Schweizer Industrie: Digitalisierung wird auf strategischer Ebene vernachlässigt

Eine Umfrage der Arbeitsgruppe «Digitalstrategie» der Initiative «Industrie 2025» unter Co-Leitung von AWK kommt zum Schluss: Nur ein Drittel der produzierenden Unternehmen in der Schweiz hält den eigenen digitalen Reifegrad für genügend hoch. Und nur jedes fünfte investiert gross in Sicherheitstechnologien. Doch durch Corona erhält die Digitalisierung auch in der Industrie eine neue Relevanz.

Automation und Optimierung von Prozessen sind in der Schweizer Industrie die wichtigsten Digitalisierungsmassnahmen. Doch auf strategischer Ebene fehlt es vielerorts noch an Konzepten. (Bild: depositphotos.com)

Die Schweizer Industrie vernachlässigt die Digitalisierung auf strategischer Ebene. Doch es gibt sehr wohl positive Nachrichten: Ein Grossteil der produzierenden Unternehmen in der Schweiz hat bereits zahlreiche Digitalisierungsprojekte umgesetzt. Dabei handelt es sich oft um Optimierungen operativer Prozesse. Dies bildet in der Regel der Beginn aller Digitalisierungsbestrebungen. Entsprechend stufen 44 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage, die von der Arbeitsgruppe «Digitalstrategie» der Initiative «Industrie 2025» in der 2. Jahreshälfte 2020 durchgeführt wurde, den digitalen Reifegrad ihres Unternehmens als «mittel» ein. Nur 13 Prozent leben Digitalisierung als integralen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur, während immerhin 17 Prozent bereits eine digitale Roadmap und klar definierte Prozesse und Tools implementiert haben.

In der Schweizer Industrie fehlen ausformulierte Digitalstrategien

Wie operativ die Schweizer Industrie beim Thema Digitalisierung noch unterwegs ist, zeigt sich darin, dass fast zwei Drittel noch keine ausformulierte Digitalstrategie haben. Zwar ist Digitalisierung für mehr als die Hälfte (55%) der Unternehmen eines der Top 3 strategischen Themen und für 12 Prozent sogar strategisches Thema Nr. 1, doch dem gegenüber hat jedes fünfte Unternehmen (22%) noch keine ausformulierte Unternehmensstrategie, oder Digitalisierung ist kein strategisches Thema darin.

Die Umfrage, an der die AWK Group mit der Co-Leitung durch Dr. Boris Ricken, Head of Manufacturing, massgeblich mitgewirkt hat, zeigt, dass Industriefirmen immer noch stark auf die Digitalisierung ihrer internen Prozesse fokussieren. 70 Prozent bezeichnen die Automatisierung von Produktion und Prozessen als «wichtige» oder «sehr wichtige» strategische Herausforderung. Dies widerspiegelt sich auch in den Investitionen: 40-50 Prozent tätigen «hohe» oder «sehr hohe» Investitionen in die Automatisierung ihrer Kernprozesse (Produktion, Verkauf und Marketing, Service und Kundendienst, Entwicklung). Ein weiteres wichtiges Investitionsthema sind neue digitale Produkte und Services. 46 Prozent gaben an, hier viel oder sehr viel zu investieren. In die Digitalisierung der Supportprozesse (Beschaffung, Logistik, HR / Admin) wird hingegen deutlich weniger Geld gesteckt.

Hohe Investitionen in Business Software

Aus technologischer Sicht investieren die befragten Unternehmen mit Abstand am meisten in Informationstechnologien (ERP, CRM, MES, PLM). 61 Prozent gaben an, hier «hohe» oder sogar «sehr hohe» Investitionen aufzuwenden. Weitere wichtige Technologien sind das Internet of Things und Data Analytics. Demgegenüber investieren Industriefirmen wenig in Blockchain Technologie, Smart Contracts und Kommunikationstechnologien. Erstaunlich ist, dass trotz der zahlreichen Cyber-Attacken auf Industriefirmen im 2020 nur 20 Prozent aller Befragten «hohe» oder «sehr hohe» Budgets für Sicherheitstechnologien sprachen.

Corona-Digitalisierungsschub nutzen

Corona ändert diese Momentaufnahme beträchtlich. Fast drei Viertel (70%) der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die Digitalisierung durch die Corona-Krise noch bedeutender für sie geworden ist. Nur ein Bruchteil der Umfrageteilnehmer (6%) rechnet mit einem umfangreichen Stopp von Digitalisierungsprojekten im eigenen Unternehmen aufgrund von Corona. Dr. Boris Ricken, Co-Autor der Umfrage, gibt zu bedenken: «Durch Corona hat die Digitalisierung für Industriefirmen weiter an Bedeutung gewonnen. Allerdings zeigt die Umfrage der Arbeitsgruppe auch, dass es für die Schweizer Industrie noch viel Handlungsbedarf gibt. So hat ein Grossteil der Unternehmen noch keine Strategie für Digitalisierung. Zudem liegt der Fokus immer noch stark auf der internen Prozessoptimierung. Wir empfehlen aber unbedingt auch die anderen Handlungsfelder von Digitalisierung zu berücksichtigen: Wo sind Chancen für neue digitale Produkte und Services? Wie können wir unsere Kunden mit digitalen Lösungen noch mehr begeistern und ans Unternehmen binden?»
Philip Hauri, Geschäftsleiter Industrie 2025, ergänzt: «Unsere Schweizer Industrie hat Nachholbedarf. Die Corona-Krise ist zudem ein Katalysator, der Gewinner und Verlierer anhand ihrer Fähigkeit zu digitalisieren ausliest. Wir empfehlen bei knappen Ressourcen, das Portfolio strategisch neu zu priorisieren. Digitalisierung ist ein Top-Management-Thema, das auf Ebene Geschäftsleitung und Verwaltungsrat vorangetrieben werden muss.»

113 Unternehmen der Schweizer Industrie befragt

An der Umfrage, die im zweiten Halbjahr 2020 durch die Arbeitsgruppe «Digitalstrategie» der Initiative «Industrie 2025» durchgeführt wurde, nahmen 113 Schweizer Unternehmen des produzierenden Gewerbes teil. 82 Prozent der Teilnehmenden sind im oberen Kader angesiedelt, davon 50 Prozent als Mitglieder der Geschäftsleitung und 32 Prozent auf der Stufe Abteilungsleitung. Die Hälfte der Unternehmen sind im Maschinen- und Anlagebau (inkl. Zulieferer) tätig und 17 Prozent bei Herstellern von elektronischen, optischen und elektrischen Erzeugnissen. 61 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen 1 bis 249 Mitarbeitende, 12 Prozent 250 bis 999 Mitarbeitende und 27 Prozent mehr als 1000 Mitarbeitende.

Quelle: AWK Group und Industrie 2025

Wie ein modernes ERP-System in KMU die Nachhaltigkeit fördert

Unternehmen müssen heute nicht nur finanziell erfolgreich sein. Bewerber, Mitarbeiter, Kunden und Investoren fordern ein nachhaltigeres Wirtschaften. Ein modernes ERP-System kann dabei eine Schlüsselrolle spielen.

Ein modernes ERP-System kann in vielerlei Hinsicht ein nachhaltigeres Wirtschaften fördern. (Bild: Pixabay.com)

Die Aufgabe des ERP-Systems hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt, von der reinen Warenwirtschaft zum Rückgrat der digitalen Transformation. In jüngster Zeit übernimmt es noch eine weitere Schlüsselposition: als zentrale Drehscheibe für eine nachhaltigere Betriebsführung. Der Software-Hersteller proALPHA beschreibt, in welchen Bereichen ein modernes ERP-System schon heute zu mehr Umweltschutz beiträgt.

Ein modernes ERP-System spart Papier

Auch wenn der komplett digitalisierte Betrieb eine Vision bleiben wird: Unternehmen, die möglichst viele Prozesse über das ERP-System abwickeln, sparen Papier und tragen so aktiv zum Schutz der Wälder bei. In der Verwaltung gelingt dies zum Beispiel durch die digitale Eingangsrechnungsverarbeitung. Ebenso sollten Ausgangsrechnungen möglichst auf E-Rechnungen umgestellt werden. Wo das noch nicht möglich ist, können Unternehmen zumindest auf einen CO2-neutralen Versand achten. Aber auch in der Produktion läuft heute noch viel auf Papier – von Stückliste und Arbeitsplan bis zur Rückmeldung. Eine mobile Betriebsdatenerfassung (BDE) macht hier nicht nur Schluss mit der Zettelwirtschaft, sie verkürzt auch Durchlaufzeiten.

Ressourcenverbrauch minimieren

Zu einem nachhaltigen Ressourcenmanagement gehört, Materialien möglichst wirkungsvoll, sparsam und rentabel einzusetzen. Ein modernes ERP-System setzt hier gleich an mehreren Stellen an, etwa durch eine intelligente Produktionsplanung. Aufträge lassen sich so zusammenfassen, dass möglichst wenig Abfall entsteht, etwa beim Stanzen oder Laserschneiden. Um Produktionsfehler und Ausschuss zu minimieren, hilft eine Qualitätssicherung mit Echtzeit-Datenverarbeitung: ein weiterer Baustein, um den Materialverbrauch zu senken.

