Weltweit erste Gigafactory für reine Feststoffakkus

Feststoffakkus gelten als Nachfolgetechnologie der herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus und weisen eine deutlich bessere Umweltbilanz auf. Nun geht die Schweiz mit dieser Technologie als erstes Land in die Serienproduktion.

Wollen Feststoffakkus in Grossserie herstellen: Peter Koch (CFO), Roland Jung (CEO), Thomas Lützenrath (COO). (Bild: SCB)

Die Wende hin zu erneuerbaren Energien braucht Stromspeicher, gerade mit Blick auf den rasant steigenden Stromverbrauch und die explodierenden Energiekosten. Doch herkömmliche Batterietechnologien schaffen gravierende Ressourcen- und Abfallprobleme. Lithium-Ionen-Akkus haben zwar die Batteriewelt revolutioniert. Nun aber, da ihre Produktion und Verwendung in astronomische Höhen schnellen, zeichnet sich jedoch die Schattenseite dieser Entwicklung ab: Es werden Rohstoffe benötigt, deren dauerhafte Verfügbarkeit nicht gewährleistet ist und die teils unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen werden. Es bestehen Sicherheitsrisiken, da die Batterien zu nur schwer löschbaren Bränden und Explosionen führen können. Und, vor allem: Es wird schon in naher Zukunft ein gewaltiger Abfallberg wachsen. Denn die Lebenszeit herkömmlicher Lithium-Ionen-Akkus ist eng begrenzt. Spätestens nach wenigen Tausend Ladezyklen haben sie ihr Lebensende erreicht. Ganz anders Feststoffakkus: Diese sollen langlebiger sein und haben auch sonst Vorteile.

Feststoffakkus: Mindestens 50 % besser in der Umweltbilanz

Die Swiss Clean Battery AG, im Februar 2022 in Frauenfeld gegründet, will mit ihrem umweltfreundlichen, sicheren und leistungsstarken Produkt die internationale Konkurrenz hinter sich lassen. In einer neuen Fabrik sollen im grossen Stil Feststoffakkus produziert werden. Diese enthalten keine kritischen Rohstoffe wie beispielsweise Kobalt, ist tiefentladefest und schnellladefähig. Feststoffakkus gelten bereits seit Jahren als vielversprechende Nachfolgetechnologie herkömmlicher Lithium-Ionen-Akkus. Dementsprechend sind sie Gegenstand der Forschung in zahlreichen Labors auf der ganzen Welt. Bisher jedoch ist es nicht gelungen, leistungsfähige Akkus mit Festionenleiter zu entwickeln: Ein zentrales technisches Problem besteht darin, den Festionenleiter in den Batteriezellen mit den Elektroden in eine stabile Verbindung zu bringen. Viele Forschungsvorhaben basieren auf einer „modularen Bauweise“, bei der Einzelteile ausserhalb der Zelle kombiniert und anschliessend in das Gehäuse eingeführt werden. Dabei kommt es zu Problemen beim Übergang der Ionen an den Materialgrenzen zwischen Elektroden und Festionenleiter. Nach mehr als 30jähriger Grundlagenforschung ist es gelungen, dieses Problem zu lösen: In diesem neuen Lösungsansatz entsteht der Festionenleiter ähnlich einem Mehrkomponentenkleber in der Batteriezelle selbst. Dadurch werden die Übergangsprobleme im Vergleich zur modularen Bauweise überwunden.

So soll die Massenproduktion von Feststoffakkus aussehen. Alle Maschinen sowie die Chemie werden regional aus der Schweiz und aus Deutschland bezogen. Kurze Wege, minimierte Logistikkosten und Versorgungssicherheit stehen dabei im Fokus. (Bild: SCB)

Ambitiöse Ziele – und Börsengang im Herbst geplant

Die Ambitionen des Unternehmens sind gross: In der ersten Produktionsphase von 1,2 GWH plant die SCB AG einen Umsatz von 318 Mio. CHF. Hierfür sind 246 Mio. CHF Investitionsvolumen in den Maschinenpark geplant. In dieser ersten Stufe beschäftigt die SCB AG 181 Mitarbeiter. Es werden 20.000 m2 Produktionsfläche bebaut, um dann 7,2 Mio. Batteriezellen pro Jahr zu fertigen. Der Unternehmenswert beträgt in dieser ersten Stufe 1,3 Milliarden CHF, bei einem konservativen Multiple von 18. Neben einer Fremdkapitalfinanzierung der Produktionsstätte wird ein Börsengang (IPO) für Oktober 2022 an der Züricher Börse angestrebt. In der Endphase soll die SCB AG 7,6 GWH produzieren, bei einer Investitionssumme von 775 Millionen CHF und einem Umsatz von über 2 Milliarden CHF. Dafür werden ca. 100.000 m2 Produktionsfläche bebaut. In dieser Ausbaustufe produziert die SCB AG mit 1061 Mitarbeitern nahezu 48 Mio. Batteriezellen pro Jahr.  Der Unternehmens-wert beträgt dann 8,6 Milliarden CHF. Federführend bei der SCB AG sind CEO Roland Jung, CFO Peter Koch und als COO Dr. Thomas Lützenrath. Er ist gleichzeitig in Personalunion der COO der High Performance Battery AG, der lizenzgebenden Technologiegesellschaft.

Weitere Informationen: https://www.highperformancebattery.ch/de/

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