Schweizer Banken treiben Kunden ins Pfandhaus

Privatpersonen und Kleinunternehmer geraten immer häufiger in finanzielle Schwierigkeiten, weil sich ihre Banken gegen sie stellen. Bereits freigegebene Zahlungseingänge werden ohne Begründung monatelang gesperrt. Vielen bleibt dann kein anderer Ausweg, als Wertgegenstände zu verpfänden.

Gerade nicht liquide, dafür einen schönen Bentley in der Garage? Dieser lässt sich notfalls im Pfandhaus zu Bargeld machen, um einen kurzfristigen Liquiditätsengpass zu überbrücken. (Symbolbild / Pixabay.com)

Cedric Domeniconi von Auto-Pfandhaus.ch stellt eine Zunahme bei Verpfändungen von Wertgegenständen fest und sieht die Kreditklemme von Banken als Ursache: «Waren früher Einkommensengpässe oder familiäre Notfälle die klassischen Gründe für einen Pfandkredit, sind es in den letzten Jahren immer häufiger massive Probleme mit den Schweizer Banken, weshalb Kunden in finanzielle Notlagen geraten und sich in ihrer Verzweiflung an uns wenden.» Dabei sind strenger gewordene Richtlinien bei der Kreditvergabe nur ein Grund.

Auftrag verloren wegen blockierter Gelder

Oftmals sperren Banken sogar als unbedenklich bestätigte Kundengelder monatelang und ohne ersichtlichen Grund. «Immer wieder begegnen wir Fällen, bei denen Bankkunden nicht mal an ihr eigenes Geld kommen, etwa wenn es aus dem Ausland einbezahlt wurde.» Dies betreffe Private genauso wie Unternehmer. Beispielhaft nennt Domeniconi einen Hausverkauf in Frankreich und eine Anzahlung für eine Industrie-Installation aus Deutschland. «Die Banken hatten ihren Kunden gegenüber die Unbedenklichkeit der Gelder bereits lange im Vorfeld anerkannt und die Freigabe der Beträge schriftlich bestätigt. Als die Zahlungen aber eintrafen, wurden die Gelder dennoch ohne Begründung monatelang gesperrt.» Dies führte dazu, dass eines respektive mehrere Autos verpfändet werden mussten. In einem Fall habe ein Unternehmer gar einen grossen Auftrag verloren und die Anzahlung seines Kunden – mit entsprechenden weiteren bürokratischen Widrigkeiten – wieder zurückzahlen müssen.

Restriktivere Haltung von Banken

«Die Schweiz ist ein KMU-Land und lebt vom Export. Wenn Unternehmen ihre Geschäfte nicht mehr wahrnehmen können, weil sich die Banken explizit gegen sie stellen, kann dies für den Einzelnen das Aus bedeuten – insbesondere für kleinere Firmen», so Domeniconi. «Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind der Motor unserer Wirtschaft. Trotzdem legen ihnen die Banken immer häufiger Steine in den Weg.» Dabei sind die immer unpersönlicher werdende Beziehung zu den Kunden – persönliche Ansprechpartner weichen Callcenter-Agenten – und die steigende Bürokratie längst nicht die einzigen Gründe für die Schwierigkeiten. Gerade selbstständig Erwerbende und KMU erhalten immer seltener Kredite, weil man die relevanten Sicherheiten restriktiver bewertet. «Eine langjährige Kundenbeziehung und ein guter Geschäftsgang verlieren zunehmend an Bedeutung», sagt Domeniconi. «Dazu beigetragen haben auch die strenger werdenden regulatorischen Vorschriften» Dabei wäre das Geld vorhanden und die Zinsen tief.

Der Gang ins Pfandhaus als Alternative?

Die Banken wälzen bei hohen Einlagen denn auch das Problem mit den Negativzinsen immer häufiger auf ihre Kunden ab. Aber selbst vor den eigenen Mitarbeitenden machen sie nicht halt: «Immer mehr Banken verpflichten ihre eigenen Mitarbeitenden, allfällige Kredite nur beim Arbeitgeber aufzunehmen. Viele haben aber Bedenken, ein persönliches Finanzproblem offenzulegen oder einen zweiten Kredit bei ihrem Arbeitgeber zu beantragen. Sie fürchten um ihren Ruf innerhalb der Bank und bei Kollegen. Zu einer anderen Bank zu gehen, ist indes keine Lösung: Die Banken haben dank ZEK, der Melde- und Auskunftsorganisation über Kredit-, Leasing- und Kreditkarteninteressenten sowie über Verpflichtungen und Bonität von Kreditnehmern, Leasingnehmern und Karteninhabern, die volle  Kontrolle über Kreditvergaben und würden das sofort merken. «Der Umgang mit dem Geldverleih nimmt teilweise absurde Züge an», sagt Domeniconi. «Die Banken wollen zwar wegen der andauernden tiefen Zinsen das Geld möglichst lukrativ verleihen und schrecken dabei selbst vor vertraglichen Bindungen ihrer eigenen Mitarbeitenden nicht zurück. Auf der anderen Seite werden sie immer knausriger beim Kreditgeschäft.» Selbstverständlich sind auch strengere Gesetze wie das 2016 revidierte Konsumkreditgesetz ein Grund dafür. Allein schon die Wartefrist von zwei Wochen verhindert es, schnell Geld zu erhalten. «Aber der Amtsschimmel sollte nicht dazu führen, dass Kunden nicht einmal über das eigene Geld verfügen können und stattdessen ihre Autos bei uns verpfänden müssen», gibt der Mitgründer von Auto-Pfandhaus.ch zu bedenken.

Weitere Informationen: www.auto-pfandhaus.ch

Jungunternehmen Annanow startet weiter durch

Das Schweizer Fintech-Startup Annanow hat sich beim Kickstart Innovation Pitch gegen rund 800 Startups aus ganz Europa durchgesetzt. Das rasch wachsende Startup überzeugte in der finalen Runde mit seinem richtungsweisenden Konzept und gewinnt damit wichtige Partnerschaften.

