CO2-Abscheidung: Schweizer Unternehmen profitiert von Milliardeninvestition der USA

Die US-Regierung will bis zu 1,2 Milliarden Dollar für zwei bahnbrechende Anlagen zur Absaugung von Kohlendioxid aus der Luft ausgeben. Dies muss als Wagnis bezeichnet werden, denn die Technologie für die CO2-Abscheidung direkt aus der Luft ist noch in Entwicklung und wird auch von einigen Experten kritisiert. Nichtsdestotrotz: Vom Investment profitiert auch eine Schweizer Firma.

Trotz Kritik an der Technologie: Die US-Regierung investiert 1,2 Milliarden Dollar in die CO2-Abscheidung direkt aus der Luft. (Bild: Unsplash.com)

Zwei Projekte in Texas und Louisiana sollen dereinst jeweils eine Million Tonnen Kohlendioxid pro Jahr beseitigen, was insgesamt den jährlichen Emissionen von 445.000 gasbetriebenen Autos entspricht. Finanziert werden diese Projekte durch 1,2 Milliarden US-Dollar, welche die Regierung in Aussicht stellt. Es handele sich damit um die weltweit grösste Investition in die technische Kohlendioxidbeseitigung in der Geschichte, so das US-amerikanische Energieministerium in einer Erklärung. „Die Reduzierung unserer Kohlenstoffemissionen allein wird die wachsenden Auswirkungen des Klimawandels nicht aufhalten“, sagte Energieministerin Jennifer Granholm in der Erklärung. „Wir müssen auch das CO2 entfernen, das wir bereits in die Atmosphäre eingebracht haben.“ Direct Air Capture (DAC)-Techniken – auch bekannt als Carbon Dioxide Removal (CDR, CO2-Abscheidung) – konzentrieren sich auf das in die Luft abgegebene CO2, das zum Klimawandel und zu extremen Wetterlagen beiträgt. Jedes der Projekte wird 250-mal mehr CO2 aus der Luft entfernen als die grösste derzeit in Betrieb befindliche CO2-Abscheidungsanlage, so das Energieministerium.

CO2-Abscheidung aus der Luft in der Kritik

Der Internationale Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen hält die direkte Abscheidung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre für eine der notwendigen Methoden zur Bekämpfung der globalen Erwärmung. Doch der Sektor ist noch unbedeutend; nach Angaben der Internationalen Energieagentur sind weltweit erst 27 Anlagen zur Kohlenstoffabscheidung in Betrieb, obwohl mindestens 130 Projekte in der Entwicklung sind. Und einige Experten befürchten, dass der Einsatz der Technologie als Vorwand für den weiteren Ausstoss von Treibhausgasen genutzt werden könnte, anstatt dass man schneller auf saubere Energien umsteigt.

Die direkte CO2-Abscheidung „erfordert eine Menge Strom, um CO2 aus der Luft zu extrahieren und für Rohre zu komprimieren“, sagte Mark Jacobson, Professor an der Stanford University, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Selbst im besten Fall, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, kann dieser erneuerbare Strom dann keine fossile Stromquelle im Netz ersetzen, wie etwa Kohle oder Gas. Das bedeutet, dass diese Technologie nicht mehr als eine Spielerei ist“, sagte er und fügte hinzu: „Sie wird unsere Lösung des Klimaproblems nur verzögern.“ Die direkte Abscheidung unterscheidet sich von Systemen zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) an der Quelle, etwa in Fabrikschornsteinen, die verhindern, dass zusätzliche Emissionen in die Atmosphäre gelangen.

Unterirdische CO2-Speicherung

Das gemeinnützige US-Unternehmen Battelle ist der Hauptauftragnehmer für das Projekt in Louisiana, bei dem das abgeschiedene CO2 zur Lagerung tief in den Untergrund gepresst werden soll. Es wird mit einem anderen amerikanischen Unternehmen, Heirloom, und dem Schweizer Unternehmen Climeworks zusammenarbeiten, das bereits führend in der Branche ist und in Island eine Anlage mit einer Jahreskapazität von 4000 Tonnen CO2 aus der Luft betreibt. „Die Benachrichtigung über die Auswahl ist eine Anerkennung dafür, dass das Projekt das Zeug dazu hat, zum Aufbau des amerikanischen DAC-Ökosystems beizutragen“, sagte Daniel Nathan, Chief Project Development Officer bei Climeworks. Es sei ein Beweis für die Fähigkeit des Unternehmens, qualitativ hochwertige, hochintegrierte CO2-Abscheidung mittels DAC zu liefern, und man freue sich, mit allen Projektpartnern zusammenzuarbeiten, um die DAC-Technologie an die Golfküste zu bringen, heisst es seitens Climeworks weiter.

Das Projekt in Texas wiederum wird vom amerikanischen Unternehmen Occidental und anderen Partnern geleitet. Im Endausbaus soll es bis zu 30 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr beseitigen können, heisst es in einer Erklärung von Occidental. „Bei den Gesteinen im Untergrund von Louisiana und Texas handelt es sich um Sedimentgestein, das sich von isländischem Basalt stark unterscheidet, aber für die Speicherung von CO2 durchaus geeignet ist“, erklärte Helene Pilorge, die an der Universität von Pennsylvania im Bereich Kohlenstoffabscheidung forscht, gegenüber AFP.

Nach Angaben des Energieministeriums sollen durch die beiden Projekte 4.800 Arbeitsplätze geschaffen werden. Für beide Projekte steht noch kein Starttermin fest. Finanziert werden sie aus dem grossen Infrastrukturgesetz von Präsident Joe Biden, das im Jahr 2021 verabschiedet wurde. Das Energieministerium hatte zuvor angekündigt, in vier Projekte in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar zu investieren. Im Mai kündigte die Regierung Biden einen Plan zur Verringerung der CO2-Emissionen von gas- und kohlebefeuerten Kraftwerken an, der sich insbesondere auf diese zweite Technik konzentriert.

Quelle: Techexplore.com

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