Die meisten Lohnverhandlungen führen nicht zu einer Lohnerhöhung

Gemäss der Studie Talent Trends 2025 der PageGroup ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schweizer Stellensuchende und Arbeitnehmende Lohnverhandlungen führen, geringer als in der EU. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass diese Verhandlungen erfolgreich sind.

In Lohnverhandlungen das Beste herausholen: In der Schweiz führt dies in den meisten Fällen nicht zu einer Gehaltserhöhung. (Symbolbild; Mina Rad / Unsplash.com)

In den letzten 12 Monaten hat fast die Hälfte (48 Prozent) der Arbeitnehmenden in der EU versucht, eine Lohnerhöhung auszuhandeln. In der Schweiz waren es nur 35 Prozent. Von jenen, die eine Lohnerhöhung forderten, waren in der EU 47 Prozent erfolgreich, in der Schweiz nur 37 Prozent. Dies sind Resultate der Michael Page Talent Trends Study 2025. Dabei handelt es sich um eine internationale Studie über qualifizierte Angestellte. Die Zahlen, sofern nicht anders angegeben, stammen aus einer Online-Umfrage, die von PageGroup und Unlimited, Teil der Accenture-Gruppe, durchgeführt wurde. Die Studie umfasste 46’396 Teilnehmer aus 167 Ländern, darunter 972 aus der Schweiz.

Unzufriedene Schweizer Arbeitnehmende

Im europäischen Vergleich sind Schweizer Arbeitnehmende am wenigsten zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz (47 Prozent gegenüber 52 Prozent in der EU). 76 Prozent der Personen in der Schweiz gehen davon aus, ihren Job innerhalb der nächsten drei Jahre zu wechseln und 93 Prozent zeigen sich offen für neue Angebote. Zum Vergleich: In Deutschland planen 70 Prozent einen Wechsel im selben Zeitraum, in Frankreich sind es 59 Prozent. Im gesamten EU-Raum sind 89 Prozent offen für neue berufliche Herausforderungen.

Schweizer Arbeitnehmende haben dafür einen deutlich leichteren Zugang zu flexiblen und hybriden Arbeitsmodellen: 73 Prozent nutzen diese Optionen, während es im EU-Durchschnitt nur 55 Prozent sind. Dementsprechend sind finanzielle Vorteile für sie besonders wichtig. Laut der aktuellen Michael Page Candidate Pulse Studie spielen bei Gehaltsverhandlungen neben dem Lohn auch weitere finanzielle Vorteile eine zentrale Rolle. Dazu zählen attraktive Pensionskassen-Konditionen (86 Prozent), eine private Krankenversicherung (73 Prozent) oder Aktien des Unternehmens (63 Prozent). Angestellte, die keine Lohnerhöhung erhielten, richteten ihren Fokus häufig auf nicht-monetäre Zusatzleistungen. Am häufigsten wünschten sich die Angestellten Zugang zu Weiterbildungen (35 Prozent).

Sind Kandidaten zu selbstbewusst?

Laut der Candidate Pulse Studie sind 69 Prozent der Schweizer Stellensuchenden zuversichtlich, bei einem neuen Arbeitgeber ein zufriedenstellendes Lohnpaket aushandeln zu können. Ihre Erwartungen stützen sie dabei meist auf Vergleichsportale oder Lohnstudien von Personalvermittlern. Entsprechend geben die meisten im Bewerbungsprozess eine Lohnspanne an und erwarten dies auch von potenziellen Arbeitgebern. Die meisten Bewerber/-innen informierten sich zwar im Vorfeld über das Lohnniveau, doch fast 40 Prozent von ihnen prüften vor der Verhandlung keine Quellen, um ihr Verhandlungsgeschick zu verbessern. «Für Bewerbende als auch Arbeitgebende ist es wichtig, sich über das branchenübliche Gehalt zu informieren. Dies sollte auf Basis zuverlässiger Quellen wie Personalvermittler erfolgen. Zudem ist es wichtig zu wissen, wie ein optimales Ergebnis für beide Seiten erzielt werden kann», sagt Yannick Coulange, Managing Director von der PageGroup Schweiz.

Lohn ist nicht alles: Unternehmenskultur zählt

Bei der Entscheidung für ein Jobangebot messen Schweizer Arbeitnehmende dem Lohn und der Unternehmenskultur etwa gleich viel Bedeutung bei (jeweils 75 Prozent). In Deutschland und Frankreich spielt zwar der Lohn eine ebenso wichtige Rolle, die Unternehmenskultur hingegen ist weniger entscheidend (DE: 62 Prozent, FR: 69 Prozent). Zudem sind 74 Prozent der Beschäftigten in der Schweiz der Meinung, dass ihre Vorgesetzten nicht transparent über die Lohnstrukturen kommunizieren. Dieser Wert liegt über dem EU-Durchschnitt von 64 Prozent. Diese mangelnde Offenheit zeigt sich in der Schweiz auch in anderen Bereichen.

Transparenz ist der Schlüssel im Zeitalter von KI

Auch bei neuen Technologien wie generativer KI (GenAI) bleibt Transparenz eine Herausforderung. Über die Hälfte der Schweizer Arbeitnehmenden (55 Prozent) nutzt im Arbeitsalltag bereits GenAI-Tools wie ChatGPT oder Microsoft Copilot, im Vergleich zu 40 Prozent im EU-Durchschnitt. Trotz dieser höheren Nutzungsrate fühlt sich jedoch jede:r vierte Schweizer Arbeitnehmende unzureichend darauf vorbereitet, mit diesen Technologien zu arbeiten.

Diese Ergebnisse verdeutlichen die wachsende Bedeutung von Transparenz – nicht nur beim Lohn, sondern auch bei der Gestaltung der Unternehmenskultur und im Umgang mit dem technologischen Wandel. Nicholas Kirk, CEO der PageGroup, bestätigt: «In einem zunehmend dynamischen Umfeld ist Transparenz mehr als nur ein Schlagwort – sie ist ein Wettbewerbsvorteil. Arbeitgebende, die klare Antworten auf die drängenden Fragen der Fachkräfte von heute geben können, sind besser positioniert, sich auf einem komplexen Talentmarkt abzuheben.»

Quelle: Michael Page

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