Daniel Gradenegger und Patrick Keller (vlnr.) vom Jungunternehmen Annanow bei der Verkündigung des Resultats des Kickstart Innovation Pitchs. (Bild: zVg)

Das Schweizer Jungunternehmen Annanow (wir berichteten darüber) ist der grosse Gewinner bei einem internationalem Startup-Pitch des Schweizer Innovationsförderprogramms Kickstart: PwC, Crédit Suisse, AXA Versicherungen und Coop (Bau & Hobby und Interdiscount) sprechen dem Fintech-Startup ihr Vertrauen aus und beginnen per sofort mit der Zusammenarbeit. Annanow verfügt über das nach eigenen Angaben grösste cloudbasierte Liefernetz der Schweiz und bietet Händlern Payment- und Versicherungslösungen sowie Express-Lieferungen in maximal 60 Minuten oder zum gewünschten Zeitfenster. Mediamarkt, Hermès, Fleurop, Jumbo, Manor und Coop sind nur einige der über 5‘000 Händler, die zusammen mit rund 100‘000 Taxis und Kurieren in der Schweiz, Deutschland und Österreich auf die Dienstleistungen von Annanow setzen. „Wir freuen uns sehr über das Vertrauen, das uns und unserem Geschäftsmodell entgegengebracht wird“, sagt Daniel Gradenegger, Gründer von Annanow. „Dass unser Konzept funktioniert, haben wir in den letzten zwei Jahren seit unserer Gründung bewiesen. Mit diesen wichtigen neuen Partnerschaften zünden wir mit Annanow die nächste Stufe“, verspricht Gradenegger.

Zahlungslösungen, Versicherungen und Lieferungen

Das Geschäftsmodell von Annanow scheint zu überzeugen: Das Fintech-Startup stellt bei jeder Bestellung die geographische Verfügbarkeit von Produkten fest und ermöglicht über die cloudbasierte Lieferkette eine lokale Lieferung, indem bereits vor Ort verfügbare Verkehrsteilnehmer, wie Taxis, Kuriere und Private aktiviert werden. Die Distanzen werden so kurz, dass Lieferungen sogar zu Fuss oder mit der Tram erfolgen können. Dass Annanow jedoch noch viel mehr als das ist, ergibt sich erst mit einer tieferen Analyse. Patrick Keller, CEO von Annanow erklärt: „Wir werden in einem ersten Schritt oftmals als Lieferunternehmen wahrgenommen. Unser Geschäftsmodell reicht aber durch unsere integrativen Komponenten in den Bereichen Payment und Versicherungen viel weiter. Und das haben die grossen Player erkannt.“

Weitere Innovationsschritte erarbeiten

Das Schweizer Innovationsförderprogramm Kickstart sucht jedes Jahr die international besten Startups aus den Bereichen Bildungstechnologie, FinTech, Ernährungstechnologie, Smart City, Gesundheitstechnologie sowie Cybersecurity. Kickstart ist ein Spin-off des Impact Hubs Zürich und hat das Ziel, erfolgreiche Geschäftsbeziehungen und Partnerschaften zwischen Startups und Grossunternehmen und Organisationen zu initiieren. Die erwähnten Partner Crédit Suisse, AXA Versicherungen, PwC sowie Coop erarbeiten mit dem Jungunternehmen Annanow zusammen nun weitere Innovationsschritte, um mit ihrer jeweiligen Expertise in den Bereichen Fintech, Insuretech und Delivery gemeinsame Ziele zu erreichen.

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Swissmechanic bleibt im Gewerbeverband

Am Samstag, 9. November, feierte die Swissmechanic anlässlich ihrer Delegiertenversammlung den 80. Geburtstag. Im Fokus standen Ersatzwahlen, der Entscheid über den Verbleib im Schweizerischen Gewerbeverband und der Entscheid, den indirekten Gegenvorschlag zur Fairpreis-Initiative zu unterstüt-zen.

Am Samstag, 9. November, feierte die Swissmechanic Delegiertenversammlung ihren 80. Geburtstag. (Bild: zVg / Swissmechanic)

Die Jubiläums-Delegiertenversammlung von Swissmechanic, dem führenden Arbeitgeberverband der KMU in der MEM-Branche, fand in Luzern statt. Regierungsrat Reto Wyss überbrachte den 85 Delegierten ein Grusswort der Luzerner Regierung. In den vergangenen 80 Jahren hat sich die Jubilarin vom kleinen Ausbildungs- zum anerkannten und starken Arbeitgeberverband entwickelt, der eine zeitgemässe Aus- und Weiterbildung künftiger Fachkräfte ermöglicht und den Anliegen der KMU der MEM-Branche Gehör verschafft.

Swissmechanic unterstützt indirekten Gegenvorschlag zur Fairpreis-Initiative

Die Delegierten folgten dem Antrag des Vorstandes und beschlossen, den indirekten Gegenvorschlag zur Fairpreis-Initiative weiter mit einem finanziellen Beitrag zu unterstützen. Denn der indirekte Gegenvorschlag der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK-N) des Nationalrates übernimmt die Anliegen der Volksinitiative mit Ausnahme des Geoblocking-Verbots.

Swissmechanic bleibt im SGV

Der Antrag von Vorstand und Verbandsrat, dass Swissmechanic weiterhin Mitglied des Schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV) bleiben soll, wurde gutgeheissen. Die Organe waren zum Schluss gekommen, es sei sinnvoll, dass Swissmechanic in einem grösseren Verband vertreten ist. Im Vorfeld hatten sie dem SGV intensiv auf den Zahn gefühlt und abgeklärt, ob sich dieser zur Genüge für die Anliegen des Verbands und der Exportbranchen einsetzt.

Klimaschutz ohne Korsette

Präsident Roland Goethe nahm in seiner Rede Stellung zu den Ergebnissen der eidgenössischen Wahlen mit dem Erdrutschsieg von Grün und Links. Goethe befürchtet, dass sich die Rahmenbedingungen für den Werkplatz Schweiz massiv verschärfen. Trotz düsterer politischer Aussichten sei es aber nicht die Art von Swissmechanic-Mitgliedsunternehmern, den Kopf in den Sand zu stecken. Swissmechanic sieht die grüne Welle als Herausforderung und ist bereit, das Wissen und die Erfahrung aus der gelebten Arbeitswelt mit neuen, innovativen Produkten einzubringen und so einen substantiellen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. All dies ohne Verbote und ohne unsinnige Korsette.

Ersatzwahlen, Rechnung und Budget

Nach dem Rücktritt von François Schoch wurden Hansruedi Graf, Ueli Meyer und Xavier de Preux in den neu achtköpfigen Vorstand von Swissmechanic gewählt. Als Präsident der Sektion St. Gallen/Appenzell wurde Kurt Graber, als Präsident der Sektion Schwyz Johnny Föhn im Verbandsrat bestätigt. Silvio Bertini ist neu Mitglied der Wirtschaftskommission und Franz Marty Mitglied der Geschäftsprüfungskommission. Die Jahresrechnung 2018 sowie das Budget für das Jahr 2020, das einen Jahresgewinn von 38‘000 Franken vorsieht, wurden gutgeheissen.

