Wer ins Ausland liefert, behält als Gerichtsstand die Schweiz
Der Onlinehandel wird zunehmend international. Bei Bestellungen aus dem Ausland ist besonders wichtig, dass der Kunde den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zustimmt. Diese müssen klar und eindeutig formuliert sein, insbesondere, was den Gerichtsstand betrifft: Es ist in jedem Fall die Schweiz.
Raoul Egeli - 8. November 2018
Raoul Egeli: Das Ausformulieren der AGB ist kompliziert und meistens eine Sache für spezialisierte Anwälte, damit eine Auslegung zulasten des Ausstellers ausgeschlossen werden kann. (Bild: zVg)
Betrachten Sie es als ehernes Gesetz bei jedem Geschäftsabschluss mit einem ausländischen Kunden: Der Gerichtsstand liegt in der Schweiz. Das gilt uneingeschränkt auch im Onlinehandel, der in rasantem Tempo an Bedeutung gewinnt. In den Vereinigen Staaten ist es beispielsweise bereits jetzt gängige Praxis, einen Gerichtsstand in den USA vorzusehen, unabhängig davon, wo der Kunde seinen Sitz hat. Daneben sollte auch eine Unterstellung unter das hiesige Recht vorgesehen sein, und schliesslich sollte die Anwendung des so genannten Wiener Kaufrechtes ausgeschlossen werden. Dieser völkerrechtliche Vertrag, dem die meisten Industriestaaten, darunter auch die Schweiz, beigetreten sind, definiert die Regeln bei internationalen Warenkäufen und weicht teilweise vom nationalen Recht ab. Klauseln, die dessen Anwendbarkeit wegbedingen, sind zulässig. In Einzelfällen wäre zu prüfen, ob das Wiener Kaufrecht allenfalls Vorteile für den Verkäufer erwarten lässt. Dann wäre auf eine Ausschlussklausel zu verzichten.
Allgemeine Geschäftsbedingungen: Immer Kopie aufbewahren
Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind nur gültig, wenn sie von beiden Parteien anerkannt werden. Im Onlinehandel ist es üblich, dass im Webshop vor der Ausführung der Bestellung ein Kontrollkästchen mit dem Vermerk «Ich habe die Allgemeinen Geschäftsbedingungen gelesen und akzeptiert» eingeblendet wird. Diese müssen bei dieser Gelegenheit natürlich auch zum Lesen verfügbar gemacht werden. Dabei gilt die Regel: Je expliziter die Willenserklärung des Kunden ausfällt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gericht im Streitfall die Annahme der Geschäftsbedingungen bejaht. Die AGB werden in der Regel immer wieder aktualisiert. Deshalb empfiehlt es sich, von jeder Version eine Kopie aufzubewahren.
Was in jede AGB gehört
Das Ausformulieren der AGB ist kompliziert und meistens eine Sache für spezialisierte Anwälte, damit eine Auslegung zulasten des Ausstellers ausgeschlossen werden kann. In jede AGB gehören:
Gewährleistung
Garantie
Datenschutz
Bestellungen
Rechnungs- und Zahlungsbedingungen
Mehrwertsteuer
Lieferung und Lieferfristen
Versandgebiete
Haftung
anwendbares Recht und Gerichtsstand
Missbräuchliche Erklärungen wie «Das Versandrisiko trägt der Käufer» sind unzulässig. Klauseln, die für die Besteller ein erhöhtes Risiko bedeuten, sind klar hervorzuheben.
Autor: Raoul Egeli ist seit 2008 Präsident des Schweizerischen Verbands Creditreform und seit 2014 Präsident von Creditreform International sowie Mitglied der Gewerbekammer des SGV. Zudem ist er Geschäftsführer der Creditreform Egeli Gesellschaften in Basel, St. Gallen und Zürich. 2009 bis 2013 war er Zentralpräsident von TREUHAND|SUISSE. Raoul Egeli ist Autor mehrerer Fachbücher rund um das Thema Kredit und Forderungsmanagement. www.creditreform.ch
Wirtschaftsforum „ErfolgsSignale“: Innovation, Kommunikation und Transformation
Am 25. Oktober fand zum 17. Mal das Wirtschaftsforum "ErfolgsSignale" in Rheinfelden AG statt. Referenten wie Matthias Baumann (Möbel Pfister AG) oder die Skiakrobatin Evelyne Leu trafen auf interessierte Zuhörer.
Fabrice Müller - 7. November 2018
Matthias Baumann, CEO der Möbel Pfister AG, sprach über die Digitalisierung im Möbelhandel. (Foto: Fabrice Müller)
Unter dem Motto «Innovation, Kommunikation und Transformation» überbrachten an lässlich der 17. Ausgabe des Wirtschaftsforums «ErfolgsSignale» vom 25. Oktober im Hotel Schützen in Rheinfelden wertvolle Impulse, Erfahrungen und Ratschläge aus der Welt der Wirtschaft, Kommunikation und des Sports.
Mentale Einstellung und digitaler Wandel
Die ehemalige Skiakrobatin und Olympiasiegerin Evelyne Leu beispielsweise unterstrich in ihrem Vortrag die Bedeutung der mentalen Einstellung für den Erfolg. Matthias Baumann, CEO der Möbel Pfister AG, gab einen spannenden Einblick in die Digitalisierung des Möbelhandels. «Die Digitalisierung wird den Möbelhandel in Zukunft noch stärker verändern und vieles, was einst galt, in Frage stellen», sagte Matthias Baumann.
«Beseelte Unternehmerinnen»
Die Unternehmensberaterin und Buchautorin Christel Maurer sprach über «beseelte Unternehmerinnen und Unternehmer», die sich mit Leib und Seele für ihr Unternehmen engagieren. Zu den weiteren Referenten zählten der Kommunikationscoach Marcus Knill sowie der Energieunternehmer Alexandr Medici aus Laufenburg, Gewinner des Axpo Energy Award 2014. (fm)
Cyber-Angriffe können alle treffen – auch das sicherste KMU
Die IT-Infrastruktur von KMU kann noch so modern sein – wenn deren Schutz nicht sichergestellt ist, öffnet sie Cyber-Kriminellen Tür und Tor. Am KMU Event von GGA Maur haben rund 90 KMU-Vertreter von renommierten Experten wie Marc Henauer, Leiter der Melde- und Analysestelle Informationssicherung des Bundes und ETH Professor Jürg Leuthold erfahren, wie sie damit umgehen können und was mit dem technologischen Wandel auf sie zukommt.
Redaktion - 5. November 2018
Experten informierten die Teilnehmenden, was KMU gegen Cyber-Angriffe tun können. (Bild: zVg / GGA Maur)
Am Freitag, 2. November lud das Kommunikationsunternehmen GGA Maur zusammen mit dem ewz und Studerus AG zu einem Weiterbildungs- und Networking-Event im Kraftwerk in Zürich ein. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft präsentierten den über 90 Teilnehmenden Fakten, Trends und Best Practices zu den Themen Kommunikation der Zukunft und Cybersecurity.
Technologischer Wandel bietet mehr Chancen als Probleme
Den Anfang machte Jürg Leuthold. Mit eindrücklichen Zahlen und Fakten zeigte der Professor für Photonik und Kommunikation der ETH Zürich auf, wie sich Informationstechnologien in Zukunft entwickeln werden. «Im Jahr 2000 waren wir mit einer Übertragungsrate von 128 kbit/Sekunde zufrieden. Heute benötigen wir 1 Gbit/Sekunde und bis 2030 wird mehr als das Zehnfache davon der Standard sein.» Die Anwendungsfälle für neue Technologien sind fast grenzenlos – von individueller Bekleidung aus dem 3D-Drucker und zahlreichen medizinischen Anwendungen anhand von Machine Learning über das autonome Fahren bis hin zu Cyborgs. «Informationstechnologien werden unseren Lebensstandard nachhaltig verbessern. Jedoch ist dazu der kontinuierliche Ausbau der bestehenden Infrastruktur nötig», so Leuthold.
Die Physik ist kein Problem, soviel steht fest. Laut dem ETH Professor können im Labor bereits heute in einer einzigen Glasfaser Geschwindigkeiten von bis zu 1.01 Petabyte pro Sekunde erreicht werden. Auch bei mobilen Daten ist das Potenzial bezüglich Kapazität noch längst nicht ausgeschöpft. Herausforderungen beim Energieverbrauch, der Prozessorenleistung und den optischen Komponenten sind lösbar, ist sich Leuthold sicher. Schwieriger gestalten sich gesellschaftliche Herausforderungen, die sich aus dem technologischen Wandel ergeben – etwa mögliche gesundheitliche Belastungen durch Strahlung, Sicherheitsaspekte und der Wandel im Arbeitsmarkt und Bildungssystem. «Der technologische Wandel hält mehr Chancen als Probleme für uns bereit. Wir müssen aber bereit sein, uns den Begebenheiten und Realitäten anzupassen. Mit alten Zöpfen bestreiten wir die Zukunft nicht.»
Wie viel Sicherheit ist möglich?
Marc Henauer von der Melde- und Analysestelle Informationssicherung des Bundes – kurz MELANI – ging in seinem Referat auf die Cyber-Risiken und Herausforderungen ein. «Cyber-Risiken ergeben sich durch den Einsatz von IT zur Unterstützung von Prozessen und zur Effizienzsteigerung. Sie bedrohen jedes Unternehmen unabhängig von Branche und Grösse.» Mit der zunehmenden Bedeutung von Informationstechnologien für Unternehmen steigen laut Henauer die Vernetzung und der Wert des Informationszugangs. Gleichzeitig nimmt damit auch die Möglichkeit für Betrug, Spionage, Erpressung, Sabotage und andere Cyber-Angriffe zu. Dies veranschaulichte Henauer anhand von unterschiedlichen Beispielen, wie etwa dem WannaCry-Angriff, der 2017 weltweit zahlreiche Computersysteme lahmgelegt hatte. «Die Cyberkriminellen arbeiten in organisierten dezentralen Gruppen, entwickeln ihre Methoden laufend weiter und gehen dabei sowohl virtuell wie auch physisch gegen ihre Opfer vor. Eine komplette Absicherung ist deshalb unmöglich.»
Die Lösung sieht Henauer für Unternehmen auf einer anderen Ebene. Cyber-Risiken sind nur ein Teil der Informationssicherheit eines Unternehmens, denn auch physische und personelle Risiken können zu entsprechenden Attacken führen. «Eine technologische Lösung macht als Sicherheitsmassnahme für die IT Sinn. Für einen gesamtheitlichen Informationsschutz benötigen Unternehmen jedoch einen übergeordneten Sicherheitsansatz, der auf Ebene Geschäftsleitung ins Risikomanagement integriert werden sollte.»
Aus Sicht des Gegners
Einen Perspektivenwechsel bot im Anschluss Ivan Bütler, CEO von Compass Security AG. Im Dezember 2017 konnte sich Bütler im Auftrag des SRF trotz Ankündigung erfolgreich in das Netzwerk des Energieversorgungsunternehmens EBL im Kanton Baselland hacken und einen Teil der Weihnachtsbeleuchtung ausschalten. «Die Achillesferse des Internets sind die Menschen, die auf die Geschichten der Hacker hereinfallen und ihnen so Zugang gewähren.» Dies geschieht normalerweise etwa über eine Fake-Bewerbung auf einem USB-Stick oder über einen Mailanhang. Im Falle des EBL funktionierten diese Ansätze jedoch nicht, deshalb setzte Bütler auf einen weiteren Trick.
Ein einfaches Ablenkungsmanöver am Empfang des EBL reichte, um einen fremden Techniker ins Unternehmen einzuschleusen, der ungestört ein Schadprogramm auf dem System installieren konnte. «Man sollte keine Geschenke verteilen – ein unbedachter Umgang mit E-Mail-Anhängen, Links oder Passwörtern ist eine Einladung für Hacker. Ein gesundes Mass an Skepsis ist angebracht», fasst Bütler zusammen.
Tipps gegen Cyber-Angriffe
Abgerundet wurde das Thema Cybersecurity von Hugo Bossard, CIO von Studerus AG. Er erläuterte wie KMU mit Schadprogrammen umgehen können und stellte konkrete Firewall-Dienste von Studerus AG wie GeoIP oder Content Filter zum Schutz vor. Weniger effektiv sind laut Bossard Anti-Virus und Anti-Spam-Dienste auf der Firewall.
In einem zweiten Teil gab Bossard den Anwesenden fünf Tipps zur Ransomware Prävention:
Als solide erste Abwehr sollten KMU eine Firewall installieren.
KMU sollten regelmässige Backups machen, die ausserhalb des Gebäudes und des Netzwerks abgelegt werden und im Notfall wiederhergestellt werden können.
Das verwendete Betriebssystem sollte auf allen verwendeten Computern immer auf dem neusten Stand sein. Sicherheitsupdates verringern die Möglichkeiten für Cyberkriminelle.
E-Mail-Anhänge und unbekannte Links sollten vorsichtig behandelt und im Zweifelsfall nicht geöffnet werden.
Auf jeden Rechner des Unternehmens gehört ein aktuelles Anti-Virus Programm.
Einkaufen auf Geschäftsreisen: Mit privater oder firmeneigener Kreditkarte?
Eine Studie von zeigt: Vier von zehn Geschäftsreisenden nutzen Firmenkreditkarten auch für persönliche Einkäufe. Virtuelle Kreditkarten könnten eine Alternative sein und für mehr Transparenz sorgen.
Redaktion - 5. November 2018
Eine neue Studie zeigt, wie oft Geschäftsreisende die Kreditkarte ihrer Firma auch für private Einkäufe nutzen. (Grafik: CWT)
Vier von zehn Geschäftsreisenden geben zu, Firmenkreditkarten für persönliche Einkäufe zu nutzen – 46 Prozent der europäischen und amerikanischen Reisenden und 38 Prozent der Reisenden im asiatisch-pazifischen Raum. Das ist das Ergebnis einer Studie des weltweiten Geschäftsreiseanbieters Carlson Wagonlit Travel (CWT). „Travel Manager müssen sich um den Missbrauch von Firmenkreditkarten kümmern und außerdem herausfinden, warum Reisende die Regeln nicht befolgen“, sagt Christophe Renard, Vice President der CWT Solutions Group, der Beratungssparte von Carlson Wagonlit Travel.
Klare Regelungen für die Nutzung der geschäftlichen Kreditkarte
Die Praxis ist weit verbreitet, obwohl 58 Prozent der Europäer und 63 Prozent der Amerikaner angeben, die Richtlinien ihres Unternehmens untersagten die Nutzung von Firmenkreditkarten für Privatkäufe – mit einer Umsetzungsquote von 85 Prozent in beiden Regionen. Von den asiatisch-pazifischen Reisenden sagen 69 Prozent, ihr Unternehmen verbiete die private Nutzung, die Umsetzungsquote liege bei 87 Prozent. Insgesamt erhalten sechs von zehn globalen Geschäftsreisenden von ihren Arbeitgebern eine Firmenkreditkarte – am ehesten in der Region Asien/Pazifik (67 Prozent), gefolgt von Amerika (61 Prozent) und Europa (56 Prozent).
Private Kreditkarte wird auch geschäftlich genutzt
Die Ergebnisse der CWT-Studie zeigen aber auch das umgekehrte Ergebnis: Reisende wickeln geschäftliche Reiseausgaben oft über ihre persönlichen Kreditkarten ab. Weltweit betrachtet, nutzen 49 Prozent der Geschäftsreisenden stets ihre persönliche Kreditkarte. Reisende aus dem asiatisch-pazifischen Raum neigen deutlich eher dazu (55 Prozent) als Reisende aus Amerika (48 Prozent) oder Europa (44 Prozent). „Die Nutzung persönlicher Kreditkarten für Geschäftsausgaben bedeutet, dass es für die Unternehmen kompliziert wird, die Ausgaben nachzuverfolgen – und das macht es um einiges schwieriger, Richtlinien durchzusetzen“, sagt Christophe Renard von der CWT Solutions Group. „Falls Unternehmen nicht allen Mitarbeitern Kreditkarten ausstellen wollen – was verständlich ist –, sind virtuelle Kreditkarten ein guter Kompromiss. Reisende müssen ihre persönlichen Kreditkarten nicht für Geschäftsausgaben nutzen und Unternehmen wissen genau, wofür ihr Geld verwendet wird.“
Viele Unternehmen haben als oberste Priorität festgelegt, junge Talente zu finden und zu binden. Das hat Auswirkungen auf die wachsende Anzahl Mitarbeitende im Alter von 50+. Generationenfreundliches Talent Management lohnt sich – eine spannende Aufgabe für Arbeitgeber, wie auch Arbeitnehmende.
