Swiss Innovation Forum 2023: Von Mars-Robotern, LSD und Biohacking mit Rentier-Innereien…

Am 30. November fand im Kongresszentrum in Basel das 18. Swiss Innovation Forum statt. Rund 900 Experten, Entscheidungsträgerinnen und Querdenker aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik tauschten sich über Anwendungsbeispiele und visionäre Innovation aus. Nebst inspirierenden Referaten wurde auch in diesem Jahr der 35. Swiss Technology Award in drei Kategorien verliehen.

Das Team von Lantal Textiles freut sich über den Gewinn des Swiss Innovation Awards, der am Swiss Innovation Forum 2023 verliehen wurde. (Bild: Thomas Berner)

Das Programm des Swiss Innovation Forums war auch dieses Jahr mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland besetzt. Das Programm auf der Main Stage eröffnete Jürgen Geuter, seines Zeichens Tech De-Evangelist & Mitgründer von Otherwise Network. Er warnte vor Risiken der KI, über die niemand spreche, etwa der Gefahr, dass immer mehr komplexe Aufgaben letztlich an den Menschen hingen und parallel dazu die durch die KI übernommenen Routine-Aufgaben als Lernfeld für das Training neuer Fachkräfte wegfallen würden. Und er stellte die Frage, wo die Dynamik bleibe, wenn die KI nur mit Daten aus der Vergangenheit gefüttert werde. Dennoch stellte er die positiven Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz nicht in Abrede.

Der lange Weg zum Mars

Quasi die Seite der Technologie-Enthusiasten vertrat Jennifer Harris Trosper, Projektleiterin des Mars 2020-Programms bei der NASA. Sie gewährte einen Einblick in die neuesten Entwicklungen und Erfolge der Weltraumforschung. Eindrücklich zu sehen war, wie die Komplexität der Mars-Roboter im Laufe der Jahrzehnte zugenommen hat und mit wie viel Kompromissen – technologisch, aber auch finanziell – ein Optimum herausgeholt werden konnte. Das nächste Ziel wird nun sein, die vom Mars-Rover «Perseverance» gesammelten Bodenproben dereinst auf die Erde zu holen. Bis auch Menschen mal den Mars besuchen werden, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Es sei aber nach wie vor ein Ziel, so Jennifer Harris Trosper.  Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz, beleuchtete die Rolle von Technologie und Innovation im modernen Geschäftsumfeld – natürlich nicht ohne auf einige Lösungen von Microsoft hinzuweisen. Und sie betonte auch die Mitverantwortung ihres Unternehmens für etwaige Risiken, die die Einführung von KI-Werkzeugen mit sich bringen. Dabei verwies sie auf die Notwendigkeit von Regulierungen. Microsoft habe diesbezüglich auch selbst schon einige Vorschläge vorgebracht, so Hinkel. Eine «Lex Microsoft» also? Eine Frage, die man durchaus stellen sollte…

Querdenken mit LSD…

Ferner erläuterte Teemu Arina die Welt des Biohacking und deren potenziellen Auswirkungen auf die Zukunft von Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Und er verriet auch einige persönliche Rezepte, wie er selbst seinen Tagesablauf optimiert, um sein biologisches Alter zu senken: Sauna, Eisbäder, aber auch eine spezielle Diät (nur so viel: Kaffee, Rentier- und Rinder-Innereien bilden da einige Bestandteile…) würden dazugehören, wie er dem staunenden Publikum verriet. In der Tat wirkt der 41-jährige Finne erheblich jünger als man vielleicht denken würde… Dr. Gregor Hasler, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie, trug dazu bei, ein tieferes Verständnis für innovative Ansätze in der Forschung zu schaffen und präsentierte mögliche Perspektiven für zukünftige wissenschaftliche Entwicklungen. Insbesondere verwies er auf die positive Wirkung von LSD (Lysergsäurediäthylamid) auf kreative Prozesse, weil es die Neuroplastizität des Gehirns anregt. Er belegte dies mit Beispielen aus der Wissenschaftsgeschichte: So ging etwa die Erfindung des Personal Computers und insbesondere jene der Computer-Maus durch Douglas C. Engelbart auf eine Eingebung zurück, die unter LSD-Einfluss entstanden ist. Gregor Hasler könnte sich also durchaus vorstellen, dass unter streng kontrollierten Bedingungen und mit ausgewählten Personen LSD zu Innovationszwecken eingesetzt werden könnte.

