Manager ignorieren den Stromfresser im Rechenzentrum
KI-Rechenzentren verbrauchen immer grössere Mengen an Energie und Wasser. Doch viele europäische Führungskräfte ignorieren diese Entwicklung. In deutschen Unternehmen etwa lösen die damit verbundenen Umweltrisiken bisher nur wenig Sorge aus. Das geht aus einer aktuellen KI-Umfrage hervor.

Jeden Monat veröffentlicht das Technologieberatungshaus Expleo seinen KI-Stimmungsbarometer «Expleo AI Pulse». Dahinter steht eine Umfrage, die in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Frankreich durchgeführt wird. Sie liefert repräsentative Stimmungsbilder zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in Unternehmen.
«Künstliche Intelligenz benötigt viele Ressourcen, die Auswirkungen auf die Umwelt werden dabei häufig ausgeblendet», sagt Dr. Yusuf Erdogan, Country Lead Digital & Technology bei Expleo Deutschland. «Unsere Umfrage deckt diese Diskrepanz auf: Obwohl der ökologische Fussabdruck wächst, kommt das Bewusstsein dafür in vielen Führungsetagen noch nicht an.»
Die Schwerpunktfrage des aktuellen «Expleo AI Pulse» zielt auf die ökologischen Auswirkungen von KI-Technologien ab. Nur 13 Prozent der Führungskräfte gaben an, «sehr besorgt» zu sein, weitere 29 Prozent sind «etwas besorgt». Damit zeigt sich: Eine klare Mehrheit bewertet die Umweltfolgen von KI bislang als geringes Risiko. Besonders gelassen reagieren deutsche Manager: Nur 30 Prozent von ihnen zeigen sich besorgt, was den niedrigsten Wert im Vergleich darstellt. In Frankreich liegt der Anteil der Besorgten bei 44 Prozent und in Grossbritannien sogar bei 55 Prozent.
Die Vorteile der KI-Nutzung überwiegen
Parallel dazu zeigt die Erhebung, dass deutsche Führungskräfte den Nutzen von KI für ihr eigenes Unternehmen überwiegend positiv bewerten. 70 Prozent sehen vornehmlich Vorteile für ihr Geschäft, während nur 14 Prozent die Risiken stärker gewichten. Frankreich zeigt sich mit 61 Prozent zurückhaltender, während sich britische Manager besonders optimistisch äussern (75 Prozent).
Laut Yusuf Erdogan befinden sich viele Unternehmen aktuell in einer Übergangsphase: «Oft existieren bereits zahlreiche Pilotprojekte, aber es fehlen noch klare Standards dahinter. Mit zunehmender Praxis wird sich zeigen, wo KI nachhaltig Mehrwert schafft. Traditionell gehen britische Unternehmen hier eher experimentierfreudig vor.»
Stabile Grundstimmung gegenüber KI
Ungeachtet unterschiedlicher Wahrnehmungen bleibt die allgemeine Stimmung gegenüber KI konstant positiv. Der europäische AI-Pulse-Sentiment-Score liegt im November mit 67 Punkten nahezu unverändert auf dem Niveau des Vormonats. Grossbritannien führt mit 70 Punkten die Rangliste an, gefolgt von Deutschland mit 67 Punkten und Frankreich mit 64 Punkten.
Ein starkes Bekenntnis zur KI-Technologie ist laut Expleo-Manager Erdogan zwingend notwendig für eine erfolgreiche geschäftliche Zukunft. Die Industrie müsse jedoch auch Nachhaltigkeit berücksichtigen: «Responsible AI bedeutet, ökologische, regulatorische und ethische Verantwortung mit klaren Geschäftsmodellen zu verbinden. Dieser Spagat wird künftig über Erfolg oder Misserfolg am Markt entscheiden.»
Quelle: Expleo
Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf m-q.ch - https://www.m-q.ch/de/manager-ignorieren-den-stromfresser-im-rechenzentrum/
