Wiedereinstieg ins Berufsleben mit Tücken

Nach einer längeren Pause wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren, ist nicht einfach. Neuste Entwicklungen – verstärkt durch die Coronakrise – wie Homeoffice oder zeitlich flexibles Arbeiten, kommen den betroffenen Personen entgegen. Das zeigt eine gemeinsame Forschungsarbeit der Hochschule Luzern und der HES-SO.

Lücken im Lebenslauf bilden immer noch ein Hindernis für einen erfolgreichen beruflichen Wiedereinstieg. (Bild: Pixabay.com)

Personen, die nach einer längeren Abwesenheit wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen, tun sich bei der Stellensuche oftmals schwer. «Eine Lücke im Lebenslauf wird bei der Jobsuche nach wie vor als grosses Hindernis wahrgenommen», weiss Evelin Bermudez, Returnship-Expertin an der Hochschule Luzern. Das Forschungsteam, bestehend aus Evelin Bermudez, Dr. Anina Hille, Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried und Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann, hat untersucht, welche Herausforderungen für Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger besonders gross sind und wie deren Chancen für den schnellen Wiedereinstieg verbessert werden könnten.

Zeitliche und örtliche Flexibilität als Bedürfnis

Geht es nach den Forscherinnen, besteht bei der Beschäftigung von Wiedereinsteigenden ein grosses Potenzial, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. «Das bestehende Potenzial wird aber bei Weitem nicht ausgeschöpft», sagt Evelin Bermudez. Vielen der sogenannten «Returnern» bereitet es Mühe, nach ihrer langjährigen Pause eine geeignete Wiedereinstiegsstelle zu finden. Laut der Befragung haben Wiedereinsteigende ein besonders grosses Bedürfnis, Teilzeit und örtlich flexibel zu arbeiten. Die meisten von ihnen wünschen, zumindest teilweise im Homeoffice tätig sein zu können. So haben 38 Prozent der befragten Personen, welche nach einer längeren Pause wieder einen Job suchen, angegeben, gerne zwischen 60 und 80 Prozent arbeiten zu wollen. Rund 35 Prozent von ihnen suchen ein noch kleineres Pensum. Insgesamt wollen also 73 Prozent der Wiedereinsteigenden als Teilzeit-Angestellte ins Berufsleben zurückkehren. «Viele Unternehmen in der Schweiz sind in Sachen Teilzeitstellen und flexiblen Arbeitsmodellen noch nicht so weit», so Bermudez. Die HSLU-Expertin ergänzt: «Während der Coronakrise ist das Bewusstsein für das flexible Arbeiten jedoch gestiegen. Diese Entwicklung kommt den Wiedereinsteigenden entgegen.»

Gut ausgebildet und motiviert für den Wiedereinstieg

Laut des Forschungsteams könnten die Unternehmen davon profitieren, wenn sie vermehrt auf Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger setzen. So zeichnen sich «Returner» oft durch eine hohe Flexibilität aus. Rund 60 Prozent der Befragten, welche nach einer längeren Pause ins Arbeitsleben zurückkehren möchten, sind bereit, auch ausserhalb der vereinbarten Arbeitszeiten an einem wichtigen Meeting teilzunehmen. «Returner sind zudem häufig gut ausgebildet, motiviert und bringen langjährige Berufserfahrung aus der Zeit vor der Pause mit», sagt Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried, Diversity-Expertin an der Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud HES-SO.

Frauen besonders stark betroffen

Der häufigste Grund für eine Karrierepause ist die Kinderbetreuung, wie die Befragung zeigt. Andere Gründe, die bei der Befragung genannt wurden, sind Umzug oder Pflege von älteren Familienangehörigen. Besonders häufig machen Frauen eine längere Karrierepause. Interessant: Die Arbeitstätigkeit des Partners oder der Partnerin scheint keinen Einfluss zu haben, ob jemand beispielsweise für die Kinderbetreuung eine Pause einlegt. «Das hat uns überrascht. Wir gingen davon aus, dass Personen, welche einen verdienenden Partner oder eine verdienende Partnerin haben, eher zu einer längeren Pause tendieren», so Wanzenried.

Quelle: Hochschule Luzern

Verein Companies & Returnships Network

Der gemeinnützige und nicht gewinnorientierte Verein Companies & Returnships Network hat sich zum Ziel gesetzt, Programme für den berufliche Wiedereinstieg – sogenannte «Returnships» oder «Supported Employment» – in der Schweiz nachhaltig zu verbreiten. Hierzu zeigt CRN Unternehmen und Organisationen den Mehrwert von Wiedereinstiegsprogrammen auf und unterstützt sie bei der Einführung, Umsetzung und Evaluation dieser Programme. Der Verein wurde von vier Forscherinnen der Hochschule Luzern gegründet: Evelin Bermudez, Dr. Anina Hille, Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried und Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann.

Weitere Informationen gibt es unter www.crn-verein.ch.

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