Rekorddeal bei Staffelstart von „Die Höhle der Löwen Schweiz“

Am 4. Oktober startete die vierte Staffel der Gründer-Show "Die Höhle der Löwen Schweiz" auf dem TV-Sender 3+. Und sie begann gleich mit einem Paukenschlag: Ein Ostschweizer Jungunternehmen überzeugte die Investoren zu einem Rekorddeal von 1,3 Millionen Franken.

Bettina Hein testet den neuen E-Scooter von SoFlow und beteiligte sich anschliessend am Rekorddeal. (Bild: Filip Stropek / CH Media)

Den Anfang macht der 21-jährige HSG-Student Tim Miljko mit seiner Firma «PoCatWalk» aus Baar (ZG). Seine Idee: Beim Klamotten-Shoppen probieren junge Leute Outfits auf einem Catwalk. Dabei entstehen Fotos, die online gehen. Die Hoffnung dabei: Es gibt Feedback zum Outfit und Werbung für den Brand. Sein Wunsch nun: Ein Investment vom 160’000 Franken gegen einen Firmenanteil von 20 Prozent. Doch die Löwen waren skeptisch: Kann das funktionieren? Stimmt das Geschäftsmodell? Der Tenor liess sich in etwa so zusammenfassen: Eine an sich gute Idee, die aber zum jetzigen Zeitpunkt noch zu unausgegoren ist, um dafür Geld zu sprechen. Deshalb kam dann auch kein Deal zu Stande.

Ein weiterer Rekorddeal wird Tatsache

Gleich in die Vollen ging dann «SoFlow», einem Unternehmen aus Flawil (SG), das E-Mobilitätslösungen herstellt, sowohl für private als auch industrielle Nutzung. Gerade wurde für einen grossen deutschen Automobilhersteller ein spezieller Scooter entwickelt, mit dem Mitarbeitende sich schnell und sicher auf dem Firmengelände bewegen können. Und auch der Umsatz des 2015 gegründeten Unternehmen sorgte bei den Löwen für ein Raunen: Zwischen 2016 und 2021 wurde der Umsatz auf 14 Mio. CHF versechsfacht, für das laufende Jahr werden sogar über 30 Mio. CHF erwartet. Die Gründer Manuel Hug (34) und Martin Neuckel (37) wollen jedoch neue Produkte entwickeln und haben auch sonst grosse Pläne. Entsprechend selbstbewusst ihre Vorstellung: 1,3 Millionen Franken sollen die Löwen investieren. Während die Löwen Jürg Schwarzenbach und Lukas Speiser abwinken, steigen Bettina Hein, Roland Brack und Anja Graf gemeinsam ein, verlangen aber zunächst 7,5 Prozent Firmenanteile dafür. Sie lassen sich dann schliesslich aber noch auf 6,6 Prozent Anteile „runterhandeln“ – der Rekorddeal war damit Tatsache. Bemerkenswert dabei: Mit SoFlow ist es bereits ein zweites Unternehmen aus Flawil, das einen so hohen Betrag einheimsen konnte. Ein Jahr zuvor hat Feey ebenfalls ein Investment von 1,2 Millionen an Land gezogen. Mit dem Geld will SoFlow vor allem in die eigene Struktur investieren und das Team vergrössern. Und auch eine weitere Internationalisierung nach Spanien, Frankreich, Benelux und UK wird angestrebt.

Gute, aber zu wenig ausgegorene Ideen

Bei den nächsten Kandidatinnen beissen die Löwinnen und Löwen zu: Sie kosten ein «Bohnenstück», einen süssen Proteinsnack aus weissen Bohnen – und sind erstaunt, wie gut er ihnen schmeckt. Eher schwer verdaulich finden sie aber die Firmenbewertung der Gründerinnen Nadine (27), Sarah (24) und Monika (27). 230’000 Franken möchten die sympathischen jungen Frauen und bieten dafür 8 Prozent Firmenanteile. Besonders der Löwe Tobias Reichmuth hinterfragte die Umsatzzahlen: Steht ein Investment dieser Höhe in einem richtigen Verhältnis zu bisher 2000 verkauften „Bohnenstücken“ zu je Fr. 4.80? Das Fazit der fünf Löwinnen und Löwen: Sympathisches Produkt, aber leider noch nicht „shelf-ready“, deshalb kam es zu keinem Deal. Dies wird die drei jungen Frauen aber nicht davon abhalten, beharrlich ihren Weg weitergehen zu wollen. Pläne dazu sind vorhanden.

