Interesse an Anlagen für die Methanolproduktion steigt

Die in LIndau/Bodensee und Lustenau/Vorarlberg beheimatete Obrist Group erfährt nach eigenen Angaben eine „rege Nachfrage“ nach Anlagen zur Methanolproduktion. Die Gruppe hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, um aus Sonnenenergie Methanol herzustellen, das als universeller Energieträger nutzbar ist.

Methanolproduktion im grossen Stil: Visualisierung eines aFuel® Giga Plant zur Erzeugung von CO2-negativem Methanol. (Quelle: Obrist Group)

Die deutsch-österreichische Industriegruppe Obrist Group hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, um aus Sonnenenergie Methanol herzustellen, das als universeller Energieträger für die Industrieproduktion, den Gebäudesektor (Wärme) und den Verkehr (Treibstoff für Autos) genutzt werden kann. Das Verfahren arbeite „klima-positiv“, weil es bei der Methanolherstellung der Atmosphäre mehr Kohlendioxid entziehe als bei der späteren Verbrennung freigesetzt wird, behauptet das Unternehmen. Man spricht daher auch von „below zero“ oder „grünem Methanol“. Die Obrist Group hatte erst kürzlich eine neue globale Allianz gemeinsam mit EWU Tech Ltd., DSE Green Technology Holdings mit über 25 europäischen Technologiepartnern sowie Global Enterprises Ltd. geschlossen, zur Errichtung von Methanolproduktionsstätten nach dem patentierten Obrist-Verfahren. Konkrete Projekte sind in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA geplant. 

Gespräche über Methanolwirtschaft weit fortgeschritten

„Immer mehr Staaten erkennen die Möglichkeit, durch die Umstellung auf eine Methanol­wirtschaft ihre Klimaziele zu erreichen, ohne Einbussen beim Wirtschaftswachstum befürchten zu müssen“, berichtet Firmenchef Frank Obrist über seine Gespräche mit Wirtschafts- und Energiepolitikern aus aller Welt. Mittels Methanol liessen sich die vorhandenen Infrastrukturen für fossile Energieträger weiterhin nutzen, vom Transport in Pipelines oder Tankschiffen über die industrielle Energienutzung bis hin zu Autos mit Verbrennungs­motor. Dadurch wäre eine Methanol­wirtschaft „um Größenordnungen kostengünstiger“ als die Umstellung auf Strom oder Wasserstoff als Energieträger, weil für beides völlig neue Infrastrukturen aufgebaut werden müssten.

„Die EU probiert eine Energiewende mit elektrischem Strom und Wasserstoff, aber viele andere Länder setzen offenbar eher auf Methanol als universellen Energieträger“, hat der Chef der Obrist Group in Gesprächen mit Politikern außerhalb der Europäischen Union festgestellt. Er räumt ein: „Die Methanolproduktion im grossen Stil rechnet sich nur in Gebieten in Äquatornähe, in denen die Sonnenenergie im Überfluss zur Verfügung steht. Doch weil der Transport so einfach und preisgünstig ist, lohnt es sich, am Äquator zu produzieren und Methanol durch Pipelines oder Tanker dahin zu verteilen, wo die Energie gebraucht wird.“ 

Methanol statt Flüssiggas nach LNG-Ausbaustopp in den USA

Methanol ist bei Normaltemperatur flüssig und bedarf im Gegensatz zu Wasserstoff keiner besonderen Druckbehälter für den Transport. Laut einer aktuellen Studie des Öko-Instituts im Auftrag des NABU (Naturschutzbund Deutschland) könnten die Tankschiffe mit Methanol angetrieben werden, um die Umweltbelastung zu minimieren. Dies wäre laut Studie deutlich umweltfreundlicher nicht nur als der Einsatz von Schweröl, Diesel oder Ammoniak, sondern auch als die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG).[1] Dies geht einher mit der generellen Infrage­stellung des LNG-Transports durch die US-Regierung seit Anfang dieses Jahres mit der Begründung, dass Flüssigerdgas unterm Strich dem Klima schade. 

„Grünes Methanol, das mit Methanol-getriebenen Tankern transportiert wird, sollte nach der Entscheidung von US-Präsident Joe Biden, den Ausbau des LNG-Exports zu stoppen, auch in der Europäischen Union und insbesondere in Deutschland stärker in Betracht gezogen werden“, argumentiert Frank Obrist. Zwar sei die Methanolproduktion innerhalb der EU aufgrund der geringen Sonnenintensität in Europa nicht wirtschaftlich. „Aber Investitionen in den Aufbau von Produktionsanlagen in sonnenreicheren Ländern mit Lieferverträgen zur Methanol­versorgung Europas sind sehr wohl eine Option“, appelliert der Firmenchef an die Politik, diese Möglichkeit zur Stärkung der Energieversorgungssicherheit in Europa zu eruieren.

Wasserstoff zur Methanolproduktion lässt sich überall aus der Luft gewinnen

Die Obrist Group weist darauf hin, dass ihre Produktionsanlagen neben viel Sonnenenergie auch Wasser vor Ort benötigen, um mittels Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen, der für die Herstellung von Methanol unerlässlich ist. Wasser lässt sich nach Angaben des Unter­nehmens grösstenteils überall auf der Welt aus der Luft gewinnen. Selbst eine Luftfeuchtigkeit von nur zehn Prozent, wie sie in Wüstengebieten üblich sei, reiche für die Methanol­produktion aus, hat das Unternehmen in Prototypanlagen festgestellt. Daher könnten Elektrolyseanlagen in Wüsten und auf Ödland errichtet werden, das ohnehin unfruchtbar und für keine anderen Zwecke nutzbar sei.

Die steigende Nachfrage aus aller Welt führt die Obrist Group unter anderem auf die Vorstellung des Buches „Prosperity and Economic Growth Without Regrets: Climate Rescue Yes – Deindustrialization No” (ISBN 978-3-98674-104-4) auf der COP28 in Dubai Ende letzten Jahres zurück. In dem Werk beschreibt der Wissenschaftsjournalist Jean Pütz im Detail, wie sich grünes Methanol als Weltenergieträger eignet, um die Abkehr von der Verbrennung fossiler Rohstoffe einzuleiten. Das Buch ist auch in deutscher Sprache unter dem Titel „Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue: Klimarettung ja – Deindustrialisierung nein“ (ISBN 978-3-98674-084-9) verfügbar. Die deutsche und englische Fassung sind im Verlag der UNO-Denkfabrik Diplomatic Council erschienen.

[1]https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/33080.html

Quelle und weitere Informationen: Obrist Group

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