Experte Polymechaniker Automation Andreas Allenbach, Markus Hintermann, Diplom Polymechaniker CNC Fräsen, Thomas Schranz, Zertifikat Polymechaniker Automation, Experte CNC Fräsen Silvio Tönz, Silbermedaillengewinner Polymechaniker CNC Drehen Lukas Muth, Direktor Swissmechanic Jürg Marti, Markus Näf, Projektleiter Berufsmeisterschaften Swissmechanic, Experte CNC Drehen Simon von Moos und Roland Goethe, Präsident Swissmechanic (von links) feierten die exzellenten Resultate der Polymechaniker an den diesjährigen WorldSkills. (Bild: zVg)

Wertschätzung für Polymechaniker-Botschafter

Am Vorabend der Delegiertenversammlung ehrte Swissmechanic drei Berufsathleten, die im August an den WorldSkills im russischen Kazan hervorragend abgeschnitten haben. Lukas Muth (Silbermedaille in der Disziplin CNC Drehen), Markus Hintermann (Diplom in der Disziplin CNC Fräsen) und Thomas Schranz (Zertifikat in der Disziplin Automation). Verbandspräsident Roland Goethe und Direktor Jürg Marti gratulierten den jungen Berufsleuten zu ihrem grossen Erfolg und dankten ihnen gleichzeitig für den immensen Aufwand, den sie vor und während den WorldSkills betrieben haben. Die drei Athleten erhielten Erfolgsprämien in der Gesamtsumme von CHF 4500.

www.swissmechanic.ch

 

Digitalisierung im Handel: Positive Impulse auf den Umsatz

Eine aktuelle Umfrage von Handel Schweiz unter 4‘000 Händlern zeigt, dass die grosse Mehrheit die Digitalisierung als Chance nutzt. Die Kompetenz der Mitarbeitenden in Sachen Digitalisierung hat zugenommen. Nur der Spielwarenhandel beklagt noch einen Mangel an Know-how und Fachkräften.

Lounge, Wohnzimmer, Restaurant oder Warenhaus? Die Loeb AG bietet den Kunden an ihren Standorten ein 360-Grad-Einkaufserlebnis. Die Digitalisierung im Handel eröffnet neue Möglichkeiten. (Bild: Loeb AG / Handel Schweiz)

Die Dachorganisation des Handels hat die breite Bevölkerung auf Social Media gefragt, wie die Digitalisierung des Schweizer Handels beurteilt wird. Zwei Drittel der Befragten finden, dass der Handel in der Digitalisierung gut bis sehr gut unterwegs sei. In der aktuellen Umfrage unter 4‘000 Schweizer Handelsunternehmen bestätigt die überwältigende Mehrheit der Befragten, dass die Digitalisierung den Handel weiterhin verändert. Das zeigt sich auch beim Umsatz. Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz, erklärte am Mediengespräch: «Während in der Vergleichsstudie von 2016 noch die Hälfte der Befragten gar keinen Effekt der Digitalisierung auf den Umsatz vermeldete, sind es heute nur noch knapp 11%. 31,4% der Handelsunternehmen erkennen eine positive Wirkung der Digitalisierung auf ihren Umsatz.»

Erstmals einzeln ausgewertet wurde – aus saisonalem Anlass, denn die letzten Monate des Jahres sind wegen des Weihnachtsgeschäfts traditionell besonders umsatzstark – der Spielwarenhandel. Dort wirkt sich die Digitalisierung bei knapp der Hälfte der Händler positiv auf den Umsatz aus. Nur noch 7% aller befragten Handelsunternehmen unternimmt nichts in der Digitalisierung. Nach wie vor meidet der Grossteil die digitalen Plattformen, die als Konkurrenten wahrgenommen werden. Hier hat sich die Wettbewerbssituation vor allem im Sortiment und bei der Logistik verschärft. Kaspar Engeli sagt dazu: «Die Handelsunternehmen stehen vor dem Entscheid, ihr eigenes Sortiment zu erweitern oder sich stärker zu spezialisieren und gleichzeitig die Verfügbarkeit des möglicherweise breiteren Sortiments zu erhöhen.»

Globaler Einheitspreis: 24% der Händler bestätigen das

Wenn über Digitalisierung gesprochen wird, ist das Thema Preise nicht weit. Deshalb wurden die Handelsunternehmen auch nach ihrer Einschätzung zur Preisentwicklung befragt. Der Direktor von Handel Schweiz erklärt: «Insgesamt finden 91% der befragten Händler die Preisentwicklung negativ. Rund ein Viertel erwartet, dass sich der globale Einheitspreis durchsetzt. Über 82.5% der Handelsunternehmen gehen davon aus, dass ihre Preise höher sind als bei der internationalen Konkurrenz, 10.5 % halten ihre Preise im internationalen Vergleich für niedriger.» Im Vergleich dazu die Meinung der breiten Bevölkerung auf Social Media: Knapp die Hälfte der Befragten finde, der Schweizer Handel sei zum Teil zu teuer. 16% verneinen, 37% stimmen dem voll und ganz zu. Auch Handel Schweiz sieht die Preisdifferenzen und fordert erneut, dass der Handel gleich lange Spiesse brauche. Nicht zuletzt sei im Sinne der KonsumentInnen konsequent das Cassis-de-Dijon umzusetzen, so Kaspar Engeli.

Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz. (Bild: Handel Schweiz)

Trend zum Haptischen bei Spielwaren

So erklärte Rolf Burri, Präsident des Spielwaren Verbands Schweiz: «Die Spielwarenhändler verzeichnen insgesamt ein stetiges Wachstum im einstelligen Bereich. Gleichzeitig sind wir eine sehr schnelllebige Branche mit immer wieder neuen Trends. Manche Produkte werden 6 bis 8 Wochen lang extrem gehypt und verschwinden dann wieder vom Markt. Innerhalb der kurzen Zeit sind sie dann jedoch omnipräsent.» Er macht ein grosses Potenzial für die Digitalisierung in der Spielwarenbranche aus, wie die Umfrage auch bestätigte. «Wir gehen davon aus, dass die Hälfte der Schweizer Fachhändler ihr digitales Potenzial noch nicht voll ausschöpft. Für Hersteller besteht die Herausforderung zudem in der sinkenden Zahl der Fachhändler. Es müssen also andere Vertriebskanäle genutzt werden.» Der Online-Handel mit Spielwaren liegt in der Schweiz bei nur 15%; In Deutschland und England beträgt der Online-Anteil bereits bis zu 40%. Die grosse Herausforderung ist die Logistik im Fachhandel – hier ist die Digitalisierung ein Muss, damit die Prozesse kosteneffizient ablaufen. Das kann ein Händler mit mehreren Filialen besser bewältigen.

