Lean-Altmeister Hitoshi Takeda zu Gast bei der SAQ

Die SAQ Swiss Association for Quality feiert aktuell ihr 60-Jahr-Jubiläum. Die Sektion Ostschweiz hatte die Ehre, einen Jubiläumsanlass zu organisieren, und konnte Hitoshi Takeda, bekannt als «Lean-Guru», als prominenten Referenten gewinnen.

Hitoshi Takeda am SAQ-Jubiläumsanlass in St.Gallen: Störungen als Chance für Exzellenz nutzen. (Bild: Thomas Berner)

Japan trifft Schweiz: Hitoshi Takeda stand ganz klar im Mittelpunkt des Jubiläumsanlasses der SAQ, den die Sektion Ostschweiz am 5. Dezember 2025 im SQUARE, dem neuen Gebäude an der HSG – Universität St.Gallen, durchführte. Der 2022 eröffnete lichtdurchflutete Bau wurde ebenfalls von einem Japaner entworfen: Dem Stararchitekten Sou Fujimoto. Eine bessere Umgebung konnte man sich für diesen Anlass also nicht wünschen. Und dass gerade die SAQ Ostschweiz Gastgeberin war, ist ebenfalls kein Zufall: 1976 gegründet, war sie die erste regionale Sektion der SAQ.

«Mensch. Qualität. Zukunft»: So lautete das Motto des Nachmittags. Julian Mundl, Präsident der SAQ Ostschweiz und CEO von Noventa Consulting schlug den Bogen zu den Themen Effektivität, Effizienz und Innovation. Ohne diese Trias sei es nicht möglich, die Herausforderungen der heutigen Zeit zu bewältigen. Markus Bänziger, Direktor IHK St.Gallen-Appenzell, betonte die Stellung der Ostschweizer Industrie: «Qualität ist eine Überlebens-Strategie. Sie ist der Schlüssel, um als Schweizer Industriestandort global wettbewerbsfähig zu sein». In diesem Sinne gratulierte Bänziger der SAQ zu ihrem 60-jährigen Bestehen.

Mut zu Fehlern und Veränderungskultur

Dann folgte der Auftritt von Hauptreferent Hitoshi Takeda. Er zeigte auf, dass Fehler und Störungen keine Katastrophen, sondern notwendige Auslöser für Verbesserungen sind, und dass Stillstände Chancen bieten, Prozesse grundlegend zu optimieren. Er betonte Mut zum Risiko und hohe Zielsetzungen. «Durch Misserfolge verliert man nichts. Ein Misserfolg ist nur eine Durchgangsstation», und zwar auf dem Weg zu Zielen, die man möglichst hoch ansetzen sollte, so Takeda. Er verwies dabei auch auf die Pflicht des Topmanagements, sichtbar zu sein, Vorbild zu sein und Wertschätzung zu leben. Zentrale Botschaften von Hitoshi Takeda waren überdies konsequente Veränderung, der Fokus auf «1 Prozent besser» und die grosse Bedeutung von Geschwindigkeit: lieber schnell und lernbereit handeln als perfekt zögern.

Hitoshi Takeda gab den Anwesenden eine Fülle an Anregungen auf den Weg, wie Organisationen sich stetig verbessern können. (Bild: Thomas Berner)

Im Kontext von KI empfiehlt Takeda, digitale Technologien zügig in die Unternehmenskultur zu integrieren und Routinearbeiten mit KI-Agenten zu unterstützen, warnt jedoch vor Denkfaulheit und dem Verlust analoger Kompetenzen. Er plädiert für Digital Detox, handschriftliche Notizen und mehr Menschlichkeit im KI-Zeitalter. Und: «Solange man nur aufs Smartphone schaut, bleiben die Träume fern», gab Hitoshi Takeda dem Publikum zum Schluss auf den Weg.

Einblicke in die Praxis von Unternehmen

Im zweiten Teil vertieften mehrere Kurzreferate die Themen Strategie, Wandel und Geschwindigkeit in unterschiedlichen Branchen. Oberst i Gst Niklaus Jäger skizzierte die geopolitische Lage, betonte Machtpolitik, Unsicherheit und die Notwendigkeit von «Unsicherheits-Kompetenz». Marcel Mettler (Elesta AG) schilderte den Weg von der Silo- zur Wertstromorganisation und die Bedeutung transparenter Kommunikation und vorbildlicher Führung für eine erfolgreiche Strategieumsetzung.​

Jörg Ammann (Heiniger AG) berichtete, wie sein Unternehmen durch die radikale Verkürzung von Entwicklungszyklen und eine klarere Aufgabenverteilung im Innovationsprozess seine Technologieführerschaft sichern konnte, wobei Kundennähe und Speed im globalen Wettbewerb im Zentrum stehen. Goar Hutter (HOCH Health Ostschweiz) zeigte am Beispiel Schlaganfall, wie entscheidend schnelle medizinische Versorgung ist, und appellierte, bei typischen Symptomen rasch den Notarzt zu rufen, denn «Time is Brain».​

Podium mit den weiteren Referenten des Nachmittags (v.l.n.r.): Goar Hutter, Oberst i Gst Niklaus Jäger, Philipp Amstutz, Marcel Mettler, Jörg Ammann und Rolf Keller. (Bild: Thomas Berner)

Zukunftsfähige Organisationen schaffen

Rolf Keller (Glatz AG) erläuterte, wie durch die Ausrichtung der Produktion auf individuelle Kundenbedürfnisse und ein Flow-Production-Konzept Just-in-Time-Prozesse etabliert und Durchlaufzeiten stark verkürzt werden konnten, was intensive Überzeugungsarbeit im Team erforderte. Philipp Amstutz (Schott Pharma) demonstrierte, wie konsequentes Shopfloor Management im Krisenfall schnelle Reaktionen ermöglicht und langfristig die Performance des Betriebs steigert.​

In der abschliessenden Diskussion mit allen Referierenden wurde deutlich, dass eine offene Fehlerkultur, das Einbinden der Mitarbeitenden, klare Ziele und wirksame Führung zentral sind, um Effizienz, Effektivität und Qualität gleichzeitig sicherzustellen. Hitoshi Takeda betonte zum Schluss nochmals die Bedeutung von schnellem Lernen und hob hervor, dass nicht umfangreiche Strategien, sondern Tempo, Mut und Lernbereitschaft den Unterschied für die Zukunftsfähigkeit von Organisationen ausmachen.

Weitere Informationen zum 60-Jahr-Jubiläum der SAQ: https://saq.ch/de/saq_community/60-jahre-saq

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf m-q.ch - https://www.m-q.ch/de/lean-altmeister-hitoshi-takeda-zu-gast-bei-der-saq/

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