Zu einer nachhaltigen Produktion gehört aber nicht nur ein geringer Materialeinsatz. Wer Lagerüberschüsse vermeiden will, kann zum Beispiel in kleineren Losen bis hin zur Losgröße 1 fertigen. Eine automatisierte Produktionsplanung übernimmt dabei die Ressourcenplanung und bringt die richtige Menge an Material zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Werkzeugen und dem richtigen Personal zusammen.

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft

Mit Hilfe eines Product Lifecycle Managements (PLM) schaffen Unternehmen den ersten Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Basisbaustein dafür ist ein funktionierendes Lieferantenmanagement. Nur so kann verhindert werden, dass sich Nachweis und Überprüfung von nachhaltigen und ethischen Produktionsbedingung entlang der Lieferkette zur Papierschlacht auswachsen. Zudem erlaubt ein modernes ERP-System eine lückenlose Rückverfolgbarkeit von Chargen und Serien bis zur Materialquelle.

Unterstützt wird dieses Ziel auch durch die vorausschauende Wartung: Und das nicht nur, weil sich die Lebensdauer von Produkten und Maschinen verlängern lässt. Predictive Maintenance verhindert auch unnötiges Tauschen von Ersatzteilen und damit übermäßigen Materialverbrauch. Zudem bringt der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit neue Geschäftsmodelle hervor, von Miete und Pay-per-Use-Modellen bis hin zu Rücknahme und zur Refabrikation. Hersteller – und ERP-Systeme – müssen sich darauf zunehmend einstellen.

Intelligenter unterwegs

Immer mehr Unternehmen arbeiten heute an praktikablen und umweltfreundlichen Mobilitätskonzepten für ihre Mitarbeiter. Ein zentraler Bestandteil: Remote Work. Denn wer vom Homeoffice aus arbeitet, erspart sich viele Fahrten ins Büro. Zudem macht der Einsatz von modernen, ins ERP-System integrierten Projektmanagement-Werkzeugen viele Vor-Ort-Termine und damit Geschäftsreisen überflüssig. Die für die verteilte Teamarbeit so wichtigen, aktuellen Informationen sind dort jederzeit und von überall abrufbar. ERP-Systeme unterstützen aber auch eine effiziente Intralogistik: So zeigt zum Beispiel ein Real-Time Location System (RTLS) schnell unnötige Wege und Transporte auf.

Modernes ERP-System hilft Energieverbrauch senken

Mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt in den Rechenzentren der Energiebedarf. In Zukunft wird es daher immer wichtiger, Rechen- und Speicherleistung sinnvoll zu nutzen. Es sollten daher nur diejenigen Daten gesammelt und gespeichert werden, die auch wirklich benötigt werden. Zusätzlich zur Datensparsamkeit beugen integrierte, modulare ERP-Systeme auch einer redundanten Datenhaltung in verteilten Applikationen vor und leisten so einen weiteren Beitrag, Energie zu sparen.

Die Transformation zu einem nachhaltigeren Betrieb betrifft Veränderungen in allen Bereichen. Viele berühren die Kernprozesse und damit das ERP-System. Das Ziel Sustainability ist daher ohne zeitgemäße Software kaum zu erreichen.

Quelle: proALPHA

Weniger Berufsunfälle wegen Corona

Die neuesten Unfallzahlen der Suva zeigen es deutlich: Weil weniger gearbeitet wurde, gingen die Berufsunfälle zurück. Auch die Freizeitunfälle gingen im letzten Jahr zurück. Weniger gross war allerdings der Rückgang bei den Heilungskosten und den Taggeldern.

Die der Suva gemeldeten Berufsunfälle gingen 2020 infolge der Pandemiemassnahmen zurück. Im Bild: Ein Helikopter der Rega bei einer Rettungsvorführung des Schweizerischen Roten Kreuzes. (KEYSTONE/Alexandra Wey)

Das Pandemie-Jahr 2020 wirkt sich auf die Unfallzahlen aus: Letztes Jahr meldeten die Versicherten der Suva rund 430 000 Unfälle, 10,0 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Berufsunfälle nahm um 9,8 Prozent ab und die Zahl der Freizeitunfälle sogar um 10,9 Prozent. Die Zahl der Unfälle bei den als arbeitslos gemeldeten Personen hat hingegen um 4,9 Prozent zugenommen. Dies ist hauptsächlich auf den Anstieg der Arbeitslosenzahlen während der Corona-Pandemie zurückzuführen.

Bei der Suva in der obligatorischen Unfallversicherung registrierte Fälle:

20202019Differenz
Total Unfälle und Berufskrankheiten430 286478 094– 10,0 %
davon Berufsunfälle und Berufskrankheiten165 609183 690– 9,8 %
davon Nichtberufsunfälle248 415278 924– 10,9 %
davon Unfälle und Berufskrankheiten in der Unfallversicherung für Arbeitslose16 24415 480+ 4,9 %

 

Lockdown im Frühjahr verringerte Anzahl der Unfälle

Besonders während dem Lockdown ab Mitte März 2020 gingen die Unfallzahlen stark zurück. Die Suva registrierte zeitweise fast nur noch halb so viele Unfälle wie im Vorjahr. Mit dem Abklingen der ersten Pandemie-Welle stiegen die Unfallzahlen in den Monaten Juli bis September 2020 vielerorts wieder auf das Niveau des Vorjahres. Die zweite Welle führte dann ab Oktober 2020 erneut zu einem Rückgang der gemeldeten Unfälle. Die Unfallzahlen verliefen bis zum Jahresende deutlich unter den Werten des Vorjahres.

Weniger Arbeit – weniger Berufsunfälle

Bei den Berufsunfällen zeigt sich gemäss Suva, dass nicht alle bei ihr versicherten Branchen gleich stark von den verordneten Massnahmen betroffen waren. Vielerorts konnte die Arbeit trotz Einschränkungen recht gut weitergeführt werden. In anderen Bereichen wurde stark reduziert gearbeitet, was zu einem entsprechend starken Rückgang der Berufsunfälle geführt hat. Den stärksten Rückgang von Berufsunfällen verzeichnete die Luftfahrt (- 54 Prozent).

Vor allem der Lockdown im Frühling 2020 führte zu einer markanten Abnahme von Unfällen. (Grafik: Suva)

Eingeschränkte Freizeitaktivitäten

Bei den Freizeitunfällen zeigt sich ein ähnlicher Verlauf wie bei den Berufsunfällen. Im März 2020 schlossen die Skigebiete, was zu einem frühzeitigen Ende der Skisaison mit schlagartigem Wegfall der Skiunfälle führte (- 22 Prozent). Weil über längere Zeit nicht mehr Fussball gespielt wurde, resultiert auf das ganze Jahr ebenfalls ein markanter Rückgang der Fussballunfälle gegenüber dem Vorjahr (- 37 Prozent). Ähnlich sieht es bei den übrigen Ballsportarten (- 32 Prozent) und beim Eishockey aus (- 42 Prozent).

Starke Zunahme bei Velounfällen

Es gab aber auch Freizeitaktivitäten, die während der Pandemie vermehrt ausgeübt wurden und zu mehr Unfällen geführt haben. Velofahren war uneingeschränkt möglich und wurde bereits ab April 2020 von häufig schönem Wetter begünstigt. Eine Folge davon: Die Velounfälle haben um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Rund die Hälfte dieser Zunahme dürfte auf ein vermehrtes Bewegungsbedürfnis zurückzuführen sein. Auch bei Gartenarbeiten (+ 15 Prozent) und beim Heimwerken (+ 9 Prozent) haben sich mehr Freizeitunfälle ereignet.

Kosten gingen weniger stark zurück als die Berufsunfälle

Die Suva ist eine Sozialversicherung und ist also solche nicht gewinnorientiert. Finanzielle Überschüsse kommen jeweils in Form von tieferen Prämien den Versicherten zu Gute. Der Unfallrückgang während der Corona-Pandemie dürfte in vielen Branchen zu Überschüssen im Rechnungsjahr 2020 führen. Die Versicherten dürfen also auf tiefere Prämien im Jahr 2022 hoffen.

Erste Analysen der Suva zeigen jedoch, dass die Heilkosten und Taggelder der Unfälle aus dem Jahre 2020 weniger stark zurückgegangen sind als die Unfallzahlen. Zu den Rentenkosten können noch keine Angaben gemacht werden, da Renten in der Regel erst etwa drei bis fünf Jahre nach dem Unfall gesprochen werden. «Dass die Heilkosten und Taggelder weniger stark zurückgegangen sind als die Zahl der Fälle, bedeutet gleichzeitig einen Anstieg der durchschnittlichen Kosten pro Fall», erklärt Peter Andermatt, Statistiker bei der Suva. «Die Ursache für diesen Anstieg lässt sich statistisch noch nicht eindeutig eruieren. Hauptsächlich massgebend scheinen aber ein stärkerer Rückgang von leichten Fällen wie beispielsweise Ballsportunfälle und eine Zunahme der Taggeldbezugsdauer pro Fall zu sein.»

