Quereinsteiger stehen hoch im Kurs
Der Schweizer Arbeitsmarkt zeigt eine wachsende Offenheit gegenüber Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern: Mehr Unternehmen als noch vor einem Jahr gewähren branchenfremden Bewerbern sogar bessere Chancen als Kandidaten mit linearem Werdegang. Dies zeigen Ergebnisse einer Befragung von New Work SE.

Die Einstellung gegenüber Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern verzeichnet einen positiven Trend: Der Anteil der HR-Verantwortlichen, die branchenfremde Bewerber gegenüber Personen mit klassischem Werdegang bevorzugt behandeln, ist von 6 Prozent im Jahr 2024 auf 26 Prozent im Jahr 2025 gestiegen. Für rund die Hälfte der befragten Personaler haben Quereinsteiger die gleichen Chancen wie Bewerber mit traditionellem Werdegang (55 %). 14 Prozent der Personaler geben an, Quereinsteiger nachrangig im Bewerbungsprozess zu behandeln. Das sind einige Ergebnisse des XING Arbeitsmarktreports 2025, für den das Marktforschungsinstitut Appinio 150 HR-Verantwortliche sowie 500 Beschäftigte in der deutschsprachigen Schweiz im Rahmen einer Online-Umfrage befragt hat.
Der Anteil der Personalverantwortlichen ohne Erfahrung mit Quereinsteigern geht mit 0,7 Prozent nahezu gegen null. Fünf Prozent der befragten HR-Fachpersonen geben an, branchenfremde Bewerber grundsätzlich nicht in Auswahlprozesse einzubeziehen.
Mehr Vielfalt, frische Perspektiven und Innovation durch Quereinsteiger
Die gesteigerte Offenheit auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich auch in der Bewertung von Personalern gegenüber Quereinsteigern: 95 Prozent stimmen «eher» bis «voll und ganz» zu, dass Quereinsteiger die Vielfalt und Diversität im Unternehmen fördern (2024: 83 %). Ebenfalls 95 Prozent sehen frischere Perspektiven im Unternehmen (2024: 86 %). 94 Prozent schätzen ihren Beitrag zur Innovation (2024: 84 %) und ebenso viele Personalverantwortliche halten Quereinsteiger für eine wichtige Ressource im Kampf gegen den Fachkräftemangel (94 %; 2024: 81 %). Die positiven Zustimmungsraten deuten weiter darauf hin: Quereinsteigern stehen die Türen grundsätzlich offen.
«Die gestiegene Offenheit vieler Schweizer Unternehmen gegenüber Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern dürfte eng mit der aktuellen Arbeitsmarktlage zusammenhängen», sagt Dr. Julian Stahl, Arbeitsmarkt-Experte bei XING. «Angesichts bestehender Fachkräftelücken erweitern Unternehmen ihren Suchradius und beziehen häufiger Bewerber und Bewerberinnen aus anderen Branchen in ihre Auswahl ein. Quereinsteigende bringen oft wertvolle Kenntnisse aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern mit und ergänzen durch frische Impulse und neue Perspektiven. Das sind Faktoren, die heute wettbewerbsentscheidend sein können.»
Unternehmen sehen hohen Unterstützungsbedarf bei Quereinsteigern
Neben der positiven Grundhaltung von Personalern gibt es gleichzeitig Sorge um den Job-Fit im Arbeitsalltag: Ganze 98 Prozent der Befragten stimmen «eher» bis «voll und ganz» zu, dass Quereinsteiger oft eine längere Einarbeitungszeit benötigen. 95 Prozent sehen ein Defizit an branchenspezifischer Erfahrung und 93 Prozent befürchten mögliche Schwierigkeiten bei der Integration ins Team. Über bereits negative Erfahrungen mit unzureichenden Fachkenntnissen berichten 91 Prozent der Personaler – ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr (2024: 60 %).
Warum sich Schweizer Beschäftigte für den Branchenwechsel entscheiden
Auch auf Arbeitnehmerseite bleibt das Thema aktuell: Mehr als ein Viertel der befragten Schweizer Erwerbstätigen hat bereits den Schritt in eine neue Branche gewagt (27 %). Weitere 41 Prozent ziehen einen Quereinstieg in Betracht, haben ihn jedoch noch nicht umgesetzt.
Die Befragten, die bereits einen Branchenwechsel vollzogen haben, nennen finanzielle Vorteile als Hauptmotiv für die Entscheidung (41 %). 39 Prozent strebten nach einer sinnvollen Tätigkeit und 32 Prozent wollten neue oder ungenutzte Fähigkeiten einbringen. Für 30 Prozent der Quereinsteiger war es die verbesserte Jobsicherheit, die sie in eine neue Branche lockte.
31 Prozent der befragten Arbeitnehmer haben bislang noch nicht über einen Quereinstieg nachgedacht: 38 Prozent fürchten eine niedrigere Entlöhnung, 37 Prozent sehen mangelnde Fachkenntnisse als Hindernis und 34 Prozent befürchten eine geringere Jobsicherheit.
Akzeptanz allein reicht nicht: So können Unternehmen Quereinsteigern begegnen
Die Ergebnisse des XING Arbeitsmarktreports 2025 zeigen: Der Schweizer Arbeitsmarkt öffnet sich zunehmend für Quereinsteiger. Personalverantwortliche erkennen dabei nicht nur das Potenzial für Vielfalt, Innovation und Fachkräftesicherung, sondern haben auch die damit verbundenen Herausforderungen stärker im Blick.
«Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Tendenz: Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden in Schweizer Unternehmen zunehmend geschätzt, gleichzeitig rücken Integrations- und Qualifikationsfragen stärker in den Fokus», sagt XING-Arbeitsmarktexperte Stahl. «Unternehmen können diesen Spagat meistern, indem sie strukturierte Onboarding- und Einarbeitungsprozesse sowie passgenaue Schulungen etablieren. So lassen sich fehlende branchenspezifische Kenntnisse früh ausgleichen und die Stärken der Quereinsteiger von Beginn an entfalten.»
Quelle: New Work



