Von Enkeltauglichkeit bis zu digitalen Models
Am 23. Oktober 2025 fand im Cubic Innovation Center der Bühler AG in Uzwil der zweite Greenovation Summit statt, eine Ostschweizer Nachhaltigkeitstagung für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus KMU.

Auch bei der zweiten Durchführung des Greenovation Summits durften die Organisatoren auf das Gastrecht bei Bühler AG zählen. Selbstredend war es CEO Stefan Scheiber, der die Gäste auf die Tagung einstimmte. In seiner Eröffnungsansprache blickte er auf einen «stürmischen Sommer» zurück: Auf der einen Seite musste der Tod des Patrons Urs Bühler beklagt und die Zollerhöhungen für Exporte in die USA zur Kenntnis genommen werden. Auf der anderen Seite durfte das Unternehmen aber auch das erfolgreiche Abschneiden von Lernenden an den SwissSkills feiern. Trotz Gegenwind in Sachen Nachhaltigkeit will Bühler als Weltmarktführer in der Getreideverarbeitung indes weiterhin Verantwortung für Klimaschutz und Innovation übernehmen, wie Stefan Scheiber betonte.
Enkeltauglich wirtschaften
Danach startete das Programm mit dem Vortrag von Pascal Loepfe-Brügger, CEO der Appenzeller Alpenbitter AG. Er ersetzt den Begriff «Nachhaltigkeit» durch «Enkeltauglichkeit». Denn für ihn bedeutet verantwortungsvolles Wirtschaften, langfristig und generationengerecht zu handeln. «Für uns hat ein Quartal 25 Jahre, nicht 3 Monate», so Loepfe-Brügger. Mit Projekten wie einem neuen Hochregallager aus eigenem Holz, das Transportwege massiv reduziert, und einer stabilen Finanzpolitik zeigte er auf, wie ökologisches, soziales und ökonomisches Denken zusammenspielen. Auch während der Pandemie habe man Mitarbeitende gehalten und das Vertrauen gestärkt – Werte, die für Loepfe-Brügger zentral bleiben.
Innovative Ansätze zur nachhaltigen Mobilität stellte anschliessend Marc Stoffel von 42 Hacks AG vor. Das als Genossenschaft organisierte Start-up entwickelt datenbasierte Lösungen, um Pendelverkehre zu optimieren und Unternehmen wie Bühler oder Stadler zu klimafreundlicher Mobilität zu befähigen. Künstliche Intelligenz analysiert Bewegungsdaten und zeigt, wie Arbeitswege effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden können. Denn aufgrund der Daten lässt sich feststellen, dass nur ein paar wenige grosse Arbeitgeber für einen Hauptteil des Pendlerverkehrs verantwortlich sind. Deshalb geht für eine Verkehrs-Reduktion von ihnen eine besonders grosse Hebelwirkung aus.

Mit Innovation in eine ökologischere Zukunft
In den Breakout Sessions präsentierten Expertinnen und Experten praxisnahe Ideen: Ina Walthert von AMAG erläuterte den Weg des Automobilunternehmens zur Klimaneutralität bis 2040, unter anderem durch Photovoltaik, Batterie-Recycling und bidirektionales Laden. Christian Locher von der OST Hochschule warb für «Design for Sustainability» – ein Konzept, das von funktionaler Einfachheit statt kurzlebigem Styling ausgeht. Martin Bachofner von der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mahnte, auch die soziale Nachhaltigkeit nicht zu vernachlässigen: Bildung und Eigenverantwortung seien Schlüssel für eine gerechte Zukunft.
Sascha Rohner von FrugalTec AG stellte im zweiten Refererate-Teil mit seinem Vertical-Farming-Konzept eine ressourcenschonende Lösung gegen die drohende globale Ernährungskrise vor. Durch modulare, kreislauffähige Systeme sollen Wasser, Energie und Fläche gespart werden – getreu dem Motto: «Mit weniger Mitteln mehr Wert schaffen.» Er zog einen Vergleich: 8500 Pflanzen angebaut mit Vertical Farming benötigen rund 17’000 Liter Wasser pro Jahr und 20 m2 Fläche. Konventionell angebaut würden diese Pflanzen rund 700 m2 Fläche benötigen und 170’000 Liter Wasser pro Jahr verbrauchen. Trotz der offensichtlichen Vorteile von Vertical Farming sei es laut Sascha Rohner derzeit schwierig, Investoren zu finden, um das Geschäft wirksam zu skalieren.
Zum Abschluss gab Andrea Riege, Mitgründerin von AI-COM.ch, Einblicke in die Zukunft der KI-gestützten Kreativwirtschaft. Ihr Beispiel eines digitalen Modells verdeutlichte, wie künstliche Intelligenz reale Arbeit und digitale Identitäten zunehmend verschmelzen lässt. So ist es heute möglich, einen «digitalen Zwilling» eines realen Models zu erstellen, der überall auf der Welt für realistische Modeshootings eingesetzt werden kann. Die dafür einzusetzende Rechenleistung stehe auch ökologisch dabei in keinem Verhältnis zum Aufwand eines «echten» Shootings, so Andrea Riege.

Greenovation Award als Schlusspunkt
Mit der Verleihung der Greenovation Awards an besonders innovative Unternehmen endete der Summit. Ausgezeichnet wurden die Unternehmen Matica AG für die Entwicklung einer Speicherlösung für Solarenergie (Kategorie «Produkte»), Skat Consulting in der Kategorie «Dienstleistungen» und die erwähnte 42 Hacks in der Kategorie «Projekte». Sowohl der Veranstalter Galledia Event AG als auch Moderatorin Mona Vetsch betonten den praxisnahen Charakter der Veranstaltung: Ziel sei nicht nur Inspiration, sondern die Umsetzung von konkreten Ideen für eine enkeltaugliche Wirtschaft und eine lebenswerte Zukunft.
Weitere Informationen: Greenovation Summit