Bernadette Höller - 5. November 2018
Ältere Mitarbeitende sind durchaus noch neugierig, innovativ und experimentierfreudig, wie Studien belegen. (Quelle: Neustarter-Stiftung)
Mitte der 40er-Jahre und im Spitzenjahr 1963, als 109.993 Babys das Licht der Welt erblickten, verzeichnete die Schweiz historisch einmalige Höchststände der Geburtenrate. Inzwischen haben die Babyboomer das 50. Lebensjahr deutlich überschritten – einen massiven demografischen Wandel im Schlepptau. Das Durchschnittsalter in Unternehmen steigt; ab 2020 werden jährlich viele Menschen «altersbedingt» aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wenn es so weiter geht, sehr viele (58%) sogar vor Erreichen des regulären Pensionierungsalters. Zugleich beklagen Personaler den Mangel an jüngeren Fachkräften, das Recruiting und auch die Aufrechterhaltung langfristiger Beziehungen werden immer schwieriger. Doch selbst für Unternehmen, welche noch (u. a. dank Zuwanderung) aus dem Vollen schöpfen können, dürfte es sich lohnen, ältere Mitarbeitende zu fragen: «Müsst ihr noch oder wollt ihr schon (arbeiten) – und wenn ja, wie lange? » Vielleicht, um darauffolgend der Motivation und dem Einsatz Langjähriger mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Unserer Erfahrung nach ist es nicht getan mit dem Fazit: «Alte gibt es genug, Young Talents zu wenig, dann muss ich doch einfach nur meine Haltung ändern, ein paar Kompetenzen bei den Älteren nachrüsten und zack, Chance genutzt.» Erst recht nicht in Unternehmen, in denen es seit Jahren als «für alle am besten» gilt, sich ab 60 in den Ruhestand zu verabschieden und schlimmstenfalls noch früher in den innerlichen. Ich denke nicht, dass ein Unternehmen automatisch besser wird, wenn es mehr auf Ältere setzt – aber die, die schon mal da sind, gegebenenfalls neu zu begeistern, lohnt sich mit Sicherheit.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Die Negativbilder aus der Arbeitswelt schaffen eine negative Realität; die selbsterfüllende Prophezeiung bildet sich im Verhalten ab. Wenn wir uns für alt und mässig nützlich halten, agieren wir auch so. Eine beständige Abwärtsspirale, wie viele ältere Arbeitnehmer bestätigen. Statt persönlicher Weiterentwicklung wird oft Stagnation empfunden. Dies geschieht nicht selten in Kombination mit erlebtem, stetig steigendem Druck und wachsendem Arbeitspensum, das nicht mehr so leicht weggesteckt werden kann wie in jungen Jahren. Eine altersspezifische Anpassung des Performance- Managements fehlt. Was also tun? Finden Sie heraus, welche Ihrer älteren Mitarbeitenden sich etwa aus Angst vor Arbeitslosigkeit durch die tägliche Routine quälen und wer noch das Gefühl hat, gebraucht zu sein und zu gestalten. Fragt man Vorruheständler, unter welchen Umständen sie länger geblieben wären, dann antworten viele: «Wenn sie mich gebraucht hätten.»
Apropos altersgemischte Teams
In einer aktuellen Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Kooperation mit der Zürcher Kantonalbank und uns (Neustarter-Stiftung, siehe Kasten) geht es um die Integration Älterer im Arbeitsmarkt und die Frage nach dem fälligen Kulturwandel. Bei den Personalern reichen die Aussagen bezüglich altersgemischter Teams von «Das Alter spielt bei uns keine Rolle» bis zu «Konflikte sind bei uns immer Generationenkonflikte». Fabiola Gerpott (Universität Amsterdam) fand in einer Feldstudie heraus: «Je mehr Diversity, desto mehr braucht es Psychological Safety, um die Teamintelligenz zu nutzen.» Das bedeutet, die einzelnen Teammitglieder benötigen neben der Sicherheit, gebraucht zu werden, ein gutes Gefühl beim Äussern ihrer Ideen und Gedanken. Dieses gute Gefühl hat man naturgemäss eher gegenüber Personen ähnlicher Hintergründe (Alter, Geschlecht, Herkunft, Bildungsniveau usw.). Steigende Altersdiversität erfordert also eine noch diffizilere Führung, die Sicherheit in verschiedenen Dimensionen fördert.
Arbeitsbedingungen in der Schweiz
Dass in puncto Zufriedenheit im Job generell Handlungsbedarf herrscht, zeigen Umfragen des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO zu den Arbeitsbedingungen in der Schweiz 2005 und 2015: «Eintönige Aufgaben» beklagten 2005 rund ein Fünftel der Beschäftigten; zehn Jahre später waren es bereits mehr als ein Drittel. Die Möglichkeiten, «Neues zu lernen» und «eigene Ideen umzusetzen» gingen den Antworten zufolge von 2005 bis 2015 um jeweils rund 15 Prozent zurück. Diese Signale gehen klar in die falsche Richtung, insofern sich die Ökonomie von der Natur des menschlichen Wesens zu entkoppeln droht. Doch wirtschaftliche und menschliche Interessen müssen kein Widerspruch sein. Zu den deutlichsten Schnittmengen zählen die Neugier, die Suche nach Innovation und Experimentierfreude. Deshalb: Unternehmen, erlaubt und fördert Experimente! Entwickelt verschiedene Modelle, wie man in euren Unternehmen arbeiten kann, und macht sie transparent – für alle Altersgruppen.
Alt und agil
Viele ältere Mitarbeitende sagen: «Ja, ich möchte gerne ohne starre Altersgrenze arbeiten, aber nicht wie bisher.» Das passt gut zu neuen Organisationsformen und immer agiler werdenden Arbeitswelten. Als Beispiel, ein Credo der agilen Entwicklungsmethode Scrum lautet immer wieder, Dinge zu ändern, selbst jene, die vermeintlich gut laufen, um neue und bessere Arbeitsweisen zu entdecken. Kostet erst mal (Führungs-) Zeit, bringt Selbstverantwortung, Spass, Motivation und am Ende auch mehr Innovation und Outcome – oder? «Man muss einem alten Elefanten teilweise neue Tricks beibringen», sagt auch Olmar Albers. Er war mit 55 verzweifelt auf Jobsuche, als ihm ein Praktikum unter Digital Natives zurück ins Spiel brachte.
Mehr Transparenz
Darüber hinaus spielen weitere eingefahrene Faktoren eine wichtige Rolle für die demografiefeste Personalarbeit, etwa die Besoldung. Ist die mancherorts immer noch stark auf das (Dienst-)Alter ausgerichtete Lohnstruktur tatsächlich noch angemessen und fair? Wenn jüngere Arbeitnehmer für ein Unternehmen grundsätzlich günstiger sind als die älteren, verschärft dies das gefühlte Gefälle zwischen Leistung und Anerkennung zusätzlich. Demgegenüber sind Modelle denkbar wie etwa eine «Bogenkarriere» (Glückwunsch, wer ein besseres Wort findet!) mit abnehmender (häufig Personal-) Verantwortung oder Teilzeitarbeit bei entsprechend sinkendem Lohn. Viele ältere Mitarbeitende sind offen für Gespräche dazu oder suchen diese explizit und sind bereit, im Schnitt ca. 10% Lohneinbussen hinzunehmen. Erstrebenswert erscheinen generell eine stärkere Transparenz und weniger Ungleichheiten bezüglich der Gehälter. Das passt wiederum zur logischen Entwicklung, weniger in Jobtiteln als in Rollen innerhalb verschiedener Projekte zu denken.