Als das Handy internetfähig wurde

Susie Armstrong, Senior Vice President of Engineering bei Qualcomm Ltd., teilte wertvolle Perspektiven zu den Trends in der Mobilfunkbranche und der Chipindustrie und erzählte dabei auch die Geschichte hinter der ersten Internetverbindung, die von einem Mobiltelefon ausging. Lukas Gysin, Gründer von uniqFEED und Delphine Donné, Vice President der Logitech Personal Workspace Solutions, fokussierten sich in ihrer Diskussion auf die Besonderheiten und Stärken der Schweiz als einen bedeutenden Hub für Innovationen. Die Veranstaltung ermöglichte zudem einen Blick hinter die Kulissen des Films mit dem Regisseur und Drehbuchautor Edward Berger. «Menschen gehen immer wieder ins Kino, wenn sie denken, da ist etwas, was ich noch nie gesehen habe», davon ist Edward Berger überzeugt.

Warf einen Blick in die Vergangenheit und Zukunft der Mobilfunkbranche: Susie Armstrong. (Bild: Thomas Berner)

Erstmals überhaupt konnten die Teilnehmenden ihr Programm teilweise selbst gestalten und zwischen dem Programm auf der Main Stage und der Expert Stage auswählen. Auf der Expert Stage gab es die Möglichkeit, vertieft in die Themen «Innovation Culture» und die «Triebkraft von neuen Technologien für Innovationen» einzutauchen. Über 30 Ausstellende zeigten zudem in der Experience Zone ihre wegweisenden Entwicklungen und machten so Innovation erlebbar. «Das Swiss Innovation Forum schlägt jedes Jahr die Brücke zwischen Unternehmertum und Wissenschaft und zeigt auf eindrückliche Art, dass die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft kein Zufall ist», so das Fazit von Corine Blesi, Managing Director von NZZ Connect, der Veranstalterin des Swiss Innovation Forums.

Swiss Technology Award

Im Rahmen des Swiss Innovation Forum wurde mit dem Swiss Technology Award auch der bedeutendste Technologiepreis der Schweiz zum 35. Mal verliehen. Die begehrte Auszeichnung ging in der Kategorie «Inventors» an MATIS SA für ihre datenbank-gestützte Lösung für die einfachere Echtheits-Bestimmung von Kunstwerken. Bei den «Start-ups (Rising Stars)» überzeugte das Unternehmen matriq AG mit ihrem Verfahren zur Rückverfolgbarkeit von Kunststoff-Produkten und in der Kategorie «Innovation Leaders» wurde Lantal Textiles AG ausgezeichnet. Besonders bemerkenswert bei diesem Preisträger ist der Umstand, dass das Unternehmen just dann in die Innovation für einen digitalen Textilfärbungsprozess investiert hat, als infolge der Pandemie bis zu 90 Prozent der Aufträge weggebrochen sind. Mit der neuen Entwicklung des Verfahrens verspricht sich Lantal, viele verlorene Kunden wieder erfolgreich zurückgewinnen zu können. Denn die Vorteile des Verfahrens auf die Reduktion des CO2-Fussabdrucks sind gross.

Open-I I 21. & 22. November 2024 im Kongresshaus Zürich

Das Swiss Innovation Forum fand dieses Jahr zum letzten Mal in Basel statt. Nächstes Jahr wird der Anlass zur neu kuratierten Open-i Konferenz in Zürich. Die örtliche Nähe zur Wissenschaft und den rund um Zürich ansässigen Technologie-Unternehmen habe dabei den Ausschlag zum Standortwechsel gegeben, wie es heisst. Diese Begründung dürfte die Basler wohl wenig freuen: Immerhin investiert die Region stark in einen eigenen Innovationspark, und bekanntlich ist Basel einer der führenden Standorte der – ebenfalls innovationsträchtigen – LifeScience-Industrie…

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