Rolf Burri, Präsident Spielwaren Verband Schweiz SVS und Geschäftsführer Carlit + Ravensburger AG (Bild: zVg / Handel Schweiz)

Den Trend zum Haptischen bestätigt die Tatsache, dass manche bekannten digitalen Games inzwischen als haptische Version zu haben sind, wie zum Beispiel Minecraft. Den Trend zum personifizierten Produkt zeigt sich auch am wachsenden Angebot an persönlich angepassten Versionen von Spielen, Puzzles und Memories.

Digitalisierung im Handel konkret im Warenhaus Loeb

Wie der stationäre Handel das Thema Digitalisierung anpackt, zeigte Matin Stucki, Chief Digital Officer beim bekannten Berner Warenhaus Loeb AG. «Die grosse Chance liegt in der Konzentration auf den Kundennutzen und nicht auf die Technik», erläuterte er. KundInnen würden sich nach wie vor sehr gerne durch das persönliche und das haptische Erlebnis überraschen lassen. «Das Warenhaus muss eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen und die Verweildauer erhöhen.» Bei Loeb können Kundinnen und Kunden in den verschiedenen Kundenlounges fernsehen, Zeitung lesen, nähen, sticken, Retro-PacMan-Games oder mit dem Töggelikasten spielen und gleichzeitig an den Sitzplatz Essen bestellen und dort auch gleich bezahlen. Dank der Digitalisierung kann die Warenhauskette das Loyalty-Programm für die rund 80’000 InhaberInnen einer Loeb-Karte stärker an das persönliche Kaufverhalten anpassen. Für den kürzlichen Umbau des Berner Warenhauses hat Loeb über CHF 10 Mio. ausgegeben. So wurden bei Loeb in Bern u.a. 70 Digital Signage Systeme installiert. Der Kundendienst ist nicht nur via Chat auf der Website ansprechbar, sondern auch über WhatsApp oder Messenger. Der Chief Digital Officer konkretisiert: «Wir arbeiten nicht mit einem automatisierten Chat-Bot, sondern mit echten BeraterInnen.» Digitale Tools steigern das Einkaufserlebnis bei Loeb: Über die verlängerte Ladentheke bzw. die Touch Wall haben KundInnen Zugang zu den digitalisierten Katalogen der Lieferanten. In den Umkleidekabinen für Damen-Unterwäsche befindet sich ein kleiner Screen, über den eine Beraterin bestellt werden kann. Diese erhält eine Push-Nachricht auf ihre Apple Watch. Ein Erfolg seien auch die mobilen Tablet-Kassenstationen: Die KundenberaterInnen können damit die Einkäufe ihrer Kundschaft direkt und diskret via Karte kassieren. Self Scanning ist derzeit auf den Food-Bereich beschränkt, demnächst wird dies aber auch für die Papeterie-Abteilung getestet, wie Martin Stucki durchblicken liess.

Ganz persönlich digital

Daniel Broglie, CEO und Mitglied des Verwaltungsrates der 200-köpfigen Chromos Gruppe mit Hauptsitz in Dielsdorf, zu der auch Fujifilm Schweiz gehört, zeigte, wie vielfältig heute Grosshandelsunternehmen aufgebaut sei können und wie fliessend der Übergang vom Grosshändler zum Systemhaus ist. Daniel Broglie zeigte am Mediengespräch, dass die Digitalisierung vor allem auch die Produkte verändert, was sich wiederum auf die Beratung auswirkt. Er erklärte: «Wir entwickeln uns laufend zusammen mit den Kunden weiter und verstehen uns in diesem Sinne auch als Trendscout.» Bereichsübergreifend ist Chromos mit sehr ähnlichen Herausforderungen konfrontiert: So sinkt generell die Anzahl der Handelskanäle, nehmen der internationale Wettbewerb und die Geschwindigkeit zu. Der CEO der Chromos-Gruppe: «Grundsätzlich geht es beim aktuellen Wandel um eine gute Überleitung vom Digitalen zum Physischen. Digitalisierung macht in unseren Märkten Dinge persönlicher. Ich verstehe die Digitalisierung als eine Massenproduktion mit Losgrösse eins – ein gutes Beispiel ist das Fotobuch oder der 3D-Druck.» Daniel Broglie zeigte, wie die Digitalisierung die Innovation der Produkte fördert, was nicht nur grosse Ansprüche an die Beratung und den Handel stellt, sondern für den Handel auch neue Geschäftsfelder eröffnet. So sind im Bereich Verpackung Etiketten möglich, die ein dynamisches Haltbarkeitsdatum visualisieren, was Foodwaste reduziert. Multichannel-Optionen im Printing und bei Verpackungen ermöglichen App-gesteuerte Spiele auf der Verpackung oder die Identifizierung von Fälschungen. Im Trend liegt auch die personifizierte Verpackung mit individuellem Geschenkpapier. In der Medizin ermöglichen die digitalen Röntgensysteme dreidimensionale Modelle, die zur Vorbereitung der Operation genutzt werden können. Das lässt sich mit dem 3D-Druck verknüpfen, was zum Beispiel beim Training von Operationen am Kinderherzen genutzt werden kann. Chromos bietet nicht nur ein Sortiment an verschiedenen 3D-Druckern an, sondern auch umfassende Beratung rund um 3D bzw. additive Manufacturing. Der externe Zugriff auf Maschinen über Bildschirme bei Chromos erlaubt die Reparatur von Digitaldruck-Maschinen aus der Distanz. Hochleistungskameras für den Einsatz in der Produktionsüberwachung reduzieren Ineffizienz und Verschwendung.

Auf der Sonnenseite

Trotz der erwähnten Herausforderungen stehe der Handelsbereich eingebettet in den gesamtwirtschaftlichen Kontext auf der Sonnenseite, wie Jean-Marc Probst, Präsident von Handel Schweiz, bilanziert. Die «Schattenbereiche» seien politischer Natur: Probst erwähnte etwa das Rahmenabkommen mit der EU, das unbedingt unterzeichnet werden müsse, oder laufende Volksinitiativen wie z.B. die «Konzernverantwortungs-Initiative», die es zu bekämpfen gelte. Die liberale Grundordnung und die Stärkung der Selbstverantwortung der Unternehmen, für die Handel Schweiz eintritt, sieht der Verbandspräsident durch solche Initiativen gefährdet.

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Digitalisierung des Arbeitsplatzes: 5 kapitale Fehler

Die Work-Life-Balance ist heute wichtiger denn je. Vor allem die jüngere Generation verlangt dafür einen modernen Arbeitsplatz und flexible Gestaltung von Arbeitsort und -zeit. Auf dem Weg zur Digitalisierung des Arbeitsplatzes leisten sich aber viele Unternehmen immer noch kapitale Fehler.