Ältere Mitarbeitende: Learning by Doing funktioniert in jedem Alter
Viel wurde geforscht über die Alten, doch der Dschungel der Vorurteile hat sich wenig gelichtet. Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Alter und Leistungsfähigkeit lässt immerhin grob den Schluss zu, dass 55-Jährige nicht per se weniger stemmen als 30-Jährige. Die meisten Defizite, wie etwa längere Reaktionszeiten, werden kompensiert – zum Beispiel durch Übung und Erfahrung. Für die Leistung sind letztlich statt dem Alter vielmehr Arbeitsbedingungen, Lebensverhältnisse, Bildung und Motivation entscheidend. Es kommt also eher darauf an, ob das Aufgabengebiet zur Person oder Persönlichkeit passt. Spannend bleibt das Thema Digitalisierung. Welche Altersgruppe nutzt sie wie? – Tools einsetzen, sich informieren, kommunizieren und konsumieren können bald 100% der Erwerbstätigen in entsprechenden Berufen. Nur, wer vernetzt sich wirklich sinnvoll, gestaltet, produziert Inhalte und Software? Generationenfreundliches Talent-Management würde sagen: Gründet Startups in den Unternehmen. Learning by Doing funktioniert in jedem Alter.
Reden ist Gold
Das Gros der älteren Arbeitnehmer ist sich seiner Fähigkeiten und Vorzüge häufig nicht bewusst. Und umgekehrt kennen die Vorgesetzten deren Potenziale nicht oder allenfalls sehr vage. Es gilt also, mit den Leuten zu reden, Tätigkeiten zu hinterfragen, erstarrte Strukturen aufzubrechen. Zum Beispiel in Form ehrlicher Mitarbeiterbeurteilungen, in denen Defizite offen angesprochen werden, und zwar von beiden Seiten. Wenn es nicht auf den Tisch kommt, bleibt’s beim diffusen Hoffen und Bangen. Und dann den Gesprächen Massnahmen folgen lassen – von Weiterbildung bis hin zum völlig neuen Aufgabengebiet, das die Beschäftigten idealerweise gleich selbst mitgestalten. Aktiv Verantwortung zu übernehmen, die eigenen Möglichkeiten kreativ auszuschöpfen statt Rädchen im Getriebe zu sein – das motiviert. Was allerdings auch den gemeinsamen Gestaltungswillen voraussetzt, über betriebsinterne Hierarchien hinweg. Generationenfreundliches Talent-Management definiert sich idealerweise so, dass alle Beteiligten, also Mitarbeiter, Vorgesetzte und HR-Abteilung, gemeinsame Gestalter eines transparenten Prozesses sind. Wäre doch klasse, wenn in Zukunft alle Altersgruppen die Kompetenzen und die Motivation haben, um in der Arbeitswelt 4.0 mitzugestalten und ohne starre Altersgrenze arbeiten wollen, vielleicht in Kombination mit Familien- und Freiwilligenarbeit – je nach Lebensphase.
Zur Autorin:
Seit September 2016 ist Bernadette Höller (36) als studierte Gerontologin (Altersforscherin) Geschäftsführerin der Neustarter-Stiftung und bringt neben ihrer Fachkenntnis auch umfassende unternehmerische Erfahrung ein.
Die gemeinnützige Neustarter-Stiftung wurde 1999 als Tertianum-Stiftung gegründet. Sie verfolgt seit 2017 das Ziel, Menschen ab 49 Jahren für den beruflichen Neustart zu inspirieren und zu ermutigen. Auch Unternehmen im demografischen Wandel und bei gleichzeitig zunehmender Digitalisierung unterstützt Neustarter, um langjährige und ältere Mitarbeitende mit passenden Modellen und Methoden, z. B. Design Thinking, für zukünftige Arbeitswelten zu begeistern.
CNO Panel 2018: Die Schweiz ist noch zu stark „Back“ für die Zukunft
Das CNO Panel ist seit 18 Jahren die Schweizer Plattform für das Top-Management mit Schwerpunktreferaten, Workshops und viel Raum für persönliches Networking. Es bietet relevante Statements aus Wissenschaft, Politik und Praxis in der entspannten Atmosphäre eines Gala-Abends. Am 30. Oktober war es wieder einmal so weit.
Thomas Berner - 2. November 2018
Blicken wir so in die Zukunft? Internet-Unternehmer Jörg Eugster sprach am CNO Panel 2018 über wichtige Megatrends. (Bild: Lindholm Fotografie, www.lindholmfoto.ch)
„Back to the Future – Utopie oder Realität?” lautete das diesjährige Thema der Veranstaltungsreihe von sieber & partners. Damit forderte das CNO Panel 2018 die rund 400 Teilnehmenden auf, sich teils heiklen aber hochinteressanten Fragen zu stellen, wie etwa: „Wie werden wir uns von Zürich nach Ostermundigen bewegen?“, „Werden wir von Robotern gepflegt?“, „Ist es noch notwendig, Sprachen zu lernen?“, „Wer macht meinen Job?“, „Was wäre, wenn es selbstfahrende Autos gäbe?“ In Workshops, Präsentationen und Meetingspoints näherten sich Experten und Teilnehmende gemeinsam solchen akuten Zukunftsfragen – und Lösungen – an.
Zu stark „organisiert“ an Stelle von offenen Plattformen
Pascal Sieber, Gründer und Veranstalter des CNO Panels, zieht auf die Frage, wie „zukunftsfähig“ die Schweiz aufgestellt ist, ein eher durchzogenes Fazit: „Der Staat und staatsnahe Betriebe hinken den aktuellen Entwicklungen zehn bis zwanzig Jahre hinterher. In der Privatwirtschaft liegen wir etwa im Durchschnitt.“ Mit anderen Worten: „Back to the Future“ scheint für unser Land also geradezu programmatisch zu gelten. Pascal Sieber nennt aber einige Schweizer Unternehmen, die für die Digitalisierung sehr weit fortgeschrittene Lösungen bieten. „Ein Beispiel ist etwa Landis + Gyr: Das Unternehmen ist führend bei Lösungen für Energy-as-a-Service. Doch genau dies ist in der Schweiz derzeit nicht realisierbar, da viele staatsnahe Energieversorger ihre Pfründe sichern wollen“, bedauert Sieber. Insgesamt sieht er die Schweiz nach wie vor zu stark dominiert von staatsnahen Betrieben – etwa in der Telekommunikation – und Monopolen. Wo in anderen Ländern offene Plattformen entstehen, ist die Schweiz in vielerlei Hinsicht noch zu stark „organisiert“ und setzt lieber auf träge proprietäre Lösungen.
Über digitale Geschäftsmodelle nicht nur reden, sondern handeln
Wie die digitale Zukunft tatsächlich einmal aussehen könnte, darüber sprach am Abend Jörg Eugster in seiner Keynote. Der erfolgreiche Internet-Unternehmer und Zukunftsmissionar brachte am CNO Panel 2018 die digitalen Megatrends auf informative und unterhaltsame Art näher, indem er direkt aus seinem digitalen Leben erzählte. In der anschliessenden Gesprächsrunde „Drei Schweizer im globalen Markt“ wurde aufgezeigt, dass es viele Schweizer Unternehmer/innen gibt, die sich mit ihrer Software im internationalen und sogar globalen Markt behaupten – obwohl die Schweizer Software-Szene oft als Forschungs- und Entwicklungsszene bezeichnet wird. Drei Unternehmer gaben Einblick in ihre Erfahrung: Dorian Selz, CEO und Gründer von Squirro, Jens Thuesen, VR-Präsident von BSI Software und Cristian Grossmann, CEO und Co-Gründer von Beekeeper. Dieses Unternehmen hat eine Mitarbeiter-App entwickelt, mit der sich z.B. Blue-Collar-Arbeitskräfte ohne eigenen PC-Arbeitsplatz besser vernetzen können. Der Informationsaustausch wird damit vereinfacht – Software resp. IT dient hier „nur“ noch als Mittel zum Zweck. Mit solchen Lösungen wird die Digitalisierung die Arbeitswelt der Zukunft immer stärker durchdringen. Pascal Sieber wünscht sich denn auch, dass Veranstaltungen wie das CNO Panel zu einer Art „Melting Point“ werden können, wo über die Möglichkeiten von digitalen Geschäftsmodellen nicht nur geredet, sondern auch aktiv gehandelt wird.
