Digitalisierung von Kundenbeziehungen: Wo liegt das grösste Potenzial?

Die Digitalisierung der Kundenbeziehungen steht in vielen Bereichen noch am Anfang, dabei würden sich die Kunden eine Ausweitung wünschen. Noch fehlen aber die entsprechenden Angebote.

Bei der Digitalisierung von Kundenbeziehungen könnten etwa Versicherer oder Finanzdienstleister noch mehr Potenzial ausnutzen. (Bild: Fotolia.com)

Wenn es um die Digitalisierung von Kundenbeziehungen geht, könnte noch viel mehr getan werden. Besonders gross sei das Innovationspotenzial in der Versicherungsbranche (inklusive Krankenversicherer), aber auch die Banken hätten in einigen Bereichen noch Nachholbedarf. Dies sind einige der zentralen Erkenntnisse aus einer Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen GFK im Auftrag des Digitalisierungsspezialisten ti&m in der Schweiz und in Deutschland durchgeführt hat. Zu diesem Zweck wurden im Oktober 2017 online rund 1500 Deutschschweizer und Personen in Deutschland im Alter von 15 bis 75 Jahren befragt.

Onlinebanking an der Spitze

Spitzenreiter unter den digitalisierten Diensten in der Schweiz ist das Onlinebanking: 91 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzen eine entsprechende Dienstleistung. Ebenfalls hoher Akzeptanz erfreuen sich Online-Ticketing (75 Prozent) und Online-Payment (73). Die Positionierung dieser seit längerem verfügbaren Services zeigt, dass sich Prozesse nicht von heute auf morgen transformieren lassen. Ihre Durchsetzung benötigt Zeit und Geduld. Etwas weniger fortgeschritten ist der digitale Kundenkontakt zwischen Bürger und Verwaltung: Immerhin drei von fünf Befragten füllen ihre Steuererklärung online aus und 54 Prozent nutzen einen Onlineschalter für Transaktionen mit öffentlichen Ämtern. Noch weniger genutzt werden die digitalen Services der Versicherungsbranche wie die Onlineabwicklung von Schadensmeldungen (42 Prozent) und Leistungsabrechnungen (39 Prozent).

Innovationsrückstand bei den Versicherern

Neben der reinen Nutzung der Dienstleistungen untersuchte die Studie auch, inwiefern die Dienste subjektiv den Alltag der Kunden vereinfachen und wie zufrieden diese mit der aktuellen Umsetzung sind. Ein Vergleich dieser Werte macht deutlich, wo sich die grössten Potenziale für die Digitalisierung verbergen. Über die besten Wachstumschancen verfügen demnach das mobile Banking und Bezahlen sowie das Management der persönlichen Finanzen. Einen grossen Innovationsrückstand weist der Versicherungsbereich auf: Hier würden sich viele Kunden zusätzliche Angebote wünschen, die heute noch weitgehend fehlen.

Weiteres Verbesserungspotenzial offenbart sich in branchenübergreifenden Themen des digitalen Kundenservice wie Onboarding (d. h. Neukundenaufnahme), Kundenportal, Chat und Terminvereinbarung. Die grösste Kluft zwischen Wunsch und Realität findet sich beim E-Voting. Über siebzig Prozent der Umfrageteilnehmer würden gerne online abstimmen und wählen, doch erst vier Prozent können es – daraus lässt sich ein klarer Auftrag an die Politik ablesen.

Im Grossen und Ganzen hohe Zufriedenheit bezüglich Kundenbeziehungen

Die Untersuchung zeigt auch, welche Anbieter bei den Kunden gut abschneiden. Beim Online-Banking zeigen sich die Kunden der St.Galler Kantonalbank am zufriedensten, allerdings bietet dieses Geldinstitut (noch) kein mobiles Banking an. Beim Mobile Banking schwingen die Zürcher Kantonalbank und Raiffeisen ex aequo obenaus. Beim Thema „Online-Schadensmeldung an Versicherungen“ äusserten sich die Kunden von Die Mobiliar am zufriedensten, bei der Online-Leistungsabrechnung von Krankenkassen scheint die Lösung von Visana die Kunden am besten zu überzeugen. Insgesamt zeigt sich, dass Kunden mit den digitalisierten Angeboten weitgehend zufrieden sind – doch überall besteht noch Luft nach oben, was die Verbesserung von digitalisierten Kundenbeziehungen anbelangt.

Die Studie verdeutlicht ferner, dass es bei der Nutzung von Onlinediensten eine Diskrepanz zwischen den Geschlechtern gibt: Alle untersuchten Dienstleistungen werden mehr von Männer genutzt als von Frauen. „Digitalisierung scheint bisher vor allem ein beliebtes Schlagwort bei Strategieberatern zu sein“, sagt Thomas Wüst, Gründer und CEO von ti&m. „Die Studie wagt nun endlich die Tuchfühlung mit den Benutzern und Nutzniessern der neuen digitalen Dienstleistungen. Und sie trennt die Spreu vom Weizen, denn sie zeigt, was nützlich, erforderlich und wünschenswert ist – und zwar aus Sicht der Kunden.“

Quelle: www.ti8m.com

 

Ohne Agilität sind viele KMU spätestens 2023 tot

Agilität ist unerlässlich für das Überleben von KMU: In einer Umfrage gibt die Hälfte der Führungskräfte an, dass sie andernfalls bis 2023 nicht mehr existieren. Technologiegestützte Produktivität und Innovation werden demnach als entscheidende Faktoren für anhaltenden Erfolg angesehen.

Der Einsatz der richtigen Technologie fördert die Agilität von KMU, so die Ergebnisse einer Umfrage von Ricoh. (Grafik: www.ricoh.de/thoughtleadership)

Die Agilität zu verbessern ist eine der obersten Prioritäten für KMU-Führungskräfte in Europa, die die Vorteile eines digital gestützten Arbeitsplatzes ausnutzen wollen. Einer von Ricoh Europe in Auftrag gegebenen aktuellen Studie zufolge sagte die Mehrheit der befragten KMU-Führungskräfte in der Schweiz (87 %), dass sie sich 2018 aktiv darauf konzentrieren, die geschäftliche Agilität zu verbessern.

Technologie für mehr Agilität

Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (57 %) führt eigens neue Technologie ein, um schneller auf Trends und Möglichkeiten zu reagieren, während 76 % angeben, dass sie ohne die Vorteile einer aktualisierten Arbeitsplatztechnologie innerhalb von 5 Jahren scheitern würden. Die Entscheidungsträger in kleinen und mittleren Unternehmen ziehen eindeutig Technologie vor, die direkt die wichtigsten Bedürfnisse der Mitarbeiter anspricht. Sie sind der Meinung, dass Automatisierung (63 %), Datenanalyse (51 %), Dokumentenmanagement (51 %) und Videokonferenzen (59 %) den stärksten positiven Einfluss auf ihr Unternehmen haben werden.

Javier Diez-Aguirre, VP Corporate Marketing, Ricoh Europe meint dazu: „Die europäische KMU-Community ist überaus ambitioniert. Aufgrund der schwierigen Marktbedingungen sind Unternehmensleiter zu Recht bemüht, neue Möglichkeiten frühzeitig zu entdecken und den grösstmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Sie wissen, dass es unerlässlich ist agil zu bleiben, um Veränderungen am Markt gewinnbringend zu nutzen, und wissen die Rolle der Technologie dabei zu schätzen. Natürlich steht Agilität ganz oben auf der Tagesordnung der kleinen und mittleren Unternehmen und die Unternehmensleiter sehen dies nicht nur als ein Thema für grössere Wettbewerber an“.

Pragmatismus statt Hypes

Die Vorteile einer intelligenteren Arbeitsplatztechnologie im Hinblick auf Produktivität und Innovation gelten als kritischer Faktor für den geschäftlichen Erfolg. 72 % der Befragten sagten, dass die Fähigkeit ihres Unternehmens erfolgreich zu sein, auf Technologie basiert und zeigten ein starkes Vertrauen in den Wert eines digital gestützten Arbeitsplatzes.

Diez-Aguirre fügt hinzu: „KMU-Führungskräfte lassen sich nicht von dem Hype um Technologien wie virtuelle Realität und Blockchain blenden. Stattdessen wählen sie vorsichtig aus und geben Investitionen in Tools den Vorzug, die echte positive Auswirkungen auf die Gewinne haben. Diejenigen, die das nicht schon getan haben, müssen sich sorgfältig überlegen, wie Technologie es ihren Mitarbeitern erlauben kann, schneller und intelligenter zu arbeiten und ihr Unternehmen so agiler zu machen. Anderenfalls könnten sie bald feststellen, dass sie vor dem Aus stehen, während der Markt sich ohne sie weiterentwickelt“.