Bei der Digitalisierung des Arbeitsplatzes für ihre Mitarbeitenden machen viele Unternehmen noch Fehler. (Bild: Fotolia.com)

Ein moderner Arbeitsplatz und flexible Gestaltung von Arbeitsort und -zeit sind gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtige Argumente, mit denen Unternehmen Talente an sich binden. Schließlich wird die Work-Life-Balance besonders für die jüngere Generation immer wichtiger. Unternehmen starten also völlig zu Recht New Work Initiativen oder treiben für ihre Mitarbeitenden die Digitalisierung des Arbeitsplatzes voran. Dank moderner Technologie ist beides kein Hexenwerk und kann zum Beispiel mittels Cloud-Lösungen auch mittelständischen Unternehmen schnell und unkompliziert einen echten Vorteil liefern.

Häufige Fehler bei der Digitalisierung des Arbeitsplatzes

Zahlreiche Unternehmen leisten sich auf dem Weg zum modernen Arbeiten einige kapitale Fehler. Michael Heitz, Regional Vice President Deutschland bei Citrix, erklärt, welche kapitalen Fehler Unternehmen bei der Digitalisierung des Arbeitsplatzes immer noch machen und wie sie diese umschiffen können.

  1. Schreibtischpflicht: Dass Mitarbeiter gerne von unterschiedlichen Orten, von zu Hause oder unterwegs aus dem Zug arbeiten möchten, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. So geben 48 Prozent der befragten Führungskräfte einer dieses Jahr veröffentlichten Citrix Studie davon aus, dass die Möglichkeit von überall aus zu arbeiten einen positiven Einfluss auf die so genannte „Employee Experience“, also am Ende die Mitarbeiterzufriedenheit hat. Unternehmen mit einem unattraktiven Standort, die auf Pendler angewiesen sind, ist die Möglichkeit eines gleichwertigen digitalen Arbeitsplatzes sogar essenziell, um sich am Markt behaupten zu können.
  2. Mobiles Arbeiten nicht zu Ende gedacht: Es reicht nicht, dem Mitarbeiter einen Laptop oder ein Smartphone in die Hand zu drücken, wie eine andere Citrix Studie zeigt: Ganze 44 Prozent der deutschen (Anm. d. Red.: für die Schweiz gibt es diesbezüglich keine Zahlen) Schreibtisch-Arbeiter etwa schicken sich Dokumente an ihre private E-Mail-Adresse, um auch außerhalb des Büros darauf zugreifen zu können. Das ist datenschutztechnisch und was die IT-Sicherheit angeht eine Katastrophe! Unternehmen müssen passende Hard- und Software Lösungen bereitstellen, um mobiles Arbeiten effizient, einfach und sicher zu machen.
  3. Passwortschwemme: Jeder Dienst ein anderer Nutzername und ein anderes Passwort. Wer soll sich das noch merken? Vor dieser Herausforderung steht noch jeder vierte Arbeitnehmer in vielen Unternehmen. Kein Wunder, dass Mitarbeiter da kapitulieren und Passwörter notieren. Im schlimmsten Fall sind diese dann schön säuberlich ausgedruckt an den Rand des PC-Bildschirms angeheftet und jeder Kunde oder Besucher im Büro kann sie schnell abfotografieren. Abhilfe schafft eine so genannte Single-Sign-On-Funktion für alle eingesetzten Dienste, die zentral von der IT-Abteilung verwaltet wird.
  4. „Das haben wir schon immer so gemacht“: Sicher, der Leitsatz „never change a running system“ hat seine Berechtigung, vor allem bei kritischen Systemen. Aber: Mitarbeiter sind durchaus offen, neue Tools und Anwendungen kennenzulernen, wie Citrix herausfand. 60 Prozent der Angestellten sind neugierig, wenn ihr Arbeitgeber alte Tools durch neue ersetzt. Zudem sagen 44 Prozent, dass neue Technologien ihrer Meinung nach wichtig sind, um effizienter zu arbeiten. Unternehmen sollten Mitarbeiter also nicht unterschätzen und auf keinen Fall aus Angst vor Veränderung oder Mitarbeiterfrust technologische Innovationen auf die lange Bank schieben.
  5. Umständliche Software: Wir alle sind heute ständig von eleganter und effizienter Software umgeben. Vor allem im privaten Bereich: Smartphone und Web Apps für Endverbraucher setzen regelmäßig Maßstäbe. Umso schwerer fällt es Mitarbeitern, sich auf umständliche, nicht intuitive oder nicht zweckmäßige Unternehmenssoftware einzulassen. Das führt allzu oft zu Frustration und im schlimmsten Fall zu Resignation. Ganze 28 Prozent der deutschen (Anm. d. Red.: auch hier sind keine Werte für die Schweiz bekannt) Arbeitnehmer haben bereits auf so genannte „Schatten-IT“ gesetzt. Das heißt, sie installieren eigenhändig Software an der IT-Abteilung vorbei oder nutzen Webdienste, die sie aus dem privaten Umfeld kennen. Das löst zwar das Problem des einzelnen Mitarbeiters, kann aber das Unternehmen vor ein viel größeres stellen, wenn so zum Beispiel sensible Daten abhandenkommen.

Ein Wandel hin zu „New Work“ ist sicher nicht einfach. Vor allem braucht er Rückhalt im gesamten Unternehmen. Hat die Personalabteilung mit der Unternehmensführung die Leitplanken definiert und Prozesse aufgesetzt, muss die IT-Abteilung sie möglich machen. Das bedeutet, zu Ende gedachte Prozesse und Tools für einen wirklich digitalen und flexiblen Arbeitsplatz. Die negativen Auswirkungen auf die Mitarbeiterzufriedenheit oder „Employee Experience“, wenn es dabei zu größeren Fehlern kommt, kann sich in der heutigen Zeit eigentlich kein Unternehmen mehr leisten.

Über die zitierten Studien

Citrix befragte im Januar 2019 sowie April und Mai 2019 je 1.000 Arbeitnehmer, die für die Ausübung ihres Berufs wesentlich auf IT-Geräte/Computer angewiesen sind. Zudem wurde für eine im Juni 2019 veröffentlichte Studie Führungspersonal mit Personalverantwortung befragt. Die Befragung wurde durchgeführt von The Economist Intelligence Unit (EIU) mit Citrix Systems, Inc. als Sponsor.

Quelle: Citrix

Modernes Risk Management: Viele Unternehmen erfüllen Anforderungen nicht

Obwohl die Bedeutung von Risk Management in Schweizer Unternehmen stetig steigt, können die Anforderungen an eine moderne, risikogerechte Unternehmensführung in vielen Fällen noch nicht erfüllt werden. Geschäftsentscheide werden noch häufig unabhängig von Risiko- und Chancenanalysen getroffen. Das zeigt der ERM Report 2019 der Hochschule Luzern.

