Zahl der Insolvenzen weltweit deutlich gestiegen

Im Jahr 2022 hat sich die Zahl der weltweiten Firmenschliessungen um knapp elf Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Damit zeigt der Trend bei den Insolvenzen wieder nach oben, nachdem im Jahr 2021 nur eine sehr geringe prozentuale Zunahme bei den Geschäftsaufgaben zu verzeichnen war (plus 0.6 Prozent). Die Ursachen für die gestiegene Zahl der Insolvenzen sind vielschichtiger Natur, haben aber im eingetrübten ökonomischen und monetären Umfeld einen gemeinsamen Nenner. Überdurchschnittlich stark betroffen ist die Schweiz.

Düstere Wolken über der Wirtschaft: Die Zahl der Insolvenzen weltweit nimmt zu. (Bild. Pixabay.com)

Wie der Global Bankruptcy-Report von Dun & Bradstreet zeigt, legte die Zahl der Konkurse im zurückliegenden Jahr in rund 60 Prozent der 48 untersuchten Länder zu, wobei 14 Staaten eine Steigerungsrate von mehr als 10 Prozent verbuchten. In Europa am schwersten betroffen von der Pleitewelle waren Österreich, Frankreich und das Vereinigte Königreich – mit einem Anstieg der Konkurse von jeweils rund 50 Prozent. Aber auch die Schweiz verzeichnete mit einem Plus von 27 Prozent auf 7‘751 Fälle eine signifikante Zunahme bei den Betriebsaufgaben, wobei die Kurve zum vierten Quartal 2022 hin steiler wurde. Der starke Anstieg an Insolvenzen in der Schweiz dürfte unter anderem auf den Nachfragerückgang in den Abnehmermärkten der Schweizer Exportindustrie zurückzuführen sein. Aber auch eine mangelnde Absicherung gegen steigende Rohstoff- und Energiepreise könnte insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen zu einer höheren Konkursanfälligkeit beigetragen haben.

Weniger Firmenpleiten in den USA

Die US-Firmen erwiesen sich als widerstandsfähiger. In den USA sanken die Insolvenzen um zwei Prozent auf 18.765 Fälle. Einen vergleichsweise geringen Anstieg der Insolvenzen verzeichnete mit rund vier Prozent auch Deutschland (14‘553 Fälle). Das dürfte unter anderem daran gelegen haben, dass die deutsche Regierung infolge des Energiepreisschocks eine Lockerung des Insolvenzrechts beschlossen hat. Zum anderen wurden in Deutschland infolge der Explosion der Energiepreise die Unternehmen und privaten Haushalte stärker entlastet als in anderen europäischen Ländern. Geschätzt belief sich das Volumen der Massnahmen auf rund sieben Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts (BIP). Zum Vergleich: Frankreich wandte nur 3,7 Prozent seines BIPs für entsprechende Entlastungen auf.

Insolvenzen weltweit steigend aus verschiedenen Gründen

Dass die Insolvenzfälle im vergangenen Jahr insgesamt – das heisst, über alle Länder hinweg betrachtet – spürbar zugenommen haben, dürfte mehrere Ursachen haben. Zum einen sind in vielen Ländern die pandemiebedingten staatlichen Unterstützungsprogramme ausgelaufen. Zum anderen haben die rasant gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise die Betriebskosten insgesamt nach oben getrieben. Zudem haben die Notenbanken zur Inflationsbekämpfung die Leitzinsen erhöht. Die Zinswende hat wiederum die Unternehmensfinanzierung erschwert. Kredite sind nicht nur teurer geworden, sondern werden von den Banken auch zunehmend restriktiver vergeben. Ein weiterer Punkt ist der russische Einmarsch in die Ukraine, der nicht nur die Energiekrise ausgelöst hat, sondern auch zu sanktionsbedingten Einschränkungen führte.

Keine Entspannung in Sicht

Betrachtet man diese herausfordernde makroökonomische Umfeld, dürfte sich der Trend steigender Insolvenzahlen in diesem Jahr fortsetzen. Leitzinserhöhungen beeinflussen die Konjunktur bekanntlich mit einer zeitlichen Verzögerung. Eine weitere Abkühlung der Weltwirtschaft ist daher zu erwarten. Vor diesem Hintergrund dürfte das Jahr 2023 eher im Zeichen von wirtschaftlicher Stagnation und eines entsprechend nüchternen Geschäftsklimas stehen. Auch für die Schweiz erwartet der Dun & Bradstreet-Report eine weitere Zunahme der Konkurse. Als Gründe nennt der Bericht eine weitere Abschwächung der Exportmärkte sowie den Stopp der während der COVID-19-Pandemie gewährten Vergünstigungen.

Quelle: Dun & Bradstreet

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