Mentale Gesundheit: Schlechte Noten für Arbeitgeber

Die neue AXA Mind Health Study zeigt auf, dass der Arbeitsplatz das mentale Wohlbefinden nirgends stärker beeinflusst als in der Schweiz. Und dies hat wiederum Auswirkungen auf den Job: Jede sechste Person blieb im letzten Jahr gemäss eigenen Angaben aufgrund psychischer Probleme der Arbeit fern. Gefordert werden mehr Unterstützungsangebote in den Betrieben.

AXA Mind Health Study: Die Jüngeren (18-24 Jahre) leiden mental stärker unter ihren Arbeitsbedingungen. (Bild: www.depositphotos.com)

Schweizerinnen und Schweizer schätzen ihre psychische Gesundheit positiver ein als Befragte aus anderen Ländern – das zeigt die AXA Mind Health Study, die jährlich in 16 Ländern weltweit durchgeführt wird. Gemäss Studienergebnissen sind hierzulande denn auch weniger Personen als im Vorjahr von Problemen wie Depressionen, Angstzuständen oder Stress betroffen. Die Zahlen bleiben dennoch hoch: Insgesamt berichtet derzeit rund jede vierte Person in der Schweiz von psychischen Gesundheitsproblemen. So leiden gemäss der diesjährigen Befragung beispielsweise 15 Prozent der Teilnehmenden aktuell unter Depressionen.

Krankmacher Arbeitsplatz

Auffallend ist, dass der Arbeitsplatz nirgends einen so grossen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden hat wie in der Schweiz, nämlich den gleich grossen wie das Privatleben. Ein hoher Anteil der befragten Erwerbstätigen berichtet aufgrund des Arbeitsklimas von Schlafstörungen (47 Prozent), Stress und Angstzuständen (33 Prozent), dem Gefühl der Wertlosigkeit (33 Prozent), Appetitlosigkeit oder Essstörungen (24 Prozent) oder Konzentrationsschwierigkeiten (39 Prozent). Als Konsequenz gab fast ein Drittel der Befragten an, sich bei der Arbeit weniger stark zu engagieren, 22 Prozent überlegen sich gar einen Jobwechsel. Während es zwischen den Geschlechtern keine nennenswerten Unterschiede gibt, leiden vor allem die Jüngeren (18-24 Jahre) mental stärker unter ihren Arbeitsbedingungen.

Wirtschaftliche Kosten von 19,6 Mrd. US-Dollar

17 Prozent der Befragten in der Schweiz sagen über sich, im letzten Jahr aufgrund psychischer Gesundheitsprobleme der Arbeit ferngeblieben zu sein. Fast ein Drittel der Arbeitstätigen war laut eigener Aussage in der Vergangenheit bereits einmal von einem Burnout betroffen – in den zwölf Monaten vor der Befragung war es fast jede und jeder Zehnte. Die Kosten wegen arbeitsbezogenem Stress hat das Centre for Economics and Business Research im Auftrag der AXA berechnet. Demnach entsteht in der Schweiz ein jährlicher BIP-Verlust von 19,6 Mrd. US-Dollar, der auf arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme zurückzuführen ist. 

Fehlende Unterstützung

Trotz oder vielleicht gerade wegen der grossen Bedeutung des Arbeitsplatzes bemängeln viele Beschäftigte fehlende Unterstützungsangebote im Betrieb: 42 Prozent der Befragten erhalten gemäss eigener Angabe keinen Support im Bereich der mentalen Gesundheit. Von den bereits Betroffenen psychischer Erkrankungen, wie beispielsweise einem Burnout, war nur die Hälfte mit der Unterstützung seitens Arbeitgeber zufrieden. Entsprechend gering ist häufig auch das Vertrauen in die Vorgesetzten: Nur knapp ein Drittel der Befragten würde sich bei psychischen Problemen an die Führungskraft wenden. Entsprechende Angebote und Initiativen hätten durchaus Schlagkraft: Bei 45 Prozent der Befragten würden sich solche Massnahmen positiv auf den Verbleib im Unternehmen auswirken.

Die Gestaltung der passenden Unterstützungsmassnahmen im Bereich Mental Health ist indes anspruchsvoll und die Bedürfnisse der Befragten sind so vielfältig wie die Krankheitssymptome selbst: Neben Trainings und Coachings sowie einer verstärkten Thematisierung der psychischen Gesundheit wünschen sie sich vor allem einfacheren Zugang zu Beratungen durch Spezialisten und eine bessere Abdeckung der medizinischen Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit.

Globale Umfrage zeigt Geschlechterunterschiede bei der Resilienz Jugendlicher

Resilienz ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die es jungen Menschen ermöglicht, in einer komplexen und sich verändernden Welt erfolgreich zu sein. Neueste Forschungen zeigen, dass weibliche Jugendliche bei diesem entscheidenden Faktor für ihren zukünftigen Erfolg hinter den Jungen zurückbleiben.

In einer wegweisenden Studie, durchgeführt von der internationalen Schüleraustauschorganisation Educatius, hat der Global Youth Resilience Index signifikante Geschlechtsunterschiede in der Resilienz von Teenagern in neun Ländern aufgedeckt, darunter die USA, China, Schweden, Brasilien, Vietnam, Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien.

Die grössten Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern wurden bei „negativer Kognition“ und „sozialen Fähigkeiten“ beobachtet, insbesondere in Schweden, Italien, Deutschland, Brasilien und den USA, wo Jungen weniger anfällig für negative Kognition sind und bessere soziale Fähigkeiten als Mädchen aufweisen. Negative Kognition bezieht sich auf selbstkritische Gedanken und Überzeugungen, die Personen über sich selbst oder andere haben, was sich negativ auf ihren emotionalen Zustand und ihr Verhalten auswirken kann. Diese Gedanken drehen sich oft um Themen wie Unzulänglichkeit, Verletzlichkeit und Selbstwertgefühl und manifestieren sich in Überzeugungen wie „Ich bin wertlos“, „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich kann niemandem vertrauen“.

Quelle: www.axa.ch / www.educatius.org

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