Quelle: www.ricoh.ch

Cash is King, Teil 4: Sechs Schritte zur individuellen Zahlungsvereinbarung

Wenn Schuldner ihre offenen Forderungen nicht begleichen, kann dies Unternehmen in eine brenzlige Situation bringen. Dann müssen spezielle Lösungen gesucht werden. Mit folgenden Punkten ist eine Einigung möglich.

Individuelle Zahlungsvereinbarung: Nach einer Forderungsabtretung übernimmt das Inkasso-Unternehmen auch sämtliche Kommunikationsaktivitäten mit dem Schuldner. (Bild: zVg / Intrum)

Der Schuldner, der Anlagen für die Veredelung von Rollenmaterial wie Papier und Metallfolien bestellte (im Teil 1 dieser Fortsetzungsgeschichte), aber die Rechnung trotz Mahnung nicht beglich, weigert sich, die entsprechende Zahlung an den Gläubiger auszulösen. Dieser übergibt den Fall mittels Forderungsabtretung ans Inkasso-Büro, worauf dieses mit dem Schuldner in Kontakt tritt mit dem Ziel, ein tragfähiges Ergebnis anzustreben.

Von der Kontaktaufnahme bis zur Schuldanerkennung in sechs Schritten

  1. Der Schuldner ist im Zahlungsrückstand. Er verspricht dem Inkasso-Unternehmen, dass er ebenfalls an einer Lösung interessiert sei und bittet dieses, ihm die Telefonnummer des Gläubigers zu geben. «Eine solche Kontaktaufnahme ist aber nicht mehr nötig», sagt Jason Glanzmann, Director Serviced Portfolios bei Intrum. «Als Vertreter des Gläubigers sind wir nun der Ansprechpartner. Wir vermitteln zwischen dem Schuldner und dem Gläubiger. Das Vorgehen wird im Voraus vereinbart.»
  2. Wie kann ich dann die Forderung gegen mich abwenden, fragt sich der Schuldner. Die Antwort: Nach der Forderungsübergabe lässt ihm der Inkasso-Dienstleister ein Schreiben zukommen. Dort wird festgehalten, dass der Schuldner die besagte Ware nicht bezahlt hat und der Gläubiger ihn auffordert, den offenen Betrag zu begleichen. In diesem Brief sind sämtliche Zahlungsmöglichkeiten notiert:
    A) Er kann die fällige Summe entweder mit dem im Schreiben beigefügten Einzahlungsschein begleichen.
    B) Oder er kann mittels E-Banking die in der Fusszeile vermerkte Bankverbindung benützen.
    C) Zudem hat der Schuldner im «Intrum Web» die Möglichkeit, den Betrag mit seiner Kreditkarte zu bezahlen.
  3. Der Schuldner sieht sich ausserstande, die Forderung per sofort und auf einmal zu begleichen. Deshalb schlägt er vor, eine individuelle Zahlungsvereinbarung zu treffen. «Wir bieten Hand für Lösungen. Wenn die finanziellen Verhältnisse eine Bezahlung des ganzen Rechnungsbetrages nicht zulassen, prüfen wir auch Ratenzahlungen», betont Jason Glanzmann.
  4. Der Schuldner ist derzeit tatsächlich nicht in der Lage, die Gesamtforderung mit einer Einmalzahlung zu begleichen – einzig die Ratenzahlung sieht er als möglichen Weg. Um diesem Wunsch Ausdruck zu verleihen, muss der säumige Schuldner mit dem Inkasso-Büro Kontakt aufnehmen – entweder per Telefon oder per Online-Formular. Er soll dann mitteilen, bis wann er die Forderung – ganz oder eben teilweise in Raten – zahlen kann.
  5. Das Inkasso-Unternehmen willigt ein, da eine Ratenzahlung für den Gläubiger immer noch eine sinnvolle Möglichkeit bedeutet, den ausstehenden Betrag zu erhalten. Doch der Schuldner stutzt und reklamiert, wieso er nun einen Teilzahlungszuschlag bezahlen muss. «Der Grund ist klar: Eine Ratenzahlung bedeutet für den Schuldner eine Zahlungserleichterung, für uns aber einen zusätzlichen Aufwand. Diesen Mehraufwand müssen wir dem Schuldner in Rechnung stellen. Im Gegenzug erhält er eine längere Zahlungsfrist als bei einer Einmalzahlung, sodass eine Bezahlung auch realistisch ist», unterstreicht Jason Glanzmann.
  6. Damit diese individuellen Abzahlungsmodalitäten auch schriftlich verankert sind, sollte der Schuldner eine Schuldanerkennung unterschreiben. «Eine Schuldanerkennung dient der Bestätigung unserer spezifischen Abmachung. Der Schuldner bekräftigt darin, dass er die Forderung und die neu verhandelten Zahlungsmodalitäten akzeptiert», führt Jason Glanzmann aus.
«Wir bieten Hand für Lösungen. Wenn die finanziellen Verhältnisse eine Bezahlung des ganzen Rechnungsbetrages nicht zulassen, prüfen wir auch Ratenzahlungen.»
Jason Glanzmann, Director Serviced Portfolios bei Intrum. (Bild: zVg / Intrum)

Wer ist der Verursacher und wer übernimmt die Kosten?

Ob der Schuldner die offenen Forderungen begleicht und welchen Weg das geschädigte Unternehmen einschlägt, erfahren Sie im weiteren Verlauf dieser Fortsetzungsgeschichte. Im fünften und nächsten Teil geht es um das Thema «Kosten und Verursachergerechtigkeit».

Kontakt für weitere Informationen: Intrum AG, sales.ch@intrum.ch, +41 44 806 85 57, www.intrum.ch

 

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Neues Innovations-Labor für die Bürobranche

Die Berner Traditionsfirmen Bigla Office und Biella haben ein Innovations-Labor für den Bürobereich ins Leben gerufen. Das «InnOffice Lab» mit Standort bei der Biella in Brügg soll in einem ersten Schritt den Innovationsprozess beschleunigen. Weitere Ausbauideen bestehen. Mit diesem Kooperationswerk wollen die Beteiligten mit dem schnellen Wandel rund um die Digitalisierung und neue Arbeitsformen in der Bürowelt Schritt halten.

Logo des neuen gemeinsamen Innovations-Labors von Biella und Bigla.

Ein Innovations-Labor speziell für den Bürobereich ins Leben rufen? Genau dies war die Vision des Bieler Industriedesigners Björn Ischi. Seit längerem berät Ischi die Büromöbel Herstellerin Bigla Office und als er begann das Unternehmen Biella in der Produktinnovation zu unterstützen, wurde der Gedanke konkret. Nicht zuletzt da sich die Bürowelt durch die Digitalisierung und neue Arbeitsformen wie Co-Working im Wandel befindet. Warum eigentlich nicht Unternehmen aus der gleichen Branche miteinander vernetzen und die Ressourcen der wirtschaftlichen Stärken und das gemeinsame Know-how nutzen und auf neue und innovative Produkte applizieren? Damit dieser Innovationsgedanke sicht- und erlebbar wird, wurde nun ein Raum dafür geschaffen und das „InnOffice Lab“ war geboren.

Das InnOffice Lab

Das InnOffice Lab besteht aus den Unternehmen Biella aus Brügg und Bigla Office aus Biglen. Beides sind traditionelle Schweizer Herstellerinnen von Produkten im Bürobereich. Biella ist Marktleaderin in der Herstellung von Büromaterial und Bigla Office produziert Büromöbel. Gemeinsam bringen die Unternehmen über 200 Jahre Erfahrung in der Branche mit. Diese Ressourcen werden jetzt gezielt im hauseigenen InnOffice Lab in den Räumlichkeiten von Biella den Kunden zu nutzen gemacht.