Quelle: Suva

Smart Working in der Schweiz: Neun Erkenntnisse nach einem Jahr Pandemie

Seit einem Jahr grassiert die Pandemie auch bei uns. Für viele Unternehmen bedeutete dies eine neue Realität: Sie mussten ihre Mitarbeitenden von zu Hause aus beschäftigen. Gleichzeitig mussten die Unternehmensprozesse weiter funktionieren. Bedeutet dies nun den Durchbruch für Smart Working? Eine Studie des Outplacement-Dienstleisters von Rundstedt hat einige Erkenntnisse zusammengetragen.

Nach einem Jahr Pandemie spricht alles von Smart Working: Doch mit Homeoffice allein wird man in Zukunft nicht „smarter“ arbeiten. (Bild: Unsplash.com)

Der Outplacement-Dienstleister von Rundstedt hat zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Martone (Director Research & Studies bei von Rundstedt) eine grosse Studie zum Thema Smart Working in der Schweiz durchgeführt. Dabei wurde auch eine grosse Umfrage lanciert.

Pandemie als Treiber für moderne Arbeitsformen?

Studie und Umfrage verfolgen das Ziel, ein Jahr nach dem Ausruf des ersten Lockdowns mit Homeoffice-Pflicht für viele Arbeitnehmende die Erfahrungen und Auswirkungen der Homeoffice-Arbeit auf die Arbeitskultur und die betrieblichen Strukturen und Prozesse zu untersuchen. Führt der erzwungene Homeoffice Schritt in der Schweiz endlich zu der neuen Arbeitskultur, wie sie von Work 4.0 und Future Work schon lange prophezeit wird? Sind wir auf dem Weg zu Smart Working, oder machen wir einfach Telearbeit von zu Hause aus? Nutzen Schweizer Unternehmen diese Chance, prinzipiell und dauerhaft auf eine Arbeitskultur mit grösserer Flexibilität und Autonomie bei der Wahl von Arbeitsraum, -zeit und -mittel umzustellen? Führt der Pandemieschock schlussendlich zu einem Kulturwandel in Schweizer Unternehmen? Was sind die ersten Erfahrungen mit Smart Working? Führt Smart Working wirklich zu mehr Produktivität, Effizienz, Qualität und besseren Ergebnissen? Sind sich Schweizer Unternehmen bewusst, dass es dazu mehr braucht als Home Office und Telearbeit?

Smart Working: 9 Erkenntnisse

An der Umfrage haben 534 HR Manager und Führungskräfte von Unternehmen unterschiedlicher Branchen, Sprachregionen und Unternehmensgrössen teilgenommen. Aus den Antworten lassen sich neun Erkenntnisse ableiten:

  1. Vor allem Telearbeit, aber kaum Smart Working: Die grosse Mehrheit der befragten Unternehmen haben nicht Smart Working, sondern Telearbeit eingeführt. Sie arbeiten noch immer in den gleichen Strukturen, Prozessen und Methoden und haben lediglich die gleichen Arbeitsabläufe, die bisher im Büro stattfanden, an einen entfernten Ort (ins Homeoffice) verlegt. Damit verpassen in den Augen der Studienautoren viele Unternehmen eine grosse Chance.
  2. Covid als unfreiwilliger Beschleuniger von Smart Working: Für 77.4% der Unternehmen war Covid der hauptsächliche Grund für die Homeoffice-Praxis und Smart Working. Die meisten Unternehmen hätten bis heute nicht freiwillig auf Remote Working umgestellt. Smart Working ist aktuell also keine Wahl, sondern reine Notwendigkeit. Das erklärt auch, dass moderne Arbeitsformen betrieblich und kulturell noch nicht wirklich verankert sind.
  3. Zu viel Remote Working: Experten sehen die optimale und gesunde Remote Zeit bei 2 Tagen pro Woche. Aufgrund von Covid haben in der Schweiz über 60% aller Unternehmen diese Marke überschritten. 46% der Unternehmen schickten ihre Mitarbeitenden sogar 60-100% ins Homeoffice, und zwar im letzten Jahr, vor der Homeoffice-Pflicht. Das sei kein gesundes Mass und alarmierend, so die Studie. Mögliche Konsequenzen sind Demotivation, Koordinationsprobleme, abnehmende Beziehungsqualität und gefährdete Work-Life-Balance.
  4. Positive Auswirkung auf Effizienz und Qualität: Häufig wird befürchtet, dass sich die erschwerte Führung und Koordination und opportunistisches Verhalten der Mitarbeitenden negativ auf Produktivität und Effizienz auswirken. Das Gegenteil sei der Fall, stellt die Studie fest: Über 75% sehen keine Effizienzeinbusse. Rund 37% sehen sogar eine klare Steigerung der Produktivität. Ein ähnliches Bild ist bei der Qualität zu sehen. Rund 80% stellen keine Qualitätseinbussen fest, und 22% glauben sogar eine Zunahme der Qualität zu beobachten.
  5. Negativer Einfluss auf Team- und Mitarbeitermotivation: Wenig überraschend scheinen Team- und Mitarbeitermotivation unter Smart Working zu leiden. Die Zusammenarbeitsqualität ist zwar unverändert. Rund ein Drittel der Unternehmen berichtet aber von einer Abnahme von Zusammenarbeit und Teamarbeit. 69% der Unternehmen sehen eine Verschlechterung der sozialen Beziehungen unter den Mitarbeitenden. Und fast die Hälfte aller Unternehmen beobachten, dass sich die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen verschlechtert hat. Vor diesem Hintergrund tun Unternehmen gut daran, gezielte Massnahmen zur Einbindung und Bindung der Schlüsselpersonen zu lancieren.
  6. Jüngere mit höherer Bereitschaft; Ältere mit mehr Fähigkeiten: Es erstaunt nicht, dass jüngere Mitarbeitende schneller und eher dazu bereit sind, zum Smart Working zu wechseln und mehr Flexibilität und Autonomie anzunehmen. Sie sind sich die virtuelle Kommunikation auch mehr gewohnt als Ältere. Schaut man sich aber die Fähigkeit zu Smart Working an, wären es eigentlich eher die älteren Mitarbeitenden, die mit ihrer Erfahrung im Arbeitsleben und in Organisationen die besseren Voraussetzungen mitbringen als die Jüngeren. Smart Working braucht ein gutes Verständnis vom organisationalen Kontext. Bei der Einführung von Smart Working bei jüngeren Mitarbeitenden sollte dies nicht unterschätzt werden. Bereitschaft und Fähigkeit gehen hier auseinander.
  7. Smart Working bleibt auch in Zukunft: Obwohl in den meisten Unternehmen Smart Working und Remote Working durch Covid mehr oder weniger unfreiwillig eingeführt wurde, glauben nur 6% der Unternehmen daran, dass diese neue Arbeitsform wieder verschwinden wird. Die überwältigende Mehrheit von 69% glaubt, dass Smart Working als Arbeitsmodell und -kultur nachhaltig bestehen bleibt, in ihrer Intensität und Ausprägung aber leicht zurückgehen wird, sich also in einem gesunden Mittelmass einpendeln wird. Weitere 15% glauben sogar, dass sich diese veränderte Form des Arbeitens noch weiter steigern, ausbreiten und intensivieren wird.
  8. Zu wenig Unterstützung für die Mitarbeitenden: Dieser Wandel der Arbeitskultur und des Zusammenarbeitsmodells ist für viele Mitarbeitende nicht einfach. Die Unterstützung der Arbeitgeber beschränkt sich aber bei den meisten Unternehmen primär auf die Zurverfügungstellung der technologischen Mittel und Infrastrukturen (Laptop, Drucker, Lizenzen). Bei der weiterführenden finanziellen Unterstützung (z.B. Büroinfrastrukturen und Arbeitsumgebung im Homeoffice) sind die meisten Arbeitgeber sehr zurückhaltend. Auch bei der persönlichen und individuellen Unterstützung (Training 40%, Coaching 19%) wird zu wenig gemacht. Nur bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit bietet eine Mehrheit der Arbeitgeber (76%) Hand.
  9. Meinungen im Management gehen weit auseinander: Im Management herrscht definitiv Uneinigkeit darüber, ob Smart Working erfolgreich, wünschenswert, nachhaltig und sinnvoll ist. Verschiedene Parameter weisen auf einen Dissens hin. So denkt die eine Hälfte der Manager, dass Smart Working zu mehr Verwirrung und Unklarheit im Arbeitsumfeld führt, die andere Hälfte sieht das nicht so. Wahrscheinlich die gleiche Hälfte der Manager sieht durch Smart Working einen Kontrollverlust über die Mitarbeitenden, die andere Hälfte sieht das wiederum nicht so. Einen spannenden Befund ortet die Studie auch im Selbstzweifel der Manager: über die Hälfte der Manager glaubt, dass Führungskräfte und Manager mehr Mühe mit der Umstellung auf Smart Working haben als die Mitarbeitenden. Diese Zahlen zeigen auf, dass sich ein grosser Teil der Führungskräfte in einem Dilemma fühlen.

