Top-Sharing könnte die Lösung gegen die Nachwuchskrise im Detailhandel sein

Der Detailhandel steht in Sachen Beschäftigung doppelt unter Druck: Einerseits durch den hohen Anteil an vor allem weiblichen Teilzeitbeschäftigten, die nach der Familiengründung nicht mehr in leitende Positionen zurückkehren können. Anderseits geniesst die Ausbildung zur Nachwuchsführungskraft nur ein geringes Ansehen. Mit diesen Problemen beschäftigte sich Michèle Aschwanden in ihrer Abschlussarbeit für den Bachelor Betriebsökonomie HWZ. Sie sieht Top-Sharing als Lösung für die Nachwuchskrise.

V. l. n. r.: Dr. Claude Meier, Leiter Fachstelle Wissenschaftsmethodik HWZ, Michèle Aschwanden, Absolventin Bachelor Betriebsökonomie HWZ und Gewinnerin des diesjährigen Nachhaltigkeitspreises, sowie Patrick Bernhard, Marktgebietsleiter Firmenkunden Zürich Stadt bei UBS. Die prämierte Abschlussarbeit schlägt Top-Sharing als Lösung für die Krise beim Führungsnachwuchs im Detailhandel vor. (Bild: zVg)

Mit ihrer Arbeit gewann Michèle Aschwanden, Absolventin Bachelor Betriebsökonomie HWZ, den von der UBS verliehenen Nachhaltigkeitspreises für herausragende Bachelorarbeiten der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich. Sie beleuchtet darin die Herausforderungen, die der Detailhandel als als einer der wichtigsten Beschäftigungszweige der schweizerischen Volkswirtschaft, besonders beim weiblichen Führungsnachwuchs zu bewältigen hat.

Schlechtere Karrierechancen für Frauen

«So stehen die Karrierechancen von Frauen im Detailhandel» betitelte der Tages-Anzeiger 2016 seine Ergebnisse einer grossangelegten Auswertung. Zwar herrsche unter dem Supermarktpersonal eine hohe Frauenquote, jedoch werden die Filialen meist von Männern geführt. Die Gewerkschafterin Priscilla Imboden begründete die tiefe Frauenquote auf Führungsebene damit, dass im Detailhandel auf Kaderstufe alternative Arbeits- und Teilzeitmodelle wenig akzeptiert sind. Folglich können die meisten Frauen im Detailhandel nach der Geburt ihres ersten Kindes ihre bisherige Führungsfunktion nicht mehr wahrnehmen und müssen eine andere übernehmen.

Top-Sharing als Lösung

Top-Sharing, bei dem sich zwei Kadermitarbeitende eine leitende Funktion teilen und Aufgaben und Führungsverantwortung gemeinsam tragen, könnte Abhilfe schaffen. Die Ergebnisse aus der umfassenden qualitativen Untersuchung von Michèle Aschwanden, Absolventin Bachelor Betriebsökonomie, zeigen, dass durch die Einführung von Top-Sharing den weiblichen Nachwuchskräften im Detailhandel eine ganz neue Perspektive geschaffen werden kann, die sie dazu motivieren könnte, längerfristig in der Lebensmittelbranche tätig zu sein. Ausschlaggebend ist ihnen aufzuzeigen, dass durch Top-Sharing Familie, Karriere und Freizeitaktivitäten optimal vereinbar sind.

Brachliegendes Wissen vorbeugen

Dadurch, dass die meisten Frauen im Detailhandel nach Geburt ihres ersten Kindes nicht in ihre bisherige Führungsfunktion zurückkehren können, bleibt wertvolles Know-how ungenutzt und ein späterer Wiedereinstieg wird schwierig. Einige Detailhandelsunternehmen haben bereits das Potenzial von Teilzeitführungsstellen für Frauen mit Kindern erkannt und ermöglichen ihnen eine Rückkehr in ihre Führungstätigkeit. Dadurch nutzen die Unternehmen das vorhandene Know-how weiterhin und die weiblichen Führungskräfte können durch die Teilzeitführungstätigkeit die Familie mit ihrer Karriere optimal vereinbaren.

Michèle Aschwanden führte 22 Interviews mit vier verschiedenen Personengruppen. Die Vielfalt unter den Befragten beeindruckt: Filialleiterinnen allen Alters mit und ohne Familie sowie mit oder ohne Top-Sharing-Erfahrung, junge weibliche Nachwuchskräfte, Unternehmensinhaber:innen, Verkaufsleiter:innen, HR-Verantwortliche, Expert:innen zu Frauenarbeit und Diversity. Diese Vielfalt verleiht den empirischen Ergebnissen eine besondere Aussagekraft, so die Jury des UBS-Nachhaltigkeitspreises.

Quelle: www.fh-hwz.ch

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