu können, indem die Nidino AG eine niederschwellige Dienstleistung für die Tagesbetreuung von Kindern bietet.

Fazit der Folge vom 16. September 2025: Ein solider Unterhaltungswert und zwei Geschäftsideen mit Lösungen für reale Probleme, die ihren Deal redlich verdienen.
Hier geht es zur Sendung: https://www.oneplus.ch/catalog/1000604