Strategien für die Zukunft

Die Erkenntnisse der Studie hat von Rundstedt in einem White Paper zusammengetragen. Darin werden auch Strategien für die Zukunft skizziert. Denn unbestritten wird nach der Pandemie die Arbeitswelt eine andere sein als zuvor. Deshalb braucht es auf verschiedenen Ebenen Veränderungen: Bei der Führung, bei der Messung von Produktivitäts-Indikatoren, bei Unternehmensstrukturen, bei der Ausbildung sowie bei der Arbeitsmobilität. So wird etwa die Führung sich mehr auf die Beziehungsebene verlagern und weniger auf Prozesse fokussieren müssen. Als Messkriterien werden KPI durch OKR (Objectives on Key Results) abgelöst werden. Unternehmensstrukturen werden flexibler werden müssen und anstelle von Hierarchien auf Teams basieren. Das bedeutet mehr Autonomie für Mitarbeitende, die dazu entsprechend anders ausgebildet sein müssen. Personalentwicklung erhält dabei einen höheren Stellenwert und dürfte zu einer erhöhten Nachfrage nach entsprechenden Dienstleistungen führen.

Quelle: von Rundstedt

Cybersicherheit in der Schweiz: Noch viel Luft nach oben

In Sachen Cybersicherheit in der Schweiz wird ordentlich aufgerüstet: Diesen Schluss kann man nach dem Ende der Swiss Cyber Security Days 2021 ziehen. Doch noch immer sind zu viele digitale Systeme quasi ungeschützt. Diesbezüglich müssen vor allem KMU über die Bücher.

Die vollständig virtuell durchgeführten Swiss Cyber Security Days befassten sich einmal mehr mit Fragen rund um die Cybersicherheit in der Schweiz. (Bild: Screenshot)

Kriminalität ist an und für sich etwas Banales und findet zu jeder Zeit und fast überall statt – überall dort, wo es Gelegenheit gibt. So skizziert Serdar Günal-Rütsche, Chef Cybercrime der Kantonspolizei Zürich, die Situation und revidiert damit die Vorstellung, dass es sich bei Kriminellen ausschliesslich um «schwere Jungs» handeln muss. Denn Gelegenheiten für Kriminalität gibt es im Schweizer Cyberspace viele: Gemäss einer Analyse von Dreamlab Technologies ist ein Grossteil aller IP-Adressen in der Schweiz leicht oder relativ leicht angreifbar. Die Analyse wies sogar einige Tausend Fälle nach, wo die Systemsoftware derart veraltet ist, dass Rechner gleichsam ungeschützt der Unbill des Internets ausgeliefert sind.

Cybersicherheit in der Schweiz wird zur Chefsache

Cybersicherheit in der Schweiz rückt aber allenthalben immer höher auf der Agenda politischer und wirtschaftlicher Akteure. Zu stark sind wir mittlerweile von Technologie abhängig, als dass ein Totalausfall riskiert werden könnte. Und dieses Risiko besteht durchaus, wie etwa aktuelle Angriffe von staatlich unterstützten Akteuren auf Microsoft-Systeme belegen. Das bedeutet auch, dass es längst nicht mehr nur «Einzelmasken» sind, welche mit Hacks oder Internet-Betrügereien für Unruhe und Schaden sorgen. Inzwischen herrscht gewissermassen «Krieg» im Cyberspace. Entsprechend stark gewichtet waren denn auch sicherheitspolitische Aspekte an den diesjährigen Swiss Cyber Security Days, die am 10. und 11. März virtuell durchgeführt worden sind. Referenten wie Armeechef Thomas Süssli oder General Didier Tisseyre vom französischen Verteidigungsministerium wiesen auf die Dringlichkeit hin, Knowhow aufzubauen, um die vielseitigen Bedrohungen aus dem Cyberspace abwehren zu können. Bund und Kantone sind dabei, die föderalen Strukturen durchgängiger zu machen, um Cyberkriminalität effektiver bekämpfen zu können.

Innovationsoffensive in Sachen Cybersicherheit gefordert

Wichtige Stakeholder in diesem Unterfangen sind auch die Unternehmen – und damit auch die KMU. Sie sind es, welche Knowhow für die Cyberabwehr generieren könnten. Es braucht eine Innovations-Offensive, wie André Kudelski, Präsident von Innosuisse und CEO der Kudelski-Group, fordert. Es fehle derzeit an Investitionen von KMU in Forschung und Entwicklung. Deshalb brauche es besseren Zugang zu Venture Capital – verbunden auch mit einem Mentalitätswechsel: Förderung des Unternehmertums mit mehr Mut zum Risiko und weniger Schweizer Vorsicht. Zudem gelte es zu verhindern, dass innovative Startups zu schnell ins Ausland veräussert werden.

Doch es gibt auch konkrete Schritte zu vermelden: In einer Zeit, in der ein wachsendes Bedürfnis nach Sinn und Unterstützung besteht, um die Zukunftsfähigkeit einer Unternehmung zu sichern, wurde auch die Gründung der Stiftung digiVolution bekannt gegeben, einer neuen strategischen Kraft zur besseren Beherrschung der Cyber-Bio-Physical-Konvergenz und Digitalisierung.

Unternehmen wiegen sich in falscher Sicherheit

Was strategisch sinnvoll ist, scheint operativ noch vielerorts weit von der Realität entfernt zu sein. Eine Studie von gfs-zürich wies kürzlich nach, dass viele Unternehmen das Thema Cybersicherheit in der Schweiz noch nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit angehen. Umso mehr, als sich mit der Homeoffice-Pflicht die Angriffsfläche vervielfacht hat. Die Gründe sind vielfältig: Viele Entscheidungsträger sind überfordert oder überschätzen die Fähigkeiten der eigenen IT-Abteilungen. Viele sehen das Thema mit dem Ergreifen von technischen Massnahmen wie z.B. Firewalls als erledigt an und vergessen dabei, dass es eben auch organisatorische Massnahmen braucht. Dies bemängelte etwa Keynote-Speaker André Duvillard, Delegierter von Bund und Kantonen für den Sicherheitsverbund Schweiz. In die gleiche Kerbe schlugen Nicolas Mayencourt (CEO Dreamlab Technologies) und Marc K. Peter (Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW): Der digitale Wandel bringt eine massive Zunahme an Komplexität und eine hohe Abhängigkeit von Technologie. Dies hat gerade die Corona-Pandemie aufgezeigt, welche den digitalen Wandel massiv beschleunigt hat. «2020 wurde zu einem Rekordjahr für Cybercrime», so Mayencourt. Ändern müsse sich noch vieles: Während etwa für Brandschutz ausführliche Standards und Regulierungen vorliegen, fehlt Vergleichbares für die Cybersicherheit. Und auch in der Bildung wird Cybersicherheit in der Schweiz viel zu wenig thematisiert. Und nicht zuletzt ist Cybersicherheit auch eine Frage der Führung: Sie kann nicht einfach delegiert werden, sondern muss auch in Unternehmen zur Chefsache werden.

Eindrückliches Beispiel, welchen Schaden Cyberangriffe anrichten können

Welche Folgen ein Cyberangriff auf ein KMU haben kann, zeigte Nisa Meta von Swisswindows AG, einem Unternehmen mit 150 Mitarbeitenden an drei Standorten. Es begann im Mai 2019 mit einer unverdächtig scheinenden E-Mail: Sie schien Teil einer schon bestehenden Konversation, trug aber ein kompromittiertes Attachment. Entsprechend sicher war sich der Empfänger, dass alles in Ordnung schien. Die Folgen des Klicks auf den Anhang waren letztlich fatal: Es handelte sich um Ransomware, welche die Daten des Unternehmens verschlüsselte, gekoppelt mit einer Lösegeldforderung. Swisswindows ging nicht auf die Forderung ein, meldete den Vorfall der Polizei und der Meldestelle MELANI. Doch viel ausrichten liess sich damit nicht: Das Unternehmen war zunächst 10 Tage lang offline, Projektdaten gingen verloren, für einen Monat musste man auf Handarbeit umstellen, weil auch die Produktionssteuerung flach lag. Erst nach zwei Monaten konnten die Maschinen wieder hochgefahren werden, ein halbes Jahr dauerte es, bis die Haupt-Schnittstellen wieder funktionierten. Der damit verbundene Produktions- und Umsatzausfall gekoppelt mit den hohen Reparaturkosten führten letztlich zur Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens. Nisa Meta leitet aus diesen Erfahrungen folgende Empfehlungen ab: Auf verlässliche externe IT-Partner setzen, die über entsprechende Expertise für Produktionsbetriebe verfügen, daneben ein internes IT-Team für den First Level-Support aufbauen, ein Krisenmanagement implementieren, für Kostenpuffer sorgen und Mitarbeitende in Sachen Cybersicherheit schulen – damit Gelegenheiten für Cyberkriminelle erkannt werden, bevor es zu spät ist.