Additive Manufacturing (metallischer 3D-Druck) ist für viele Unternehmen nach wie vor eine Nischentechnologie. Der mediale Hype scheint derzeit etwas verflogen zu sein. Dennoch wird fleissig weiter geforscht. Neue Technologien sollen dem dem 3D-Druck zum Durchbruch verhelfen.
Redaktion - 2. November 2018
Neue Technologien sollen dem 3D-Druck zum Durchbruch verhelfen. (Bild: jean song – Fotolia.com)
Der 3D-Druck, also die additive Fertigung, ist ein teures Verfahren. Es kommt vor allem beim Erstellen von Prototypen, speziellen Komponenten in der Luft- und Raumfahrt oder Medizintechnik zum Einsatz. Neue Verfahren versprechen nun deutlich niedrigere Kosten und damit das Vordringen in die Massenproduktion. In der Studie „Advancements in Metal 3D-Printing“ erläutert das Beratungsunternehmen Roland Berger das Innovationspotenzial im Bereich des metallischen 3D-Drucks.“Additive Manufacturing ist derzeit im Vergleich zu konventionellen Fertigungsmethoden in der Massenproduktion immer noch nicht konkurrenzfähig“, erklärt Bernhard Langefeld, Partner von Roland Berger. „Von den etablierten 3D-Drucktechnologien können wir keine grossen Fortschritte erwarten: Der Markt wartet auf den nächsten, grossen Innovationssprung.“
3D-Druck: Wo steht die Schweiz?
„In der Schweiz sitzen einige etablierte und neue Spieler in den Startlöchern, um vom Trend der additiven Fertigung zu profitieren. Aber Geduld ist derzeit noch angesagt, was gerade bei börsenkotierten Unternehmen nicht immer gegeben ist“, sagt Sven Siepen, Senior Partner und Industrieexperte von Roland Berger in Zürich.
Das derzeit meist verbreitete Verfahren ist „Powder Bed Fusion by Laser“ (PBF-L). Dafür wird ein 3D-Teil schichtweise mit einem feinen Pulver als Druckmedium erzeugt. Anwendung findet PBF-L beispielsweise bei komplexen Teilen in der Luftfahrtindustrie oder Prototypen. Die Preise für diese Technologie sind in den vergangenen Jahren gefallen und bis 2020 werden weitere Effizienzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich erwartet. Dennoch liegen die Kosten im Vergleich zum klassischen Bau identischer Teile immer noch 15- bis 60-Mal so hoch.
Viele neue Technologien stehen in den Startlöchern
In ihrer Studie fokussieren sich die Experten von Roland Berger vor allem auf neue, additive Fertigungsmethoden wie „Direct Energy Deposition“ (DED), „Material Jetting“, „Material Extrusion“ oder „Binder Jetting“. Bei DED werden dreidimensionale Bauteile durch Auftragsschweissen per Draht oder Pulver erzeugt. DED ist beispielsweise ein gängiges Verfahren bei Reparaturen. „Material Jetting“ erzeugt metallische Objekte ähnlich einem Tintenstrahldrucker durch das Aufragen von flüssigen Metalltropfen. Beim „Material Extrusion“-Verfahren wird Metallpulver in Bindermaterial eingebunden, so dass ein Stab oder eine Art Draht entsteht. Dieser wird in einer Düse erhitzt und dann Schicht für Schicht abgeschieden. Beim „Binder Jetting“ wird Bindemittel jeweils in die oberste Schicht des Pulverbettes gegeben, sodass über den Schichtaufbau ein Bauteil entsteht. In den letzten beiden Verfahren entsteht jeweils ein sogenannter „Grünling“, der weiterbearbeitet werden muss.
Viele dieser neuen Verfahren sind noch in der Entwicklungsphase, werden aber in den kommenden Jahren Schritt für Schritt relevanter und für Marktwachstum bei additiven Fertigungslösungen sorgen, da sie unter anderem Produktionen mit grösseren Stückzahlen ermöglichen. Die daraus resultierenden Kostenvorteile gegenüber dem PBF-L können je nach Verfahren bei einem Faktor von zehn liegen. „Derzeit komplementieren solche innovativen Verfahren die etablierten 3D-Druck-Techniken, aber langfristig können sie diese auch ersetzen“, prognostiziert Langefeld. „Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass sich eine Technologie komplett durchsetzen und alle anderen Lösungen verdrängen wird. Wie wir in der Studie beschreiben, gehört die Zukunft einem Mix aus unterschiedlichen Verfahren, die jeweils spezifische Anforderungsprofile hinsichtlich Materialeigenschaften, Produktionsvolumen und Kosten adressieren.“
Die richtigen Strategien für die passenden Technologien
Die grosse Vielfalt an innovativen Lösungen verschafft produzierenden Unternehmen neue Optionen, stellt sie gleichzeitig aber auch vor Herausforderungen. Um das volle Spektrum an Möglichkeiten zu analysieren und im Anschluss gezielt zu nutzen, hat sich folgender Projektansatz bewährt:
Verständnis für Lösungen entwickeln: Angesichts des komplexen Umfelds sollten Firmen zunächst ein detailliertes Verständnis für die Technologielandschaft aufbauen.
Identifizieren von Anwendungsfeldern: Mit diesem Wissen können Unternehmen ihr eigenes Produktportfolio analysieren und prüfen, ob sie von 3D-Druck-Verfahren profitieren können.
Gruppieren einzelner Einsatzfelder: Um eine systematische Übersicht zu erhalten, lassen sich die einzelnen Anwendungen verschiedenen Gruppen zuordnen. Für jeden dieser Cluster sollten Firmen im Anschluss spezifische Szenarien entwickelten.
Institutionalisieren des Prozesses: Die geschilderte Analyse darf keine einmalige Übung sein, sondern ist als Kreislauf konzipiert. Nur so ist es möglich, technische Verbesserungen und Neuerungen einzubeziehen.
„Der mediale Hype um das Thema 3D-Druck scheint etwas verflogen, Forschung und Entwicklung gehen aber rapide voran. Gerade die neuen Technologien fachen den Innovationswettbewerb unter den verschiedenen Verfahren weiter an. Daher sollten die Maschinen- und Anlagenhersteller Additive Manufacturing ganz oben auf ihre Agenda setzen“, fasst Bernhard Langefeld zusammen.
Informationsmanagement: Alle Daten und Dokumente im Griff
Nur wer alle Daten und Dokumente im Griff hat, kann als Unternehmen im digitalen Wandel bestehen. Fünf Gründe, warum umfassendes Informationsmanagement zentraler Baustein jeder Digitalisierungsstrategie sein sollte.
Redaktion - 31. Oktober 2018
Informationsmanagement muss Teil einer jeden Digitalisierungs-Strategie sein.
163 Zettabyte, also 163 mit 21 Nullen: Dieses gigantische Ausmaß soll die weltweit produzierte Menge an Daten laut einer aktuellen IDC-Studie bis 2025 erreichen. Unternehmen, die diese Entwicklung bestmöglich für ihren Geschäftserfolg nutzen wollen, müssen ihr Informationsmanagement überdenken. Diesen Rat geben nun die Geschäftssoftware-Experten von godesys, einem deutschen Hersteller von ERP-Lösungen. Digitalisierungsstrategien müssten demnach den Bereich Datenverwaltung und -analyse dringend miteinschließen. godesys nennt die Themen Geschäftsprozessmanagement (BPM), Mobility, Omnichannel und Informationsmanagement in seiner Kampagne #digitalnormal die Grundpfeiler des digitalen Wandels. Die folgenden fünf Gründe sprechen für einen durchdachteren, IT-gestützten Umgang mit internen und externen Informationen.
