Die Konkurswelle trifft die Schweiz mit voller Wucht

Gemäss einer Analyse von Creditreform rollt die Konkurswelle mit unverminderter Härte weiter. Gegenüber der Zeit vor der Pandemie steigt die Zahl der Firmeninsolvenzen um über 9 Prozent.

Gläubiger stehen im Regen: Die Konkurswelle rollt unaufhörlich weiter. (Bild: Pixabay.com)

Die Konkurswelle rollt und rollt: Mit einem Plus von über neun Prozent im Vergleich mit den Jahren 2018/2019, also vor der Corona-Pandemie, erreicht diese einen neuen Höhepunkt. Die Gläubigerschutz-Organisation Creditreform erwartet bis Ende Jahr keine grossen Veränderungen mehr. Creditreform hatte seit Beginn der staatlichen Pandemiehilfen im Frühjahr 2020 damit gerechnet, dass sogenannte Zombiefirmen damit nur eine Gnadenfrist erhalten, weil sie schlicht konkursreif waren. Jetzt ist diese zusätzliche Liquidität aufgebraucht, und es bleibt nur noch der Gang zum Konkursrichter.

Ende der Konkurswelle nicht in Sicht

Creditreform rechnet für das zu Ende gehende Jahr mit rund 6’700 Insolvenzen. Und es sehe nicht so aus, dass diese Konkurswelle 2023 abebbt, so die Einschätzung der Organisation. Möglicherweise komme es angesichts einer sich abzeichnenden konjunkturellen Abschwächung sogar noch schlimmer.

Firmeninsolvenzen der Jahre 2018/19, 2020, 2021, 2022. (Grafik: Creditreform)

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Vergleich der Insolvenzzahlen der Jahre 2018/2019 mit dem Durchschnitt der drei nachfolgenden Jahre zeigt mit einem Minus von knapp neun Prozent, dass nach wie vor noch «Nachholbedarf» besteht. Denn schon 2019 legten die Konkurse zu, sodass auch sich dieser ansteigende Trend nun mit Verzögerung weiter fortsetzen dürfte. Der Druck auf die Unternehmen wird im kommenden Jahr auch durch die Lieferkettenprobleme, die zu einem Anstieg der Einkaufspreise führen, und durch höhere Energiekosten weiter steigen.

Problem: Konkursreiterei

Um fast 47 % höher als im Vorjahr sind die Insolvenzen infolge von Mängeln in der Organisation. Eine Gesetzesänderung beim Art. 731b OR, die bereits auf den 1.1.2021 in Kraft gesetzt wurde, zeigt nun Wirkung. Diese macht nach wie vor Sinn, werden damit doch jene Unternehmen, die keinerlei Geschäftstätigkeit mehr aufweisen, aus dem Handelsregister gestrichen.

Es häufen sich Anzeichen, dass sich immer mehr Unternehmen ihrer Schulden entledigen wollen, indem sie das Unternehmen ohne die notwendigen Organe zurücklassen. Diese missbräuchlichen Konkurse werden gemäss Creditreform weiter zunehmen. Hier sei bereits ein deutlicher Anstieg der Verdachtsmomente seit September 2021 festzustellen: Dannzumal wurden 47 Fälle von mutmasslich missbräuchlichem Konkurs festgestellt, einen Höhepunkt bildeten in der Folge die Monate Dezember 2021 und Januar 2022 mit 63 resp. 66 Fällen. Im Schnitt wurden durch Creditreform von Januar bis November 2022 im Schnitt 55 Verdachtsmomente pro Monat festgestellt.

Neueintragungen, Löschungen, Nettowachstum

Doch auf der anderen Seite werden nach wie vor viele neue Unternehmen gegründet, wenn auch auf etwas tieferem Niveau als im Jahr zuvor. 45’111 Firmen wurden von Januar bis November neu im Handelsregister eingetragen, 1.2 % weniger als im Vorjahr. Bis Ende Jahr rechnen wir mit über 49’400 Neueintragungen. Die Löschungen dürfen etwas unter dem Vorjahr liegen, das Nettowachstum geht damit um rund 3.4 % zurück.

Quelle: Creditreform

(Visited 724 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema