Nicht überall den Nagel auf den Kopf getroffen bei «Die Höhle der Löwen Schweiz», 3/6

Die sechste Sendung der dritten Staffel von DHDL Schweiz vom 30. November 2021 brachte das eine oder andere, was man unter «Produkte, auf die die Welt nicht gewartet hat», abbuchen könnte. Es gab aber viel Zuspruch von den Löwinnen und Löwen und auch zwei Deals.

Rémy und Marc Hess treffen mit „Nagelstock“ zwar markenmässig den Nagel auf den Kopf, aber zu einem Deal mit den Investoren kommt es nicht. (Bild: Presse 3+)

Draussen schneit bzw. regnet und stürmt es – optimale Voraussetzungen für einen gemütlichen Abend vor dem TV. Wer es etwas handfester mag, ist vielleicht mit dem «Nagelstock» gut bedient: Das ist ein Spiel, bei dem man mit der schmalen Seite eines Hammers mit möglichst wenigen Schlägen einen Nagel in ein Holz schlagen muss. Die Marke «Nagelstock» von Rémy und Marc Hess bietet dieses Spielzeug in verschiedenen schön gestalteten Versionen an: z.B. als grosse fürs Wohnzimmer und als Mini-Version für unterwegs. Und auch einen Schnaps namens «Nagler» gehört zur Produktpalette. Verkauft wird der Nagelstock derzeit vor allem online, mit 700 Franken für das grosse Modell bewegt man sich aber doch in einer hohen Preisklasse, wie auch die fünf Löwen konstatierten. Und auch die Zahl der Verkäufe – 1 Stück pro Woche – wirkten nicht sehr überzeugend. Dem Löwen Jürg Schwarzenbach gefiel die Marke insgesamt aber. Er sieht Potenzial, um unter diesem Brand auch weitere Produkte anzubieten. Investieren wollte er aber gleichwohl nicht – «schweren Herzens», wie er betonte. Um viel Geld ging es nicht: 30’000 Franken gegen 15 Prozent Beteiligung waren die Vorstellungen von Rémy und Marc Hess. Trotz viel Wohlwollen konnten sich auch die anderen vier Löwinnen und Löwen nicht zu einem Investment entschliessen. Roland Brack bot zumindest die Möglichkeit eines «Daydeals» in seinem Online-Shop.

Mit Weinschorle zum erfolgreichen Deal

Marc Steimer und Markus Simmler aus dem schaffhausischen Buchberg haben unter dem Brand «Adam + Uva» eine alkoholfreie Weinschorle entwickelt, mit der sie nun den Getränkemarkt erobern wollen. 80’000 Franken gegen 6 Prozent Firmenanteile sollen die Löwen investieren, damit dieses Ansinnen gelingt. Das Getränk mundet den Löwinnen und Löwen. Angetan sind sie vom Fakt, dass für die Weinschorle 100 Prozent Schweizer Inhaltsstoffe verwendet werden. Vor allem bei Tobias Reichmuth scheinen sie einen Nagel auf den Kopf getroffen zu haben, um bei diesem Bild zu bleiben. Er löcherte die beiden Unternehmer mit Fragen zu Umsatzzielen («1 Million in fünf Jahren») oder zu Gewinnmargen («1 Franken pro Flasche ist realistisch»). Doch braucht es für die Skalierung der Produktion wirklich Investoren? Ginge das nicht besser über eine Bankfinanzierung? Lukas Speiser und Tobias Reichmuth steckten die Köpfe zusammen und einigten sich schliesslich darauf, gemeinsam 80’000 Franken anzubieten gegen eine Beteiligung an der Firma von je 5 Prozent. Marc Steimer und Markus Simmler wollten die Beteiligung zunächst auf je 4,5 Prozent drücken, nahmen das Angebot aber trotzdem an, als sie feststellen mussten, dass Tobias Reichmuth und Lukas Speiser nicht von ihrer Position abrücken wollten.

„Jungs, wir haben einen Deal“: Tobias Reichmuth beglückwünscht die drei Gründer von „Relai“, einer App für das Ansparen von Bitcoin. Mit Kryptowährungen trafen sie bei ihm den Nagel auf den Kopf. (Bild: Presse 3+)

Bitcoin-Sparen für alle

«Die weltweit einfachste Bitcoin-Investing-App»: So vollmundig priesen Julian Liniger, Adem Bilican und Fabian Dominguez ihre Lösung «Relai» an. Diese ermöglicht es Anfängerinnen und Anfängern sowie fortgeschrittenen Krypto-Fans unkompliziert und schnell Bitcoins zu kaufen und zu verkaufen. Die App funktioniert wie ein Geldautomat: Geld rein – Bitcoin raus. Unkompliziert und einfach deshalb, weil die Schweizer Gesetzgebung bei solchen Geldwechselgeschäften erst ab 1000 Franken pro Tag und Kunde eine Verifizierung verlangt. Die Bitcoins werden auf dem Smartphone gespeichert, «Relai» verwaltet also keine Vermögenswerte. 5000 aktive Kunden, die pro Monat rund 2 Millionen Franken investieren. Pro Transaktion fallen bei «Relai» 3 Prozent Gebühren an. Die drei Gründer wollen nun ein Investment von 500’000 Franken gegen eine Beteiligung von 5 Prozent, am liebsten von Tobias Reichmuth natürlich, der selbst schon eine Firma für Kryptowährungen aufgebaut hat. Von Jürg Schwarzenbach gab es zunächst viel Anerkennung, «doch das ist nichts für mich», begründete er seinen Ausstieg. Patrick Mollet verwies darauf, dass es bereits unzählige Krypto-Plattformen gibt – «da braucht es Euch nicht» – und stieg ebenfalls aus. Für Roland Brack sind Kryptowährungen das «grösste legalisierte Schneeballsystem» und wollte deshalb auch nicht investieren. Blieben noch Tobias Reichmuth, der bei den anderen Löwen eifrig die Trommel für Kryptowährungen rührte, und Bettina Hein: Zusammen boten sie die gewünschten 500’000 Franken. Julian Liniger, Adem Bilican und Fabian Dominguez schlagen mit Freude ein und wollen nun den Erwerb einer Brokerlizenz anstreben und mit «aggressivem Marketing» zur Demokratisierung der Kryptowährung Bitcoin beitragen.

Haarscharf an einem Investment vorbei

Schlafstörungen sind eine Volkskrankheit, wie auch schon in einer früheren Sendung zu erfahren war. Mit «SilentSleep», einem Gerät zur Therapierung von Schlafapnoe, traten Aron und Alex Suarez sowie Samuel Buob in die Höhle der Löwen. Sie haben ein «medizinisches Didgeridoo» und eine App entwickelt, um Schlafapnoe zu therapieren. Durch das Spielen auf dem Digderidoo wird die Muskulatur im Rachen trainiert und somit eine Ursache von Schnarchen und Schlafapnoe innerhalb weniger Wochen vollständig und dauerhaft geheilt, wie Alex Suarez aus eigener Erfahrung zu berichten wusste. Eine Million Franken gegen 15 Prozent Beteiligung wollten die Drei nun von den Löwinnen und Löwen investiert haben – eine sehr hohe Bewertung. Doch dahinter stehen 15 Jahre Entwicklung und Forschung. Das Produkt steht und muss nun skaliert werden, so die Begründung der drei Unternehmer. Löwin Anja Graf fand die Lösung sehr überzeugend, wollte aber nicht investieren. Auch Jürg Schwarzenbach winkte ab: «Ich wäre vielleicht ein potenzieller Kunde, aber Medtech ist nicht so mein Betätigungsfeld», so lautete sinngemäss seine Begründung. Bettina Hein fand die Bewertung «zu sportlich» und stieg ebenfalls aus. Roland Brack war der Meinung, dass man das Produkt jetzt wirklich gross rausbringen müsste, doch auch für ihn passte Medizintechnik zu wenig in sein Portfolio. Und Lukas Speiser als letzter Löwe? Er bezeichnet sich selbst als «Schlafoptimierer» und wäre wohl bei einem tieferen Investment-Vorschlag eingestiegen. Doch er erklärte sich bereit, seine Expertise für die B2C-Vermarktung anzubieten und zu einem späteren Zeitpunkt auch zu investieren. Für die TV-Zuschauer stellte sich die Frage: Wollten die Löwen ihr früheres Investment in «Sleepiz» nicht torpedieren?

Die fünf Löwinnen und Löwen beim Ausprobieren des medizinischen Digderidoos „SilentSleep“. (Bild: Presse 3+)

Den Nagel auf den Kopf getroffen? Zweimal nein

Aus Österreich stammte das Unternehmen «Ehrenwort», vertreten durch Thomas Gigl. Es produziert hochwertige Gewürze, Kräuter, Gewürzmischungen, Pfeffer und Salze, und dies fair und nachhaltig. Damit will Gigl nun auch in der Schweiz etwas mehr «Pep» in die nach seiner Sicht verstaubten Gewürzregale bringen. 200’000 Franken gegen 7 Prozent Firmenbeteiligung wollte er bei den Schweizer Löwinnen und Löwen abholen. Diese nahmen ihn aber gleich in die Mangel: Weshalb sollen sie in ein österreichisches Unternehmen investieren? Es stellte sich dann heraus, dass «Ehrenwort» in der Schweiz bereits über einen Vertriebspartner verfügt. Und auch sonst schien Thomas Gigl bereits vieles richtig zu machen, um in den Schweizer Markt einzusteigen. Die fünf Löwinnen und Löwen waren einhellig in ihrem Verdikt: Wenn bereits schon ein Partner im Boot ist, braucht es keine Investoren aus der Schweiz. Es kam zu keinem Deal, dafür gewann Thomas Gigl ein Ticket für den MediaShop.

Ein Desinfektionsmittel als Lifestyle-Produkt? Mit «Création d’Alain» wollten Alain Giger und Sasha Zaric den Nagel auf den Kopf treffen. Das Produkt ist mit Gold- und Silberpartikeln angereichert und desinfiziert und pflegt gleichzeitig die Hände. Das Desinfektionsmittel enthält nicht nur reines Silber, das doppelt desinfiziert und die Wirkung verlängert, sondern bietet gleichzeitig einen Anti-Aging-Schutz, so das Versprechen. Doch so richtig erwärmen lassen sich die Löwinnen und Löwen nicht. Patrick Mollet stieg entsprechend schnell aus. Auch für Bettina Hein passte ein Investment nicht ins Portfolio. Roland Brack wurde etwas deutlicher: «Ihr seid zu spät dran», denn der Markt für solche Produkte sei insgesamt rückläufig. Jürg Schwarzenbach sah zumindest eine Marktlücke für «Création d’Alain», war dann aber auch schnell raus. Fazit: Es gab kein Deal.

Beispiel einer erfolgreichen App

Für einmal haben die Firmengründer nicht mit allem den Nagel auf den Kopf getroffen. Wo dies in der Vergangenheit gelang, wurde rückblickend anhand der App «HYLL» gezeigt. Diese trat im vergangenen Jahr vor die Investorinnen und Investoren. «HYLL» entwickelte eine Uber-ähnliche App für die Skipiste. Die Userin oder der User findet die für sie oder ihn vorbereiteten Skier direkt am Pistenrand. Man braucht diese nur noch mit dem Smartphone über die «HYLL»-Applikation zu scannen und kann gleich losfahren. Am Ende des Tages stellt die Nutzerin oder der Nutzer die Skier zurück und die Abrechnung erfolgt anhand der gefahrenen Zeit automatisch. In der Zwischenzeit expandierte die App mit der Hilfe der beiden Investoren Tobias Reichmuth und Roland Brack auf weitere Freizeitangebote.

Interviews mit zwei Investoren bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“ finden Sie hier, einen Rückblick zur Sendung vom 23. November 2021 gibt es hier.

Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.3plus.tv/die-hoehle-der-loewen-schweiz

Wie man natürliche Autorität und Respekt erlangt: 9 Tipps

Gute Führung ist kein Talent und entspringt auch nicht einfach hierarchischer Strukturen. Um als Führungskraft MitarbeiterInnen erfolgreich zu lenken und zu leiten, kommt es in erster Linie auf Kompetenz an: fachlich und persönlich. Beides lässt sich erlernen: Leadership-Expertin Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer zeigt neun Methoden für Führungskräfte, um natürliche Autorität zu erlangen.

Natürliche Autorität und Respekt lassen sich erlernen. (Bild: Pixabay.com)

Durch die Entwicklung einer natürlichen Autorität erlangen Führungskräfte eine authentische Präsenz von Respekt als Basis ihrer Führung. Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer ist Expertin für Leadership in Unternehmen und kennt die Probleme, die besonders für junge Führungskräfte mit der Verantwortung als Autoritätsperson einhergehen. Um als Leader trotz jungem Alter umfassend respektiert zu werden, braucht es mehr als ein druckfrisches Diploma. Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer bestritt einen innovativen Werdegang von ihrer langjährigen Tätigkeit als Personalleiterin in Großkonzernen bis hin zur selbstständigen Coachin in ihrer eigenen Ausbildungsstätte und Pferderanch. Für uns hat Sie neun Maßnahmen zusammengefasst, die dabei helfen, eine natürliche Autorität zu entwickeln, ohne sich zu verstellen.

Maßnahme 1: Respekt schafft Respekt.

Wenn Sie keinen Respekt für Ihre Entscheidungen, Kompetenzen und nicht einmal für Ihre Person erhalten, verfällt Ihre Autorität. Eine der vielleicht einfachsten Möglichkeiten für die Herstellung von Respekt ist selbst andere zu respektieren. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Umgang mit Ihrem Team respektvoll geschieht. Verschaffen Sie sich eine Präsenz des Respekts, nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen.

Maßnahme 2: Wechseln Sie die Perspektive.

Versetzen Sie sich in Ihre MitarbeiterInnen hinein: Welche Bedürfnisse und Sorgen hat Ihr Team? Als gute Führungskraft müssen Sie diese Bedürfnisse und Sorgen nicht nur kennen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, die richtige Unterstützung für Ihre MitarbeiterInnen zu liefern.

Maßnahme 3: Strafen, drohen, feuern? Natürliche Autorität hat das nicht nötig.

Mit dem oben beschriebenen Perspektivwechsel haben Sie die Möglichkeit, Ihren eignen Führungsstil mit dem Führungsstil zu vergleichen, den Sie von anderen erwarten. Möchten Sie ungerecht behandelt werden, etwa indem Ihnen für einen Fehler die Kündigung angedroht wird? Oder erwarten Sie eher Unterstützung, damit Ihnen zukünftig dieser Fehler nicht mehr unterläuft?

Maßnahme 4: Bleiben Sie Mensch! Emotionen und Individualität sind erlaubt.

Natürliche Autorität lebt davon, dass Sie sich nicht verstellen. Sie selbst sind so individuell wie jedes einzelne Mitglied Ihres Teams. Akzeptieren Sie Ihre eigenen Emotionen und Motivationen auf die gleiche Weise, wie Sie sie bei Ihren MitarbeiterInnen akzeptieren.

Maßnahme 5: Ihre Körpersprache ist eine Möglichkeit, Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln.

Unsere Körpersprache kann viel mehr über uns verraten, als unsere Worte. Seien Sie sensibel für Ihre Körpersprache und die von anderen. Erst durch Mimik und Gestik zeigt sich, dass jemand mit einer Aufgabe überfordert ist und Unterstützung benötigt. Für Führungskräfte ist auch die eigene Körpersprache ein wichtiges Mittel, um dem Team Sicherheit, Vertrauen und Verantwortung zu vermitteln.

Maßnahme 6: Zusammenhalten können — auch in der Krise!

Jeder Notfall und jede unangenehme Überraschung, die Sie und Ihr Team trifft, ist eine Herausforderung. Beweisen Sie Ihre Führungskraft, indem Sie den Zusammenhalt Ihrer MitarbeiterInnen bewusst stärken. Mit Ihrer Führung sollte das ganze Team wissen: Zusammen schaffen wir das — und noch viel mehr.

Maßnahme 7: Scheuen Sie sich nicht vor Innovationen, Kreativität und schon gar nicht vor Kritik!

Eine attraktive Führungsposition zu ergattern kann einsam machen. Sie haben die alleinige Verantwortung für Ihr Team und seine Ergebnisse. Vereinsamen Sie nicht: Hören Sie sich an, was Ihre MitarbeiterInnen zu sagen haben. Nicht nur Smalltalk und Lob sind wichtig. Besonders heikle Themen dürfen für die erfolgreiche Entwicklung einer natürlichen Autorität nicht unterdrückt werden. Sollten Sie kritisiert oder sogar das Ziel von Wut werden: Eine starke natürliche Autorität muss lernen, hitzige Emotionen nicht zu befeuern und sich souverän jeder Kritik zu stellen.

Maßnahme 8: Gute Führung braucht Geduld. Geben Sie sich und Ihrem Team Zeit.

Damit Sie und Ihr Team sich kennenlernen können, um sich aufeinander einzustellen, kann es eine Weile dauern. Genauso werden Sie Ihre natürliche Autorität nicht vom einen auf den anderen Tag entwickelt haben. Geben Sie sich und Ihrem Team die Zeit, die sie brauchen, denn es wird sich lohnen: Ein starkes Team unter einer starken Führung wird wesentlich bessere Ergebnisse liefern, als eine lose Gruppe von Fremden.

Maßnahme 9: Baden Sie nicht im Ansehen des ganzen Teams, sondern zeigen Sie Einzelnen persönliche Wertschätzung.

In Gruppen verhalten wir uns meist anders als allein oder zu zweit. Geben Sie sich nicht damit zufrieden, dass Ihre MitarbeiterInnen Sie im Team respektieren. Seien Sie sensibel für die einzelnen Mitglieder und ihre individuellen Besonderheiten. Ermöglichen Sie neben Teamgesprächen auch vertrauliche und vertrauensvolle Gespräche unter vier Augen und drücken Sie Ihre persönliche Wertschätzung aus.

Fazit: Keine natürliche Autorität ohne gegenseitigen Respekt und Wertschätzung

Egal welchen Führungsstil Sie ausüben möchten: Die Maßnahmen zur erfolgreichen Entwicklung natürlicher Autorität von Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer machen deutlich, wie wichtig persönliche und soziale Aspekte für Führungskräfte sind. Erst wenn MitarbeiterInnen ihre Vorgesetzten ehrlich respektieren anstatt sich ihrer Autorität zu unterwerfen, zeigen sich echte Führungsqualitäten. Damit sich eine überzeugende natürliche Autorität entwickeln und dauerhaft aufrecht erhalten werden kann, braucht es gegenseitigen Respekt, Geduld und Einfühlungsvermögen. Der Ansatz von Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer, ethische und soziale Aspekte auch in den Hierarchien der Arbeitswelt zu etablieren, ist eine innovative und positive Möglichkeit, die sich Führungskräfte genauer ansehen sollten.

Zur Person

Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer (Bild: zVg)

Fasziniert von Menschen und ihrem grenzenlosem Potential, gründete Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer vor über 20 Jahren ihre QueensRanchAcacemy in der Schweiz. Zuvor begleitete sie verschiedenen Spitzenpositionen in der Wirtschaft. Hierbei trug sie zuletzt die Verantwortung im Human Resource Management eines Grossunternehmens mit über 6’500 Mitarbeitern.
In den letzten 21 Jahren schulte sie sie tausende von Menschen und begleitete sie auf dem Weg zur erfolgreichen Führungskraft. Kathrin Renée Schüpbach-Schäfer hat dabei die QRA Methode entwickelt. Diese Methode schult die eigene Führung erfolgreich auf Basis der Pferde DNA. Die dabei eingesetzten Pferde spiegeln das eigene Führungsverhalten direkt, ehrlich und schonungslos.

Erfolgs-Impuls: Vergessen Sie Zeitmanagement!

Haben Sie ein Zeitmanagement? Weshalb dies nicht funktioniert, erklärt unser Autor in seinem neuen Erfolgs-Impuls. Und er verrät einen anderen Lösungsweg gegen Zeitverschwendung.

Mehr Produktivität führt nicht unbedingt über ein Zeitmanagement. Erfolgreicher ist es, am eigenen Mindset zu arbeiten. (Bild: Unsplash.com)

Fast alle Führungspersonen, die ich kenne, haben ständig zu wenig Zeit. Deshalb arbeiten wir zum Beispiel im Coaching unter anderem daran, dass sich dieser Zustand positiv verändert. Und selbst diejenigen, die genügend Zeit haben, haben oft das Gefühl, diese Zeit nicht optimal auszufüllen. Sie arbeiten an Dingen, von denen sie nicht sicher sind, ob diese wirklich viel bringen.