Ein modernes Risk Management muss auch die Sensitivität von Finanzkennzahlen miteinbeziehen. (Bild: Pixabay.com)

Für welche Entscheidungssituationen verwenden Unternehmen Informationen aus dem Risk Management? Auf dieser Frage lag der Fokus des diesjährigen ERM Report 2019, der die Hochschule Luzern zusammen mit SwissERM erstellt hat. Besonders erfreulich ist, dass fast neun von zehn Unternehmen risikorelevante Informationen für die Entwicklung der Unternehmensstrategie verwenden (Abbildung 1). Hingegen ist bedenklich, dass lediglich jedes dritte Unternehmen bei Finanzierungsfragen eine Risikoanalyse berücksichtigt und nur knapp jedes vierte Unternehmen über eine interne Unternehmensbewertung, die mit risikorelevanten Informationen untermauert ist, verfügt.

Abbildung 1 : Für welche Entscheidungssituationen werden Informationen aus dem Risk Management verwendet? (Grafik: Hochschule Luzern)

Informationen stehen für Entscheide oft nicht zur Verfügung

Die Studienergebnisse lassen darauf schliessen, dass in vielen Unternehmen in der Schweiz der Risk-Management-Prozess nicht auf die Entscheidungsprozesse abgestimmt ist. Nur knapp ein Fünftel der befragten Unternehmen bestätigt, dass Risikoinformationen für anstehende Entscheidungen stets zur Verfügung stehen (Abbildung 2). Bei immerhin noch knapp einem Drittel der Studienteilnehmenden fliessen risikorelevante Informationen teilweise in Entscheidungsprozesse ein. Fast die Hälfte der Unternehmen geben an, entweder nur teilweise oder gar nicht zu wissen, wie viel Unsicherheit mit einer entsprechenden Entscheidung verbunden ist.

Konsequenzen sind nicht bekannt

Noch ungünstiger ist das Bild in Bezug auf die Sensitivität von Finanzkennzahlen: Über ein Drittel der Unternehmen kann keine direkte Verbindung von Entscheidungen und deren Konsequenzen auf finanzielle Führungskennzahlen herstellen. Zudem gibt nur ungefähr jedes sechste Unternehmen an, diese Sensitivitäten basierend auf quantitativen Risikoszenarien zu kennen. Dies verdeutlicht, dass das Risk Management häufig nicht mit einer wertorientierten Unternehmensführung verbunden wird.

Abbildung 2: Werden Risikoinformationen für Entscheidungsprozesse genutzt? (Grafik: Hochschule Luzern)

Einbezug von Risk Management in Geschäftsentscheide ist zwingend

Es ist wichtig, dass Risk Management im Unternehmen nicht als separater Prozess betrachtet, sondern in die Geschäftsentscheide miteinbezogen wird. Mit der Durchführung von Risikobewertungen für alle wichtigen Geschäftsentscheide kann die Entscheidungsqualität signifikant erhöht werden, da Entscheidungsalternativen aufgezeigt und dadurch rationale Erkenntnisse gewonnen werden können.

Geschäftsentscheide werden täglich getroffen. Dies korrespondiert allerdings nicht mit dem halbjährlichen oder jährlichen Risikobericht, welcher der Risk Manager der Unternehmensleitung zur Verfügung stellt. Um den steigenden Anforderungen an ein modernes Risk Management gerecht zu werden, muss sich das Enterprise Risk Management in vielen Unternehmen grundlegend verändern.

Quelle: Hochschule Luzern

Schweizer investieren wenig Zeit in Weiterbildung, dafür mehr in Umschulung

Weniger als die Hälfte der Schweizer Arbeitnehmenden wenden heute eine signifikante Zeit für die Weiterbildung auf – der globale Schnitt hierfür liegt bei 65%. Wenn, dann am ehesten im Selbststudium. Dafür sind die Schweizer etwas öfter als der globale Durchschnitt bereit für eine komplette Umschulung. Dies zeigt eine neue Studie.

Schweizer Arbeitnehmende wollen lieber gleich eine komplette Umschulung als Weiterbildung. (Bild: Green Chameleon on Unsplash

Globalisierung, Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz: Auch wenn die langfristigen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt nicht komplett absehbar sind, werden in den kommenden Jahren neue Jobs mit neuen Anforderungen entstehen.

Lieber Umschulung als Weiterbildung

Heute machen sich aber lediglich 44% der Schweizer Arbeitnehmenden fit für diese neuen Anforderungen, was deutlich unter dem globalen Schnitt von 65% liegt. Wenn wir uns aber weiterbilden, dann am ehesten im Selbststudium, «on the job» oder über ein klassisches Weiterbildungsinstitut. Das zeigt die internationale Arbeitsmarktstudie Decoding Global Trends in Upskilling and Reskilling, für die JobCloud, die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und das globale Jobbörsen-Netzwerk The Network 366‘000 Menschen aus 180 Nationen befragt haben. «Wir beobachten, dass sich Führungskräfte häufig Sorgen machen, ob ihre Mitarbeitenden dazu bereit sind, neue Kompetenzen zu erwerben. Die Umfrage zeigt, dass es nach wie vor Handlungsbedarf gibt für Wirtschaft und Politik, um lebenslanges Lernen zu fördern», so Daniel Kessler, Schweiz-Chef von BCG.

Grosse Bereitschaft für eine vollständige Umschulung

Geht es jedoch darum, sich neue Fähigkeiten für einen komplett anderen Job anzueignen, sind die Schweizer vorne dabei: 69% wären als Reaktion auf die neuen Anforderungen bereit für eine Umschulung. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede in den Berufsgruppen: Während Personen aus den Bereichen Sales (78%), Management (77%) und Consulting (75%) eine hohe Bereitschaft dazu zeigen, sind Fachkräfte aus Wissenschaft und Forschung (59%), aus dem Sozialwesen (57%) sowie Juristen (57%) deutlich weniger bereit für einen ganz neuen Job. «Gewisse Berufsgruppen sind viel stärker von der Digitalisierung betroffen und müssen eine grössere Flexibilität an den Tag legen. Die Bereitschaft für ein lebenslanges Lernen ist daher zentral», so Davide Villa, CEO von JobCloud AG.

Auswirkungen von neuen Technologien und Globalisierung

Schweizer Arbeitnehmende fühlen sich im internationalen Vergleich leicht weniger stark betroffen von neuen Technologien und der Globalisierung. Fast die Hälfte (46%) erwartet persönlich punkto Technologien starke Auswirkungen (49% globaler Schnitt) und 41% durch die Globalisierung (45% globaler Schnitt).