Mit den Zahlen haben die Investorinnen und Investoren auch bei «Loopia» Mühe, einer Kreislaufwirtschafts-App entwickelt in Zürich, die die Lebensdauer von Produkten verlängern soll. Die Idee besteht in einer Online-Plattform, welche den gesamten Lebenszyklus eines Geräts abbildet: Beim Kauf wird die Garantiezeit hinterlegt, auch etwaige Reparaturen können „verbucht“ werden bis hin zur Entsorgung. Gemäss Angaben der vier Gründerinnen und Gründer bestehen bereits verschiedene Partnerschaften. „Eine eierlegende Wollmilchsau“, konstatierte Löwe Jürg Schwarzenbach. 250’000 Franken gegen 5 Prozent Firmenanteile möchte das Unternehmen nun, um mit ihrer App durchzustarten. Denn Live sind sie damit noch nicht, streben aber in einer ersten Phase 12’000 Nutzer an. 250’000 Nutzer würden benötigt für einen Break-Even, der bei 3,8 Millionen Franken Umsatz läge. Doch wie viel Zeit braucht es dazu, dieses Ziel zu erreichen? Bettina Hein fasst die Stimmung unter den Investoren zusammen: „Ihr seid etwas zu früh da. In einem halben Jahr könnten wir wieder miteinander reden“, meinte sie und signalisierte damit zumindest Interesse an der Lösung. Auch die anderen vier Löwen konnten sich nicht zu einem Investment durchringen.

Überzeugte mit einer sympathischen Idee und Präsentation: David Brönnimann mit seiner Lösung „Pumphead“. (Bild: Filip Stropek / CH Media)

Ein weiterer Deal – und viele Interessenskonflikte

Gefallen finden die Löwinnen und Löwen dann aber an «Pumphead», einem Berner Start-Up, das ausgediente Flaschen mit Pumps upcycelt, so dass sie beispielsweise als Seifenspender verwendet werden können. Die Investorinnen und Investoren sind beeindruckt, wie der 29-jährige Gründer David Brönnimann Kunden gewinnt und wie wenig ihn das kostet. Die Löwen Tobias Reichmuth und Bettina Hein schlagen einen Deal vor: 100’000 Franken gegen 20 Prozent Firmenanteile. David Brönnimann muss zuerst etwas leer schlucken, denn seine Schmerzgrenze lag bei 15 Prozent. Doch dann schlug er ein – immerhin erhält er auch „doppelte Power“, wie er sagte.

Last but not least buhlten die St.Galler Finanzexperten von «Kaspar&» um die Gunst der Löwinnen und Löwen. Sebastian (33), Jan-Philipp (35), Lukas (34) und Lauro (31) haben eine Karte bzw. Konto-App entwickelt, die es Laien ermöglicht zu investieren, indem sie beim Zahlen einfach auf den nächsten Franken aufrunden. Die Löwinnen und Löwen sind total begeistert. Und auch das erwünschte Investment von 100’000 Franken schien zunächst keine grosse Hürde. Aber da gab es ein anderes Problem: Bereits haben vier Löwinnen und Löwen (Roland Brack, Bettina Hein, Lukas Speiser, Jürg Schwarzenbach) schon in ähnliche Finanzdienstleister (z.B. Neon, Yapeal) investiert. Es würden also Interessenskonflikte entstehen. Deshalb mussten sie leider ablehnen. Blieb noch Anja Graf: Doch sie interessiert sich nun mal nicht für Finanz-Apps und lehnte ebenfalls ab. Der Zuschauer stellte sich die Frage: Kommt da ein an sich gutes Produkt zu spät, um einen schon stark besetzten Markt aufzumischen? Ein paar Jahre früher wäre vielleicht «Kaspar&» ein Kandidat für einen Rekorddeal gewesen…

Fazit der ersten Sendung der vierten Staffel: Neben dem Rekorddeal kamen nur wenige Investments zu Stande, was aber nicht an den guten Geschäftsideen lag, sondern vielleicht an den zu ambitiösen Vorstellungen der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmen – oder auch vielleicht daran, viel zu früh zu viel zu wollen? Lehrreich war es sicher für alle.

Weitere Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.oneplus.ch/detail/1000604

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