Wifo 2024: Bundesrat Rösti lässt mit AKW-Aussage aufhorchen

Das 29. Rheintaler Wirtschaftsforum, das am Freitag, 26. Januar 2024, vor ausverkauftem Haus über die Bühne ging, widmete sich dem Thema «Zukunftstechnologien als Wohlstandstreiber».

Das 29. Rheintaler Wirtschaftsforum widmete sich dem Thema «Zukunftstechnologien als Wohlstandstreiber». (Bild: www.wifo.ch/Benno Hagleitner)

Das 29. Rheintaler Wirtschaftsforum vom 26. Januar 2024 war mit 750 Gästen einmal mehr ausgebucht. Im Zentrum standen Referate u.a. zum Thema neue Technologien, Produktionsprozesse, neue Geschäftsmodelle, künstliche Intelligenz, Big Data. Als Referenten traten Benjamin Grewe, Professor für Informationstechnik und Elektrotechnik an der ETH Zürich, Urs Gantner, CEO der Werdenberger VAT Group, Monika Bütler, Honorarprofessorin an der HSG, und Bundesrat und Energie- und Kommunikationsminister Albert Rösti auf – er traf per E-Auto in der Aegetenhalle in Widnau ein, während auf der Bühne Slam-Poetin Moët Liechti als Überraschungsgast das Publikum unterhielt.

Der Bezeichnung «Energieminister» wurde Albert Rösti mehr als gerecht: Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, von Berner Gemächlichkeit keine Spur. Das Skript brauchte er praktisch nicht. Der SVP-Bundesrat warb eindringlich für das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung, das mit erneuerbaren Energien die Schweizer Stromproduktion erhöhen will und zur Abstimmung kommt. Nur wenn die Stromversorgung gewährleistet sei, könne es Innovationen geben, zum Beispiel im Bereich der künstlichen Intelligenz. Aber für ein Raunen in der Menge sorgte eine Aussage, die man auch als Abkehr vom beschlossenen Atomausstieg verstehen konnte. Denn als er erläuterte, dass gerade die Dekarbonisierung auch viel Strom benötige, machte er die Bemerkung: «Am Schluss braucht es dann wohl doch beides», sagte er – um sich aber sofort zu korrigieren: «Da hab ich vielleicht etwas zu viel gesagt…» Rösti, der immer wieder die Begriffe Technologieoffenheit bzw. -neutralität betonte, liess jedenfalls offen, was er von der angekündigten Initiative hält, die den Bau neuer AKWs wieder erlauben soll.

Bundesrat und «Energieminister» – Albert Rösti. (Bild: www.wifo.ch/Benno Hagleitner)

Innovation kommt oft aus dem Ausland

Neben der gesamten St. Galler Regierung, Mitgliedern der Parlamente von Kanton und Bund sassen im Publikum viele Wirtschaftsführerinnen und -führer aus dem Rheintal.

Ökonomin Monika Bütler applaudierten sie gern, als diese die Ostschweiz als besonders innovativen Wirtschaftsstandort lobte. Bütler sprach über die Notwendigkeit von technologischem Fortschritt für nachhaltiges Wachstum. «Es ist ein Irrglaube, dass arme Länder ohne technologischen Fortschritt dem Ziel Netto-Null näher sind», sagte sie. Für das Erreichen der Klimaziele brauche es Fortschritt.

Innovationen kämen oft von Menschen aus dem Ausland, die das Umfeld in der Schweiz nutzen, sagte sie. Doch brauche es die passenden Rahmenbedingungen. So entständen Innovationen oft in Ländern mit tiefen Steuern. Wie Albert Rösti äusserte sich auch Bütler zu einer Abstimmungsvorlage. Die 13. AHV-Rente kritisierte sie nach einer Publikumsfrage. Es seien die Jungen, die eine weitere AHV-Rente finanzierten.

Intelligenz der KI ist noch unter dem Durchschnitt

Spezifischer um das Tagungsthema ging es aber zuvor bei KI-Forscher Benjamin Grewe. Der ETH-Professor gab einen Einblick in die Funktionsweise von künstlicher Intelligenz, verglich sie mit dem menschlichen Gehirn. Grewe schätzte, dass die aktuelle Gratisversion von ChatGPT etwa einen Intelligenzquotienten von 80 hat. Dies entspricht bei Menschen einem unterdurchschnittlichen Wert. Doch wie sehr die künstliche Intelligenz den Menschen beeinflussen wird, entscheidet der Mensch selbst, meint Grewe. 

Als Stimme aus der Wirtschaft agierte am Freitagabend Urs Gantner. Er ist CEO der VAT-Gruppe mit Hauptsitz in Haag. Das Unternehmen stellt Vakuumventile und Halbleiter her. Gantner betonte die Wichtigkeit von Innovationen für den Erfolg des Unternehmens. «Vor 60 Jahren ging es nur um Vorsprung. Innovation ist die Wurzel für VAT.» Diesem Anspruch wolle man auch weiterhin gerecht werden.

Ebenfalls im Rahmen des Rheintaler Wirtschaftsforums wurde die Firma Lütolf AG aus St. Margrethen mit dem «Preis der Rheintaler Wirtschaft» 2024 ausgezeichnet, und zwar für eine «vorbildliche Nachfolgeregelung und unternehmerische Initiative». Das Familienunternehmen verarbeitet Mais zu innovativen Lebensmitteln, wie etwa die sog. Ribelmais-Chips.

Christian Lütolf übernimmt den «Preis der Rheintaler Wirtschaft» 2024 für Lütolf AG. (Bild: www.wifo.ch/Benno Hagleitner)

Quelle: www.wifo.ch

(Visited 184 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema