SAP-Lösungen: Schweizer Unternehmen investieren weiter

Die Investitionsbereitschaft in IT und SAP ist bei Schweizer Unternehmen ungebrochen. Gleichwohl sind S/4HANA-Cloud-Lösungen vielerorts noch keine Option. Dafür erhält das Thema Cybersecurity eine immer höhere Relevanz. Dies zeigt der aktuelle Investitionsreport der DSAG für die Schweiz.

Jean-Claude Flury, DSAG-Fachvorstand Schweiz, präsentierte die Resultate des DSAG-Investitionsreports für die Schweiz. (Bild: DSAG)

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) ist einer der einflussreichsten Anwenderverbände der Welt. Der Schweizer Zweig hat kürzlich die Ergebnisse des DSAG-Investitionsreports präsentiert. «Nach der Corona-Pandemie nehmen die Schweizer Unternehmen weiter Fahrt auf. Die hohe Investitionsbereitschaft in IT- und im Speziellen in SAP-Lösungen sind dafür der Indikator», so Jean-Claude Flury, DSAG-Fachvorstand Schweiz. Im Vergleich zu 2022 steigt das IT-Budget der befragten Schweizer Unternehmen bei 51 Prozent (DACH: 54 Prozent), bei 31 Prozent bleibt es gleich (DACH: 26 Prozent) und bei 14 Prozent (DACH: 15 Prozent) sinkt es. 3 Prozent der Befragten machten keine Angaben. Die SAP-Budgets steigen ebenfalls bei 51 Prozent (DACH: 52 Prozent), bei 29 Prozent bleiben sie gleich (DACH: 31 Prozent) und bei 20 Prozent (DACH: 15 Prozent) sinken sie. «Der DACH-Trend bezüglich der Investitionen setzt sich auch in der Schweiz fort. Auch hier dürfte unter anderem aus-schlaggebend dafür sein, dass einige etablierte SAP-Lösungen demnächst aus der Wartung laufen und die Projekt-Agenden bereits durch S/4HANA-Einführungsprojekte prall gefüllt sind», so Jean-Claude Flury.

S/4HANA-Public-Cloud-Lösungen noch keine Option

Mit 63 Prozent (DACH: 79 Prozent) liegt SAP-Enterprise-Resource-Planning bzw. die SAP Business Suite bei den eingesetzten SAP-ERP-Lösungen vorn. Zum Vergleich: 2022 war das bei 65 Prozent der Befragten der Fall. S/4HANA On-Premise setzen 51 Prozent (DACH: 41 Prozent) der Befragten ein. 2022 gaben dies in der Schweiz 57 Prozent der Befragten an. Hier ist jedoch die geringe Zahl der Umfrageteilnehmenden bei der Interpretation der Zahlen zu berücksichtigen.

Es folgt die S/4HANA Private Cloud mit 17 Prozent (DACH: 8 Prozent), die vor einem Jahr bei 4 Prozent der Befragten im Einsatz war. S/4HANA Public Cloud spielt hingegen in der Schweiz in diesem Jahr keine Rolle (2022: 4 Prozent). «In der Private Cloud vereinen sich die Vorteile aus bereits weitherum akzeptierten Betriebsmodellen des Outsourcings mit einer Standardisierung der Lösung und deren Betrieb. Das scheinen die SAP-Kundenunternehmen in der Schweiz zunehmend positiv zu bewerten. Die Nutzung des Public-Cloud-Modells sehe ich kurz- und mittelfristig bei den meisten Unternehmen jedenfalls nicht in allen Prozessen. Dazu fehlt noch zu viel Funktionalität», meint Jean-Claude Flury.

S/4HANA führt bei der Investitionsplanung

Dennoch haben die Schweizer Unternehmen erkannt, dass kein Weg an S/4HANA vorbeiführt. So ist die Business Suite bei 6 Prozent (DACH: 6 Prozent) für hohe Investitionen und bei 9 Prozent (DACH: 22 Prozent) für mittlere Investitionen relevant. In S/4HANA planen 31 Prozent (DACH: 28 Prozent) hohe und 40 Prozent (DACH: 38 Prozent) mittlere Investitionen. Bei S/4HANA ist dies ein Zuwachs um 10 Prozentpunkte bei den mittleren Investitionen und ein Rückgang um vier Prozentpunkte bei den hohen Investitionen verglichen mit 2022. Und bei der Business Suite bedeutet dies einen leichten Rückgang um 3 Prozentpunkte bei den hohen Investitionen sowie einen unveränderten Wert von 9 Prozent bei den mittleren Investitionen. (siehe Grafik)

Investitionen in SAP-Lösungen. (Grafik: DSAG)

«Die Schweizer Unternehmen sind sich der Tatsache bewusst, dass sie bis 2027 bzw. 2030 von einem alten ERP-System auf S/4HANA umgestiegen sein müssen. Denn dann werden ältere Systeme aus der Wartung laufen», weiss Jean-Claude Flury. Der Appell des Schweiz-Vorstands lautet: «Unternehmen sollten rasch entscheiden, wie sie den Umstieg gestalten wollen. Eine rein technische Migration auf S/4HANA bringt kaum Vorteile. Diese entstehen erst, wenn Prozesse hinterfragt und optimiert neugestaltet werden. Zudem ist der Funktionsumfang von S/4HANA und SAP ECC nicht identisch. Daher brauchen Firmen allenfalls weitere Applikationen und müssen bestehende Schnittstellen anpassen. Vor dem Hintergrund wäre es falsch, den Aufwand für eine entsprechende Migration zu unterschätzen. Das Zeitfenster von vier bzw. sieben Jahren scheint noch weit geöffnet. Aber die interne Vorbereitung, z.B. in Bezug auf Prozesse, Eigenentwicklungen und Daten sowie die Wahl des geeigneten Partners für die Umstellung brauchen Zeit.»

BTP besser kommunizieren

Bei den SAP-Cloud-Lösungen geben 6 Prozent an hohe und 23 Prozent an mittlere Investitionen in SAP SuccessFactors zu tätigen (DACH: 3 Prozent hohe | 14 Prozent mittlere Investitionen). In die SAP Business Technology Platform (BTP) wollen 3 Prozent der Schweizer Befragten hohe (DACH: 4 Prozent) und 17 Prozent mittlere Investitionen tätigen (DACH: 20 Prozent). Investitionen meinen in diesem Fall die Steigerung von Ausgaben in Cloud-Lösungen inklusive Subskriptionen. An dritter Stelle steht bei den Schweizer Befragten SAP Integrated Business Planning mit 3 Prozent hohen und 9 Prozent mittleren Investitionen. SAP Ariba und SAP Signavio folgen mit jeweils drei Prozent sowohl an hohen als auch mittleren Investitionen.

«Die Business Technology Platform ist das neue zentrale Element in der SAP-Strategie. Da ist es schon etwas verwunderlich, dass die Schweizer Unternehmen sich diesbezüglich noch in Zurückhaltung üben. Es scheint, als fehle noch das Ver-trauen der SAP-Kunden in die neue Plattform», so Jean-Claude Flury. Hier sieht der Ländervorstand auch eine Aufgabe für SAP. «Wir begrüssen es sehr, dass nun erste Migrationsservices entwickelt werden, die z. B. die Unternehmen dabei unter-stützen sollen, ihre aktuellen Integrationsarchitekturen auf die Integration Suite der BTP umzustellen. Doch diese Services müssen noch deutlich besser kommuniziert werden», erläutert Jean-Claude Flury.

Preispolitik erschwert Gang in die Cloud

In diesem Investitionsreport wurde auch erstmals nach einer Einschätzung zur Preispolitik von SAP im Cloud-Umfeld gefragt. Als zufrieden bezeichnen sich in der Schweiz 3 Prozent (DACH: 5 Prozent). 17 Prozent (DACH: 20 Prozent) beurteilen ihren Status mit weder zufrieden noch unzufrieden, 20 Prozent der Befragten machten keine Angaben (DACH: 26 Prozent). «Natürlich fällt auf, dass damit 60 Prozent der Befragten in der Schweiz die Preispolitik von SAP im Cloud-Umfeld nicht positiv bewerten. Hierbei handelt es sich jedoch um ein generell unpopuläres Thema, das alle Anbieter von Cloud-Lösungen gleichermassen betreffen dürfte», ordnet der Fachvorstand für die Schweiz ein.
Nichtsdestotrotz hat die geplante jährliche Preiserhöhung für SAP-Cloud-Dienste für viel Kritik bei den DSAG-Mitgliedern gesorgt. «Aus DSAG-Sicht wäre es wichtig, den Unternehmen den Weg in die Cloud zu erleichtern, anstatt ihn zu erschweren. Denn genau das geschieht durch jährliche Preiserhöhungen. Die eindeutige Reaktion der SAP-Kunden ist demnach ein klares Signal, dass es dringend angemessener Mechanismen bedarf, um die Preisentwicklung im Sinne aller Beteiligten zu steuern», sagt Jean-Claude Flury.

Security-Dashboard notwendig

Für diesen Investitionsreport wurde auch wieder nach der Relevanz übergreifender Themen für die Investitionsplanung gefragt. Hier liegt Cybersecurity bei 89 Prozent (2022: 74 Prozent) mit hoher und mittlerer Relevanz klar auf Platz eins. Im DACH-Raum sehen das 88 Prozent so. Auf Platz zwei folgt die Automatisierung von Prozessen, die bei 60 Prozent (2022: 48 Prozent) eine hohe und mittlere Relevanz ge-niesst. Die Bedeutung von Cybersecurity steht für Jean-Claude Flury ausser Frage: «Es ist zwar nicht möglich, Hacker-Angriffe zu verhindern. Aber es gibt Mittel und Wege, sich darauf vorzubereiten. Und sei es nur, um das Risiko überschaubar zu halten.»

Ein wesentliches Element im Vorgriff auf sicherheitsrelevante Angriffe ist ein Security-Dashboard. Dieses fordert die DSAG bereits seit längerem von SAP. Zusammen mit dem Software-Hersteller arbeitet die Interessenvertretung an einer Lösung, die automatisiert anzeigt, welche sicherheitsrelevanten Einstellungen vorgenommen werden müssen und wo Sicherheitslücken in der jeweiligen SAP-Landschaft des Unternehmens vorhanden sind.

Neben der Technik sind die Menschen selbst das höchste Risiko für die IT-Sicherheit. «Die Security-Awareness-Kampagne der DSAG ist ein wichtiges Instrument, um für mögliche Bedrohungsszenarien zu sensibilisieren. Es soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie mit dem Thema Sicherheit und den Bedrohungen für SAP-Systeme beispielhaft umgegangen werden kann», so Jean-Claude Flury. Konkret bietet der Industrieverband verschiedene Schulungen, die Mitarbeitenden dabei helfen sollen, mögliche Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, abzuwehren und Folgen erst gar nicht entstehen zu lassen.

Quelle: DSAG

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