Erneut Millionendeal bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“

Die zweite Folge der vierten Staffel von "Die Höhle der Löwen Schweiz" brachte wiederum viele sympathische Gründerinnen und Gründer und wieder einen Millionendeal. Denn ein Business Case begeisterte die Löwinnen und Löwen so sehr, dass sie gleich zu viert einstiegen.

Konnten mit vier Löwinnen und Löwen einen Millionendeal abschliessen: Tamara und Sandro Haag aus dem thurgauischen Amriswil. (Bild: Filip Stropek / CH Media)

Nach der ersten Sendung, die gleich einen Rekorddeal brachte, wurden in der zweiten Folge der vierten Staffel von „Die Höhle der Löwen Schweiz“, die am 11. Oktober 2022 ausgestrahlt wurde, wieder etwas kleinere Brötchen gebacken. Der erste Auftritt gehörte den Gründerinnen von „Dancing Queens“: Es wurde getanzt – was einen der Löwinnen und Löwen buchstäblich vom Hocker riss. Bettina Gimenez aus Pfäffikon (ZH) und ihre Geschäftspartnerin Sophie Witte aus Deutschland warben gekonnt für ihren Tanz-Onlineshop. Dieser bietet nicht nur Tanzschuhe und Fitnessbekleidung, sondern soll auch Tanzschulen und Tanzpartner vermitteln helfen. Kurz: Ein One-Stop-Shop für Tanzbegeisterte. Was auf den ersten Blick gut klingt, konnten Bettina Gimenez und Sophie Witte mit Zahlen aber nicht gleich gut untermauern: Der angestrebte Umsatz von 450’000 Franken für 2022 schien insbesondere in den Augen von Löwe Tobias Reichmuth zu tief, zumal hinter dem Kapitalbedarf von 500’000 Franken gegen eine Beteiligung von zehn Prozent eine verhältnismässig hohe Firmenbewertung stand. Löwin Bettina Hein räumte ein, dass man hier die Ziele durchaus höher stecken dürfte. Sie war aber vom Business-Modell begeistert und überlegte sich  ein Angebot – in Kombination mit E-Commerce-Expertise. Vielsagende Blicke zwischen ihr, Lukas Speiser und Roland Brack: Wird einer von ihnen mit ins Boot steigen? Schliesslich standen zwei Angebote im Raum: Lukas Speiser bot 500’000 Franken, wollte aber eine Beteiligung von 40 Prozent. Bettina Hein und Roland Brack boten zusammen ebenfalls 500’000 Franken gegen 30 Prozent Firmenbeteiligung. Nach kurzem Überlegen griffen Bettina Gimenez und Sophie Witte bei diesem Angebot zu.

Selfmade-Woman mit Herz für Nagetiere

Die nächste Jungunternehmerin gewinnt die Sympathien der Investoren und Investorinnen dann aber im Nu. Nachdem sie zwei Hasen bei sich aufgenommen hatte und kein naturbelassenes Futter für sie finden konnte, beschloss sie, es selbst herzustellen. So entstand „Nager’s Wiesenbackstube“. Gründerin Manuela Schläfli aus Lützelflüh (BE) produziert alles von Hand – unter schwierigen Bedingungen. Denn auf die Frage der Löwinnen und Löwen, wofür sie das Geld brauche, antwortet sie: «Für eine Heizung». Und Maschinen. Die Investorinnen und Investoren sind von ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement beeindruckt. Doch als es dann um die nackten Zahlen ging und die weiteren Pläne, wich der Enthusiasmus insbesondere bei Tobias Reichmuth ziemlich schnell. Insbesondere vermisste er einen Online-Vertrieb. Roland Brack sprang hier in die Bresche und bot der Unternehmerin an, ihre Produkte in sein Sortiment aufzunehmen. Auch Jürg Schwarzenbach erklärte sich bereit, Manuela Schläfli mit Know-How zu unterstützen. Doch für einen Deal reichte es letztlich nicht. Dieser Business Case zeigt aber, wie eine Selfmade-Woman durch beharrliche Arbeit und Nachhaltigkeit auch ohne Investoren zum Erfolg kommen kann.