Fünf Gründe für umfassendes Informationsmanagement
Datenmanagement hilft, Zeit zu sparen: Mithilfe einer Strategie zum Informationsmanagement gepaart mit Data-Management-Systemen (DMS) lassen sich Bearbeitungszeiten reduzieren und gesuchte Unterlagen wie Bestellungen, Aufträge, Rechnungen, Verträge, Listen, E-Mails, Notizen und mehr schnell und einfach wiederfinden. Indem Firmen wiederkehrende Ablageprozesse automatisieren, können sich ihre Mitarbeiter auf das Kerngeschäft konzentrieren.
Kosten senken: IT-gestütztes Informationsmanagement reduziert Papierberge. Auch teure Lagerplätze für Ordner und ähnliches sind nicht länger vonnöten. Zudem steigert digitale Dokumentenverwaltung die Produktivität. Unternehmen können die gesparten Ausgaben in neue Geschäftsmöglichkeiten investieren.
Informationsmanagement steigert die Effizienz: Im Dokumentenmanagement-Tool enthaltene Funktionen zur Archivierung und Automatisierung machen Prozesse nachvollziehbar und transparent. Unternehmen können so die Zusammenarbeit optimieren. Zugleich steigt die Bearbeitungsqualität.
Datenstrategie stärkt Sicherheit: Professionelle DMS-Werkzeuge schaffen beste Rahmenbedingungen für revisionssichere Datenverwaltung. Vom Erfassen bis zur Vernichtung lassen sich Daten zuverlässig archivieren. Dies senkt das Risiko eines Datenverlusts signifikant.
Unternehmen erhöhen ihre Produktivität: Mithilfe eines Informationsmanagements verbessern Firmen den Überblick über ihre Dokumente und Prozesse. Sinnvoll sind hierbei Funktionen, die für ein nahtloses Zusammenspiel verschiedener Systeme und Mitarbeiter sorgen sowie soziale Features, sodass sich alle Mitarbeiter auf dem gleichen Stand befinden.
ERP als Drehscheibe
Hans-Jürgen Zinn, COO der godesys AG, kommentiert: „Die Anforderungen an ein effizientes Informationsmanagement verändern sich zunehmend und steigen stetig. Zum einen werden Frontend-Funktionen immer spezialisierter, zum anderen sollen alle unternehmensinternen, und teilweise auch unternehmensübergreifenden, Bereiche durchgängig verzahnt werden. Das ERP-System ist hier die Drehscheibe, die immer komplexere Aufgaben bewältigen muss. Außerdem wird die Menge an Informationen immer größer. Deshalb geht es heute nicht mehr nur darum, diese Informationen bedarfsgerecht zu verwalten und aufzubereiten, sondern auch zielführend zu verarbeiten.“
Ein modernes DMS muss in diesem Zusammenhang weit über einen virtuellen Aktenschrank hinausgehen. Im Fokus stehen unternehmensweite und standortübergreifende Prozesse. Informationsmanagement muss leistungsstark und verlässlich sein, relevante Prozesse verstehen und wissen, welches Dokument wohin gehört und welche Bedeutung, beziehungsweise Bestimmung es hat. Nur so behalten Firmen den Überblick, können Wettbewerbsvorteile durch die Digitalisierung nutzen und erfüllen zudem auch die sich stetig ändernden gesetzlichen Anforderungen.
Der aktuelle Swiss Software Industry Survey (SSIS) der Universität Bern im Auftrag von ICTswitzerland zeigt, dass die Schweizer Softwarebranche mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blickt: Die Branche rechnet über die Jahre 2018/19 mit rund 20’000 neuen Arbeitsplätzen, obwohl sie ein eher moderates Umsatzwachstum von 5 % erwartet.
Redaktion - 31. Oktober 2018
Schweizer Softwarebranche: Aus welchen Kantonen am meisten Unternehmen am Swiss Software Industry Survey mitgemacht haben. (Grafik: ICTswitzerland)
Im Rahmen des CNO Panel 2018 wurde am 30. Oktober der aktuelle Swiss Software Industry Survey (SSIS) vorgestellt, der im Auftrag des Dachverbands ICTswitzerland von der Universität Bern und sieber&partners durchgeführt wurde. Der SSIS ist die grösste Studie über die Schweizer Softwarebranche und liefert auch zukunftsorientierte Aussagen über das Umsatz- und Mitarbeiterwachstum. Der Fokus der diesjährigen Studie lag auf der Rolle der Schweizer Softwarebranche in einer globalisierten Wirtschaft. Erstmals wurde dabei die Internationalisierung der gesamten Wertschöpfungskette von der Leistungserstellung bis zum Verkauf untersucht.
Die Hauptergebnisse im Überblick
Sinkende Profitabilität und langsameres Umsatzwachstum: Die Profitabilität der Schweizer Softwarebranche ist von einem ohnehin niedrigen Vorjahresniveau von 9.1 % weiter gefallen und beträgt nun 6.7 %. Auch die Umsatzerwartungen haben sich eingetrübt: Schweizer Softwareunternehmen erwarten für 2019 ein Umsatzwachstum von 5 %, was einem um 9 Prozentpunkte langsameren Wachstum im Vergleich zur Vorjahresstudie entspricht.
Schnelleres Mitarbeiterwachstum: Trotz der eingetrübten Erwartungen im Hinblick auf die Geschäftsentwicklung planen Schweizer Softwareunternehmen ihre Belegschaft in der Schweiz massiv und mit zunehmendem Tempo auszubauen: 2018 soll die Belegschaft um 8.2 % ausgebaut werden, 2019 gar um 13.6 %. Dies entspricht rund 20´000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Zeitraum 2018 bis 2019.
Zunehmende Exportorientierung: 2017 erwirtschaftete die Schweizer Softwarebranche rund 25 % ihrer Umsätze im Ausland. Dies ist ein deutlicher Anstieg der Exportquote um 10 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Circa 70 % dieser Exporte gehen in die vier grossen Nachbarländer der Schweiz, wobei Deutschland mit einem Exportanteil von 35 % der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt bleibt. Auf den internationalen Märkten bestechen Schweizer Softwareunternehmen vor allem durch ihre Zuverlässigkeit, Innovationskraft und Präzision. Mit Blick auf Preis, Marketing und Verkauf haben Schweizer Softwareunternehmen gegenüber internationalen Wettbewerbern weiter Aufholbedarf.
Internationalisierung der Leistungserstellung: Schweizer Softwareunternehmen verkaufen Software nicht nur in zunehmendem Masse ins Ausland, sie produzieren auch zunehmend dort. Die Unternehmen planen die Belegschaften ihrer Auslandstöchter um 19.3 % auszuweiten. Auch arbeiten sie zunehmend mit externen Dienstleistern aus dem Ausland zusammen; besonders in den Bereichen Implementierung und Testing.
Umsatzstarke Tätigkeiten: Umsatzstärkster Zweige der Softwareunternehmen ist die Entwicklung von Kundensoftware (26.8 %), gefolgt von kundenspezifischer Anpassung von Standardsoftware (Customization 18.3 %) sowie Wartung und Support (12.5 %).
International erfolgreich dank Zuverlässigkeit
Dass Schweizer Softwareunternehmen mit zunehmendem Erfolg auf internationalen Märkten aktiv sind, bewertet ICTswitzerland als besonders erfreulich. So wuchs die Exportquote im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozentpunkte. Die Branche schreibt diesen Erfolg der hohen Zuverlässigkeit, Innovativität und Präzision der Schweizer Softwareunternehmen zu.
Andreas Kaelin, Geschäftsführer von ICTswitzerland, stellt abschliessend fest: «Die Schweizer Softwarebranche ist und bleibt ein Jobmotor für die Schweiz. Das ist bemerkenswert vor dem Hintergrund des starken Drucks auf die Gewinnmargen und den moderaten Wachstumsaussichten».
KMU-Tag 2018: Gross und klar denken – sicher entscheiden
Über 1200 Gäste fanden am 26. Oktober den Weg nach St.Gallen an den Schweizer KMU-Tag 2018. Das Thema lautete „KMU und Entscheidungen – was im Alltag (wirklich) zählt“. Sechs Gastreferenten näherten sich dem Thema aus unterschiedlicher Perspektive an. Moderiert wurde der Anlass durch Bernard Thurnheer.
Thomas Berner - 29. Oktober 2018
Tobi Wolf durfte 1200 Besucher am KMU-Tag 2018 begrüssen. (Alle Bilder: Thomas Berner)
Tobi Wolf eröffnete als Gastgeber den KMU-Tag 2018. Er stellte auch die KMU-Tag-Studie, die zum Tagungsthema durchgeführt wurde, vor. Sie zeigt, dass Entscheidungen heute immer schneller und ohne vollständige Informationen getroffen werden müssen. Der Aspekt der Intuition – Bauchgefühl vs. Ratio – hat an Bedeutung gewonnen, so ein weiteres Fazit der Befragung unter aktuellen und ehemaligen Teilnehmenden des KMU-Tags. Allgemein zeigten sich KMU zufrieden mit der Entscheidungskultur in ihren Unternehmen. Doch womöglich würde sich mancher Unternehmer so etwas wie einen „Video-Beweis“ wie im Fussball wünschen, wo eine strittige Szene nochmals beurteilt und allenfalls neu entschieden werden kann. „Die Pflege einer Fehlerkultur ist ein Ansatz“, empfahl Tobi Wolf in seiner Eröffnungsansprache und riet zu mehr Mut, auch Fehlentscheide zuzulassen.
Auch am KMU-Tag 2018 ein Thema: Die Digitalisierung
Entscheide, vor allem rationale und faktenbasierte, werden inskünftig mehr und mehr von künstlicher Intelligenz abgenommen. Darüber sprach Prof. Dr. Elgar Fleisch, Professor für Technologiemanagement an der Universität St.Gallen, in seinem Referat „Der digitale Bauch“. Dieser Titel implizierte, dass womöglich auch Maschinen dereinst emotional entscheiden können. Doch davon kann derzeit keine Rede sein: Maschinen sollen in erster Linie bestimmte Tätigkeit besser und perfekter ausführen können, als Menschen. Als Beispiel nannte Elgar Fleisch etwa die Bilderkennung. Diese sei eine Schlüsseltechnologie, etwa für die Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge. Doch überall bei der Digitalisierung gehe es auch in Zukunft nicht ohne den Menschen. „Digital und physisch wachsen zusammen zu hybriden Lösungen“, so Elgar Fleisch. Der Mensch übernehme weiterhin den „Hausverstand“, den eine Maschine nicht haben kann, es brauche Regelungen, welche Ethik eine Maschine haben muss.
Digitalisierung spielt auch für ein Traditionsprodukt wie das „Basler Läckerli“ eine Rolle. Das wurde aus dem Vortrag von Miriam Baumann-Blocher, Inhaberin, Geschäftsführerin und VR-Präsidentin der Läckerli Huus AG, deutlich. Insbesondere der Verkauf finde immer mehr über Online-Kanäle statt, doch trotzdem habe der traditionelle direkte Kundenkontakt an den Verkaufsstellen immer noch einen höheren Stellenwert. Mit neuen Produkten, etwa Schokolade, sollen auch neue Kundensegmente angesprochen werden, wie die Referentin erläuterte. „Wir entscheiden uns für Tradition und Innovation“, so Miriam Baumann, die sich im anschliessenden Gespräch als „Nicht-Risiko-Typ“ bezeichnete.
Maschinen nicht dämonisieren – Natur nicht überhöhen
Einen eigentlichen „Weckruf“ ans Publikum richtete Myriam Locher, Gründerin und CEO von Bettermind, und zeigte, wie künstliche Intelligenz und beibringt, grösser zu denken. „Die Rhetorik um den digitalen Wandel ist noch zu friedlich“, sagte sie gleich zu Beginn. „Ich glaube nicht an die Ruhe, die hier noch herrscht“. Denn: Künstliche Intelligenz wird bis 2030 für einen Wachstumsschub im Volumen von 15,7 Billionen (sic!) US-Dollars sorgen. Bedauerlich sei aber, dass Maschinen immer noch zu stark dämonisiert würden, führte Myriam Locher aus. Sie beschönigte nicht, dass Automatisierung und Digitalisierung Arbeitsplätze kosten wird. Weitsicht sei deshalb nötig, um vorbereitet zu sein, wenn dann der grosse Schub wirklich kommt. An die Unternehmer, die aktiv den digitalen Wandel mitgestalten wollen, appellierte sie: „Change ist keine tolle Sache. Aber halten Sie durch, bis der Durchbruch kommt. Denn wenn etwas gleich am Anfang funktioniert, dann haben Sie womöglich zu wenig gross gedacht.“
Myriam Locher appellierte ans Publikum, die Chancen der künstlichen Intelligenz noch besser zu nutzen.
Einen Kontrapunkt dazu bildete der Multivisions-Vortrag von Hansjörg Hinrichs. „Wie entscheidet man in der Südsee?“ war das Thema seiner Ausführungen. Einige seiner Erfahrungen aus seinen vielen Reisen zu den Naturvölkern des Pazifikraums teilte er mit dem Publikum. Die Quintessenz: Entscheide werden bei Naturvölkern im Gespräch unter den Stammesältesten gefällt. Über Entscheidungen wird nachgedacht, aber irgendwann muss eine Aktion erfolgen – ganz im Sinne einer Intuition für den richtigen Moment. Dem Publikum auf den Weg gab Hansjörg Hinrichs: „Wenn wir es schaffen, unser Tempo in Rhythmus umzubauen, dann stimmt das Mass wieder.“
„Privileg, entscheiden zu dürfen“
Den letzten Referateteil bestritten Buchautor Rolf Dobelli und der ehemalige Spitzenschiedsrichter Markus Merk. Ersterer erläuterte locker, aber einleuchtend die «Kunst des klaren Denkens», indem er typische Fehler im Alltag entlarvte. „Wenn Sie die Fehler nicht haarklein analysieren, werden Sie sie immer wieder machen“, gab der Erfolgsautor zu bedenken. Markus Merk wiederum gab enthusiastisch und mit vielen Beispielen aus seiner internationalen Karriere wichtige Hinweise dafür, wie man auch in Unternehmen «sich(er) entscheiden» kann. Analog zu seiner Tätigkeit als Schiedsrichter gelte es, permanent in Spannungsfeldern zu sein, aber Spielräume als Chancen zu nutzen. Und letztlich sei es ein Privileg, entscheiden zu dürfen.
Podiumsgespräch am KMU-Tag 2018: Moderator Bernard Thurnheer (Mitte) unterhält sich mit Markus Merk (links) und Rolf Dobelli (rechts).
Ganz in diesem Sinne verstanden werden kann auch der aktuelle KMU-Ratgeber, den Organisatoren des KMU-Tag 2018 den Besucherinnen und Besuchern auf den Weg gaben: Die Autoren Urs Fueglistaller, Roger Tinner, Walter Weber und Tobias Wolf geben zu 7 x 3 Fragen konkrete Antworten und pragmatische Tipps und Hinweise zum «Startup-Spirit in KMU». Der Ratgeber geht der Frage nach, in welchen Bereichen klassische Klein- und Mittelunternehmen von ganz jungen Startups, deren Strategien und Grundlagen profitieren können. Handlich und lesbar in kleinen Häppchen als Bett- oder Pausenlektüre. Zu bestellen über info@kmu-tag.ch.
Der nächste KMU-Tag findet am 25. Oktober 2019 statt. Weitere Informationen: www.kmu-tag.ch
KMU-Monitor 2018: Im Banne von Digitalisierung und Work 4.0
KMU zeigen viel Optimismus, bezeichnen sich als digital gut aufgestellt, aber sehen sich auch mit Veränderungen der Arbeitswelt konfrontiert.