Zeitmanagement ist Zeitverschwendung

Die Lösung scheint für viele ein besseres Zeitmanagement zu sein. Und damit fangen die Probleme erst so richtig an. Denn wenn Sie versuchen, Zeit zu managen, sitzen Sie einem Irrglauben auf und verschwenden Ihre …. ja: Zeit.

Drei Gründe, davon ein Tipp

Warum ist das so? Hier sind drei Gründe, warum Zeitmanagement nicht funktioniert (im Punkt 3 ist dann der Ausweg):

  1. Zeit ist immer gleich, kann also nicht gesteuert werden. Niemand auf diesem Planeten kann Zeit steuern oder managen. Die Zeit ist für alle gleich. Das ist mehr als reine Semantik. Denn Ihre Energie wird in das fliessen, auf das Sie fokussieren. Und wenn das etwas ist, das Sie gar nicht verändern können, führt das nur zu Frust. Wahrscheinlich kennen Sie das aus eigener Erfahrung, wenn Sie beispielsweise am Ende des Tages oder der Woche wieder einmal nicht das geschafft haben, was Sie sich vorgenommen hatten. Vielleicht haben Sie versucht, Ihre Zeitverwendung zu steuern. Genau das funktioniert aber nur sehr selten.
  2. Fokus auf Füllen der Zeit statt auf Wirksamkeit. Sie werden immer Dinge finden, mit der Sie die Zeit füllen kö Das kennen Sie zum Beispiel, wenn Ihr Kalender voll von Meetings ist. Wenn wir auf die Verwendung der Zeit fokussieren, werden wir diese Zeit immer füllen, nur leider oft nicht mit den wichtigsten Themen. Dieser Punkt ist derjenige, den ich bei Managern beobachte: sie sind busy, aber nur selten produktiv.
  3. Produktivität startet im Kopf, nicht im Kalender. Hier kommt der Lösungsweg: Was wollen Sie mit “Zeitmanagement” erreichen? Richtig: höhere Produktivität. Das Entscheidende dafür sind Ihr Mindset und die daraus folgenden Gewohnheiten. Also: Statt Ihre Zeit zu managen arbeiten Sie lieber an Ihrem Mindset und Ihren Erfolgsgewohnheiten. Das ist der entscheidende Hebel für Ihre Produktivität. Das beginnt damit, dass Sie Ihrer Zeit deutlich mehr Wert geben und Ihre wichtigsten Hebel für mehr Erfolg kristallklar definiert haben – und dann Ihre Gewohnheiten gezielt ändern.

Ich hoffe, damit konnte ich Ihren Fokus ein wenig neu adjustieren, wenn Sie bisher an Zeitmanagement geglaubt haben.

Zum Autor:
Volkmar Völzke ist Erfolgs-Maximierer. Buchautor. Berater. Coach. Speaker. www.volkmarvoelzke.ch

CO2-Fussabdruck transparent nachverfolgen

In der Schweiz wird die Verantwortung für mehr Nachhaltigkeit künftig von der Freiwilligkeit zur Gesetzlichkeit werden - zumindest für grössere Unternehmen. Diese müssen schon bald ihren CO2-Fussabdruck ausweisen. Um den Herausforderungen im Bereich Corporate Sustainability gewachsen zu sein, wappnen sich zahlreiche Organisationen bereits jetzt für die Zukunft.

Wilhelm Heckmann von CNT Management Consulting erläutert das SAP Product Footprint Management, mit dem Unternehmen den CO2-Fussabdruck ihrer Produkte und der gesamten Wertschöpfungskette berechnen können. (Bild: zVg / CNT Management Consulting)

Auf zahlreiche Schweizer Unternehmen kommen künftig neue Anforderungen im Bereich der nichtfinanziellen Berichterstattung und Sorgfaltspflicht zu. Betroffen sind davon Unternehmen von öffentlichem Interesse, die mindestens 500 MitarbeiterInnen und eine Bilanzsumme von 20 Millionen CHF oder einen Umsatz von 40 Millionen CHF haben. Teil dieses nichtfinanziellen Berichts sind unter anderem Umwelt- und CO2-Ziele. Wilhelm Heckmann, Managing Director beim Beratungshaus CNT Management Consulting AG in Zürich, betont die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit für Unternehmen: »Nicht nur Investoren achten bei ihren Investments vermehrt auf soziale Verantwortung, auch Kunden legen bei der Wahl eines Unternehmens immer mehr Wert auf nachhaltige Produkte und Dienstleistungen.« Zahlreiche Organisationen nehmen diese Entwicklungen nun zum Anlass, um sich auf digitaler Ebene auf das Thema Nachhaltigkeit vorzubereiten und sich so für zukünftige Aufgaben zu wappnen.

Der Markt verändert sich

Wenngleich die Regierungsmassnahmen noch nicht überall so streng sein mögen, sind die Auswirkungen klimapolitischer Herausforderungen an Unternehmen bereits heute offensichtlich. »Der Markt verändert sich stetig und der Fokus der Veränderungen liegt eindeutig auf Klimamassnahmen. Folglich ändert sich auch das Verhalten der Verbraucher und Lieferketten«, erklärt Heckmann. Um auch für Investoren interessant zu bleiben, müssen Unternehmen heute nachweisen, dass sie in der Lage sind, für die gestiegenen Anforderungen in diesem Bereich gewappnet zu sein. Zudem ist auch das Reputationsrisiko nicht zu unterschätzen, fehlende Klimaschutzmassnahmen könnten gar den Ruf eines Unternehmens zerstören. Dabei sei es laut Heckmann auch wichtig, sich Experten auf diesem Gebiet ins Team zu holen – und vor allem auch im Softwarebereich vorbereitet zu sein. Durch die richtigen Produkte wird sowohl die Einhaltung der neuen Richtlinien erheblich erleichtert, als auch eine transparente Unternehmensführung garantiert.

Transparenter CO2-Fussabdruck

Eine innovative Lösung zur transparenten Nachverfolgung des CO2-Abdrucks steht jenen Unternehmen zur Verfügung, die mit SAP arbeiten: Das SAP Product Footprint Management. Damit lässt sich CO2-Fussabdruck von Produkten und der gesamten Wertschöpfungskette berechnen. »Das SAP Product Footprint Management berücksichtigt den gesamten Produktlebenszyklus und hilft Unternehmen, den ökologischen Fussabdruck ihrer Produkte gegenüber Regulierungsbehörden offenzulegen und ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten«, erläutert Heckmann. Durch die Einbindung der Emissionsdaten in die zugrundeliegenden Geschäftsprozesse können Führungskräfte von Unternehmen aktiv Veränderung vorantreiben, indem sie bewusste Entscheidungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg treffen können.

CO2-Ausstoss bereits vor der Produktion berechnen

Product Footprint Management ist weiters dazu in der Lage, die Umweltauswirkungen verschiedener Produktionsszenarien zu berechnen. »Unternehmen können dadurch beispielsweise die Bezugsquelle für ihre Produkte sowohl nach den Kosten des Rohstoffs als auch nach dessen CO2-Fussabdruck auswählen«, weiss Heckmann. Zudem sind die Auswirkungen auf den CO2-Ausstoss bereits zu Beginn des Produktlebenszyklus ermittelbar. Auch der Datenaustausch mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern ist mit der Produktlösung möglich.

Weitere Informationen und Unterstützung bei einem Umstieg auf SAP Product Footprint Management: CNT Management Consulting

Prozessoptimierung: Warum sie so wichtig ist und was die digitale Transformation damit zu tun hat

Prozesse zu optimieren spart Geld, macht Abläufe effizienter und unterstützt beim Workflow. Doch was ist Prozessoptimierung genau und wie unterscheidet sie sich in unterschiedlichen Branchen?

Bei vielen Unternehmen werden Ressourcen verschwendet, da Prozesse nicht optimal ablaufen. Laufende Prozessoptimierung schafft Abhilfe. (Bild: pixabay.com @ geralt)

Zunächst gilt es zu klären, was Prozessoptimierung überhaupt ist. Im Grunde genommen versteht man darunter eine Methode, mit der Unternehmen und wirtschaftlich selbstständige Entscheidungsträger, aber natürlich auch Privathaushalte, bestehende Arbeits-, Geschäfts-, Produktions- und Entwicklungsprozesse in puncto Effizienz und Effektivität verbessern können. Auch ein nachhaltigerer oder kostengünstigerer Einsatz von Ressourcen kann eines der Ziele sein.

Prozessoptimierung: Definition und Methoden

Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Lösungsansätze und Methoden etabliert, um Prozesse zu optimieren – zum Beispiel die folgenden drei:

  • Portfolio-Analyse: Im Normalfall kann ein Unternehmen nicht alle Prozesse gleichzeitig verbessern, daher ist es sinnvoll, zunächst jene Bereiche herauszufiltern, die am wichtigsten sind. Das kann mit einer Portfolio-Analyse samt Prozessmatrix gelingen, also einer Art Diagramm, das Abläufe und Teilbereiche hinsichtlich Priorität einordnet. Hierbei wird analysiert, in welchem Umfang ein bestimmter Prozess zur Erreichung der gesamtheitlichen Unternehmensziele beiträgt und welches Verbesserungspotenzial er noch birgt. Genau dort sollte ein Betrieb dann mit der Prozessoptimierung starten.
  • SWOT-Analyse: Eine weitere Möglichkeit, um herauszufinden, wo sich Verbesserungen lohnen, ist die sogenannte SWOT-Analyse. Die vier Buchstaben stehen dabei für Strengths, also Stärken, Weaknesses, also Schwächen, Opportunities, also Chancen und Threats, also Risiken. Alle Unternehmensprozesse werden in Hinblick auf diese vier Aspekte bewertet, sodass am Ende klar wird, wo es vielleicht noch Prozesse gibt, die nicht wie gewünscht funktionieren, zu viele Ressourcen verschleudern oder noch einiges an Potenzial aufweisen.
  • Ursache-Wirkungs-Diagramm: Diese Methode wird auch Fischgrätendiagramm genannt, weil die fertig ausgearbeitete Analyse einem Fischskelett ähnelt. Im Zentrum steht hierbei eine horizontale Achse, die die Gesamtheit aller Prozesse darstellt und letztendlich im Optimalfall zum gewünschten Effekt führt. Von dort aus werden, wie einzelne Gräten, verschiedene Firmenaspekte in Hinblick auf fünf Bereiche analysiert, nämlich Mensch, Maschine, Methode, Material und Milieu, also Umfeld. Gibt es womöglich Fehlerquellen, die genau auf einen bestimmten Aspekt zurückzuführen sind, und wo treten Schwachstellen auf? Genau dort muss angesetzt werden.

Ganz egal, für welche Methode man sich auch entscheidet, am Anfang einer jeden Prozessoptimierung steht also eine umfassende Analyse, um Transparenz zu schaffen. Durch dieses lückenlose Darstellen und Dokumentieren aller Prozesse werden oft bereits Fehlerquellen aufgedeckt. Das ist wichtig, denn ohne schonungslose Offenlegung der Schwachstellen ist keine Workflow-Verbesserung möglich.

Noch vor Jahren galt bei vielen Unternehmen die Devise: Bewährtes ist immer das Beste. Wachsender Konkurrenzdruck und eine stärkere Rolle der Digitalisierung haben jedoch ein Umdenken eingeleitet, sodass sie sich dem Veränderungsprozess mittlerweile stetig öffnen. Damit geht auch eine Verbesserung bestehender Prozesse einher. Aus gutem Grund, denn ein optimaler Workflow hilft dabei, Kosten zu sparen, Synergien zu nutzen und Tätigkeitsfelder auszubauen.

Unterschiedliche Branchen, unterschiedliche Ziele

Die Ziele und Vorgehensweisen der Prozessoptimierung können je nach Branche sehr unterschiedlich sein, wie die folgenden zwei Beispiele veranschaulichen.

Bei der Prozessoptimierung in der Industrie geht es beispielsweise darum:

  • eine optimale Auslastung der Mitarbeiter zu gewährleisten
  • eine ressourcensparende Materialplanung vorzunehmen
  • Produktionskosten zu reduzieren
  • kurze Ausführungsfristen zu gewährleisten
  • Termine und Preise einzuhalten

Im Bereich der Industrie werden in der Prozessoptimierung häufig die Prinzipien der Lean Production angewendet. Lean Production ist ein Teil des Lean Managements und hat ihren Ursprung in Japan. In Deutschland hat sich für die Anwendung der Lean Production-Methoden der Begriff Ganzheitliche Produktionssysteme (GPS) etabliert. Insgesamt gibt es dafür acht Gestaltungsprinzipien, darunter Vermeidung von Verschwendung oder Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP).  Bei letzterem geht es darum, dass nicht nur größere Schwachstellen, sondern auch kleinere Prozesse permanent analysiert werden sowie Verbesserungspotenziale aufgezeigt werden sollen. Die Lean Production umfasst zahlreiche Werkzeuge wie Kanban, SMED oder Heijunka.

Anders sieht es bei der Prozessoptimierung einer Agentur aus. Hier geht es beispielsweise darum:

  • Daten gut zu strukturieren und allen zur Verfügung zu stellen
  • den Fortschritt von Projekten visuell darzustellen
  • für eine optimale Zusammenarbeit zwischen einzelnen Teams zu sorgen
  • die Kommunikation der Mitarbeiter zu verbessern
  • Projekte langfristiger und besser planen zu können
  • die Zeiterfassung transparenter darzustellen

In Agenturen gilt es, den Workflow möglichst einfach zu gestalten. Einzelne Bereiche müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein. Im Rahmen der Digitalisierung und Prozessoptimierung wird aktuell oft eine spezielle Software eingeführt, die Planung, Management und Controlling vereint und somit die wichtigsten Prozesse einer Agentur abbildet.

Die Digitalisierung trägt häufig dazu bei, aktuelle Prozesse zu überdenken und effizienter zu gestalten. Eine Studie der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW mit dem Titel „Strategieentwicklung im digitalen Zeitalter“ verdeutlicht jedoch, dass noch großer Verbesserungsbedarf in puncto Digitalisierung besteht. Demnach gaben 56 % der KMU an, die digitale Transformation noch weiter vorantreiben zu müssen.

Teamwork ist gefragt: Prozessoptimierung unterstützt alle Mitarbeiter dabei, das Unternehmensziel zu erreichen. (Bild: pixabay.com @ geralt)

Fazit

Wir leben in einer extrem schnelllebigen Zeit. Was gestern noch gut und sinnvoll war, ist heute oft schon überholt. Wer hierbei als Unternehmen am Ball bleiben will, muss daher auch alle firmeninternen Prozesse stets im Blick haben. Nur so gelingt es, Schwachstellen zu identifizieren und auszumerzen oder verborgene Potenziale aufzudecken. Eine umfassende Prozessoptimierung mit einer fundierten Analyse als Basis kann helfen.

Zum Autor:
Martin Seeger befindet sich aktuell im 4. Semester seines Marketing-Studiums. Neben des Studiums ist er erfolgreicher Blogger in Sachen Marketing und unterstützt Unternehmen und Online-Plattformen in Sachen Produkt- und Markenkommunikation.

Prix SVC Nordschweiz 2021: Zwei junge Unternehmer ganz gross!

Gewinnerin des Prix SVC Nordschweiz 2021 ist die revendo AG aus Basel. Die beiden jungen Gründer Aurel Greiner (30) und Laurenz Ginat (27) wirken mit ihrem Upcycling-Konzept gegen den stetig wachsenden Berg von Elektroschrott. Der zweite Platz geht an die Pionierin der robotergestützten Automation, Robotec Solutions AG aus Seon. Den dritten Preis holt sich das Installationsunternehmen alltech Installationen AG aus Muttenz.

Die Gewinner des Prix SVC Nordschweiz 2021, Aurel Greiner (links) und Laurenz Ginat freuen sich über den Preis während der Preisverleihung am Donnerstag, 25. November 2021, im Congress Center Basel. (Bild: SVC/KEYSTONE/Manuel Lopez)

Zum zehnten Mal wurde im Congress Center Basel vor 1000 Gästen der Prix SVC Nordschweiz verliehen. Dieses Jubiläum wurde zum Anlass genommen, auf vergangene Preisverleihungen zurückzuschauen. Einige der früheren Gewinner und Preisträger waren ebenfalls unter den Gästen. So etwa Willi Miesch von Medartis AG (Gewinner von 2015). Angesprochen auf die Bedeutung des Prix SVC Nordschweiz sagte er: «Am Anfang habe ich gar nicht gewusst, was das ist». Hinterher wisse er aber nun über den Wert dieser Auszeichnung – so wie manche andere KMU der Region auch. In der Tat gehe in der «Regio Basilensis wirtschaftlich die Post ab», wie Moderator Dani von Wattenwyl aus einem Bericht der Basler Zeitung über die erste Ausgabe des Prix SVC Nordschweiz zitierte.

Gewinner des Prix SVC Nordschweiz 2021: revendo AG

Beweis dafür boten die sechs Finalisten für den Prix SVC Nordschweiz 2021. Sie konnten sich in einem mehrstufigen Selektionsprozess aus rund 100 Unternehmen der Region durchsetzen und sich am 25. November 2021 dem Publikum präsentieren. Das Rennen machte am Schluss die revendo AG. Das Konzept von revendo setzt den Fokus auf die Wiederverwendung von Apple- und Android Produkten, um so die nachhaltige Nutzung zu stärken und die Geräte länger im Umlauf zu halten. Das Unternehmen beschäftigt rund 120 Mitarbeitende und wird von Aurel Greiner, VRP, CEO und Hauptaktionär sowie Laurenz Ginat, CEO, geführt. Das Geschäftsmodell von revendo hat die Expertenjury unter der Leitung von Willi Glaeser, Ehrenpräsident von Glaeser Wogg AG, in jeder Hinsicht überzeugt. Bernhard B. Fischer, SVC Regionenleiter Nordschweiz und Jurymitglied seit der ersten Stunde, betonte in seiner Laudatio: «Der Sieg ist vor allem eine Auszeichnung dafür, dass revendo nicht nur ein gewöhnlicher Smartphone- und Computerhändler ist. Die Motivation des Unternehmens beruht nicht einzig und allein auf der Größe des Absatzmarktes, sondern vielmehr darin, ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen.» Der Erfolg des ausgezeichneten Unternehmens hängt von vielen Faktoren ab, drei davon strich Fischer heraus: «Der Nachhaltigkeitsaspekt wird bei revendo grossgeschrieben. Die beiden Gründer haben sich dazu entschlossen, eine besondere Art von Recycling zu betreiben, die in den vergangenen Jahren auch unter dem Begriff ‚Upcycling‘ an Bekanntheit gewonnen hat. Upcycling ist ressourcenschonend, verringert den Energieverbrauch und reduziert unseren Bedarf an Neuprodukten. Hervorzuheben ist auch das schnelle Wachstum der revendo ag: Was vor sieben Jahren als Zwei-Mann-Start-Up mit einem Online-Shop angefangen hat, ist mittlerweile zu einem beeindruckenden KMU mit über 120 Mitarbeitenden und neun Filialen herangewachsen und hat sich somit als ein wichtiger Arbeitgeber – auch über die Region Nordschweiz hinaus – etabliert.» Als weiteren Erfolgsfaktor erwähnte Bernhard B. Fischer das Einkaufserlebnis: «revendo bietet die perfekte Mischung zwischen Online-Dienstleistungen und Service im Shop. Das Unternehmen hat seinen Online- und Offlinehandel mit einer passenden Marketingstrategie verknüpft und ist so in der Lage, einen breiten Kundenkreis anzusprechen.»

Kurz vor dem grossen Moment (v.l.n.r): Aurel Greiner, Laurenz Ginat, Nick Koch (Robotec Solutions AG, 2. Rang), Andreas Gerber (Präsident SVC) und Dani von Wattenwyl (Moderator). (Bild: Screenshot / Thomas Berner)

Robotec Solutions AG und alltech Installationen AG auf den Plätzen zwei und drei

Der zweite Platz geht an die Robotec Solutions AG, führende Taktgeberin im Robotersystembau mit Sitz in Seon und Niederlassungen in Deutschland und China. Mit der Erfahrung von mehr als 700 realisierten Projekten ist das Unternehmen eine hoch spezialisierte Expertin für Automatisierungslösungen. Robotec bietet weltweit das grösste Sortiment an Robotern, beschäftigt 55 Mitarbeitende und wird von Inhaber und CEO Nick Koch geführt. Bronze holte sich die alltech Installationen AG aus Muttenz. Das Installationsunternehmen mit zwei Standorten in der Schweiz führt von der Planung bis zur Bauausführung alle Bauphasen aus. Inhaber Kurt Hersperger sowie CEO Mauro Fusco und ihre 200 Mitarbeitenden bieten ihren Kundinnen und Kunden umfassende Leistungen in den Bereichen sanitäre Installationen, Heizungs-, Industrie- und Kälteanlagen, Energiesysteme sowie Boilerservice.