Millionendeal für ein wandelbares Sofa

Die Dating Plattform „Noii“ mit den Gründern Thomas Kuschel und Laura Matter aus Dinhard (ZH) ermöglicht Speeddating von der Couch aus. Das Start-up aus Dinhard (ZH) hat sogar ein Dating-Profil von einem der Löwen erstellt – er wird darauf zur Frau. Dies quasi als Beweis, wie viel „Fake“ auf konventionellen Dating-Plattformen inzwischen herrscht. „Noii“ will aber vieles anders machen: Kurzvideos statt Fotos und kuratierte Speeddating-Sessions jeweils jeden Montag-Abend per Zoom. Das scheint auch zu funktionieren. Jedenfalls sollen bereits 3000 Singles registriert sein, 40 Prozent auch im zahlungspflichtigen Premium-Bereich. Für die weitere Entwicklung des Unternehmens möchten die beiden Jungunternehmer ein Investment von 150’000 Franken gegen 5 Prozent Firmenbeteiligung. Während Tobias Reichmuth, Jürg Schwarzenbach und Lukas Speiser abwinken, machen Anja Graf und Roland Brack ein Gegenangebot: 200’000 Franken gegen 10 Prozent Beteiligung. Thomas Kuschel und Laura Matter sagen „ja“, und der Deal kam zustande.

Begeisterung herrschte dann bei den Löwinnen und Löwen über die Wandelbarkeit der Sofas von livom möbel GmbH. Auch die Entwicklung des Umsatzes liess sie staunen: Von 12’000 Franken im ersten Jahr auf acht Millionen Umsatz im zweiten. Und auch die Margen lassen sich sehen: Das in der Show gezeigte Sofa kostet in der Herstellung 800 Franken, verkauft wird es für 2400 Franken. Schnell wird klar: Die Löwinnen und Löwen möchten einsteigen. Nicht anfreunden können sie sich aber mit den Bedingungen, die das Thurgauer Gründer-Ehepaar Sandra und Tamara Haag sich vorstellen: 600’000 Franken gegen 3 Prozent Beteiligung. Wieder eine sehr hohe Bewertung also, was dann zu einem Gegenangebot führt: 1 Million gegen 10 Prozent Firmenanteile. Tamara und Sandro Haag versuchten zunächst noch, den Preis auf 1,5 Millionen zu erhöhen, schlugen dann aber bei der einen Million ein, weil Lukas Speiser klipp und klar darlegte, dass dies die derzeit einzig realistische Firmenbewertung sein kann. Somit war der Deal des Abends, wiederum ein Millionendeal, perfekt.

Leider kein Millionendeal, aber grossen Jö-Effekt: Gründer Marc Zinner zeigt das Premium-Babyphone „Sandy“. (Bild: Filip Stropek / CH Media)

Gute Ideen, aber keine weiteren Deals

Denn bei den weiteren Startups kam kein Deal mehr zustande. So liessen sich die Löwinnen und Löwen beim zugegeben herzigen Babyphone „Sandy“ der Firma „Dokoki“ vom Jö-Effekt durchaus begeistern. Bedenken hatten sie dann aber bei den (zu) vielen Funktionalitäten des Geräts bis hin zur möglichen Überwachung der Vitalfunktionen von Babys. Schockiert reagierten sie dann, als sie erfahren, wie viele Prozente Gründer Marc Zinner an seiner Firma noch innehat: Nämlich gerade mal noch neun Prozent. Somit wurde schnell klar, dass dies keine idealen Voraussetzungen für einen Deal sein konnten. Anzumerken ist aber, das Jürg Schwarzenbach bereits selbst eine Beteiligung an Dokoki hält, und deshalb in der Beurteilung der Firma in den Ausstand trat.

Ebenfalls nicht einsteigen wollten die Löwinnen und Löwen bei „Green Leaf“. Dieses Erfrischungsgetränk aus Apfelsaft, Holunderblüten und Minze mundete zwar und entspricht auch ganz den aktuellen Food-Trends: Lokale Zutaten und keine künstliche Zusatzstoffe. Noch etwas wenig ausgegoren schienen den Investorinnen und Investoren aber die Wachstumspläne der jungen Berner Marco Henri, Aline Bot und Ismael Seck. Und auch das Konzept mit dezentralen Lieferanten scheint ihnen zu riskant. Die Gründerinnen und Gründer nahmen dann statt einen Deal viele gute Tipps und Wohlwollen mit aus der Sendung. Vielleicht klappt es ja dann mit einem Investment, wenn das Markenversprechen und der Markenkern noch etwas schärfer konturiert daherkommen.

Fazit der Sendung: Immer mehr Geschäftsideen beruhen inzwischen auf dem Nachhaltigkeitsgedanken. Dieser scheint sich aber nicht immer gleich gut zu vertragen mit den von vielen Investoren angestrebten Wachstumszielen und den Diktaten des klassischen Marketings.

Weitere Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.oneplus.ch/detail/1000604

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