Thomas Berner - 25. Oktober 2018
Auch dieses Jahr haben Geschäftsleitungsmitglieder aus KMU oder andere Personen mit Führungsfunktion sich an einer kleinen Online-Befragung durch das Fachmagazin ORGANISATOR beteiligt. Gefragt wurde etwa nach den wirtschaftlichen Aussichten für die nächsten zwölf Monate. Diesbezüglich blicken 43 Prozent der Befragten positiv in die Zukunft, 48 Prozent gehen davon aus, dass sich an der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation nichts ändern wird, und 9 Prozent beurteilen die Aussichten als eher negativ. Gegenüber dem Vorjahr hat der Optimismus etwas abgenommen, beurteilten doch 2017 die befragten KMU noch zu 58 Prozent die Wirtschaftsaussichten als positiv. Es scheint also, dass sich in den Unternehmen Realismus breit macht. Gleichwohl ist die Basis 2018 wohl um einiges besser als noch im letzten Jahr, so ein Gesamtfazit des aktuellen KMU-Monitor.
So beurteilen die befragten KMU ihre Geschäftsaussichten im Jahresvergleich. Es herrscht optimistischer Realismus…
(Noch) wenig Interesse an agilen Methoden
Zusätzlich zu Fragen rund um wirtschaftliche Aussichten, Herausforderungen und Investitionsverhalten wurde dieses Jahr auch die Frage gestellt, wie sich die Veränderungen der Arbeitswelt in der Arbeitsorganisation zeigen. Hier zeigt sich ein differenziertes Bild: Neben der Digitalisierung von Arbeitsprozessen, die sich vor allem operativ bemerkbar macht, stehen ein höheres Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten und eine anspruchsvollere Mitarbeiterführung an der Spitze der Antworten. Am Schluss stehen die Zusammenarbeit mit Freelancern und die Einführung neuer Arbeitsmethodiken wie Scrum, Lean Management oder ähnlichem. Da vor allem kleine Unternehmen an der Umfrage mitgemacht haben, ist dieser Befund wenig überraschend – allerdings wäre gerade für Kleinunternehmen die Zusammenarbeit mit Freelancern eine Chance, um sich besser auf Kernprozesse konzentrieren zu können.
Wie zeigen sich die Veränderungen der Arbeitswelt in der Arbeitsorganisation Ihres Unternehmens (Mehrfachantworten möglich)?
Digitalisierung ist in den Unternehmen angekommen
Als wie digital aufgestellt sehen sich die befragten KMU selbst? Das Ergebnis zeigt: Die Digitalisierung ist in den Unternehmungen angekommen. Die Mehrheit der Befragten stellt sich als „solide digitalisiert“ dar, das heisst, ein Grossteil von Supportprozessen und auch einige Kernprozesse laufen digital ab. Ob das allerdings genügt, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, ist eine andere Frage. Immerhin etwas mehr als ein Fünftel der befragten Unternehmen sieht sich als „voll digital“ unterwegs, das heisst, sie verfügen über eigene, digitale Geschäftsmodelle bzw. sind gleichsam „Kinder der Digitalisierung“. Noch keinen Einfluss scheinen die Segnungen der Digitalisierung – etwa Kosteneinsparungen oder Effizienzsteigerungen – auf die Arbeitsbelastung von Mitarbeitenden zu haben. Auch wenn immer mehr Maschinen oder Software die Arbeit übernehmen: Weniger zu tun oder mehr Lohn gibt es beim Grossteil der Unternehmen nicht.
Als wie digital aufgestellt beurteilen Sie Ihr Unternehmen?
Informationen zur Stichprobe
Die für den diesjährigen KMU-Monitor 2018 befragten Unternehmen stammten 76,8 Prozent aus dem Bereich Dienstleistungen und Handel, 16 Prozent aus Industrie und Produktion und der Rest aus dem Gewerbebereich. Der grösste Teil (64,3 Prozent) der befragten Unternehmen zählt weniger als 50 Mitarbeitende, 7,1 Prozent liegen im Bereich mit 50 bis 100 Mitarbeitenden, 16 Prozent im Bereich 100 – 250 Mitarbeitende und 12,5 Prozent haben über 250 Mitarbeitende. Der Umsatz liegt bei 50 Prozent der Befragten unter 5 Millionen Franken. Insgesamt ist die Stichprobe nicht repräsentativ, entspricht aber zu einem grossen Teil der Realität, dass es sich bei über 90 Prozent der Gesamtheit an Schweizer Unternehmen um KMU mit weniger 20 Mitarbeitenden handelt.
Die ORGANISATOR-Sonderpublikation „KMU-Monitor 2018“ mit weiteren Informationen, Kommentaren und Interviews steht hier zum Download zur Verfügung.
Erfolgs-Impuls: So werden Ihre Kunden (und andere Menschen) Sie lieben
Die einen haben Erfolg, die anderen müssen dafür kämpfen. Ein weiterer Erfolgs-Impuls unseres Kolumnisten Volkmar Völzke.
Volkmar Völzke - 25. Oktober 2018
Wie schaffen wir es, andere systematisch anzuziehen und immer wieder zu uns kommen (und kaufen) zu lassen? Der Erfolgs-Impuls von Volkmar Völzke liefert Antworten. (Bild: Fotolia.com)
Sicher kennen Sie das: manche Menschen, Teams und ganz Unternehmen haben immer wieder Erfolg, während andere (vielleicht auch Sie selbst) immer wieder um jeden Sieg kämpfen müssen. Der wichtige Unterschied liegt darin, dass die erste Gruppe Erfolgs-Systeme geschaffen hat, während die zweite Gruppe immer wieder neu startet.
Systematisch anziehend wirken
Ein Beispiel: Eines der ganz wichtigen Erfolgssysteme ist das Prinzip, dass Menschen – also auch Ihre Kunden – immer wieder gerne mit Ihnen zu tun haben wollen. Mit anderen Worten: Wenn Sie es schaffen, dass andere Menschen zu Ihnen kommen, weil sie es lieben, müssen Sie sich sowohl um ausbleibende Kunden weniger Sorgen machen. Das klingt (wie die meisten der wichtigsten Erkenntnisse) im Prinzip ganz einfach, wird aber nur von den wenigsten konsequent angewendet. Deshalb ist die grosse Frage: Wie schaffen wir es, andere systematisch anzuziehen und immer wieder zu uns kommen (und kaufen) zu lassen?
Drei Tipps für die Praxis
Neben vielen unterschiedlichen Ideen, um das zu erreichen, gibt es drei wichtige menschliche Antriebe, die Sie sich zunutze machen können. Wenn Sie diese Antriebe “füttern”, wird jeder gerne mit ihnen zu tun haben wollen.
Sicherheit. Dies ist ein absolutes Grundbedürfnis. Wenn Sie Ihren Kunden wahre Sicherheit verschaffen, werden diese viel lieber bei Ihnen kaufen. Achtung: Jede Notwendigkeit einer Entscheidung schafft Unsicherheit beim Kunden. Dasselbe mit unklarer Kommunikation. In zu vielen Verkaufsgesprächen wird der Interessent eher verwirrt und verunsichert, als dass er genau weiss, was zu tun ist. Machen Sie jede Interaktion einfach und klar. Der Kunde wird sich sicher fühlen – und kaufen.
Zugehörigkeit. Wir alle wollen zu Gruppen gehören. Wenn Sie es schaffen, eine “Community“ unter Ihren Kunden zu kreieren, mit der diese gerne zu tun haben, werden Ihre Wiederholgeschäfte durch die Decke gehen. Apple mit seiner Fangemeinde lässt grüssen.
Bedeutung. Nach kaum etwas dürsten die Menschen mehr als danach, als wichtig wahrgenommen zu werden. Wenn Sie glaubhaft die Bedeutung von Menschen in der Welt steigern, werden diese immer wieder bei Ihnen sein (und von Ihnen kaufen) wollen. Porsche kann ein Lied davon singen.
Also dann, wenn Sie mehr verkaufen wollen, geben Sie Ihren Kunden ab morgen mehr Sicherheit, mehr Zugehörigkeit und machen sie bedeutender. Dasselbe für mehr Engagement in Ihrem Team. Eigentlich ganz einfach, oder? Aber wie sagte der Erfolgscoach Jim Rohn: “Was einfach zu tun ist, ist auch einfach, nicht zu tun.“
Zum Autor: Volkmar Völzke ist Erfolgs-Maximierer. Buchautor. Berater. Coach. Speaker. www.volkmarvoelzke.ch