Eroberte den dritten Rang beim Prix SVC Nordschweiz 2021: Kurt Hersperger (Mitte, alltech Installationen AG). (Bild: Screenshot / Thomas Berner)

Diplomrang für ifa Institut für Arbeitsmedizin AG, Medgate und Monopol AG

Mit dem Diplomrang ausgezeichnet wurden das ifa Institut für Arbeitsmedizin AG, Marktleaderin der betrieblichen Gesundheitsförderung, Medgate, führender Anbieter im Bereich der Telemedizin sowie die Monopol AG, die seit der Gründung im Jahr 1947 Fassadenfarben, Industrielacke und Korrosionsschutz für Stahl, Aluminium und Kunststoff herstellt.

Teilen sich den Diplomrang (v.l.n.r): Dieter Kissling (ifa Institut für Arbeitsmedizin), Andy Fischer (Medgate AG) und Lionel Schlessinger (Monopol AG). (Bild: Screenshot / Thomas Berner)

Gerade in Zeiten einer Pandemie müsste der Gesundheitsbereich eigentlich boomen, so eine Frage von Dani von Wattenwyl an Dieter Kissling, Gründer von ifa. «Vor einem halben Jahr hatten wir noch Kurzarbeit», lautete dessen Antwort. Er wies aber darauf hin, dass aktuell vor allem Prävention zur Vermeidung von psychischen Erkrankungen immer wichtiger werde. Diese müsse über die Arbeit an der Unternehmenskultur erfolgen. Und Andy Fischer von Medgate hielt fest, dass schon heute rund die Hälfte der Patienten rein telemedizinisch behandelt werden könne. Dank der Weiterentwicklung digitaler Tools dürfte dieser Trend nicht aufzuhalten sein. Lionel Schlessinger von Monopol AG erwähnte, wie wichtig in seinem Unternehmen die Fehlerkultur sei. «Nur das Lernen aus Fehlern bringt uns weiter», so Schlessinger sinngemäss.

Erfolgreiche Unternehmen ins Licht der Öffentlichkeit rücken

Einmal mehr ist es mit der Verleihung des Prix SVC Nordschweiz 2021 gelungen, erfolgreichen KMU eine Bühne zu bieten. Träger und Initiant des Prix SVC ist der Swiss Venture Club (SVC), ein unabhängiger, non-profit-orientierter Verein von Unternehmern für Unternehmer mit dem Ziel, KMU als treibende Kraft der Schweizer Wirtschaft zu unterstützen und zu fördern sowie zur Schaffung und zur Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Schweiz beizutragen. Der SVC wird dabei unterstützt von der strategischen Partnerin Credit Suisse, den Partnern Emil Frey, EY, die Mobiliar und Swisscom sowie zahlreichen weiteren Sponsoren. Der feierliche und spannende Jubiläums-Anlass, der auch per Livestream verfolgt werden konnte, liess für ein paar Stunden die Pandemie vergessen und zeigte sich als wichtiger Treffpunkt der Nordschweizer Wirtschaft. Und mit dem Gewinner-Unternehmen revendo AG konnte am 25. November 2021 vielleicht sogar ein Zeichen dafür gesetzt werden, wie sich auch ein Black-Friday-Konsumrausch nachhaltiger gestalten lässt.

Weitere Informationen: Swiss Venture Club

Die besten Retailbanken der Schweiz – in der Sicht der Kunden

Seit zehn Jahren führt das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern eine Studie zum Retailbanking in der Schweiz durch. Das Fazit dieses Jahr: Schweizer Banken bieten gute Qualität, sie begeistern die Kundschaft aber wenig. Wer sind also die besten Retailbanken der Schweiz?

Wie beurteilen Schweizer Kundinnen und Kunden ihre Hausbank? Die Hochschule Luzern hat eine Übersicht der besten Retailbanken veröffentlicht. (Bild: depositphotos.com)

Bereits zum zehnten Mal untersucht die IFZ Retail-Banking-Studie der Hochschule Luzern das Kerngeschäft der inländisch-orientierten Banken. Die Jubiläumsausgabe der Studie analysiert die Zufriedenheit von Bankkundinnen und -kunden. Sie zeigt zudem auf, welche Banken aus Sicht der Finanzkennzahlen die besten im Lande sind und wie es um die Corporate Governance der Retailbanken steht.

Nur eine von fünf Personen würde ihre Bank weiterempfehlen

Im Rahmen der IFZ Retail-Banking-Studie wurden 78 Geschäftsleitungsmitglieder von Schweizer Banken sowie 694 Bankkundinnen und -kunden zur Zufriedenheit mit den Produkten und Dienstleistungen befragt. Gemäss der Befragung sind die Kundinnen und Kunden insgesamt sehr zufrieden mit ihren Hausbanken. Nur wenige der Befragten sind bereit, ihre Hausbank zu wechseln, nämlich etwas mehr als ein Prozent. Gleichzeitig würden aber lediglich 18 Prozent der Bankkundinnen und -kunden «ihre» Bank Freundinnen und Freunden weiterempfehlen. Andreas Dietrich, Professor für Banking and Finance an der Hochschule Luzern, sagt dazu: «Die Banken liefern in guter Qualität. Begeisterungs- und Empfehlungsfaktoren, welche die Basis für eine Weiterempfehlung sind, fehlen aber fast gänzlich.»

Preis vor Service: Neobanken gewinnen Kundinnen und Kunden

Die Studie identifiziert also einen grossen Anteil von zufriedenen Kundinnen und Kunden, die aber keine starke Bindung zur Hauptbank haben. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass neue Marktteilnehmer im Finanzsektor – sogenannte Neobanken – mit kostengünstigen Angeboten auch in der Schweiz in kurzer Zeit sehr viele Neukundinnen und -kunden gewinnen konnten. «Passiv zufriedene Kundinnen und Kunden sind oftmals preissensitiv und entsprechend offen für kostengünstige Angebote von Neobanken», so Dietrich. Aktuell bezeichnen lediglich rund ein Prozent der Schweizerinnen und Schweizer eine Neobank als Hauptbank. Das werde sich in den kommenden Jahren ändern, sind sich die Studienautoren sicher.

Wer sind die besten Retailbanken im Land?

Die besten Retailbanken im Gesamtranking nach Bankengrösse (Bilanzsumme), 2016 bis 2020 (Grafik: Hochschule Luzern, IFZ)

Die Retail-Banking-Studie untersuchte in diesem Jahr auch die Jahresabschlüsse von 90 Instituten. Basierend auf neun Kennzahlen wurde die aus Zahlen-Sicht beste Retailbank ermittelt. Aufgrund der grossen Unterschiede zwischen den Banken (zum Beispiel in Bezug auf Grösse oder Produktangebot) wurden die Banken erstmals in Grössenklassen eingeteilt. Dabei schlossen die Caisse d’Epargne d’Aubonne (Bilanzsummen bis 1.5 Milliarden Franken), die Bank EEK (1.5-3.0 Milliarden Franken), sowie die Kantonalbanken aus Nidwalden (3-12 Milliarden Franken), Schwyz (12-25 Milliarden Franken) und Graubünden (Bilanzsumme über 25 Milliarden Franken) am besten ab. Die Studie enthält auch eine Analyse nach Grossregionen der Schweiz, wobei sich deutliche regionale Unterschiede zeigten. So liegt beispielsweise die durchschnittliche Zinsmarge von Retailbanken in der Zentralschweiz bei 1.01 Prozent – in der Genferseeregion hingegen bei 1.26 Prozent.

Frauenanteil: Steigend in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen

Im letzten Teil der Studie wurde die Corporate Governance von 73 Banken analysiert. Wie sich unter anderem zeigt, ist der Frauenanteil in den Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen nochmals angestiegen – wenn auch nur leicht. Demnach nahm die Zahl der Frauen in den Verwaltungsräten innerhalb eines Jahres von 130 auf 132 zu und liegt inzwischen bei 25 Prozent. Bei den neu gewählten VR-Mitgliedern beträgt der Frauenanteil in den letzten sieben Jahren 34 Prozent. Bei den Geschäftsleitungen nahm die Zahl der Frauen von 28 auf 32 zu. Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen ist allerdings mit zehn Prozent immer noch viel tiefer als in den Verwaltungsräten.

Quelle und weitere Informationen: www.hslu.ch/retailbanking

Schweizer Lieferungen für ein Infrastrukturgrossprojekt in der Türkei

PUBLIREPORTAGE Für ein Infrastrukturgrossprojekt in der Türkei hat ein türkischer EPC-Kontraktor eine ECA gedeckte Finanzierung gesucht. Damit das Projekt durch die SERV versichert und somit kostengünstig finanziert werden kann, hat das Unternehmen seine Schweizer Tochtergesellschaft reaktiviert und zum weltweit operierenden Kontraktor mit Sitz in der Schweiz umstrukturiert. Davon profitierten sowohl der EPC-Kontraktor als auch Schweizer Exporteure.

Die SERV versichert Exportrisiken – unlängst auch für ein Infrastrukturgrossprojekt in der Türkei via einen Kontraktor. (Illustration: Oculus)

Eine neue Autobahn erstreckt sich über 330 Kilometer von der türkischen Hauptstadt Ankara bis zur südlichen Provinz Nigde. Die Autobahn, die Teil des transeuropäischen Strassennetzes ist, wurde noch vor dem erwarteten Projektabschluss in Betrieb genommen. An diesem Grossprojekt im Gesamtwert von 1,5 Milliarden Euro hat sich auch die Schweizerische Exportrisikoversicherung SERV beteiligt. Davon profitierten sowohl der türkische EPC-Kontraktor (EPC) des Projekts als auch Schweizer Exporteure.

Ein Absatzkanal für Schweizer Exporteure

Um den Anforderungen der SERV in Bezug auf die Finanzierungsstruktur gerecht zu werden hat der türkische EPC ERG İnşaat Ticaret ve Sanayi A.Ş. seine Tochtergesellschaft in der Schweiz, die SSB Sauerwein & Schäfer Bau AG (SSB), reaktiviert und mit erfahrenen Projektmanagern besetzt. Zudem musste er den Schweizer Wertschöpfungsanforderungen gerecht werden. Dazu hat die SSB namhafte Schweizer Unternehmen als Unterlieferanten für das Projekt mit diversen Lieferungen und Leistungen beteiligt.

