Prix Courage: Diese Menschen machen Mut
Der Beobachter würdigt einmal jährlich herausragende Persönlichkeiten mit dem Prix Courage, die durch selbstlosen und tapferen Einsatz beeindruckt haben. Sechs Kandidaturen stehen ab sofort zur Wahl.
Im Publikums-Voting können jeweils drei Favoriten bestimmt werden. Danach entscheidet die Jury unter dem Präsidium von Alt-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, wer mit dem Prix Courage ausgezeichnet wird.
Diese mutigen Menschen sind nominiert:
- Zwei Handwerker wurden zu Rettern
Am 26. November 2024 sind zwei Handwerker zu spät unterwegs. Diese kleine Verspätung wird zum Glücksfall für viele Opfer eines schweren Verkehrsunfalls. Als Kevin Kieffer und Redon Cacaj in Koblenz AG um eine steile Kurve biegen, zeigt sich ein Bild des Grauens: ein völlig zerstörtes Auto, ein blutüberströmter Fahrer. Etwas weiter weg: ein umgekippter Bus, eingeschlossene Passagiere, darunter Kinder. Das Duo handelt sofort und rettet unzählige Verletzte aus dem verunfallten Postauto und dem Unglückswagen.
- Er deckte Missstände im Tierspital auf
Hunde und Katzen, die in ihrem eigenen Kot liegen, Schimmel und multiresistente Keime: Die Missstände im Zürcher Tierspital hat der Pfleger Jorge Pereira mit Hunderten Handyaufnahmen dokumentiert und dem Beobachter zugänglich gemacht. Er musste dafür teuer bezahlen. Nach seinem Whistleblowing verlor er seinen Job.
- Sie gründete eine geheime Schule für Mädchen in Afghanistan
Mahbube Ibrahimi flüchtete allein in die Schweiz, besucht hier das Gymnasium und gründete vor bald zwei Jahren eine Onlineschule für Mädchen in Afghanistan. So gibt die 20-Jährige mehr als 270 Schülerinnen in ihrem Heimatland Hoffnung auf Bildung.
- Sie riskierte ihren Job für die Patientensicherheit
Vor zwei Jahren schlug ein Zeitungsinserat im Oberengadin hohe Wellen: In einem offenen Brief informierte Ladina Christoffel über ihre Kündigung und spätere Freistellung als Chefärztin der Frauenklinik im Spital Oberengadin. Zusammen mit der Interessengemeinschaft Pro Medico Plus benannte sie Probleme, die intern unter dem Deckel gehalten wurden: Personalmangel, Überlastung, gefährdete Patientensicherheit. Später dokumentierte das Bündner Arbeitsinspektorat über 3000 Verstösse gegen das Arbeitsgesetz.
- Sie kämpfte gegen Männer-Seilschaften
Danica Zurbriggen, Hochschuldozentin aus Zermatt, erfährt auf dem Heimweg von der einstimmigen Wahl eines Ex-CVP-Nationalrats zum Präsidenten der Walliser Tourismuskammer. Der Mann, der wegen sexueller Belästigung und Stalking verurteilt wurde, übernimmt damit eine Führungsposition, obwohl eine Frau, die ihn angezeigt hatte, bei einer Organisation arbeitet, die zur Tourismuskammer gehört. Verärgert, dass der Verurteilte so indirekt zum Chef seines Opfers wird, äussert Zurbriggen ihren Unmut zunächst auf Instagram und später in einem Leserbrief. Ihr Brief und die Online-Diskussion erreichen tausende Menschen, was eine nationale Debatte auslöst – und im Rücktritt des ehemalighen Nationalrats gipfelt.
- Er durchbrach eine Spirale der Gewalt
Kurt Erni erlebte in seiner Kindheit extreme Gewalt und Vernachlässigung durch seine sadistische Mutter, die ihn physisch und psychisch misshandelte, während sein Vater die Familie früh verliess. Trotz dieser Traumata schwor sich Erni, nicht wie seine Mutter zu werden, und baute eine erfolgreiche Karriere als Koch, Polizist und später als Amtsleiter auf, wobei er bewusst auf eigene Kinder verzichtete. Die verdrängten Erlebnisse führten jedoch zu einem Zusammenbruch, der später als posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert wurde. Heute verarbeitet Erni seine Vergangenheit öffentlich, unter anderem durch ein Buch, um das Tabu weiblicher Gewalt zu brechen und anderen Betroffenen Mut zu machen.
Beobachter-Chefredaktor Dominique Strebel: «Alle Nominierten haben grossen Mut bewiesen, Hindernisse überwunden und Nachteile in Kauf genommen, damit unsere Gesellschaft etwas gerechter, fairer und besser wird. Das verdient unser aller Bewunderung und inspiriert, ebenfalls mutig für höhere Werte einzustehen – gerade in einer Zeit, wo die individuellen Interessen allzu oft im Vordergrund stehen.»
Das Publikumsvoting läuft bis zum 5. Oktober 2025. Danach werden die drei Nominationen, die am meisten Stimmen erhalten haben, der Jury unter der Leitung von alt-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf vorgelegt. Dieses Gremium entscheidet, wer den Prix Courage 2025 erhält. Am 13. November wird der Preis im Papiersaal in Zürich feierlich an die Gewinnerin bzw. den Gewinner verliehen.