Was starke Teams ausmacht

Jede Firma will sie, die wenigsten haben sie: eine Performance-Kultur. Wie können vielfältige Teams, eine klare Vision und ein inspirierendes Arbeitsumfeld dazu beitragen?

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Jedes Unternehmen steht und fällt mit der «richtigen» Teamzusammenstellung. Doch was braucht es für starke Teams? (Bild: La Werkstadt)

Jedes Unternehmen und jedes einzelne Projekt steht und fällt mit der «richtigen» Teamzusammenstellung. Richtig heisst vor allem vielseitig. Denn eine homogene Gruppe von Gleichgesinnten ist nicht geeignet, um sich gegenseitig neue Impulse zu geben. Unterschied­liche Erfahrungen, Denkmuster und Herangehensweisen hingegen fördern die Kreativität und sind ein Garant für innovative Ideen.

Austausch verschiedener Wahrheiten

Unterschiedliche Denkpräferenzen können sich gegenseitig beflügeln und zu ganzheitlichen Lösungen führen. Dafür müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Erstens muss jedes Teammitglied seine eigenen Denkstruk­turen kennen und verstehen, wie diese sich auf seine Wahrnehmung auswirken. Zweitens muss jeder auch die Denkmuster seiner Teammitglieder kennen und akzeptieren, obwohl sie sich von den eigenen ­unterscheiden.

Besser noch als blosse Akzeptanz sind Neugierde und Freude an ­anderen Herangehensweisen. Denn der Austausch mit Andersdenkenden ist eine Entlastung vom Zwang, alles selber können zu müssen. Die Teammitglieder müssen erkennen, dass es nicht eine einzige, sondern viele verschiedene Wahrheiten gibt. Erst durch diese Vielseitigkeit kann ein Team sein volles ­Innovationspotenzial ausschöpfen.

Am gleichen Strick ziehen

Das gängige Modell sieht vor, dass jeder Mitarbei­tende eine feste Rolle und Stufe hat, die auf seiner Visitenkarte steht und seinen Aufgabenbereich definiert. Es gibt Strukturen und Abläufe, in denen an Pro­jekten gearbeitet wird. Solche Vorgaben schränken allerdings die Kreativität des Einzelnen und damit auch die des Teams ein. Warum nicht einfach die gemein­same Arbeitsrichtung vorgeben und eine freiere Arbeitsweise ermöglichen?

Es spielt keine Rolle, ob diese gemeinsame Grundlage Vision oder Strategie genannt wird. Entscheidend ist, dass die Mitarbeitenden den Sinn hinter der Aufgabe verstehen. Dank diesem Vorgehen haben sie die Möglichkeit, den Weg zum Ziel selber zu gestalten, verschiedene Rollen einzunehmen und ihre Stärken einzubringen. Das führt zu mehr Motivation, Kompetenz und Offenheit. Da sich alle mit dem gemein­samen Ziel identifizieren können, fühlt sich das ganze Team untereinander, mit dem Projekt und nicht zuletzt mit dem Unternehmen verbunden.

Was heisst das nun für die Vorgesetzten? Es braucht ein neues Selbstverständnis. Chefinnen und Chefs müssen in der Lage sein, Mitarbeitende zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Voraussetzungen dafür sind Mut und Vertrauen. Denn unter Umständen entscheiden die Mitarbeitenden anders oder sogar besser, als man selbst entschieden hätte.

Analog vor digital

Das Rezept zur Performance-Kultur ist neben der richtigen Teamzusammensetzung und der gemeinsamen Richtung von einer dritten Zutat abhängig: einem anregenden und inspirierenden Arbeitsumfeld. Ein Ort, an dem sich Menschen gerne aufhalten, sich wohlfühlen und gut zu­sammen arbeiten können.

Besonderes Augenmerk ist dabei der Haptik zu schenken: Stifte, White­boards, Post-its und andere Materialien sollten jederzeit griffbereit sein. Mit ihnen zu arbeiten ist geeigneter, um Ideen weiterzuentwickeln und Produkte weiterzudenken, denn der Blick auf den Bildschirm verleitet allzu gerne zur Passivität.

Miteinander statt gegeneinander

Der zweite Erfolgsfaktor für ein inspirie­rendes Arbeitsumfeld ist eine offene Kommunikationskultur. Dabei fühlt sich jedes Teammitglied äusserungs­fähig und es herrscht keine Angst davor, etwas «Dummes» zu sagen. Die Mit­arbeitenden gehen freundlich und ­offen miteinander um. Das ist kein «Kuschelkurs», denn beim «Was» wird hart verhandelt, nur kommt dem «Wie» dabei grosse Beachtung zu. Eine gute Feedbackkultur ist dabei das A und O.

Innovative und starke Teams entstehen nicht von heute auf morgen. Ein Zeichen dafür, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet, ist die Tatsache, dass Auseinandersetzungen und Konflikte nicht gescheut und Entscheidungen getroffen und klar kommuniziert werden. Um so weit zu kommen, ist neben der Arbeit im aber auch viel Arbeit am Team nötig.

Autor:
Martin Günter-Pavel ist Leiter von «La Werkstadt – das Haus der Möglichkeiten» in Biel. Im Rahmen dieses Pilotprojekts von Swisscom begleitet er seit zwei Jahren Unternehmen und Einzel­personen bei Innovationsvorhaben und Trans­­­for­mationsprozessen. www.lawerkstadt.ch

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