Mit ihrer Versicherung eröffnet die SERV so einen zusätzlichen Absatzkanal für die Schweizer Exporteure im Autobahnbau in verschiedenen Bereichen; sei es für die Erbringung von Ingenieursdienstleistungen, die Lieferung von Baumaschinen oder die Entwicklung des Systems zur Erhebung der Mautgebühren.

Die Sache mit der Finanzierung

Die SERV hat das Projekt mit einer Käuferkreditversicherung für einen Kredit in der Höhe von 130 Mio. Euro und einer langen Laufzeit von 13 Jahren mitversichert. Für SSB hat das einen grossen Vorteil: Die SERV profitiert vom AAA-Rating der Schweiz. Dank diesem Rating hat der Kreditgeber das Risiko der SERV auf ein Minimum eingestuft. Dies hat der SSB zu einer äusserst attraktiven Finanzierung mit niedrigen Zinssätzen verholfen.

Die SSB hat sich mittlerweile zu einem erfolgreichen Schweizer Unternehmen weiterentwickelt und in der Schweiz etabliert. So haben weitere Aufträge nicht lange auf sich warten lassen und 2021 hat die SSB eine Zusage der SERV für die Absicherung eines weiteren Exportgeschäfts erhalten. Burak Sencer, General Manager bei der SSB, erklärt: «Nach dem Erfolg dieses Geschäfts und gemäss unserer Zielsetzung, ein global agierendes Unternehmen zu werden, nutzen wir sehr gerne die dynamische Schweizer Industrie in enger Zusammenarbeit mit der SERV für zukünftige Transaktionen in aller Welt.»

Versicherung nach Mass

Als aktives Mitglied der internationalen Exportfinanzierungsgemeinschaft bringt die SERV EPCs wie die SSB und Schweizer Exporteure zusammen. Sie ist dabei unter Berücksichtigung der Grundsätze der schweizerischen Aussenpolitik gegenüber allen Ländern offen. Ganz nach den Bedürfnissen des EPC vermittelt sie geeignete Lieferanten in unterschiedlichen Formaten, die von bilateralen Verhandlungen bis hin zu öffentlichen Matchmaking-Events gehen. Dazu verfügen die Spezialisten der SERV über ein gutes Netzwerk der Schweizer Exportlandschaft und arbeitet eng mit den anderen Playern der Schweizer Exportwirtschaft zusammen. Carsten Böhler, Head of Acquisition bei der SERV, erklärt: «Die Schweiz hat viele und starke Lieferanten in verschiedenen Infrastruktur Sektoren und konnte auch zeigen, dass sie in der Lage ist, grosse Infrastrukturprojekte qualitativ hochstehend und termingerecht umzusetzen.»

Ein Team von Spezialisten für Grossprojekte und Projektfinanzierungen erarbeitet mit den involvierten Parteien massgeschneiderte, flexible und innovative Lösungen, im Sinne der Stärkung des Werkplatzes Schweiz.

Weitere Informationen

SERV Swiss Export Risk Insurance
Genferstrasse 6
CH-8002 Zurich
+41 58 551 5555 | www.serv-ch.com | LinkedIn

Globale Mindeststeuer wird von Schweizer Unternehmen kritisch gesehen

Eine globale Mindeststeuer wird von international tätigen Unternehmen als eine Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz gesehen. Dies geht aus einer Umfrage des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte hervor. Als Kompensation für die entstehenden zusätzlichen Steuererträge regen die meisten der bei den Unternehmen befragten Steuerverantwortlichen die Abschaffung der Verrechnungssteuer an.

Die von der OECD initiierte globale Mindeststeuer gefährdet nach Ansicht vieler international tätiger Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz. (Bild: Unsplash.com)

Mitte 2021 haben sich unter der Ägide der OECD 130 Staaten in den Grundzügen über neue internationale Steuerregeln geeinigt. Die Umsetzung soll ab 2023 erfolgen – auch in der Schweiz. Dies befeuert derzeit die Diskussion über die steuerliche Standortattraktivität der Schweiz. Denn international tätigen Unternehmen liegt ein attraktiver Wirtschaftsstandort naturgemäss sehr am Herzen. Wenn es um Investitionen und Standortentscheide geht, haben die Steuerverantwortlichen dieser Unternehmen ein gewichtiges Wort mitzureden.

Globale Mindeststeuer als Gefahr für Wettbewerbsfähigkeit

Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte hat in diesem Zusammenhang zwischen September und Mitte Oktober 2021 insgesamt 49 Head of Tax / Senior Tax Professionals von börsenkotierten und privaten multinationalen Unternehmen mit starkem Geschäftsbezug zur Schweiz befragt. Mehr als ein Viertel der Steuerchefs dieser Unternehmen sieht in der Einführung eines globalen Mindeststeuersatzes definitiv eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz. Für die Hälfte der Befragten ist die Reform tendenziell eine Gefahr. Nur 14 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Wettbewerbsfähigkeit durch eine globale Mindeststeuer nicht beeinträchtig wird.

Ist die Einführung eines globalen Mindeststeuersatzes eine Gefahr oder
eine Chance für die Wettbewerbsfähigkeit? (Grafik: Deloitte)

Einige Steuerverantwortliche würden aber auch Chancen in der von der Staatengemeinschaft aufgegleisten Steuerreform sehen, stellt die Studie gleichwohl fest. «Eine globale Mindeststeuer würde den Steuervorteil der Schweiz gegenüber Ländern wie Deutschland, Frankreich oder den USA nur um einige wenige Prozentpunkte verringern. Auf der anderen Seite aber wird der Steuervorteil von Staaten wie Irland, Hongkong, Malta, Zypern oder Dubai abnehmen oder verschwinden», erläutert Reto Gerber, Leiter Steuern bei Deloitte Schweiz. «Dies könnte dazu führen, dass Unternehmen aktuell in Niedrigsteuerstandorten angesiedelte Aufgaben in die Schweiz verlagern.»

Steuern nicht wichtigster Standortfaktor

Deloitte hat auch nach den Auswirkungen eines Mindeststeuersatzes auf acht verschiedene Unternehmensfunktionen gefragt. Am stärksten unter Druck stehen demnach Finanzfunktionen, Produktion sowie Forschung und Entwicklung: Rund 40 Prozent der Befragten antizipieren einen negativen Einfluss der globalen Mindeststeuer auf diese Unternehmensfunktionen in der Schweiz.

Dies sei umso bedeutender, als die Unternehmen die Schweiz durchgehend als ihren bevorzugten internationalen Standort für alle abgefragten Unternehmensfunktionen sehen, schreiben die Studienautoren. «Die Befragten kennen den Wirtschaftsstandort Schweiz bestens. Es ist daher ein gutes Zeichen, dass sie diesen im Vergleich zu anderen Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Singapur, den Niederlanden oder Irland als so attraktiv einschätzen», sagt Gerber. Das Steuerumfeld sei allerdings bei weitem nicht der wichtigste Standortfaktor: Ganz vorne rangierten gemäss den Ergebnissen der Deloitte-Studie politische Stabilität, funktionierende Infrastruktur und hohe Lebensqualität. Aber auch die wirtschaftsfreundlichen Behörden und die geographische Lage seien den international tätigen Unternehmen offenbar wichtiger als die Steuern, wie aus der Befragung weiter hervorgeht.

Verrechnungssteuer abschaffen

Die Steuerverantwortlichen der Unternehmen möchten im Gegenzug zur Einführung der globalen Mindeststeuer die Verrechnungssteuer auf Kapitalanlagen abgeschafft sehen. Die Schweiz hat mit einem Satz von 35 Prozent eine der höchsten Steuern auf Dividendenausschüttungen und Zinserträge weltweit. Breite Zustimmung erhalten auch Unterstützungen für Forschungsaktivitäten oder die Reduktion von Sozialversicherungsbeiträgen.

«Die Abschaffung der Verrechnungssteuer wäre eine Win-Win-Lösung und würde der Wirtschaft innert weniger Jahre zusätzlichen Schub verleihen», erläutert Reto Gerber. Dadurch würden zum einen Direktinvestitionen in Schweizer Unternehmen einfacher und günstiger, und die Schweiz würde zum anderen attraktiver als Marktplatz für Fremdkapital. «Der Ständerat hat es in der Hand und kann die Vorlage zur Abschaffung der Verrechnungssteuer in der anstehenden Wintersession verabschieden», so Reto Gerber.

Digitalunternehmen im Visier

Dem Steuerstandort Schweiz droht aber noch mehr Ungemach: Während die globale Mindeststeuer den weltweiten Steuerkuchen vergrössert, soll dieser unter dem zweiten Pfeiler der neuen OECD-Regularien anders verteilt werden. Diese würde sich vor allem auf die Tochtergesellschaften der Grosskonzerne negativ auswirken. «Neuansiedlungen in der Schweiz wären weniger attraktiv, und es droht ein weiterer Aderlass bei bereits ansässigen Unternehmen», führt Reto Gerber aus.

«Steuern bleiben auch nach der Einführung der globalen Mindeststeuer ein relevanter Standortfaktor bei der Ansiedlung von Unternehmensfunktionen in der Schweiz, auch wenn das nicht alle Unternehmen so offen betonen», so Deloittes CEO Reto Savoia. «Entsprechend braucht es sinnvolle Kompensationen wie die Abschaffung der Verrechnungssteuer. Gleichzeitig darf der interkantonale Steuerwettbewerb keinesfalls eingeschränkt werden und auch zum guten Verhältnis zwischen Steuerpflichtigen und Steuerbehörden müssen wir Sorge tragen.»

Quelle und weitere Informationen: Deloitte

Boss Info AG übernimmt weitere Firma und hat einen neuen CEO

Die auf ERP und ICT-Infrastruktur sowie Collaboration spezialisierte Boss Info AG übernimmt die e-support AG aus Muri BE. Zudem wird Firmengründer und Hauptaktionär Simon Boss neuer CEO.