Welche Fähigkeiten künftig gefragt sind

In einem Punkt sind sich alle Arbeitnehmende länderübergreifend einig: Um die Anforderungen der zunehmenden Globalisierung und Automatisierung erfolgreich meistern zu können, sind Kommunikationsfähigkeiten die mit Abstand wichtigsten Kompetenzen, die Fachkräfte künftig besitzen müssen. Nach Einschätzung der Schweizer werden sich diejenigen behaupten können, die zudem über analytische Skills und Problemlösungsfähigkeiten verfügen.

Quelle: JobCloud

Die Schweizerische Normenvereinigung SNV in den Jahren 2000–2010: Fussball total

Fussball wird gerne als die schönste Nebensache der Welt bezeichnet. Kein anderer Sport zieht den Bann der Massen so auf sich. Die einen spielen selbst, die anderen schauen leidenschaftlich gern zu und alle kennen das Ziel: Das Runde muss ins Eckige! Damit weltweit fair gespielt werden kann, gibt es ein paar einfache Spielregeln – auch diese sind der Mehrheit der Zuschauer bekannt.

Ein Fussball ist nicht gleich Fussball: Neben den Regeln auf dem Spielfeld unterliegen auch die Spielgeräte verschiedenen Normen. (Bild: Unsplash)

Nachdem die Schweiz seit den 1960er-Jahren im internationalen Umfeld relativ chancenlos spielte, geht nun für die Schweizer Nati nach rund 30 Jahren Erfolglosigkeit die Sonne am Himmel auf. Nationaltrainer Roy Hodgson portiert die Schweizer Elf an die WM 1994 und die EM 1996. Und der Erfolg ist keineswegs einmalig. In den darauffolgenden Nullerjahren schafft es unser kleines Land in nur einem Jahrzehnt an zwei Europa- und zwei Weltmeisterschaften.

Fussball total in der Schweiz

Unter ihrem Nationaltrainer Köbi Kuhn qualifiziert sich die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft für die EM 2004 in Portugal und für die WM 2006 in Deutschland. An der EM 2008 ist sie zusammen mit Österreich automatisch teilnahmeberechtigt, weil die WM 2008 in der Schweiz und in Österreich ausgetragen wird. Mit Ottmar Hitzfeld spielt sich die Schweiz auch an der WM 2010.

Alles Zufall, oder was?

Doch welche Regeln sorgen unbemerkt im Hintergrund dafür, dass alles glatt läuft? Bis der Ball vom Schuh des Fussballers ins Tor gelangt, passiert er mehr als ein halbes Dutzend Normen. Unter dem genormten Schienbeinschützer am Bein des Kickers startet er seinen Weg über den standardisierten Naturrasen vorbei am genormten Handschuh des Goalies direkt ins genormte Fussballtor.

Weshalb brechen die Sitze im Stadion auch bei grösster Belastung nicht zusammen? Und wie kommt es, dass die Tore immer dieselbe Grösse haben? Einfach deshalb, weil es dafür harmonisierte Regelungen gibt. Die verschiedenen Interessensgruppen kommen zusammen, um diese Regeln in Normen zu vereinbaren, wonach sie dann unter anderem als Schweizer Normen veröffentlicht werden.

Schienbeinschützer

Im Zweikampf geht der Mittelfeldspieler zu Boden. Der Verteidiger behauptet, dass er auf den Ball losgegangen ist. Oder hat er auf das Schienbein des gegnerischen Spielers gezielt? Ist der Schienbeinschützer stark genug, um einer Attacke standzuhalten? Wenn er der SN EN 13061 entspricht, hat der Spieler nur einen Bluterguss. Tests garantieren maximale Sicherheit. Bei einem Tritt darf ein Schienbeinschützer um höchstens 15 Millimeter verrutschen oder eine höchstens 25 Millimeter grosse Delle aufweisen!

Handschuhe

Ohne gute Handschuhe könnte selbst der beste Torwart den Ball nur mit Mühe halten. Wenn die Verteidiger den Ball nicht abwehren können, ist der Goalie die letzte Rettung. Er muss alles tun, um dafür zu sorgen, dass der Ball nicht ins Netz geht! Dabei kann er sich aber nicht bloss auf seine eigene Kraft, Wendigkeit und ultraschnellen Reflexe verlassen. Gute Handschuhe entsprechen der Europäischen Norm SN EN 16027. Nach dieser Norm dürfen die Handschuhe selbst unter erheblicher Krafteinwirkung um höchstens 20 Millimeter verrutschen, sodass sie nie von den Händen gleiten können.

Fussballtor

Wie stabil sind die Torpfosten im Stadion? Die Zuschauer halten den Atem an. Der nervenaufreibendste Teil des Finalspiels beginnt. Wieder ein Elfmeterschiessen, man glaubt es kaum! Der Torwart spürt den Druck. Es liegt nun allein an ihm. Die Fans jubeln, als der erste Schuss gegen die Latte donnert. Wenn sie der SN EN 748 entspricht, gibt sie beim Auftreffen des Balls um höchstens 1 Zentimeter nach. Das Netz ragt oben mindestens 80 Zentimeter nach hinten, auf Bodenhöhe 1,5 Meter.

Die Spannung steigt ins Unermessliche, der nächste Elfmeter entscheidet das Spiel! Wenn der Torwart den Ball hält, ist sein Team qualifiziert! Auf einmal scheint das Tor riesengross zu sein. Kann er den Ball abwehren, wenn der Schütze ins rechte obere Eck zielt? Gemäss Norm muss das Tor 7,32 × 2,44 Meter gross sein. Also kann der Torwart leicht jeden Winkel erreichen. Und natürlich rettet er den Sieg. Sein Team fährt an die Europameisterschaft!

Die Halme des Rasens sollten 23 Millimeter hoch sein. Um dies zu gewährleisten kommt die Europäische Norm SN EN 12233 zur Anwendung. (Bild: Unsplash)

Rasen

Naturrasen oder Kunstrasen? Einige bevorzugen Kunstrasen, während andere meinen, dass man Fussball nur auf Naturrasen spielen kann. Bei der WM 2018 verfügte die Hälfte aller 12 Stadien über einen Hybridrasen, der mit Kunstfasern verstärkt wurde. Den Experten zufolge sollten die Halme am besten 23 Millimeter hoch sein. Aber wie wird das gemessen? Wenn alles normgerecht ablaufen soll, kommt die Europäische Norm SN EN 12233 zur Anwendung. Sie enthält ein Verfahren zur Ermittlung der Grashöhe. Es wird ein Spezialwerkzeug eingesetzt, das im Wesentlichen aus einem Messstab besteht, auf dem eine runde, bewegliche Scheibe montiert ist. Gemessen wird der Abstand zwischen der auf dem Boden angesetzten Spitze des Stabs und der auf den Halmen aufliegenden Scheibe.