Treffpunkt für Cybersicherheit in der Schweiz

Die dritte Ausgabe der Swiss Cyber Security Days brachte online mehr als 1.800 Personen live zusammen und schuf so unzählige Interaktionen zwischen Experten, Dienstleistern und Teilnehmern. Die Hauptreferate wurden jeweils simultan ins Französische, Englische und/oder Deutsche übersetzt, eine digitale Meisterleistung, die – mit ein paar wenigen «Holperern» – erfolgreich umgesetzt werden konnte. Die Konferenzen bleiben nun das ganze Jahr auf der Plattform «SCSD 365» für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Austausch- und Informationsplattform ist kostenlos zugänglich und ermöglicht der Cybercommunity das ganze Jahr über die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten. Der Marktplatz der Aussteller auf der Plattform SCSD365 wurde in den letzten zwei Tagen für rund 1’200 Kontakte genutzt und knapp 4’000 Meldungen wurden ausgetauscht. Die nächsten Swiss Cyber Security Days werden am 6. und 7. April 2022 stattfinden.

Weitere Informationen: Swiss Cyber Security Days

Tipps für IT-Sicherheit finden sich im Buch „IT-Sicherheit für KMU“

 

Franken-Abwertung: Ende des „sicheren Hafens“?

Seit einiger Zeit verliert der Schweizer Franken gegenüber dem Euro an Wert. Ist das eine Trendwende? Was bedeutet die Franken-Abwertung für das angelaufene Jahr? Im Interview verrät Fabio Comminot, Head of Dealing bei Ebury, welche Zukunft er für den Schweizer Franken sieht und gibt Tipps für Unternehmen.

Die Franken-Abwertung kann sich positiv auswirken. Firmen können von Währungsschwankungen profitieren. (Bild: pixabay.com)

Stimmungsumschwünge der globalen Märkte werden auch 2021 die Währungskurse beeinflussen. Insbesondere Unternehmen, die im Ausland tätig sind, sollten Währungsschwankungen nicht ausser Acht lassen, da bei mangelnder Absicherung die Kosten rasch in die Höhe schnellen. Das Fintech-Unternehmen Ebury mit Sitz in Zürich unterstützt seine Kunden dabei, sich optimal gegen Währungsverluste abzusichern und belegt bei Bloomberg aufgrund seiner exakten Kursprognosen im vierten Quartal 2020 erneut Platz 1 der besten Forecaster für den Euro/US-Dollar-Kurs.

Franken-Abwertung und weitere Aussichten

Seit einiger Zeit ist eine Franken-Abwertung zu beobachten. Dies, nachdem im letztjährigen Ausnahmezustand rund um COVID-19 der Schweizer Franken seinem Ruf als „sicherer Hafen“ gerecht wurde. Wie es mit dem Schweizer Franken dieses Jahr weitergehen wird, und welche Haltung die Schweizerische Nationalbank (SNB) einnehmen wird, verrät Fabio Comminot, Head of Dealing bei Ebury.

Die wirtschaftliche und politische Stabilität der Schweiz macht den Schweizer Franken international zu einer begehrten Anlage. Zeigt sich dies auch in der aktuell unsicheren Lage aufgrund der Corona-Pandemie?
Fabio Comminot: Währungen, die in Krisenzeiten als sichere Häfen gelten, profitierten nach dem Ausbruch des Coronavirus im ersten Quartal 2020 am stärksten von der herrschenden Unsicherheit. Insbesondere zu Beginn der Krise stieg der Schweizer Franken stark an und wertete sich gegenüber dem Euro und dem US-Dollar auf. Dies, obwohl die Schweizerische Nationalbank (SNB) stark intervenierte, um die Aufwertung des Schweizer Frankens zu bremsen. Als sich die politische Lage nach dem ersten Lockdown im März etwas normalisierte, befand sich das Währungspaar EUR/CHF im Mai auf seinem Tiefpunkt. Denn je geringer die Unsicherheit, desto weniger suchen Anleger weltweit Schutz in der Schweizer Währung.

Die Abwärtsbewegung des Schweizer Frankens hat sich im November 2020 weiter beschleunigt und dies trotz nach wie vor hoher Infektionszahlen. Wieso führte die anhaltende unsichere wirtschaftliche Lage hier nicht wieder zu einer Aufwertung des Frankens?
Fabio Comminot: Realwirtschaftliche Bedingungen sind immer wichtig für die Entwicklung von Währungskursen. Allerdings ist dabei weniger der tatsächliche Zustand einer Volkswirtschaft ausschlaggebend, sondern die Erwartungen der Marktteilnehmer. So verlor der Schweizer Franken nach dem Ausgang der US-Wahlen und den Nachrichten über Fortschritte bei der Entwicklung mehrerer Impfstoffe zusehends an Attraktivität, da viele Anleger vorsichtig optimistisch und somit auch risikofreudiger agierten.

Unsicherheit und Hoffnung prägten auch unseren Start ins Jahr 2021. Wie wird es mit dem Schweizer Franken in diesem Jahr weitergehen?
Fabio Comminot: Da die Schweizer Regierung im internationalen Vergleich im Hinblick auf Pandemie-Eindämmungsmassnahmen eher nachsichtig agiert hat, rechnen wir damit, dass die Schweizer Wirtschaft 2021 weniger von den Lockerungen der Corona-Massnahmen profitieren kann, als andere Länder. Der Schweizer Franken wird sich daher gegenüber dem Euro weiterhin graduell abwerten. Die Rückkehr zu einem “normaleren” Niveau der globalen Wirschaftsakitvität dürfte die Attraktivität von ”sicheren Anlagen” weiter verringern.

Wie zuvor erwähnt, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den früheren Phasen der Corona-Krise stark interveniert und versucht, den Franken zu schwächen. Welche Strategie wird die SNB 2021 verfolgen?
Fabio Comminot: Allein in der ersten Hälfte letzten Jahres hat die SNB schätzungsweise 90 Milliarden Franken ausgegeben, um die Landeswährung zu schwächen. Denn die starke Abhängigkeit der Schweiz vom Export bedeutet, dass eine starke Währung für die Nationalbank ein Problem darstellt. Somit bleibt die Verhinderung einer starken Aufwertung des Frankens das wichtigste politische Instrument der SNB. Wir bei Ebury sind daher der Meinung, dass die SNB weiterhin im Devisenmarkt intervenieren und eine nennenswerte Aufwertung des Frankens verhindern wird. Die optimistische Sicht auf Impfungen und die Weltwirtschaft sorgt zudem dafür, dass Interventionen unserer Meinung nach zunehmend weniger notwendig werden, da die Anleger stattdessen risikoreiche Währungen bevorzugen werden. Wir rechnen bis Ende 2021 damit, dass der Franken gegenüber dem Euro weiter an Wert verlieren wird.

Unterstützung durch Experten

Für Schweizer Unternehmen kann es schwierig sein, für das kommende Jahr im Voraus zu budgetieren, wenn sich die Wechselkurse zwischen dem Zeitpunkt, an dem sie eine Rechnung stellen oder erhalten, und ihrem Fälligkeitsdatum ändern. Experten für Risikolösungen, wie jene von Ebury, können Unternehmen bei der Ausarbeitung eines Plans zum Management von Risiken unterstützen, der auf die jeweiligen Geschäftsziele des Kunden abgestimmt ist, sodass auch künftige Währungsschwankungen ihnen nichts anhaben können. Allgemein hilft aber die Franken-Abwertung der Schweizer Exportwirtschaft.

Weitere Informationen: Ebury

Umfrage zeigt: Jedes dritte Härtefallgesuch wird abgelehnt

Ein Jahr Lockdowns und einschränkende Massnahmen: Eine Umfrage des Offertenportals gryps.ch bei kleinen und mittleren Unternehmen zeigt: Jedes dritte Härtefallgesuch wurde abgelehnt – ein weiteres Drittel ist noch pendent.

Die Grafik zeigt: Jedes dritte Härtefallgesuch wurde abgelehnt. (Bild: Gryps.ch)

Nach einem Jahr der Lockdowns und Einschränkungen sind KMU noch immer besonders von den Auswirkungen betroffen. Das Offertenportal Gryps.ch, eine Beschaffungsplattform für KMU, hat nachgefragt: Welche Unterstützungsleistungen haben KMU beantragt? Wie sieht es finanziell aus? Welche Entwicklungen erwarten sie im Jahr 2021? An der Umfrage teil nahmen 150 KMU. Sie wurde zwischen dem 4. und 11. März 2021 durchgeführt.