Die Boss Info AG (vertreten durch den neuen CEO Simon Boss, links) übernimmt die e-support (mit Christian Zimmermann, rechts). (Bild: zVg / Boss Info)

Die an 8 Standorten in der Deutschschweiz vertretene Boss Info, Anbieter von ICT- und ERP-Lösungen für KMU, übernimmt die e-support. Die 11 Mitarbeitenden dieses Unternehmens bedeuten eine Ergänzung der Fachexpertise in den Bereichen Office 365 und Telefonie, Data Center, Netzwerk, Security und agiles Arbeiten, wie Boss Info mitteilt. Der Standort von e-support in Muri BE wird aufgegeben, der Umzug erfolgt in die modernen Räumlichkeiten von Boss Info in Gümligen.

„Ideale Ergänzung“

Christian Zimmermann und das e-support-Team finden ihre Zukunft in der Boss Info: «Das Zusammengehen der e-support mit der Boss Info bedeutet für meine Mitarbeitenden und mich einen grossen Schritt vorwärts. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zukunft und darauf, gemeinsam unser Know-how zum Wohl unserer Kunden einzubringen», so Christian Zimmermann über seine Beweggründe zum Zusammenschluss mit Boss Info. Wie Christian Zimmermann legt auch Simon Boss, Gründer, VRP und Mitinhaber der Boss Info AG und CEO der bossinfo.ch AG, grössten Wert darauf, seine Kunden bei ihren geschäftlichen Herausforderungen mit modernsten Werkzeugen täglich zu unterstützen: «Ich bin fest davon überzeugt, dass die beiden Angebotspaletten unserer Firmen sich ideal ergänzen. Ausserdem bereichern die Firmenkulturen der beiden Unternehmen sich gegenseitig – sowohl in technischer als auch in kultureller Hinsicht.» Die Aktionäre der e-support AG werden Mitinhaber der Boss Info AG.

Firmengründer übernimmt Führung der Boss Info AG

Neben der Übernahme von e-support vermeldet Boss Info auch eine Veränderung in der Unternehmensführung: Nach langjähriger Zusammenarbeit trennen sich das Unternehmen und Daniel Arnold. Die Rolle des CEO wurde im Rotationsprinzip definiert und von Daniel Arnold vor rund einem Jahr übernommen. Der Firmengründer und Hauptaktionär Simon Boss übernimmt ab sofort die Funktion des CEO. Er wird das inzwischen stark gewachsene Unternehmen auf die nächste Stufe führen.

Quelle und weitere Informationen

Der Duft des Geldes in der Höhle der Löwen Schweiz, Folge 3/5

Die fünfte Folge von «Die Höhle der Löwen Schweiz» (3. Staffel), ausgestrahlt am 23. November 2021, brachte ein extravagantes Parfum, faire Schokolade, nachhaltige Mode, eine Anlage-App, einen veganen Cracker und eine intelligente Heizungssteuerung. Nicht für alles hatten die Investoren gleich viel Kredit übrig…

Der Duft des Geldes in „Die Höhle der Löwen Schweiz“: Wie riecht eine Tausendernote? Für einmal war es schade, dass man Fernsehen nicht riechen kann… (Bild: ©CHMedia / Kim Christen)

Beim ersten Jungunternehmen dieser Sendung ist der Griff zum Kalauer fast schon zwingend: «Geld stinkt nicht» soll der römische Kaiser Vespasian mal gesagt haben (es ging um die Besteuerung von Bedürfnisanstalten…). Aber wonach riecht nun «Swiss Money Parfum», das Alain Chopard und Christoph Brötie aus Cham präsentierten? Die Antwort: Das Unisex-Duftwässerchen riecht nach einer druckfrischen Schweizer Banknote. Der Gründer möchte mit dem Duft der wertvollsten Banknote der Welt «das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit» versprühen – angereichert mit einem «Hauch von Sexiness». Nur: in den Nasen der Löwen roch der Duft des Geldes eher nach Karton und Druckerschwärze, aber «es gibt für alles einen Markt», meinte Jürg Schwarzenbach. Um mit ihrer Produktpalette, die sogar inzwischen durch eine Badekugel erweitert wurde, weiter durchzustarten, benötigen die beiden Gründer 75’000 Franken. Sie wären bereit, dafür 20 Prozent Firmenanteile abzutreten. Trotz professioneller Präsentation und Aussicht auf einen riesigen Parfum-Markt zeigten sich die fünf Löwen gnadenlos: Kein Deal. Patrick Mollet fand es zwar eine «lustige Idee», aber halt nicht mehr. Roland Brack wurde ganz am Schluss besonders deutlich: «Noch selten habe ich einen solchen Blödsinn gesehen».

Wie man mit Leib und Seele seine Sache vertritt

Nicht um den Duft des Geldes sondern um jenen von fair produzierter Schokolade ging es anschliessend in der Präsentation von Kay Keusen mit seiner Marke «Taucherli», von der in anderem Zusammenhang schon die Rede war. Dabei handelt es sich um qualitativ hochwertige und faire Schokolade mit nachhaltiger Wertschöpfungskette. Dies gewährleistet der Gründer, indem er die Produktion von Anfang bis Ende mitverfolgt – vom Moment, in dem der Bauer die Bohnen liefert, bis der Konsument oder die Konsumentin in die Tafel beisst. «Bean-to-Bar» nennt sich dieses Konzept, das Kay Keusen mit Leib und Seele seit 2015 verfolgt. Nun stehe er vor einem grossen Wachstumssprung und wolle durch Skalierung der Produktion die Verkaufspreise etwas günstiger gestalten können. Dazu benötige er ein Investment von 400’000 Franken gegen eine Beteiligung von fünf Prozent. Alle Löwinnen und Löwen zeigten sich sehr angetan vom Produkt, «ein spannendes Geschmackserlebnis», konstatierte etwa Bettina Hein. Nur: Für Geschmack allein und Begeisterung des Gründers gibt es kein Investment. Den Löwen war die Firmenbewertung zu hoch. Nur Lukas Speiser machte ein Angebot: 400’000 Franken gegen 20 Prozent Firmenanteile. Doch Kay Keusen lehnte ab, «20 Prozent sind mir zu viel».

Lehrstunde in Influencer-Marketing

Wieder in eine andere Welt eintauchen durften die Löwen dann mit «Finelli», einer Zürcher Mode- und Lifestylemarke, vertreten durch Khawar Awan und den Influencer bzw. Youtuber Cubanito. «Finelli» produziert hochwertige und dabei bezahlbare Mode. Dank gezieltem Influencer-Marketing – neben Cubanito setzt das Label auch auf den Influencer Gabirano und den Profi-Fussballer Ruben Vargas als Marken-Botschafter – ist es dem 21-jährigen Gründer gelungen, schon mit der ersten Kollektion einen fünfstelligen Umsatz zu erzielen. Bis Ende 2021 sollen es 240’000 Franken sein. Um die weiteren Schritte finanzieren zu können, wünscht sich «Finelli» ein Investment von 80’000 Franken gegen 15 Prozent Firmenbeteiligung. Die Löwen zeigten sich interessiert, fragten nach Preisgestaltung, Margen und Akquisitions-Kosten – und erhielten überzeugende Antworten. Sie bissen an: Roland Brack und Jürg Schwarzenbach boten gemeinsam 80’000 Franken, wollten aber 20 Prozent Firmenanteile dafür. Bettina Hein, Lukas Speiser und Tobias Reichmuth machten zu dritt dasselbe Angebot. Khawar Awan und Cubanito entschieden sich dann letztlich für dieses Trio. «Lukas Speiser war eben schon immer unser Wunsch-Löwe», so der junge Gründer. Roland Brack bedauerte: «Von diesen jungen Herren hätte ich noch viel lernen können».

Ergatterten einen Deal mit drei Löwen: Khawar Awan und Cubanito (2. v. r. bzw. ganz rechts im Bild). (Bild: ©CHMedia / Kim Christen)

Worin der Duft des Geldes wirklich besteht: Kluges Anlegen

Dann war einmal mehr Fintech angesagt. Sollte es dieses Mal zu einem Deal kommen? Geht es wieder um den Duft des Geldes? Oder wächst Geld auf Bäumen, wie das Studio-Dekor suggerieren mochte? Matthias Bryner und Nadine Hitz präsentierten jedenfalls mit «Findependent» eine Anlage-App, die nach eigenen Angaben Anlegerinnen und Anlegern ohne Vorkenntnisse einfache und verständliche Lösungen bietet. Die Präsentation wirkte überzeugend, Matthias Bryner zeigte sich als Profi, der auf alle Fragen von Ex-Banker Lukas Speiser eine sachlich klare Antwort hatte. 100’000 Franken gegen eine Beteiligung von 5 Prozent war der Wunsch der Jungunternehmer, die Löwen zeigten sich vorerst zurückhaltend. Fragezeichen setzten sie hinter das Wachstumspotenzial: Die tiefen Gebühren für die Anleger wurden zwar positiv gewertet, doch bei relativ kleinen Summen, die bei «Findependent» in der Regel angelegt werden, braucht es eine fünfstellige Zahl an Kunden, bis man in die Ertragszone kommt. Matthias Bryner müsste also mindestens 500 Milliarden Franken verwalten… Patrick Mollet machte trotzdem ein erstes Angebot: 100’000 Franken gegen 10 Prozent, Lukas Speiser machte dasselbe Angebot. Roland Brack erinnerte sich an sein gutes Händchen bei seiner Beteiligung an «Neon» aus einer früheren Staffel und bot 150’000 Franken. Die Gründer standen vor der Qual der Wahl, besprachen sich kurz und wurden dann sogar noch mit einem Doppelangebot von Lukas Speiser und Patrick Mollet gelockt: 200’000 Franken gegen 15 Prozent Beteiligung. Matthias Bryner und Nadine Hitz entschieden sich dann aber für ihren «Wunschlöwen» Roland Brack.

Kein Deal für vegane Cracker

Anne Richter aus Küsnacht präsentierte ihren veganen Cracker namens «Knecker». Dieser enthält über 30 Prozent an pflanzlichen Proteinen, vor allem auf Soja-Basis. Angeboten wird das Produkt in wiederverschliessbaren und nachfüllbaren Verpackungen in zwei Grössen. Die fünf Löwinnen und Löwen fanden sowohl Präsentation wie auch das Produkt ansprechend. Als es dann um einen Deal ging – Anne Richter wollte 45’000 Franken gegen eine Beteiligung von 5 Prozent – monierte Lukas Speiser erneut eine zu hohe Bewertung der Firma in diesem frühen Stadium und stieg aus. Jürg Schwarzenbach folgte ihm. Die drei anderen Löwen überlegten noch. Schliesslich boten Bettina Hein und Tobias Reichmuth gemeinsam 50’000 Franken, wollten dafür aber einen Anteil an der Firma von 20 Prozent. Roland Brack wiederum bot 45’000 Franken zu 20 Prozent und wäre auch zu einem Darlehen bereit gewesen, um eine Erhöhung der Produktion zu finanzieren. Doch Anne Richter kannte ihre Grenzen: Mehr als 10 Prozent wollte sie an ihrem Unternehmen nicht abtreten. Somit kam kein Deal zustande.