Damit die Struktur- und Arbeitswege verkürzt werden, sollen interne Prozesse neu definiert und zusammengeführt werden. Durch Workshops wird im Produktmanagement gezielt auf einem Thema gearbeitet, wie z.B. die Digitalisierung oder das Büro der Zukunft, in denen neue Produkte erschaffen werden. „Die bestehenden Innovationprozesse werden durch bewusste Methodik wie z.b. Design Thinking erweitert und soll abstrakte Ideen schneller zu marktreifen Produkten führen.“, erklärt Ischi das Vorgehen im neuen Innovations-Labor und ergänzt, „Mit Produktpräsentationen, Prototyping und Live-Testings vor Ort kann speditiver Einfluss in die Optimierung vorgenommen werden.“

Markus Heinzle, Geschäftsführer von Biella Schweiz unterstützt die Idee vollumfänglich: „Das InnOffice Lab soll eine gelungene und effiziente Plattform werden, welches die Mitar-beiter beider Firmen zu ihrem Nutzen machen können. Diese können vor Ort gleich in die Produktentwicklung und -optimierung eingreifen, und zugleich das Wissen aus ihrem Bereich einfliessen lassen.“ Auch Eduard Bähler, Geschäftsführer von Bigla Office, war von Anfang an begeistert: „Mit dem InnOffice Lab können wir die Produkte in Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln und verbessern. Somit sind wir zielgerichteter und kundenorientierter unterwegs.“

Experten im Innovations-Labor treffen

Beide Unternehmen nutzen das Innovations-Labor im Moment für ihre internen Zwecke der Produkt- und Wirtschaftsentwicklung. Ideen für eine externe Nutzung bestehen. Sobald das InnOffice Lab intern etabliert ist, ist angedacht unter dem Motto „Meet the Expert“ die Türen mit Events und Präsentationen für KMU’s und für die Öffentlichkeit zu öffnen. Mit gezielten Themen wie „Future Trends“, „Co-Working Space“ oder „Ablegen mit System“ sollen Inspiration, Diskussion und Networking geschaffen werden. Für Unternehmen könnten individuelle Lösungen entwickelt und direkt von Testpersonen getestet werden. Diese und weitere interessante Themen werden danach einem breiten Publikum vorgestellt.

www.biella.ch

www.bigla-office.ch

Ivo Muri verkauft seine Zeit AG an Stefan Hermann

Zwei Surseer Visionäre schliessen einen Pakt für die Zukunft: Nach 23 Jahren Geschäftstätigkeit hat sich Ivo Muri entschieden, die ZEIT AG an den Surseer IT-Unternehmer Stefan Hermann und seine Base-Net Firmengruppe zu verkaufen.

Ivo Muri (Bild) konzentriert sich inskünftig ganz auf seine Zeitforschung und verkauft die Zeit AG an den IT-Unternehmer Stefan Hermann. (Bild: zVg)

Ivo Muri und seine Familie wollen sich in Zukunft ganz der Zeitforschung widmen und planen den Aufbau eines eigenen Instituts. Nach über 20 Jahren verkaufen sie deshalb die Zeit AG an Stefan Hermann, der das Unternehmen in seine vernetzte Firmenstruktur integrieren wird. Stefan Hermann ist seit über 20 Jahren in der IT-Branche verankert und hat in dieser Zeit mehrere Software-Firmen gegründet. Zur Gruppe zählen die in Sursee ansässigen Firmen Base-Net Informatik AG, Base-Net Education AG und Base-Net IT Services AG sowie die in Luzern domizilierte PEAX AG. Die Firmengruppe beschäftigt zusammen mit der Zeit AG über 180 Mitarbeitende.

Weiterhin eigenständige Firma mit neuer Führung

Die Zeit AG wird als eigenständige Firma weitergeführt, heisst es in der Mitteilung vom 12. Februar. Durch die Integration in die Firmengruppe resultiere eine Vielzahl von Synergien auf der Produktebene, teilt das Unternehmen weiter mit. Die Base-Net Firmen entwickeln Software für Banken, Versicherungen und Schulen, zudem bieten sie professionelle Cloud Services an. PEAX ist spezialisiert auf Digitalservices und vernetzte Gesamtsysteme. Gemeinsam mit den Kernkompetenzen von Base-Net und PEAX würden die Produkte der Zeit AG stärker vernetzt, eine einzigartige Kombination aus Technologie und Fachwissen entstehe, so das Communiqué weiter.

Die Rolle des Nachfolgers von Ivo Muri als CEO übernimmt Stefan Müller. Stefan Müller ist seit über 20 Jahren in der IT-Branche tätig. Er verfügt nach Angaben des Unternehmens über grosses unternehmerisches Know-how, einen reichen Erfahrungsschatz als engagierte Führungsperson und ist mit den neusten Technologien vertraut. Nach verschiedenen Stationen bei Homegate, Axon Active, Base-Net und PEAX freue er sich, die Zeit AG in eine spannende und nachhaltige Zukunft zu führen, wie es heisst.

Ivo Muri betätigt sich weiterhin als Zeitforscher

Ivo Muri hat die Zeit AG 1994 gegründet. Seine Zeiterfassungssysteme werden heute grossflächig eingesetzt und konnten sich als Schweizer Marktführer etablieren. Neben seinem unternehmerischen Engagement brennt Ivo Muri für die Erforschung der Bedeutung der Zeit in unserer Gesellschaft. Unter anderem in seinen Buchpublikationen hat er eindrücklich dargelegt, wie sehr unser Verständnis der Zeit an die Uhr und das Geld gebunden ist – und stellt diesem Verständnis in seinen Reflexionen alternative Konzepte entgegen. Als Gefäss für den Transfer von Erkenntnissen aus der Zeitforschung dient ihm die jüngst lancierte Impulsveranstaltungsreihe www.zeitzeichen.ch. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern, die bereits in der Zeit AG tätig waren, wird er ein Zeitforschungs- und Beratungsinstitut mit dem Namen «NOMOS der ZEIT» gründen. Dieses ist ab 1. März 2018 an der Geuenseestrasse 5 in Sursee domiziliert.

Firmengruppe:

 

Digitale Innovationsfähigkeit: Die Schweiz hat noch Luft nach oben

In vielen Belangen schneidet die Schweiz top ab. Doch wie steht es um die digitale Innovationsfähigkeit? Ein Vergleich mit anderen OECD-Ländern zeigt, dass unser Land zwar gut unterwegs ist, aber gerade in den Bereichen Start-ups sowie Investitionen und Patente Aufholbedarf hat. Ein neuer Index schafft eine bessere Vergleichbarkeit.

Digitale Innovationsfähigkeit: Die Top 20 der OECD-Länder. Anmerkung: Die grünen Rauten bilden den jeweiligen Wert der einzelnen Länder in der Gesamtverteilung ab. Die dunkelgraue Raute zeigt den Durchschnitt. Ganz rechts liegt die maximal erreichte Punktzahl, ganz links das Minimum. (Quelle: Deloitte, BAK Economics)

Im Vergleich mit anderen Industrieländern schneidet die Schweiz bei vielen volkswirtschaftlichen Indikatoren bekanntlich überdurchschnittlich gut ab. Sie verfügt über eine hohe Wettbewerbsfähigkeit, niedrige Arbeitslosigkeit und niedrige Staatsschulden. Bei der Produktivität ist die Schweiz hingegen nur Mittelmass. Das Produktivitätswachstum hat sich in den letzten Jahren nicht nur abgeschwächt, es lag auch deutlich unter demjenigen anderer Industrieländer. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitswelt und die Gesellschaft stetig zugenommen hat. Die Fortschritte der Digitalisierung der letzten Jahre scheinen sich noch kaum auf die Produktivitäts-Statistiken ausgewirkt zu haben. Ein Hauptfaktor dafür ist, dass sich diese vorwiegend im Konsumentenbereich bemerkbar gemacht haben. Hingegen fand eine breite Anwendung neuster digitaler Technologien auf Unternehmensseite noch kaum statt. Ferner dürften einige digitale Technologien auch erst ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen.

Index misst digitale Innovationsfähigkeit

Trotz abnehmendem Produktivitätswachstum besteht kaum Zweifel daran, dass digitale Technologien das derzeit grösste Potenzial bieten, die Produktivität und damit den Wohlstand der Bevölkerung langfristig zu steigern. Entscheidend dafür ist aber, wie innovationsfähig bzw. wie gut gerüstet die Schweiz und die hier ansässigen Unternehmen sind, dieses Potenzial zu nutzen.

Um dies zu messen, hat Deloitte in Zusammenarbeit mit BAK Economics den Index «Digitale Innovationsfähigkeit» entwickelt. Dieser zeigt auf, wie die Schweiz im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern bei der Entwicklung, Anwendung und Kommerzialisierung digitaler Technologien aufgestellt ist. Drei Grundpfeiler stehen im Zentrum des Index: Talente, Start-ups sowie Investitionen und Patente.

Schweiz auf dem 8. Rang – gut, aber nicht gut genug?

Insgesamt schneidet die Schweiz gemäss diesem Index relativ gut ab. Mit 51 Punkten liegt sie auf Rang 8 von 35 gemessenen OECD-Ländern (siehe Tabelle). Anders gesagt: Die Schweiz schneidet überdurchschnittlich ab, es besteht aber noch relativ viel Raum nach oben. Vor allem der Rückstand auf die erstplatzierten USA ist gross. Damit zeigen diese Resultate ein etwas anderes Bild als die bekannten und vielzitierten Innovations- und Wettbewerbsrankings, bei denen die Schweiz seit Jahren an der Spitze liegt.

Talente: Schweiz schneidet sehr gut ab

Beim ersten Hauptpfeiler, den Talenten, gehört die Schweiz zur Spitzengruppe. Die Schweiz kann nicht nur auf einen guten Pool an Arbeitskräften zurückgreifen, auch die Aussichten für die Zukunft sind erfreulich. Den Grund dafür sieht die Untersuchung in der Qualität des Schweizer Bildungssystems. Dank dieses Bildungssystems, den renommierten Hochschulen und einer hohen Attraktivität für ausländische Arbeitskräfte erreicht die Schweiz den zweiten Platz aller OECD-Länder.