Härtefallgesuch? Abgelehnt!

Besonders ein Befund der Umfrage lässt aufhorchen: Viele KMU fallen beim Härtefallprogramm durchs Raster. Zwar hat  jedes dritte KMU Unterstützung aus dem Härtefallprogramm beantragt. Davon hat ein Drittel bereits eine Absage für ein Härtefallgesuch erhalten, ein weiteres Drittel wartet auf den Entscheid. Das kommt für viele in ihrer Existenz bedrohten KMU zu spät. 45% der KMU verzeichnen gemäss der Umfrage im Corona-Jahr einen Umsatzrückgang von mehr als 25% und die Unterstützung durch Bund und Kantone fliesst, wenn überhaupt, zu langsam. Die persönlichen Statements der Teilnehmer zeigen eine deutliche Unzufriedenheit: 85% erachten die Abwicklung als zu aufwendig oder zu langsam. Viele KMU fühlen sich durch Bund und Kantone noch immer zu wenig unterstützt.

Viele Entlassungen

Auch andere Resultate der Umfrage zeigen die mitunter schwierige Situation der KMU: So hat die Hälfte der Befragten in den letzten 12 Monaten einen Einstellungsstopp verfügt. In 60 Prozent der Fälle gilt dieser immer noch. Jedes fünfte KMU musste zudem bereits Mitarbeitende entlassen – das ist mehr, als man noch vor einem Jahr befürchten musste. Auch direkt von Corona-Infektionen betroffen sind viele KMU: Rund ein Drittel der befragten Unternehmen verzeichnen unter ihren Angestellten Corona-Fälle.

Folgen für die KMU-Landschaft

Indes: KMU vertrauen dem Homeoffice und schätzen die Effizienz ihrer Mitarbeitenden als gleichwertig oder sogar höher ein, wie die Umfrage feststellt. Dies täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Prognosen für viele KMU düster sind: Zu erwarten sind weitere Umsatzverluste und Konkurse. Andere rechnen aber mit einem Aufschwung nach der Krise.

Die Schweizer KMU-Landschaft habe sich noch längst nicht erholt, so das Fazit der Umfrage von Gryps.ch. Die Auswirkungen der grossen Umsatzrückgänge und der langen Einstellungsstopps auf den Arbeitsmarkt würden in den nächsten Jahren zu spüren sein.

Quelle: Gryps.ch

Maler Höhn: Ein Familienbetrieb wird 100-jährig

Es gibt sie noch: Traditionelle Familienunternehmen, die mehrere Generationen überdauern. Ein solches ist der Malerbetrieb Höhn AG im zürcherischen Birmensdorf. Das Unternehmen feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Maler Höhn wird 100-jährig: Das ganze Team der Höhn AG unter der Leitung von Monika Höhn, Marcellino Meggiolaro und Darko Bosiokovic freuen sich über das Jubiläum. (Bild: zVg)

Dass ein Familienbetrieb wie Maler Höhn 100 Jahre feiern kann, ist nicht selbstverständlich. In diesem Fall ist es ein besonderes Verdienst und eine Hommage an den 2019 auf tragische Weise verunfallten Chef Silvio Höhn. Er hatte den Betrieb über 35 Jahre mit viel Einsatz und Fachkompetenz geführt und geprägt. Seine seriöse Berufsauffassung schätzten Kunden, Mitarbeitende und Lieferanten gleichermassen. Das Jubiläum kann auch als Belohnung für die neue Crew gesehen werden, welche unter der Leitung von Monika Höhn erfolgreich durch schwierige Zeiten navigiert. Ob und wann die Feierlichkeiten im 2021 stattfinden können, hängt von der Pandemiesituation ab. Ein Leistungsausweis, dem grosse Anerkennung gebührt, ist das Jubiläum alleweil.

Und so begann die nunmehr 100-jährige Geschichte von Maler Höhn: Johannes Muschel gründete 1921 inmitten der Industrialisierung sein Malergeschäft in Rüti/ZH. Schon bald zog er in das ländlich geprägte Schlieren, welches jedoch durch die Spanisch-Brötlibahn und das „Lisbethli“ aufgemischt wurde. Von dort aus wirkten Muschel, sein Stiefsohn Silvio Höhn sen. und später Silvio Höhn jun. als Familienunternehmen insgesamt 92 Jahre lang. 2018 zügelte Malermeister Silvio Höhn jun. sein florierendes Geschäft nach Birmensdorf. Die Höhn AG umschiffte in den hundert Jahren viele Klippen, überstand einige Wirtschaftskrisen und schaffte sich dank Professionalität und Wendigkeit seiner „Macher“ einen Namen als seriöser und zuverlässiger regionaler Partner. Höhn stand schon immer für hochwertige Malerarbeit mit Herz.

Zum Dienstleistungsangebot von Höhn AG gehören sowohl Malerarbeiten aussen (Fassadensanierungen, Beton- und Holzschutz, Beschriftungen) als auch innen. Das reicht von Tapeten und Wandbelägen über Verputze bis hin zu Gipserarbeiten. Auch dekorative Techniken und Spachtelungen kommen zum Einsatz. Farb- und Fachberatungen und Arbeiten an denkmalgeschützen Objekten sowie das Auftragen von Spezialfarben (Magnet-, Whiteboard- oder Leuchtfarben oder Schutzanstriche gegen Elektrosmog) gehören zum vielseitigen Portfolio des Familienunternehmens.

Quelle und weitere Informationen

Innovatives Lüftungssystem schützt vor Infektionen in Innenräumen

Aerosole in der Atemluft bergen ein hohes Infektionsrisiko. Dies kann die Arbeit in Innenräumen wie z.B. Grossraumbüros zu einer ungesunden Angelegenheit machen, wenn nicht regelmässig gelüftet wird. Ein innovatives Lüftungssystem verspricht Abhilfe.

Vitovent P-200 ist ein innovatives Lüftungssystem, das die Luft in Innenräumen wirksam von virenbelasteten Aerosolen reinigt. (Bild: Viessmann)

Überall dort, wo sich viele Personen in Innenräumen aufhalten, etwa in Grossraumbüros oder auch in Schulzimmern, droht die Gefahr von schlechter Luft: Eine Studie des BAG brachte bereits 2019 an den Tag, dass in rund zwei Dritteln aller Schulzimmern die Luftqualität ungenügend ist. Inzwischen – wir wissen es – hat sich diese Situation durch Corona verschärft. Denn mit Viren belastete Aerosole aus der Atemluft bergen ein grosses Infektionsrisiko. Regelmässiges Lüften kann dieses Risiko verringern, hat allerdings den Nachteil, dass dabei gerade in der kalten Jahreszeit viel Heiz-Energie verpufft wird.

Innovatives Lüftungssystem, das Infektionsrisiko senkt

Eine Lösung für dieses Dilemma verspricht ein innovatives Lüftungssystem: Vitovent P-200. Dieses Lüftungssystem wurde von Viessmann entwickelt, einem der führenden Anbieter von Lösungen im Bereich Heizung, Lüftung und Klima in der Schweiz. Vitovent 200-P funktioniert nach dem Quellluft-Prinzip (siehe Erklärvideo). Dabei leitet das Lüftungssystem Frischluft in den Raum, wo sich diese über dem Boden verteilt. Danach nutzt Vitovent 200-P die Körperwärme der anwesenden Personen. Diese reicht aus, um eine Luftzirkulation in Gang zu setzen. Die reine Luft am Boden steigt auf und wird eingeatmet. Die verbrauchte ausgeatmete Luft – darunter Aerosole potenziell mit Covid infizierter Personen – steigt ebenfalls auf und gelangt an der Decke mit dem Luftstrom zum Vitovent 200-P. Dort filtert der so genannte HEPA-Schwebstoff-Filter (High Efficency Particulate Air) mehr als 99,995 Prozent aller Aerosole aus der Abluft. Danach fliesst diese, gereinigt und mit Frischluft von draussen angereichert, am Boden in den Raum zurück.

Sofort verfügbar und energieeffizent

Vitovent 200-P eignet sich für die Nachrüstung von Innenräumen, ist sofort verfügbar und kann innerhalb eines halben Arbeitstages in Betrieb genommen werden, wie der Hersteller schreibt. Während beim Stosslüften, welches in Corona-Zeiten zur Reduzierung des Infektionsrisikos empfohlen wird, viel Energie verpufft und damit zum Klimawandel beiträgt, gewinnt das Viessmann-Lüftungssystem bis zu 96% der Energie aus der warmen, verbrauchten Innenluft zurück, heisst es weiter.

