Über 80 Prozent der Schweizer Firmen nutzen KI ohne Plan
Fast die Hälfte der Schweizer Unternehmen nutzt aktuell Künstliche Intelligenz (KI). Dabei werden laut einer aktuellen Studie von Swiss AI Report vor allem die fehlende Integration von KI in bestehende Systeme, der Datenschutz, die IT-Sicherheit und technische Hürden als Herausforderungen genannt. Dass die strukturierte Verwendung von KI absolut Sinn macht, weiss Patrick Sommer, Managing Director bei CNT Managment Consulting in der Schweiz.

Die Einsatzbereiche künstlicher Intelligenz haben auch in Schweizer Firmen Anklang gefunden. Wie der aktuelle AI Swiss Report zeigt, geben von den 1.338 befragten Führungskräften fast 30 Prozent an, dass sie einen Anstieg in der Verwendung von KI erwarten. Vor allem kommen Technologien für Übersetzungen, das Verfassen von Briefen, E-Mails oder Werbetexten zum Einsatz. Ein weiteres Viertel der Unternehmen setzt KI gezielt zur Optimierung von Arbeitsprozessen und Datenanalysen ein. Die Vorteile davon kennt Patrick Sommer, Managing Director des digitalen Beratungsunternehmens CNT Management Consulting. «Die Verwendung von KI ist im Alltag in vielen Unternehmen längst zu einem Must-Have geworden – sei es beim Erstellen von Reportings oder in der Beratung. Statt Dokumente manuell zu erstellen, kann die KI zuvor analysierte Geschäftsprozesse nutzen, um automatische Prüfszenarien zu generieren.»
Schweizer Unternehmen hadern mit KI: Nur 13 Prozent setzen auf klare Ziele und Integration
Eine Studie des Swiss AI Reports (2025) hat den Umgang mit KI in Schweizer Unternehmen genauer unter die Lupe genommen. «Nur 13 Prozent der Schweizer Firmen arbeiten mit klar definierten Zielen in der KI. Oft scheitert es an einer langfristigen Umsetzung und an der Integration in bereits bestehende technologische Systeme», so Sommer. Für den CNT- Manager sind die Vorteile von strukturiertem KI-Einsatz in Organisationen glasklar. «Das Betrachten, Analysieren und Optimieren verschiedenster Unternehmensprozesse dauerte früher enorm lang, oft wurden eigene Workshops dafür organisiert. Das kostet Personal, Zeit und Ressourcen. Heute liefert uns die KI zu verschiedenen Problemstellungen in wenigen Stunden ein objektives Bild.» Für einen effizienten Unternehmensablauf ist laut Sommer vor allem KI-gestütztes Process Mining hilfreich: «Mit dieser Methode erkennen Unternehmen anhand digitaler Aufzeichnung von Aktivitäten, wie Geschäftsprozesse in der Realität tatsächlich ablaufen. So können Firmen interne Strukturen schneller verstehen, analysieren und verbessern. Mit KI-Integration im SAP-System des Kunden kann mittels intelligenten Assistenten (SAP Joule) sofort eine Auskunft gegeben werden, wann eine Bestellung erstellt, genehmigt oder geliefert wurde. Die KI visualisiert daraus den tatsächlichen Prozessablauf – nicht, wie er sein sollte, sondern wie er wirklich ist.»
KI in der Praxis: Wie Unternehmen Prozesse smarter und effizienter gestalten
Beim Verwenden der KI im Unternehmensalltag fehlt oft das Know-How für eine verantwortungsvolle KI-Nutzung. Dabei erfolgt die Integration nicht nur schnell, sondern überzeugt auch, sobald der technische Hintergrund verstanden ist, wie der Consulting-Experte berichtet. Im Beratungskontext kommt für ihn SAP Joule zum Einsatz, um Codebausteine zu generieren. «Wir geben der KI in natürlicher Sprache Anweisungen, was eine Funktion tun soll, zum Beispiel: ‚Erstelle einen Report, der alle offenen Kundenaufträge über 10.000 Franken anzeigt‘», erklärt der Manager. Während die Erfassung, Bearbeitung und Auswertung von Zahlen vor der KI-Integration viel Zeit und Aufwand erforderte, schreibt die KI heute einen Grossteil des ABAP-Codes selbst, bestätigt Sommer. Und er ergänzt: «Die tägliche Arbeit verlagert sich zunehmend von manueller Konfiguration hin zu Analyse, Steuerung und strategischer Einbettung KI-gesteuerter Werkzeuge. Kunden erwarten dabei nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine fundierte Beratung, wie KI-Anwendungen effizient und im Einklang mit den strengen Schweizer Standards für Datenschutz und Transparenz im eigenen Unternehmen eingesetzt werden können.»
Angst vor Tech-Ersatz: Müssen Consultants um ihren Job bangen?
Eine viel diskutierte Frage ist, wie sich der zunehmende Einsatz von KI auf die berufliche Zukunft von Beratern auswirkt. Sommers Meinung dazu ist klar: Künstliche Intelligenz verändert die Beratungslandschaft, ersetzt menschliche Expertise jedoch nicht, sondern ergänzt sie. «KI kann Daten schneller verarbeiten, Trends erkennen und Vorschläge liefern, die Berater dann interpretieren», sagt Sommer. Während automatisierte Routinetätigkeiten wie Testskripte, Präsentationen oder Code-Generierung zunehmend von KI übernommen werden, bleibt der Berater für Kontext, Empathie und die Begleitung von Veränderungsprozessen unverzichtbar. «Beratung bedeutet viel mehr als nur Fakten und Zahlen: Es geht um Change-Management und das Mitnehmen von Menschen in Veränderungsprozessen – und das kann KI nicht leisten», entwarnt er. KI sei «wie ein Navigationssystem: Es zeigt die schnellste Route, aber ob man den Stau umfahren oder einen Zwischenstopp macht, entscheidet weiterhin der Mensch», betont Sommer abschliessend.
Quelle: CNT Management Consulting
Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf m-q.ch - https://www.m-q.ch/de/ueber-80-prozent-der-schweizer-firmen-nutzen-ki-ohne-plan/