Verbesserungsbedarf bestehe gemäss der Studie vor allem bei der MINT-Ausbildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und der Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Grundausbildung. Bei der Zahl der MINT-Abgänger ist die Schweiz nur OECD-Mittelmass. Jugendliche sollten stärker für technische Berufe begeistert und die Kooperation zwischen Schulen und Unternehmen verstärkt werden, postulieren Deloitte und BAK Economics mit Verweis auf bereits getroffene Massnahmen. Bei den digitalen Grundkompetenzen der Beschäftigten zeigt der Index die Schweiz nur knapp über dem OECD-Durchschnitt. Mitverantwortlich dafür dürfte die noch unzureichende Verankerung von IKT-Kompetenzen in der Grundausbildung sein. Hier gelte es anzusetzen, fordern die Studienautoren; einerseits, indem das Verständnis für technische Fächer in der Schule allgemein gestärkt wird, und anderseits, indem IT als Fach mehr Gewicht bekommt.

Start-ups: Fehlende Gründeraffinität, relativ gute Infrastruktur

Der zweite Grundpfeiler des Index, Start-ups, misst die unternehmerische Aktivität eines Landes und dessen Affinität zu Unternehmertum. Hier schneidet die Schweiz mittelmässig ab – mit Platz 17 liegt sie genau im OECD-Durchschnitt. Hauptfaktoren dafür sind die fehlende Gründeraffinität, die relativ geringe Start-up-Aktivität und regulatorische Hürden im Gründungs- und Insolvenzprozess von Unternehmen. Positiv ins Gewicht fallen die digitale Infrastruktur sowie die internationale Ausrichtung der Start-ups.

Reto Savoia, stellvertretender CEO von Deloitte Schweiz, sagt: «Bei den Start-ups hat die Schweiz Aufholbedarf. Die Affinität der Bevölkerung zu Unternehmertum ist hierzulande kleiner als in angelsächsischen Ländern wie die USA, Kanada und Neuseeland. Ansatzpunkte bieten sich hier vor allem bei der gesellschaftlichen Wahrnehmung und dem Status des Unternehmertums. Hier gilt es, Unternehmertum und Start-ups als valide Karriereoptionen zu thematisieren und Studierende und Auszubildende entsprechend vorzubereiten. Ebenfalls entscheidend sind Hilfen bei der Unternehmensgründung, sei es durch eine Verknüpfung von Universität und Unternehmen, universitäre Start-up-Förderung oder private Akzeleratoren. Die Schweiz hat hier ihre Position bereits stark verbessert, bleibt aber hinter den weltbesten Angeboten zurück.»

Investitionen & Patente: Hohe Investitionen, tiefe Vernetzung

Der dritte Grundpfeiler des Index «Digitale Innovationsfähigkeit» misst die Investitionen in Innovation, einmal in Form von Kapitalinvestitionen und einmal in Form von Investitionen in digitales Wissenskapital, Letzteres gemessen über Patente. Bei den Investitionen und Patenten liegt die Schweiz in den Top 10. Die IKT-Investitionen sind sehr hoch, die Wertschöpfung des IKT-Sektors hingegen relativ gering. Auch die Zahl der digitalen Patente pro Kopf ist im OECD-Vergleich relativ hoch. Im Gegensatz dazu durchdringen digitale Technologien die Patente anderer Technologien noch zu wenig.

«Bei der Zahl der digitalen Patente pro Kopf kann sich die Schweiz in den Top 10 platzieren. Dagegen ist die Breitenwirkung digitaler Technologien weit unterdurchschnittlich; die Anwendung der digitalen Technologien in anderen Technologiefeldern – der sogenannte Durchdringungsgrad – liegt weit hinter den Spitzenreitern in diesem Gebiet», sagt Marc Bros de Puechredon von BAK Economics, und fügt hinzu: «Die wichtigste Erkenntnis für die Schweiz ist, dass sie in den einzelnen Technologien international mithalten kann, aber in der Technologieverflechtung Schwächen aufweist. Sie kann ihre vorhandenen digitalen Kompetenzen nicht in dem Masse in die Entwicklung anderer Technologien einbringen wie ein Grossteil der Konkurrenzländer. Die Herausforderung wird deshalb für die Schweiz darin liegen, die Vernetzung und Verflechtung ihrer technologischen Möglichkeiten voranzutreiben.»

Schweizer Unternehmen müssen digitaler werden

Die Innovationsstärke der Schweiz ist vorwiegend den traditionellen, in der Schweiz stark verankerten Branchen wie der Pharma, Chemie oder Maschinenindustrie zu verdanken. Geht es hingegen um digitale Innovationen, spielt die Schweiz nicht ganz vorne mit, wie der Index zeigt. Ein Blick auf eine aktuelle Liste der weltweit innovativsten Unternehmen, die auf einer Befragung von Unternehmensführungskräften basiert, bekräftigt diese These: Unter den Top 50 befindet sich keine Schweizer Firma. Die Spitzenplätze belegen digitale Player wie Apple, Google, Airbnb, Netflix oder Uber. Viel beachtete Innovationen sind vor allem im digitalen Bereich und besonders im Business-to-Consumer-Bereich entstanden.

Reto Savoia dazu: «Entscheidend ist letztlich, wie stark die in der Schweiz ansässigen Unternehmen auf die Entwicklung und Anwendung digitaler Innovationen und die Optimierung ihrer Prozesse setzen. Der Staat kann mit den richtigen Anreizen und Rahmenbedingungen zwar einen nicht unwichtigen, aber letztlich nur indirekten Einfluss auf die digitale Innovationsfähigkeit nehmen. Die Unternehmen spielen deshalb eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Stellung der Schweiz im Index ‚Digitale Innovationsfähigkeit‘ zu verbessern. Schweizer Unternehmen haben die Wichtigkeit von Digitalisierung natürlich längst erkannt. Gleichwohl scheint das Potenzial bei den meisten Unternehmen noch bei weitem nicht ausgeschöpft zu sein.»

www.deloitte.ch, www.bak-economics.com 

Wo die Inkassoverfahren am kompliziertesten sind

Schweden, Deutschland und die Schweiz nehmen internationale Vorreiterrolle ein, wenn es darum geht, Inkassoverfahren möglichst schlank zu gestalten. Länder im Mittleren Osten sowie in Afrika und Asien haben hingegen die kompliziertesten Inkassoverfahren. Allerdings: Trotz guter Rahmenbedingungen in der Schweiz ist der Vorschuss der Gerichtskosten für viele Unternehmen ein grosses Hindernis.

Inkassoverfahren sind in der Schweiz wenig komplex. Ein Hindernis sind aber hohe Gerichtskosten in Insolvenzverfahren. (Bild: Fotolia.com)

Wie kompliziert es in den 50 wichtigsten Handelsnationen der Welt ist, Geld für ausstehende Rechnungen einzufordern, zeigt der Kreditversicherer Euler Hermes in seiner neuen Studie „Collection Complexity Score and Rating“. Dazu bewerteten die Experten von Euler Hermes den Komplexitätsgrad der internationalen Inkassoverfahren anhand von drei Hauptfaktoren: den Zahlungspraktiken, den lokalen Gerichtsverfahren sowie den Insolvenzverfahren in den betreffenden Ländern. Daraus ergibt sich eine Rangliste, die Unternehmen bei der Navigation ihrer internationalen Handelsaktivitäten unterstützen soll.

Hiesige Inkassoverfahren nichts aufs Ausland übertragbar

Obwohl die Schweiz in der Rangliste zu den Ländern gehört, die am wenigsten Unsicherheiten bei der Zahlung fälliger Forderungen aufweisen, können Schweizer Unternehmen diese Rahmenbedingungen nicht auf ihre Auslandsgeschäfte übertragen. In Inkassoverfahren gilt lokales Recht, das deutlich von der Schweizer Praxis abweichen kann.

Westeuropäische Länder an der Spitze

Bei einem weltweiten Durchschnittswert von 51 auf einer Skala von 1 (kein Komplexitätsgrad) bis 100 (hoher Komplexitätsgrad) führt Westeuropa die Skala mit den einfachsten Inkassoverfahren an. Vor allem Schweden, Deutschland und Irland weisen mit Werten von 30, 30, und 31 den niedrigsten Komplexitätsgrad auf. Schweden führt das Ranking mit den besten Zahlungspraktiken, dem einfachsten Gerichtsverfahren sowie dem wirksamsten Insolvenzrecht an.

Absolut und relativ finden sich in Europa die meisten Länder, die von Euler Hermes mit der niedrigsten Inkassokomplexität kategorisiert werden. 14 von insgesamt 16 untersuchten europäischen Ländern werden als „weniger komplex“ eingestuft, während Griechenland und Italien mit einer hohen Inkassokomplexität die Ausnahmen darstellen.