Weitere Informationen: Viessmann (Schweiz) AG

Nachfolgeplanung in KMU: 8 Regeln

"Wenn die Zeit reif ist, werde ich mir schon Gedanken über meine Nachfolge machen." Im KMU-Land Schweiz gehören solche Aussagen zum Alltag. Doch nicht der Stichtag ist bei einer Nachfolge entscheidend, sondern der vorgelagerte Prozess. Eine geglückte Nachfolgelösung fordert in der Regel einen mehrjährigen Umsetzungsplan - die Faustregel sagt fünf Jahre. Für Unternehmerfamilien geht es dabei um die Zukunft ihres Lebenswerkes. Da lohnt es sich, acht wichtige Regeln frühzeitig zu beachten.

Die erfolgreiche Nachfolgeplanung in KMU hängt massgeblich von einer frühzeitigen Vorbereitung ab. (Bild: obs/Raiffeisen Unternehmerzentrum/Kzenon)

75’000 Schweizer Unternehmen stehen in den kommenden fünf Jahren vor einer Nachfolgeregelung. Rund 40 Prozent werden innerhalb der Familie übertragen, bei 20 Prozent erfolgt die Übergabe innerhalb des Unternehmens und bei rund 40 Prozent wird das betroffene Unternehmen an Dritte verkauft. Unabhängig von der Art der Übergabe ist ein frühzeitiger Start des Projekts ‚Nachfolge‘ von grösster Wichtigkeit: „Fünf Jahre vorher ist der ideale Zeitpunkt“, sagt Thomas Zimmermann, erfahrener Nachfolge-Experte im Raiffeisen Unternehmerzentrum. Bei einer Firmenübergabe lautet der wichtigste Leitsatz: „Es ist zu wichtig, um es dem Zufall zu überlassen.“ Der ehemalige Metallbau-Unternehmer Zimmermann erklärt, welche acht Regeln zu einer erfolgreichen Nachfolgeplanung in KMU gehören.

Regel 1: Entrümpeln und das Unternehmen schlank machen.

Eine Nachfolge ist ähnlich wie ein Umzug. Es ist die Gelegenheit, sich von Nichtnotwendigem zu trennen. Das Unternehmen muss am Tag X in optimal verkaufsfähigem Zustand sein. Verkaufsfähig bedeutet fit und schlank. Fit im Sinne einer internen, organisatorischen Entrümpelung, schlank im Sinn der Befreiung von nicht Betriebsnotwendigem: nicht-betriebsnotwendige Liegenschaften, Beteiligungen, Kooperationen an anderen Firmen oder Familienmitglieder auf Lohnlisten, die gar nicht arbeiten. Der Käufer will normalerweise keinen Gemischtwarenladen, sondern eine Firma mit dem klaren Fokus auf das Kerngeschäft. Schliesslich muss man sich auch frühzeitig mit dem Thema Liquidität befassen. Viele Firmen haben zu viel Liquidität. Der künftige Käufer will kein Geld kaufen. Alle erwähnten Dimensionen der Entrümpelung haben steuerliche Auswirkungen. Fünf Jahre vor der geplanten Übergabe kann diese Problematik gezielt angegangen werden.

Regel 2: Die Vorsorgeplanung steuern.

Mit der AHV, Pensionskasse und dem freien Vermögen soll in der Rente der bisherige Lebensstandard gehalten werden können. Kann ich mir diesen mit dem Verkauf meines Unternehmens langfristig überhaupt leisten? Diese Frage tönt für viele absurd, aber die wenigsten befassen sich frühzeitig mit der neutralen Vorsorgeanalyse. Durch eine mangelnde Vorsorgeplanung kann es kurz vor dem eigentlichen Verkauf zu negativen Überraschungen kommen und das Geld für den Ruhestand fehlt. Es geht darum, dass die Unternehmerin ihre Vorsorge analysiert, mögliche Deckungslücken frühzeitig erschliesst und überschüssige Liquidität ihres Unternehmens steuerfrei in die Pensionskasse einzahlt.

Regel 3: Mitarbeitende und Technik auf dem neuesten Stand halten.

Das Unternehmertum ist in ständigem Wandel – ein Fakt, der bei Firmenübergabe eine zentrale Rolle spielt. Manche Unternehmerinnen und Unternehmer sind schon Jahre vor der eigentlichen Nachfolge bzgl. Investitionen sehr zurückhaltend. Dies schmälert nicht nur den Verkaufswert, sondern noch fast wichtiger die Anzahl von potentiellen Übernehmenden. Gewisse Branchen werden sich in fünf Jahren in einer komplett veränderten Realität wiederfinden. Darauf muss man sich heute vorbereiten. Künftige Übernehmende wollen ein modernes Unternehmen kaufen, einen zeit- und zweckmässigen Maschinenpark und geschultes Personal. Die Weiterbildung der Mitarbeitenden ist ein permanentes Thema – die Digitalisierung im Unternehmen unbedingte Pflicht und nicht etwa notwendiges Übel. Erfolgreiche Innovationsprojekte sind für die Verkaufsfähigkeit höchst relevant. Schliesslich müssen auch Markenwert und Markenbekanntheit präzise unter die Lupe genommen werden.

Regel 4: Potentielle Nachfolgerin finden, binden und befähigen.

Früher oder später kommt die Gretchenfrage: Wer soll mein Unternehmen weiterführen? Sind es meine Mitarbeitenden, sind es ehemalige Lernende, sind es Familienmitglieder oder muss die Firma an Dritte verkauft werden? Jede Form der Nachfolge hat eigene Gesetze. Klar jedoch ist: Keine Nachfolge ohne Emotionen. Man muss sich rechtzeitig mit dieser zentralen Frage befassen und alle Interessierten, Beteiligten und Betroffenen möglichst früh ins Boot zu holen. Auch beim Management Buyout (MBO) geht es um das frühzeitige Binden von potentiell Übernehmenden an das Unternehmen. Sei es mit einer Integration in die Geschäftsleitung, durch Einblick in die Zahlen oder mit einem attraktiven Aktienmodell. Mit dem Entscheid bzgl. Nachfolge beginnt auch die unternehmerische Weiterbildung. Warum? Denn gute Fachkräfte sind in den seltensten Fällen auch ausgebildete Führungskräfte.

Regel 5: Von der steueroptimierten zur transparenten Jahresrechnung.

Grundsätzlich ist es erfreulich, wenn ein Unternehmen Gewinnsteuern zahlen muss. Das bedeutet, dass es fit und zukunftsorientiert aufgestellt ist. Allerdings neigen die meisten Unternehmen dazu, im Rahmen des steuerrechtlichen Interpretations-Spielraums, die Jahresrechnung steueroptimiert auszuweisen. Spätestens fünf Jahre vorher sollte damit Schluss sein, und der Wandel zu einer transparenten Jahresrechnung vollzogen werden. Der Grund ist simpel: Für die Unternehmensbewertung zählt in erster Linie eine gesunde Ertragslage. Stille Reserven zu plausibilisieren ist immer Auslegesache und führt zu unnötigen Diskussionen.

Regel 6: Finanzierungsmodelle erarbeiten.

Die Finanzierung einer Unternehmensübernahme ist für Nachfolgerinnen und Nachfolger eine Herausforderung, denn in den wenigsten Fällen kann der Kaufpreis vollständig aus eigenen Mitteln aufbracht werden. Diese Tatsache bedingt eine vorzeitige Planung und eine Abwägung der Möglichkeiten.

  • Klassischer Bankkredit: Ist vereinfacht gesagt abhängig vom plausiblen, fairen Preis und der Kompetenz des Nachfolgers. Die Bank finanziert in der Regel 50 – 60% des Kaufpreises. Als Faustregel gilt, dass die Rückzahlung des Kredits über einen Zeitraum von vier bis sieben Jahren aus dem freien Cashflow möglich sein sollte.
  • Nicht immer reichen Eigenkapital und Bankkredit. In solchen Fällen kann eine Verkäuferin die Finanzierung mit einem Verkäuferinnendarlehen erleichtern: Dabei bezahlt der Käufer üblicherweise einen wesentlichen Teil des Preises sofort. Für den Rest gewährt ihm die Verkäuferin ein vertraglich festgelegtes Darlehen, das kombiniert mit einer Bankfinanzierung zumeist nachrangig gewährt wird.

Regel 7. Ziehen Sie Fachleute bei.

Der Verkaufsprozess ist für die meisten gestandenen Unternehmer Neuland: Es empfiehlt sich, externe Begleitung für den gesamten Nachfolgeprozess zu holen – weil der Prozess von der externen Fachperson zielgerichtet und unabhängig geführt werden kann. Bei unprofessioneller Vorbereitung und Durchführung entstehen viele Risiken. Auf der emotionalen Seite kann es soweit gehen, dass die Familie am Ende zerstritten ist. Und auf der technischen Ebene übernimmt möglicherweise ein Familienmitglied das Geschäft, der es entweder gar nicht will oder die Fähigkeiten dazu nicht besitzt. Auch die unterschiedlichen Wertvorstellungen und Lebensweisen erschweren eine reibungslose Nachfolgeregelung. Man muss sich früh mit den psychologisch wichtigsten Etappenzielen auseinandersetzen. In fast allen Fällen, bei denen der Nachfolgeprozess scheiterte, fehlte der entsprechende Prozessablauf. Hier bietet eine neutrale, externe Fachperson sehr wertvolle Unterstützung.

Regel 8: Die Gesellschaftsform analysieren.

Am Ende spielt bei der Unternehmensnachfolge natürlich auch das Gesellschaftsrecht eine wesentliche Rolle. Verkauf oder Nachfolge einer Personen- oder Kollektivgesellschaft hat meist steuerliche folgen, weil stille Reserven aufgelöst werden müssen. Auch hier gilt: Die frühzeitige Planung einer allfälligen Umwandlung ist entscheidend. Nach der Umwandlung einer Personengesellschaft in eine juristische Gesellschaft kann eine Firma erst nach fünf Jahren steuerfrei verkauft werden. Dieselbe Sperrfrist von fünf Jahren gilt für eine Abspaltung eines Geschäftszweiges einer juristischen Person in eine neue Kapitalgesellschaft. (z.B. Betriebsgesellschaft / Immobiliengesellschaft).

Nachfolgeplanung in KMU rechtzeitig angehen

Schon diese acht Regeln beantworten die Frage, warum sich eine frühzeitige Planung der Nachfolge lohnt. Das ‚Lebenswerk Unternehmen‘ ist mit so viel Arbeit und Verzicht verbunden, dass auch der letzte Schritt ebenso einwandfrei wie gewinnbringend vollzogen werden sollte.

Anmerkung der Redaktion: Das Nachfolgemagazin der Zeitschrift ORGANISATOR befasst sich jährlich mit aktuellen Fragen rund um die Nachfolgeplanung in KMU. Die Ausgabe 2021 ist in Vorbereitung.

EPFL und Groupe Mutuel lancieren Startup-Accelerator für FemTech

Anlässlich des Weltfrauentags lancieren der Versicherer Groupe Mutuel und der EPFL Innovation Park gemeinsam einen Startup-Accelerator, um Technologien für die Gesundheit der Frau zu fördern. Mit "Tech4Eva" kommt es zu einer Premiere in der Schweiz.

Frauen forschen für Frauen: Die EPFL und die Groupe Mutuel lancieren einen Startup-Accelerator für FemTech-Unternehmen. (Bild: Pixabay.com)

Viele gesundheitsbezogene Produkte, Dienstleistungen und Technologien sind häufig nicht für Frauen konzipiert. Es gibt jedoch viele Bereiche, die spezifische Lösungen für Frauenthemen erfordern, wie beispielsweise Schwangerschaft, Menstruation, Fruchtbarkeit oder Menopause. In der Schweiz und in Europa beschäftigen sich nur sehr wenige Unternehmen und Start-ups mit diesen Themen. Die EPFL und die Groupe Mutuel möchten die Entwicklung dieser Startups fördern und sie durch den Innovation Park der EPFL und eine hochwertige Begleitung unterstützen. Unter dem Titel „Tech4Eva“ wurde nun ein Startup-Accelerator lanciert. Darin sind Auswahlprogramme, Workshops und Coaching geplant, um ein Geschäftsmodell zu entwickeln und die Ausreifung von neuen Technologien für die Gesundheit der Frau zu fördern.

Startup-Accelerator für Schweizer und europäische Start-ups

Ein Auswahlkomitee wird maximal 15 Start-ups bestimmen, die in dieser ersten Saison unterstützt werden. Ziel ist es, sich mit Themen rund um die Gesundheit der Frau hinsichtlich Prävention, Begleitung und Behandlung zu befassen. Tech4Eva konzentriert sich auf innovative Lösungen in Bereichen wie Schwangerschaft, Fruchtbarkeit, Menstruation, Menopause, psychische Gesundheit und Familienleben. Die Produkte und Dienstleistungen, die von den ausgewählten jungen Unternehmen entwickelt werden, sind auf technologische Lösungen wie Apps, Internetplattformen, Diagnosetools, therapeutische Hilfsmittel oder die von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützte Präventivmedizin ausgerichtet. Das Programm wird 9 Monate dauern und steht Unternehmen aus der Schweiz und Europa offen.

Eine Win-Win-Partnerschaft

Die gewählten Start-ups profitieren von einem der besten Gesundheitssysteme in Europa. Dank des Netzes der EPFL Innovation Park und ihrem Inkubator La Forge erhalten sie Zugang zu internationalen Kollaborationen und Investoren. Bei der Groupe Mutuel können sie zudem an Pilotprojekten arbeiten und haben mit einem der führenden Schweizer Krankenversicherer Zugang zu einem dynamischen Markt. Die EPFL Innovation Park und die Groupe Mutuel sind von der Notwendigkeit der neuen Technologien für die Frau überzeugt und sprechen von einer „Win-Win-Partnerschaft“: «Leider werden Frauenthemen bei der Entwicklung von technologischen Lösungen hinsichtlich Gesundheit oft vergessen. Mit dieser Partnerschaft möchten wir diese Lücke in der Schweiz schliessen», erklärt etwa Thomas Boyer, CEO der Groupe Mutuel. «Wir freuen uns, mit der Groupe Mutuel zusammenarbeiten zu können, um mit einem Förderprogramm für FemTech-Startups dazu beizutragen, die Produktivität und Kreativität von 50 Prozent der Bevölkerung zu fördern», ergänzt Jean-Philippe Lallement, Exekutivdirektor im EPFL Innovation Park.

Quelle: Groupe Mutuel

Veranstaltungsbranche: Umsatz mehr als halbiert wegen Corona

Was nach gesundem Menschenverstand schon logisch erscheint, zeigt jetzt eine grosse Branchen-Umfrage deutlich: Ein Jahr, nachdem Covid-19 auch in der Schweiz das Leben auf den Kopf gestellt hat, steht die hiesige Event- und Veranstaltungsbranche mit einem Bein über dem Abgrund.

Leere Sitze allenthalben: Wegen Covid-19 wurde das Jahr 2020 für die Veranstaltungsbranche zu einem „annus horribilis“. (Bild: Expo Event)

Der Branchenverband Swiss LiveCom Association Expo Event hat in Zusammenarbeit mit den Partnerverbänden svtb und Tectum unter seinen Mitgliedern eine Umfrage durchgeführt. Damit wollten die Verbände sich selbst und den Behörden einen repräsentativen Überblick der Lage verschaffen. Dabei haben die Geschäftsinhaberinnen/-inhaber und leitende Angestellte von 153 Unternehmen verbindliche Auskünfte gegeben, und zwar zu Umsatzzahlen, zur Mitarbeitenden-Situation, zu Projektaussichten, zum Bezug von Hilfsmassnahmen und zu zahlreichen weiteren relevanten Themen.

Veranstaltungsbranche mit grossem Verlust an Bruttowertschöpfung

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Krisenjahr 2020 sind es gemäss der Umfrage über 17’000 Projekte, die der Veranstaltungsbranche abgesagt wurden. Daraus resultierte ein Umsatzeinbruch von 57%, was 3,19 Mia. CHF entspricht. Rund 4’460 Arbeitsplätze gingen im Jahr 2020 verloren. Verteilt über die gesamte Veranstaltungsbranche, haben etliche Unternehmen ihren Betrieb eingestellt oder sich komplett neu orientiert. Durch den Wegfall von Messen, Events und Kongressen entsteht in der Bruttowertschöpfung ein Loch von 10 Mia CHF.

Antworten der Umfrage-Teilnehmenden auf die Frage: Wie beurteilen Sie den Geschäftsgang Ihres Unternehmens im Schnitt in den Jahren 2019 und 2020? Und wie lautet Ihre Prognose für das Jahr 2021? 0 = schlecht / 10 = sehr gut (Grafik: Expo Event)

Weitere Absagen drohen

Alle Resultate der Umfrage würden aufzeigen, wie sehr das Überleben der meisten Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche davon abhängt, ob im Covid-19-Gesetz ein Schutzschirm für Corona-bedingte Absagen verankert wird, wie es in der Medienmitteilung der beteiligten Verbände heisst. Denn auch mit einem Ende der Pandemie sei ein Ende des Notstands für viele Firmen noch lange nicht in Sicht. Über 70% der Umfrageteilnehmenden hätten beispielsweise einen Covid-19-Kredit beantragt, dessen Abzahlung noch Jahre dauern werde. Hinzu komme, dass auch die potenziellen Auftraggeber über künftige Aktivitäten keine Sicherheit abgeben können und wollen, was die seit nun einem Jahr herrschende Planungsunsicherheit noch bestimmt bis weit ins Jahr 2022 verlängern wird.

Schutzschirm gefordert

Aufgrund der aktuellen epidemiologischen Situation und dem aktuellen Schweizer Impfplan gehen die Branchenverbände davon aus, dass es auch 2021 und 2022 zu vielen Absagen kommen wird. Damit stehen weiterhin Tausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel, wenn nicht ein Schutzschirm Abhilfe schafft.

Quelle: Expo Event

get_footer();