Clever auf der ganzen Linie: Pietro Gagliardi von Cleveron (Mitte) hat drei Löwen und eine Löwin überzeugen können. (Bild: ©CHMedia / Kim Christen)

Mit intelligenter Heizungsregelung zu weniger CO2: Der Deal des Abends

Pietro Gagliardi mit dem selbstlernenden Heizungssystem «Cleveron» ging ein hoch aktuelles Thema an: Die Verschwendung von Heizenergie in Gebäuden, wenn deren Räumlichkeiten nicht dauernd genutzt werden. Die Lösung: «Cleveron» regelt für jeden Raum die Temperatur selbständig und individuell. Damit wird sichergestellt, dass bspw. ein Sitzungszimmer nur während einer Sitzung geheizt wird. Mit «Cleveron» würden sich nur schon an einem Tag 30 Prozent an Heizenergie sparen lassen, so Gagliardi. Das eigentlich Clevere daran: Intelligente Thermostate, die in nur einem Tag installiert werden können, regeln die Raumtemperatur je nach Benutzungsgrad, Sonneneinstrahlung, Tageszeit etc. Das kostet weniger als 10’000 Franken – ganz im Gegensatz zu umfangreichen Sanierungsmassnahmen, die sonst notwendig wären, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Das Marktpotenzial sei enorm: Ausgehend von 6 Millionen Gebäuden im DACH-Raum betrage dieses rund 9 Milliarden Franken. Eigentlich überzeugende Argumente für die Löwen, um mit 250’000 Franken gegen 5 Prozent Firmenbeteiligung einzusteigen, zumal mit Anja Graf eine Immobilien-Expertin anwesend war – es bot sich die Chance für Investment und Kundenakquise in einem. Doch ausgerechnet sie stieg als erste aus. Roland Brack hingegen bot 250’000 Franken wollte dafür aber 8 Prozent Beteiligung. Bettina Hein, Lukas Speiser und Patrick Mollet boten gemeinsam 250’000 Franken gegen 7 Prozent. Nun stand Pietro Gagliardi vor einer schwierigen Wahl – es brauchte die telefonische Rücksprache mit seinen Mitgründern. Zurück in der Höhle der Löwen stellte er ein Gegenangebot in den Raum: Annahme der beiden Angebote, aber mit je einer Beteiligung von 7,5 Prozent. Bettina Hein und Roland Brack tauschen kurz die Blicke und waren schliesslich einverstanden – der Deal sass.

Auch ohne Investment: Sich nicht unterkriegen lassen

Eine insgesamt unterhaltende Sendung – von «Duft des Geldes» über nachhaltige Schokolade und Mode bis hin zu einer cleveren Energiespar-Lösung war alles dabei, was sowohl Investoren, Gründer aber auch die TV-Zuschauer zuweilen ins Grübeln bringen konnte. Es ist zuweilen bewundernswert, wie viel Geduld die Löwen auch bei noch so abstrusen Produkt-Ideen aufbringen und den Gründern nicht schneller sagen, dass sie keine Chance für ein Investment sehen. Bei den gelungenen Deals darf man einmal mehr gespannt sein, ob man darüber auch später noch sprechen kann, wie etwa von «Yokoy», einer App für das Spesenmanagement, die dank einem Investment der Löwen inzwischen 500 Kunden im Portfolio hat und ins Ausland expandieren konnte. Durchaus erinnern darf man sich aber an den Tipp der beiden «Jungspunde» von «Finelli» an andere Jungunternehmer: Sich nicht unterkriegen lassen und ein Ding, von dem man überzeugt ist, durchziehen.

Interviews mit zwei Investoren bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“ finden Sie hier, einen Rückblick zur Sendung vom 16. November 2021 gibt es hier.

Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.3plus.tv/die-hoehle-der-loewen-schweiz

Dank Behavioral Design: Millionen von Retouren könnten im E-Commerce vermieden werden

Mit Behavioral Design lässt sich ein Potenzial zur Vermeidung von jährlich über 15 Millionen Retourenpaketen erschliessen. Dies hat ein gross angelegtes Feldexperiment mit über 100'000 Online-Shoppern gezeigt.

Täglich werden Millionen von Retouren umhergeschickt. Behavioral Design senkt die Retourenquote im E-Commerce um rund 4%. (Bild: elaboratum)

Retouren belasten die CO2-Bilanz der E-Commerce-Unternehmen massiv. Zudem kosten sie viel Geld und den Kund:innen Zeit. Keine Frage also, dass eine Retourensenkung im Interesse aller Beteiligten liegt. Doch wie können Online-Händler ihre Kund:innen dazu bewegen, so einzukaufen, dass weniger Retouren anfallen? Das Beratungsunternehmen elaboratum hat gemeinsam mit behamics und der Universität St. Gallen das weltweit grösste Feldexperiment mit mehr als 100.000 Online-Shoppern durchgeführt. Partner der Studie waren die Initiative Leaders for Climate Action und der Handelsverband Deutschland (HDE). Es wurde empirisch untersucht, wie sich verhaltenspsychologische Interventionen auf das Rücksendeverhalten der Kund:innen auswirken. Die Erkenntnis: Mit dem Einsatz von Behavioral Design lassen sich jedes Jahr Millionen von Retouren und Tausende Tonnen CO2 vermeiden.

Einigkeit über die negativen Folgen von Retouren

Die Zahl an Retouren zu reduzieren, das wollen sowohl Händler wie auch die Kundschaft. Denn pro zurückgesandtes Paket zahlen die Händler rund 20 Euro im Schnitt. Kund:innen zahlen zwar meistens nichts, doch sie benötigen durchschnittlich über eine halbe Stunde, um eine Bestellung zurückzusenden. Nicht zu vergessen die CO2-Emissionen: Diese beliefen sich infolge von Retouren im Jahr auf 238’000 Tonnen. Das entspricht 125’000 Autofahrten von Hamburg nach Kapstadt – jedes Jahr! Das heisst, die Retouren machen den E-Commerce zu einer eigentlichen CO2-Schleuder. Wenn sich Rücksendungen wirksam vermeiden liessen, dann könnte der Online-Handel seine CO2-Bilanz massiv aufbessern.

Eine Absicht ist noch lange keine Aktion

Doch wenn die Fakten eigentlich bekannt sein sollten: Weshalb wird dann immer noch so viel zurückgeschickt? Eine Erklärung dafür liefert die so genannte „Intention-Action-Gap“ (elaboratum, 2021). Wir alle wollen nachhaltiger leben und dazu beitragen, das Paketvolumen mit der Vermeidung überflüssiger Retouren zu senken – die „Intention“ ist also vorhanden. Dennoch sinkt die Retourenquote seit Jahren nicht signifikant – an der „Action“ mangelt es offensichtlich. Denn im Entscheidungsmoment fehlt es an wirksamen Impulsen, die eigenen guten Intentionen in konkrete Aktionen zu überführen.  Um herauszufinden, ob verhaltenspsychologische Interventionen das Retourenverhalten von Kund:innen beeinflussen können, haben elaboratum (Dr. Philipp Spreer), behamics (Dr. Thilo Pfrang) und die Universität St. Gallen (Dr. Marc Linzmajer)  ein verhaltensökonomisches Retouren-Experiment durchgeführt.

Experiment mit Behavioral Design

Lässt sich eine Senkung der Retourenquote mit Hilfe von verhaltenspsychologischen Interventionen erreichen? In der Studie sollte die Frage geklärt werden, ob verhaltenspsychologische Interventionen die Lücke zwischen „Intention“ und „Action“ schliessen und das Retourenverhalten der Kund:innen signifikant beeinflussen können. Dazu wurde das echte Verhalten von Nutzer:innen in verschiedenen Online-Shops analysiert und ausgewertet. Grundlage dafür waren randomisierte Experimentaldesigns: Besucher:innen der Online-Shops wurde nach dem Zufallsprinzip an einem bestimmten Kontaktpunkt (z.B. Bestellbestätigung bei Kaufabschluss) oder ausgelöst von einer bestimmten Aktion (z. B. wenn mehrere Grössen eines Artikels in den Warenkorb gelegt werden) eine von mehreren hinterlegten Interventionen ausgespielt. Beispiele für solche Interventionen sind Verweise auf das Verhalten anderer Kund:innen (Soziale Normen) oder auf den persönlichen Zeitverlust, der durch eine Retoure entsteht (Verlustaversion). Die Reaktionen auf die Interventionen wurden dann mit dem Verhalten von Kund:innen verglichen, die keine entsprechende Botschaft gesehen haben. Durch dieses Vorgehen ist sichergestellt, dass die gemessenen Unterschiede zweifelsfrei auf die Wirkung der jeweiligen Intervention zurückgeführt werden können. So konnte ermittelt werden, welche Intervention eine retourenreduzierende Wirkung hat und wie stark diese ist.

Das Ergebnis: Der Einsatz von Behavior Patterns senkt die Retourenquote um rund 4%

Die Studienergebnisse belegen, dass verhaltenspsychologisch fundierte Interventionen zu signifikanten Verhaltensänderungen führen können – und das ganz ohne monetäre oder restriktive Massnahmen. Quer über vier durchgeführte Experimente hinweg wurde ersichtlich, dass die Retourenrate bereits mit den im Rahmen dieser Studie verwendeten Mitteln um rund 4 % gesenkt werden kann. Eine weitere konzeptionelle Verfeinerung der Interventionen, zusätzliche Behavior Patterns und Training des Interventionsalgorithmus könnten diesen Wert auf mindestens 5 % steigern, so die Autoren. Doch allein 4 % weniger Retouren bedeutet in Zahlen jährlich 15,75 Millionen weniger Rücksendepakete in Deutschland und damit rund 13.000 t weniger CO2 – um diese Menge zu kompensieren, müssten wir 13 Millionen grosse Bäume pflanzen.

Quelle und weitere Informationen: elaboratum

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