Gerichtskosten Schweiz: Vorschuss zu Lasten der Unternehmen

Aus der Euler Hermes Studie geht hervor, dass die grössten Volkswirtschaften, die dynamischsten Märkte und die solidesten Länder nicht in allen Bereichen durch geschäftsfreundliche Rahmenbedingungen gekennzeichnet sind. Auch in der Schweiz gibt es schwierige Aspekte im Inkassoverfahren. „Nach Vereinheitlichung der Zivilprozessordnung müssen Unternehmen neu die Gerichtskosten vorschiessen. Viele KMU können sich die hohen Gerichtskosten aber nicht leisten und können somit ihr Recht nicht einfordern“, meint Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz. Dies sei problematisch insbesondere für die grossen Schweizer Exporteure, zumeist mittelständische Firmen, so die Feststellung des Kreditversicherers. Unbezahlte Rechnungen könnten für solche Unternehmen schnell existenzbedrohend werden. „Deswegen ist die umfassende Einschätzung der Vertragspartner von Anfang an eine verlässlichere Basis als auf  Standard-Mahnverfahren zu vertrauen – besonders in Ländern mit komplexen Rahmenbedingungen,“ so Ruf weiter. Und er hält fest: „Allgemein gilt: Ist das Geld nach 60 Tagen noch nicht da, wird es höchste Zeit, Inkasso-Experten mit internationaler Erfahrung einzuschalten.“ Je nach Kanton können die Gerichtskosten zusätzlich stark variieren:

  • Streitwert CHF 20‘000: Kosten zwischen 8‘000–50‘000
  • Streitwert CHF 100‘000: Kosten zwischen 20‘000–100‘000
  • Streitwert CHF 1.5Mio.: 125‘000–500‘000

Das Schlusslicht bei Inkassoverfahren: der Nahe Osten

Am anderen Ende der Skala rangieren die Nahost-Länder Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate als Spitzenreiter in der Komplexität von Inkassoverfahren. Mit einem Wert von 94 ist das internationale Verfahren in Saudi-Arabien dreimal so kompliziert wie in Schweden. 78 von 100 Komplexitätspunkten auf der Inkasso-Skala bedeuten Rang drei für Malaysia, gefolgt von China (73), Russland (72), Mexiko (70), Indonesien und Südafrika (67).

Quelle: www.eulerhermes.ch

 

Industriegaseverband Schweiz IGS gibt mit neuem Präsidenten „Vollgas“

„Ohne Gase steht die Schweiz still“, sagt Dr. Ing. Hans Michael Kellner, neu gewählter Präsident des Industriegaseverbands Schweiz IGS mit Sitz in Zürich. Am 10. Januar 2018 wurde er einstimmig für die Amtsdauer von vier Jahren gewählt. Dr. Kellner ist seit über 30 Jahren im Industriegasebereich tätig.

Der Industriegaseverband Schweiz IGS hat mit Dr. Hans Michael Kellner einen neuen Präsidenten. (Bild: zVg)

Der Industriegaseverband Schweiz IGS hat Dr. Ing. Hans Michael Kellner zum neuen Präsidenten gewählt. Hans Michael Kellner ist Geschäftsführer von Messer Schweiz AG mit Sitz in Lenzburg, einem der führenden Lieferanten und Hersteller von Industriegasen. 

Industriegaseverband Schweiz betont die Wichtigkeit von Gasen

Die Hauptziele des Verbands für 2018 sind die Gewährleistung höchster Sicherheitsstandards und ein einheitliches Auftreten gegenüber den Behörden und allen Gasanwendern. „Die Standardisierung macht die Abläufe in unserer hoch regulierten Industrie einfacher und übersichtlicher. Zudem werden Gase, unserer Meinung nach, viel zu wenig beachtet, zumal die Schweiz komplett still stehen würde, wären keine Gase verfügbar“, so Dr. Kellner weiter.

Der in der Öffentlichkeit wenig bekannte Industriegaseverband Schweiz IGS verbindet alle Industriegase-Unternehmen in der Schweiz, die gemeinsam einen jährlichen Umsatz von ca. CHF 450 Mio. generieren. „Für den IGS arbeiten hochqualifizierte Mitarbeiter aus allen führenden Gaseunternehmen der Schweiz. KMU, Spitäler und Privatpersonen profitieren gleichermassen von der geballten Expertise zu Themen wie Sicherheit im Umgang mit Gasen“, so der neue Präsident Dr. Hans Michael Kellner.

Unterschätzte Bedeutung des Verbands

Der professionelle Umgang mit Gasen ist überlebenswichtig, was vielen Menschen bisher nicht bewusst ist. Zu den Hauptaufgaben des Verbands gehören:

  • Beratung im Bereich Sicherheit im Umgang mit Gas für Mitglieder und Nichtmitglieder (Lagerung, Umgang, Transport, usw.)
  • Förderung von Ausbildung und Schulungen
  • Informationsaustausch und Zusammenarbeit in sicherheitstechnischen Belangen, auch mit Behörden und Amtsstellen
  • Mitarbeit in schweizerischen und internationalen Gremien, in welche Gesetzesnor-men, Richtlinien und sonstige Regelungen erarbeitet bzw. umgesetzt werden
  • Erarbeitung von Empfehlungen für Mitglieder und Dritte

Keine gesprengten Balkons mehr

2018 erstellt der Verband eine neue Website, auf der die zahlreichen Anwendungen von Gasen und deren Umgang der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. „Wir wollen z.B. sicherstellen, dass Privatanwender bei ihren Grillpartys mit Gasflaschen korrekt umgehen und wir in Zukunft keine Nachrichten von gesprengten Balkons lesen müssen“, so Kellner weiter. Gase sind absolut sicher, wenn man sich an wenige einfache Regeln hält.

Weitere Informationen: Industriegaseverband Schweiz IGS, Bahnhofstrasse 37, 8032 Zürich, Telefon +41 (0)44 225 15 25

 

„Es gäbe viel mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap“

Das Forum.Integration im Pfalzkeller vom 12. März 2018 will die Hürden und Erfolgsfaktoren für Menschen mit Handicap auf dem Weg ins Berufsleben aufzeigen. Auf dem Podium: Reto Gnägi. Sein Consultingunternehmen beschäftigt einen kaufmännischen Angestellten mit Handicap. Verliehen wird wieder der Ostschweizer Integrationspreis.

Beschäftigt seit 2016 einen Menschen mit Handicap. Sein Consultingunternehmen übernimmt Stellvertretungen auf Sozialämtern: Reto Gnägi, Mitinhaber RGB Consulting, Degersheim. (Foto: zVg / mw)

Die Firma RGB Consulting in Degersheim und Gossau bietet neben der klassischen Treuhändertätigkeit Dienstleistungen im Beratungs- und Sozialbereich, so zum Beispiel Springereinsätze bei Vakanzen auf allen Gemeindeabteilungen. Mitinhaber Reto Gnägi (siehe nachfolgendes Interview) ist Podiumsteilnehmer am Forum.Integration im Pfalzkeller vom 12. März 2018. Dieser Anlass wird von Dreischiibe, Procap, Profil – Arbeit & Handicap und Obvita sowie Suva bereits zehnten Mal organisiert. Das Forum will Arbeitgeber bei der Integration von Menschen mit Handicap sensibilisieren und Best-Practice-Beispiele aufzeigen, wie das Schaffen und Erhalten von Arbeitsplätzen für Mitarbeitende mit körperlichen und psychischen Behinderungen gelingt. Unterstützt wird das Forum von Migros Kulturprozent, Die Post, SVA St. Gallen, Gewerbe St.Gallen, Wirtschaft Region St.Gallen, Bühler Group, Raiffeisen, Schweizerischer Arbeitgeberverband und IHK St.Gallen-Appenzell.

Reto Gnägi, wie kam es zur Anstellung Ihres Mitarbeiters mit Handicap?

Reto Gnägi: Obvita, die Organisation des Ostschweizerischen Blindenfürsorgevereins, kam auf uns zu. Michael Binkert hatte dort eine KV-Lehre absolviert. Der junge Mann hatte ursprünglich Maschineningenieur studiert, wurde wegen eines Hirntumors operiert und musste sich Chemotherapien unterziehen. Nach der Operation verfügt er nur noch über einen Sehrest von zehn Prozent. Nach der Umschulung ging es darum, seine Leistungsfähigkeit im ersten Arbeitsmarkt zu beurteilen.

Wieso stellten Sie ihn schliesslich fest an?

Nach dem Praktikum bei uns bewarb er sich erfolglos. Da fanden wir, es würde uns gut anstehen, auch einmal eine Integration zu versuchen. Wir sind selber im Sozialbereich tätig, etwa indem wir auf Sozialämtern Einsätze leisten und dort Einzelfälle betreuen (s. unten) Seit etwas über einem Jahr ist Michael Binkert jetzt bei uns festangestellt. Er wird im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit entlöhnt. Die IV finanziert dazu.

Sonst klärt die IV die Leistungsfähigkeit ab.

Richtig. Aber wir sind näher an den Gegebenheiten auf dem ersten Arbeitsmarkt dran und konnten die Leistung besser objektivieren. Die IV möchte dieses Vorgehen institutionalisieren. Es bildete sich ein neues, praxisbezogenes Vorgehen heraus.

Sie wurden von Obvita gecoacht.

Ja. Obvita stellte die Hilfsmittel bereit – etwa das Gerät, das unserem Mitarbeiter die Dokumente vorliest. Wir erhielten Brillen, anhand deren wir uns vorstellen können, wie unser Mitarbeiter die Umwelt wahrnimmt. Wichtig ist die Unterstützung bei der Betreuung – wie man mit einem Menschen mit Handicap umgeht, wenn es einmal nicht so rund läuft. Dazu fanden jeweils Standortgespräche statt.

Es gab Stolpersteine?

Unser Mitarbeiter musste sich nochmals einer Operation und weiteren Bestrahlungen unterziehen, die ihn zurückwarfen. Er ist teilweise sehr müde und leidet an Migränen, so dass er nicht arbeiten kann. Das Team benötigt Einfühlung, etwas Geduld und Sozialkompetenz. Diese Dinge verlange ich von den Mitarbeitenden auch sonst.

Können Sie den Aufgabenbereich Ihres Mitarbeiters umschreiben?

Er erledigt die ganze Post, ist mit der Buchhaltung betraut, verfasst Arbeitsrapporte und Korrespondenz. Sein Portfolio entspricht dem eines normalen KV-Angestellten. Unterschiede bestehen allein bei der Leistungsfähigkeit.

Stellten sich Bereiche heraus, wo er besonders gut ist?

Wir erwarteten, dass der Gang auf die Post viel schwieriger sei. Auch den Umgang mit den Digitalgeräten, etwa dem Kopierer, bewältigt er sehr gut, obwohl er fast blind ist. Und er findet sich in unseren Büros sehr gut zurecht, obwohl sie auf drei Stockwerke verteilt sind.

Wie beurteilen Sie die Situation heute?

Michael Binkert hat eine hohe Zufriedenheit. Bis die IV entschieden hatte, wusste unser Mitarbeiter nicht, wie er finanziell steht. Dies war sehr belastend. Dass er zuerst in den Berufszielen zurückgeworfen wurde und danach bei der Stellensuche erlebte, dass ihn niemand braucht, konnten wir mit Wertschätzung auffangen. Er blühte auf und gewann wieder an Selbstbewusstsein. Unser Mitarbeiter ist heute voll ins Team integriert und wird auch so wahrgenommen.

Wie steht es um Ihre Zufriedenheit?

Wir können mit einem Menschen, der das durchgemacht hat, im Massstab eins zu eins zusammenarbeiten. Im Sozialbereich sind wir immer mit Menschen mit solchen Schicksalen konfrontiert. Unsere Erfahrung können wir jetzt dort weitergeben. Wir sind authentischer.

Es braucht Goodwill für eine berufliche Integration.

Unsere Haltung erfordert keine besondere Bewunderung. Andere führen für solche Erfahrungen Teambildungen durch. Es sind Dinge, die sich nicht materiell messen lassen. Wir haben das Gefühl, wir erfüllen auch eine gesellschaftliche Aufgabe.

Dennoch gibt es noch zuwenig berufliche Integration.

Der Bedarf ist grösser als die Angebote. Teilweise wird auf Integration wegen Vorurteilen verzichtet. Es wird befürchtet, jemanden entlassen zu müssen, wenn es nicht funktioniert. Wir betrachten es anders. Wenn man Personen mit Handicap vermehrt integrieren würde, gibt man ihnen viel zurück, sie einem aber auch. Es ist dann wirklich eine Win-win-Situation.

Wie liessen sich Arbeitgeber vermehrt zur beruflichen Integration motivieren?

Anfangs braucht es das Coaching und die Betreuung einer Fachorganisation, um offene Fragen und Schwierigkeiten zu diskutieren und auszuräumen. Dann wären viel mehr solche Arbeitsplätze vorhanden und realisierbar, als man denkt.

Ohne Branchenunterschiede?

Wo jemand arbeiten kann, hängt von der Behinderung ab. Nicht alle Branchen sind gleich, und nicht alle sind für Personen mit allen Handicaps geeignet. Aber in jeder Branche gibt es Möglichkeiten – einfach nicht für dieselben Betroffenen.

Weitere Informationen:

Forum.Integration im Pfalzkeller, „Einstieg in das Berufsleben – Praxisbeispiele zeigen Hürden und Erfolgsfaktoren für Menschen mit Beeinträchtigungen“, Montag, 12. März 2018, 18 bis 20 Uhr. Anmeldung: www.forumimpfalzkeller.ch oder info@forumimpfalzkeller.ch

Vier aktuelle Filmporträts geben am Forum einen Einblick in die Situation von Menschen mit Handicap an ihrem Arbeitsplatz. Vergeben wird auch zum zweiten Mal der Ostschweizer Integrationspreis. Nominiert dafür sind die Alterssiedlung Kantengut, Chur, das Alterszentrum Am Schäflisberg, St.Gallen, die Bäckerei-Konditorei Beck Beck, Wittenbach, die Gemeinde Herisau (Technische Dienste, Feuerwehr), die Genossenschaft Migros Ostschweiz, das Hotel Wolfensberg, Degersheim, die Kliniken Valens, Valens, die Reha Seewis, Seewis Dorf, sowie die Werkhalle Schmid, AG, Schwellbrunn, Laudator ist Regierungsrat Martin Klöti. Moderiert wird die Veranstaltung vom langjährigen SRF-Bundeshausredaktor Hanspeter Trütsch. mw.

Zum Autor:

Michael Walther ist Journalist in Wattwil SG.

Teilzeitstellen: Das sind die 100 Top-Teilzeit-Arbeitgeber 2017 in der Schweiz

Die Stadt Zürich auf dem Weg Richtung Spitze. Im Ranking der 100 Top-Teilzeit-Arbeitgeber 2017 von Teilzeitkarriere.ch, dem nach eigenen Angaben grössten Internetportal für Teilzeitstellen, ist nur noch Lidl Schweiz besser. Unternehmen mit flexiblen, individuellen und mobilen Arbeitszeitmodellen haben einen Wettbewerbsvorteil, heisst es.

Lidl Schweiz ist erneut Spitzenreiter bei den ausgeschriebenen Teilzeitstellen. (Bild: Lidl Schweiz)

Lidl Schweiz, der Spitzenreiter von letztem Jahr, behauptet seine Position mit 2402 ausgeschrieben Teilzeitstellen. Diese wurden über das Jahr 2017 auf Teilzeitkarriere.ch rund 201´000mal aufgerufen. Auf Rang 2 folgt die Stadt Zürich (1753 ausgeschriebene Teilzeitstellen), die bereits im Vorjahr eine sehr starke Entwicklung hingelegt hat und sich nochmals um 5 Plätze verbessert. Manor rangiert auf Platz 3 (1566). Die beiden Unternehmen aus der Gesundheitsbranche Privatklinikgruppe Hirslanden und Universitätsspital Zürich, sie teilten sich im letzten Jahr Platz 2, belegen neu Platz 4 und 5. Credit Suisse und SBB können beide 3 Plätze gut machen. Sie belegen Platz 6 (1099) und Platz 7 (1091). Auch der Kanton Zürich (Platz 8 – 941) und Swisscom (Platz 9 – 904) können weiter Plätze gut machen und sind erstmals unter den Top 10 vertreten. Aldi Suisse landet auf Platz 10.

«Teilzeitarbeit hat sich zur Selbstverständlichkeit etabliert»

Die Zühlke Engineering AG schiebt sich in diesem Jahr erstmals unter die Top 30 der Teilzeit-Arbeitgeber (Platz 28 – 386). Teilzeitarbeit und anderen flexible Arbeitszeitmodelle sind bei Zühlke nicht mehr wegzudenken. Als Umsetzungspartner für Produkt- und Software Lösungen sowie Prozessoptimierung hat das Unternehmen permanent mit Veränderungen zu tun, die die Gesellschaft voranbringen. «Wir sind dann erfolgreich, wenn unsere Kunden erfolgreich sind und der Schlüssel dazu liegt in unseren Mitarbeitenden» sagt Aglaia Trapp, Head Employer Branding bei Zühlke. Die Nachfrage an Teilzeitmöglichkeiten ist über die Jahre stetig gewachsen und darauf wurde entsprechend reagiert. «Unsere positiven Erfahrungen mit Teilzeitstellen bestätigen uns immer wieder. Denn der entscheidende Faktor für die Leistung ist der Einsatz, nicht das Pensum.» Auch im Kader sind bei Zühlke diverse Positionen in Teilzeit besetzt. Erwähnenswert ist auch der hohe Anteil an Männern mit Teilzeitpensen. So arbeiten von den rund 560 Angestellten 35% in Teilzeit davon 67% Männer und 33% Frauen.

Auf- und Absteiger

Die Tertianum Gruppe ist mit einem Plus von 193 Plätzen der Aufsteiger des Jahres und belegt aktuell Platz 17. Das Kantonsspital Baden, sowie der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden machen ebenfalls einen beachtlichen Sprung nach vorne, mit einem Plus von 129 bzw. 94 Plätzen. Die Siemens Schweiz AG, knüpft an die positive Entwicklung des letzten Jahres an und verbessert sich nochmals um 55 Plätze. Damit belegt sie nun aktuell Rang 33. Top Newcomer ist ABB Schweiz AG und landet auf Anhieb auf Rang 15 im aktuellen Ranking. Aber auch Swiss Medical Network SA (Platz 34), BLS AG (Platz 68) und die Pflegezentren Stadt Zürich (Platz 73) sind an dieser Stelle als Newcomer zu nennen.

Auffallend sind vor allem die Einbrüche der ausgeschriebenen Teilzeitstellen im Detailhandel. Die Supermarktketten Denner AG (-58 Plätze), Migros (-34) und Coop (-24) rutschen allesamt deutlich ab im Ranking. Auf Nachfrage war nur von Coop eine Stellungnahme zu bekommen. Andrea Bergmann, Mediensprecherin bei Coop erklärt es damit, dass «viele Teilzeitstellen intern besetzt werden, zum Beispiel durch Mitarbeiterinnen, die nach der Mutterschaft in reduziertem Pensum arbeiten möchten» und deshalb nicht ausgeschrieben werden. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen sind dem Unternehmen wichtig. «Die Weiterbeschäftigungsquote nach Mutterschaft beträgt bei uns 80%», was in der Tat eine gute Bilanz ist.

Zuletzt wurde in den Medien immer wieder darüber diskutiert, ob die zahlreicher werdenden Selfscanning und Self Checkout Kassen wohl für einen Stellenabbau sorgen. Zwar beteuern die Unternehmen, dass dies keinen Einfluss auf die Anzahl der Arbeitsplätze habe. Die Gewerkschaft Unia steht dem trotzdem skeptisch gegenüber und äussert sich dazu auf ihrer Homepage. «Wenn der Kunde die Kassiererin ersetzt, droht ein schleichender Arbeitsplatzabbau. Selbst wenn einige KassiererInnen andere Aufgaben im Betrieb übernehmen, liegt es nahe, dass andere nicht mehr ersetzt werden, um Einsparungen zu erzielen.»

Teilzeitstellen werden immer beliebter

Die Anforderungen der Arbeitnehmer an die Arbeitgeber sind im Wandel. Nach Ansicht vieler HR-Experten sind flexible, individuelle und mobile Arbeitszeitmodelle gefragt, um auf dem heutigen Arbeitsmarkt gute Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren. Viele Firmen haben das Problem erkannt und arbeiten aktiv an einem Kulturwandel. Das zeigt auch die deutlich ansteigende Zahl an Teilzeitstellen. So wurden im Jahr 2015 unter den Top 10 der Teilzeitarbeitgeber noch rund 8´700 Teilzeitstellen ausgeschrieben, im Jahr 2016 waren es bereits rund 12´000 Teilzeitstellen. 2017 wurde nochmals zugelegt mit rund 13´100 Teilzeitstellen. Viele Firmen sind dazu übergegangen ihre Stellen systematisch mit einem 80-100% Pensum auszuschreiben  um die Reichweite und Attraktivität zu erhöhen. Es bietet vor allem auch Frauen die Möglichkeit höher qualifizierte Jobs in Teilzeit oder im Jobsharing auszuüben.

Den Kulturwandel vorantreiben

Die Siemens Schweiz AG, einer der Top Aufsteiger im Ranking, geht hier mit gutem Beispiel voran. Seit mehreren Jahren wird Teilzeitarbeit und andere flexible Arbeitszeitmodelle, im Unternehmen explizit gefördert. «Zukunftsträchtige Arbeitskultur zu fördern ist uns ein grosses Anliegen» sagt Garry Wagner, Head HR bei Siemens. «Wir sind überzeugt davon, dass wir damit die Motivation unserer Mitarbeitenden und den Erfolg unseres Unternehmens nachhaltig steigern werden.» Die Möglichkeiten der Arbeitszeitmodelle sind individuell und werden an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst. Andy Keel, Initiator von Teilzeitkarriere.ch und TEILZEITMANN betont immer wieder, «echter Kulturwandel im Unternehmen gelingt nur, wenn das Top Management dahintersteht und auch Top Down gefördert wird». Das bestätigt auch Garry Wagner und berichtet von Umsetzungsbeispielen bei Siemens «das Top Management bekennt sich immer wieder an Veranstaltungen und in Botschaften an die Belegschaft zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. Wir haben Vorbilder in Mitarbeiter-Porträts sichtbar gemacht, die flexible Arbeitszeitmodelle leben. In Kulturveränderungsveranstaltungen erhalten Führungskräfte und Mitarbeitende bei uns die Gelegenheit sich bereichsübergreifend zum Thema auszutauschen.» In Zukunft will das Unternehmen auch massgeschneiderte Führungskräfte-Workshops zur Förderung flexibler Arbeitszeitmodelle anbieten.

Teilzeitstellen vor allem im Detailhandel

Detailhandel, öffentliche Verwaltung/Dienstleistung und Gesundheit sind die am stärksten vertreten Branchen im Ranking der 100 Top-Teilzeit-Arbeitgeber 2017. Auch hier bestätigt sich der Trend vom Vorjahr. Dienstleistungsunternehmen und öffentliche Verwaltungen schreiben immer mehr Teilzeitstellen aus und sind erstmals die am stärksten vertretenen Branche im Ranking der 100 Top-Teilzeit-Arbeitgeber von Teilzeitkarriere.ch.

Unter dem Namen DOIT-smart hat Andy Keel im Jahr 2017 die wohl erste Gender Diversity Unternehmensberatung der Schweiz ins Leben gerufen. Dies, weil er davon überzeugt ist, dass «eine erhöhte Diversität im Kader positive Effekte auf den Unternehmenserfolg und die Reputation haben.» Der Beratungsansatz von DOIT-smart setzt genau hier an. Er berät und begleitet Unternehmen bei der Umsetzung von Gender-Diversity Strategien zur Erhöhung des Frauenanteils in Kaderpositionen. Mit konkreten Massnahmen und passenden Produkten wird so der gesamte Personal-Lifecycle des Unternehmens verbessert.

Die vollständige Rangliste finden Sie hier

Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.teilzeitkarriere.ch/top100.html

Künstliche Intelligenz soll für mehr Cybersicherheit sorgen

Die Gewährleistung der Cybersicherheit wird zwar immer komplexer, in diesem Jahr zeichnen sich jedoch eine Reihe von neuen vielversprechenden Technologien und Strategien ab, die hier ansetzen. Dazu zählen neben Täuschungstechnologien auch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen.

Für mehr Cybersicherheit macht man sich immer mehr auch Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz zu Nutze. (Bild. momius – Fotolia.com)

Für mehr Cybersicherheit wird laufend hochgerüstet. Die neuste Errungenschaft in diesem Rüstungswettlauf sind sog. «Täuschungstechnologien». Diese geben sich als tatsächlich existierende IT-Ressource (wie Server, Konten, etc.) aus und wollen potenzielle Angreifer in die Falle locken. Sobald sie Ziel eines Angriffs wurden, führt dies umgehend zur Alarmierung von Sicherheitsteams. Ziel solcher Systeme ist es, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass interne Sicherheitsteams Eindringlinge in ihren Netzwerken erkennen. Mittlerweile gibt es bereits einige stabile und ausgeklügelte Technologien auf dem Markt, die dann eine gute Option darstellen, wenn ein modernes «Cyber Hunting-Programm» zu aufwändig ist. Darüber hinaus richten sich diese Systeme an Unternehmen, die neben bestehenden Sicherheitsprozessen zusätzliche Erkennungsmethoden einsetzen möchten. Da dieser Ansatz bislang jedoch noch keine breite Akzeptanz gefunden hat, gibt es bisher noch keine Erfahrungswerte, wie ausgeklügelte Angreifer auf solche Systeme reagieren könnten.

Künstliche Intelligenz liefert schon Ergebnisse

Insbesondere künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, auch im Bereich Security. Mittlerweile sind Lösungen erhältlich, die beeindruckende Ergebnisse liefern, wenn sie richtig abgestimmt sind. Zwar gibt es aktuell noch eine Vielzahl an Anbietern, die keine wesentliche Verbesserung gegenüber neuen Technologien bieten, dies wird sich 2018 jedoch ändern. Zudem spielt die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO), die ab Mai in Kraft tritt und bei Nichteinhaltung hohe Strafen mit sich bringen wird, eine wichtige Rolle. Deshalb sollten Unternehmen ein einheitliches Regelwerk aufbauen, mit dem sie aktuelle und zukünftige Compliance-Anforderungen erfüllen.

Drei Schritte zur Verbesserung der Cybersicherheit

Doch auch wenn Künstliche Intelligenz schon viel für die Cybersicherheit leisten mag: Unternehmen können immer noch selbst einiges tun, um sich vor den neuen Sicherheitsgefahren zu schützen und eine höhere Datensicherheit zu gewährleisten.

  1. Inventarisierung von Anwendungen: Um eine Sicherheitsarchitektur aufzubauen, die das Unternehmensrisiko berücksichtigt und Ressourcen effektiv zuteilt, ist festzustellen, was geschützt werden soll, wo sich diese Werte befinden und wie wichtig sie für das Unternehmen sind. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Unternehmensbereichen.
  2. Reduzierung der Angriffsfläche: Längst gehen moderne Sicherheitskonzepte davon aus, dass Angreifer in interne Systeme eindringen, denn mit Firewalls oder IPS-Systemen lassen sie sich heute nicht mehr ausserhalb des Netzwerks halten. Um die Anzahl der Zugriffe von Cyber-Kriminellen zu verringern, sollte die gesamte Angriffsfläche einer Organisation auf ein Minimum reduziert sein. Dazu gehören Prozesse wie Patch- und Schwachstellen-Management, aber auch Sicherheitsmodelle wie Software Defined Perimeter oder Beyond Corp.
  3. Governance: In vielen Unternehmen insbesondere in kleinen wird nur wenig in die Governance investiert. Sie sollte dazu beitragen, das Risiko für das Unternehmen zu verstehen, die erforderlichen Schutzvorkehrungen zu priorisieren, Investitionen zu tätigen und strategische Pläne zu erstellen. Gleichzeitig sollte sie die Wartung gemäss aufgestellter Richtlinien fordern und die Effektivität des Betriebes messen. Mit einem Incident Management-Plan sind Unternehmen in der Lage, auf einen Sicherheitsvorfall schnell zu reagieren.

Quelle: Rackspace

Krisen managen: Behalten Sie einen kühlen Kopf!

Augen zu und durch – nach diesem Motto wird in Unternehmen oft gehandelt, wenn diese in eine Krise geraten. Dabei gilt gerade dann: Augen auf und die Weichen neu stellen. Damit aus der Krise keine Katastrophe wird.

Krisen in Unternehmen: Statt Hektik und gegenseitige Schuldzuweisungen braucht es einen kühlen Kopf. (Bild: Antonioguillem – Fotolia.com)

In der Chefetage des Unternehmens geht es zu wie in einem Bienenschwarm. Die Führungskräfte eilen von einem Meeting zum nächsten und die Mitarbeiter ziehen ihre Köpfe ein, um nichts vom drohenden Gewitter abzubekommen. Die Ursache für die hektische Betriebsamkeit: das aktuelle Quartalsergebnis. Völlig unerwartet rutschte das Unternehmen in die roten Zahlen. Also eilen die Verantwortlichen nun von einem Meeting zum nächsten, um zu beraten, was in dieser vertrackten Situation zu ist.

Doch produktiv ist das hektische Hin und Her nicht. Denn immer wieder steht die Frage im Raum: Wie konnte es so weit kommen? Und zumindest indirekt die Frage: Wer ist daran schuld? Gerade jetzt, wo alle Verantwortlichen gemeinsam effektiv handeln müssten, verstricken sie sich in wechselseitigen Schuldzuweisungen. Oder nutzen die Situation, um alte Rechnungen zu begleichen. Außerdem spielen die wenigsten mit offenen Karten, denn sie befürchten: Wenn ich nicht aufpasse, stehe ich am Pranger.

Krisen werden oft spät erkannt und benannt

Dies ist auch der Grund, warum viele Krisen erst erkannt und benannt werden, wenn es bereits zu spät ist. Denn keiner traut sich offen auszusprechen: „Wenn es so weiter geht, geraten wir in eine Krise.“ Denn jeder befürchtet; Dann fallen alle anderen über mich her. Also halten sie lieber den Mund und hoffen, dass es schon nicht so schlimm wird oder jemand anderes den Mund aufmacht und Prügel kassiert.

Deshalb werden schlechte Zahlen oft vertuscht und Qualitätsmängel so lange kaschiert, bis die ersten Großkunden ihre Aufträge zurückziehen. Deshalb zögern Geschäftsführer mit schmerzhaften Entscheidungen häufig so lange, bis die Bank die Reißleine zieht. Und deshalb werden Projekte immer noch weiterverfolgt, selbst wenn allen schon lange klar ist: Wir erreichen die Projektziele nie. Entsprechend wichtig ist es, in Unternehmen eine Struktur und Kultur zu schaffen, die es ermöglicht, Risiken und Probleme frühzeitig zu erkennen und zu benennen.

Externe Moderation häufig hilfreich

Und kommt es trotzdem zur Krise, dann sollten sich die Verantwortlichen zunächst bewusst machen: Krisen lassen sich managen – wenn man einen kühlen Kopf bewahrt. Gerade dies gelingt den Beteiligten in Krisensituationen aber oft nicht, weil sie selbst mehr oder minder Betroffene sind. Deshalb empfiehlt es sich, in solchen Situationen einen externen Moderator hinzuziehen. Dieser schafft bei den Krisensitzungen die erforderlichen Rahmenbedingungen, damit die Verantwortlichen die Krise gemeinsam bewältigen können.

Dazu sollten sie im ersten Schritt gemeinsam analysieren: Welche Handlungsalternativen haben wir in der aktuellen Situation? Meist sind diese zahlreicher als dies in der ersten Panik erscheint. Insbesondere dann, wenn auch Lösungen in Betracht gezogen werden, die bisher im Unternehmen tabu waren – weil sie dem gewohnten Vorgehen zuwider laufen. Oder weil sie gewachsene Strukturen und Privilegien in Frage stellen. Oder weil sie (auf den ersten Blick) dem Selbstverständnis des Unternehmens widersprechen.

Auch ungewöhnliche Lösungen erörtern

Sind die möglichen Lösungen auf dem Tisch, gilt es diese zu bewerten – und zwar ausgehend von der Frage: Was hilft uns in der gegenwärtigen Situation am besten weiter? Auch hier ist oft eine externe Moderation hilfreich. Denn häufig werden bestimmte Lösungsansätze selbst in Krisensitzungen nicht ernsthaft erörtert – weil Anwesende dazu ihr Verhalten ändern oder auf gewisse Privilegien verzichten müssten. Wenn sich keiner traut, so etwas vorzuschlagen, kann ein Externer eine Steilvorlage geben. Zum Beispiel, indem er fragt: „Unter welchen Voraussetzungen könnte diese Lösung doch realisiert werden?“ Dann folgen plötzlich auch Aussagen wie: „Wenn die Entscheidungsbefugnisse des Vertriebs erweitert würden.“ Oder: „Wenn die Vorgabe xy nicht mehr gelten würde.“

Erst wenn die möglichen Lösungswege hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit und ihrer Vor- und Nachteile bewertet sind, können sich die Beteiligten einigen: Wir ergreifen folgende Maßnahmen…. Zugleich sollten sie vereinbaren: Wer macht was bis wann? Wann überprüfen wir, ob die Maßnahmen die gewünschte Wirkung zeigen? Und: Woran messen wir dies? Denn nur so können sie rechtzeitig gegensteuern, falls die Maßnahmen nicht die gewünschte Wirkung zeigen.

Für die Zukunft lernen

Erst wenn die Krise behoben ist, sollten die Verantwortlichen sich nochmals zusammensetzen, um die Fragen zu erörtern, die ihnen am Anfang so auf der Seele brannten: Wie kam es zu der Krise? Und: Warum haben wir sie nicht früher erkannt? Denn jetzt können sie diese Fragen viel entspannter angehen – weil der Handlungsdruck nicht mehr so hoch ist. Deshalb gibt es auch weniger Schuldzuweisungen und persönliche Verletzungen.

Außerdem sollte bei einem solchen Treffen besprochen werden, was sich beim Bewältigen der Krise bewährt hat und was nicht. So können aus den gemeinsamen Erfahrungen die nötigen Schlüsse gezogen und die erforderlichen (strukturellen) Veränderungen abgeleitet werden, damit das Unternehmen nicht mehr in ähnliche Krisen schlittert.

Zum Autor:
Klaus Doll, Neustadt an der Weinstraße, arbeitet u,a, als Business- und Führungskräftecoach für Unternehmen (Internet: www.doll-organisationsberatung.de).

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