Ball ist nicht gleich Ball

Ein Fussball für die WM muss den strengen Anforderungen für Fussbälle entsprechen. Die Europäische Norm SN EN 12235 legt beispielsweise Prüfverfahren fest, unter anderem für das Aufspringverhalten der Bälle. Wenn ein Ball aus einer Höhe von 2 Metern auf eine Betonfläche fällt, darf er maximal 1,35 Meter hochspringen. Deshalb kann er niemals einfach so über einen Torwart hüpfen.

Stadionsitze

Bald beginnt das Spiel, die Fans ziehen in Scharen zum Stadion und suchen ihren Platz. Laut SN EN 13200-4 muss der Abstand eines jeden Sitzes in einer Reihe zum entsprechenden Sitz in der Reihe davor mindestens 30 Zentimeter betragen. Das ist zwar nicht gerade üppig, aber sobald alle sitzen, zählt ohnehin nur mehr das Match. Welche Regeln gelten aber sonst noch für die Bestuhlung? Gemäss den Bestimmungen der Norm müssen die Sitze einem Gewicht von 2 000 Kilogramm standhalten und mindestens 40 Zentimeter tief und 50 Zentimeter breit sein.

Beleuchtung im Fussball

Rund um das Spielfeld wurden Kameras in Stellung gebracht. Die Zuschauer wollen ja alles ganz genau sehen! Deshalb ist es wirklich wichtig, dass die Kameras das Spiel ordentlich aufnehmen können. Dass das Spielfeld gut ausgeleuchtet sein muss, liegt auf der Hand, aber SN EN 12193 enthält auch Einzelheiten über die für Fernsehkameras erforderliche Beleuchtung. Ihr zufolge muss es in dem Bereich, in dem die Kameras aufgestellt sind, 0,25-mal heller sein als auf dem Spielfeld! Doch zu viel des Lichts soll es auch nicht sein. Streuwirkungen von Licht können Menschen, die rund um ein Stadion wohnen, stören: In der Norm ist nachzulesen, bei welchem Wettbewerb welche Lichtstärken erlaubt sind und in welcher Umgebung – Wohngebiet, Natur oder Grossstadt – welche Lichtmenge über den Horizont der Scheinwerfer hinausströmen darf.

Diese Normen sind im SNV-Onlineshop erhältlich:

  • SN EN 13061 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
  • SN EN 16027 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
  • SN EN 748 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
  • SN EN 12233 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
  • SN EN 12235 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
  • SN EN 13200-4 (in Deutsch)
  • SN EN 12193 (in Deutsch, Französisch und Englisch)

Weitere Geschichten aus 100 Jahren SNV finden sich hier, hier oder hier.

Entrepreneur Award für Kleinunternehmen

Um die Arbeit der zahlreichen Kleinst- und Mikrounternehmen in der Schweiz zu würdigen, hat die Unternehmerin Sandra Liliana Schmid einen Entrepreneur Award ausgelobt. Dieser wird am 7. Dezember im Rahmen der Business Expo in Zürich verliehen.

An der Business Expo vom 7. Dezember wird ein Entrepreneur Award für Kleinstunternehmen verliehen.

Sie sind der – zumindest quantitativ – dominierende Teil der Schweizer KMU-Landschaft: Die Kleinst- und Mikrounternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden. Mit über 90 Prozent sind
sie die häufigste Form der KMU. Ihnen will die Business Expo, gegründet und veranstaltet von Sandra Liliana Schmid, am 7. Dezember 2019 im Kultur-Park Zürich eine Plattform geben.

Entrepreneur Award für Kleinstunternehmen

Neben einer Messe mit Workshops steht auch die Verleihung eines Entrepreneur Awards im Zentrum. Mit diesem Preis sollen die Kleinunternehmen Ruhm, Ehre und Anerkennung für ihre grossartigen Leistungen und ihr unermüdliches Wirken erhalten. Nominiert sind 31 Unternehmerinnen und Unternehmer, aus denen mittels Online-Voting die zehn Top-Finalisten ermittelt
werden. Zusätzlich schaut sich eine Jury die verschiedenen Nominierten an und erstellt eine separate Top-10-Liste. Die beiden Top-10-Listen werden zusammengefügt und daraus entsteht
dann die finale Top-10-Liste, aus welcher am 7. Dezember dann der Sieger gekürt wird.

Die Top-10 der Nominierten

Derzeit (5. November 2019) schwingen folgende zehn Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Publikumsgunst obenaus:

  • Sale Baschi, Social Schweiz, LinkedIn & Social-Selling-Experte
  • Haller Milena, Milena Haller, Expertin für Auftritt und Chanson-Sängerin
  • Schmid Elena, Jugend für Kenia, Gründerin und Botschafterin
  • Eugster Jörg, NetBusiness Consulting AG, Gründer, CEO und Inhaber
  • Buschor-Frei Michèle, Caramba Beneficial GmbH, Gründerin und Geschäftsführerin
  • Ruf Daniel, careerbooster.ch, Inhaber, Bewerbungs- und Selbstmarketing-Experte
  • Sarah Zanuco, Zanuco Treuhand AG, Geschäftsführende Inhaberin
  • Erci Hakan, Threeway AG, Geschäftsleiter und Inhaber
  • Thoma Nadja, Nadja Thoma Make-up Artist, Inhaberin
  • Dietiker Melanie, Monochromel – Agentur für Interior Design / MEL Marketing & Kommunikation GmbH, Inhaberin

Das Online-Voting läuft noch bis und mit 15. November 2019.

Weitere Informationen: www.business-expo.ch

Tipps für Personalmanager: Vom Recruiting bis zum Offboarding

Der zunehmende Wettbewerb um geeignete Fachkräfte ist für Unternehmen die größte Herausforderung, um innovations- und somit wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies trifft nicht nur auf die Schweiz zu. Eine Umfrage aus Deutschland zeigt, dass Mitarbeiter zu gewinnen und bestehende ans Unternehmen zu binden, sich zur zentralen Aufgabe des HR-Bereichs entwickelt. Eine Infografik gibt Tipps für Personalmanager.

Ausschnitt aus einer Infografik, die Tipps für Personalmanager vermittelt, um die Prozesse vom Recruiting bis zum Offboarding effizienter zu gestalten. (Bild: forcont business technology gmbh)

Die forcont business technology gmbh (www.forcont.de), ein Softwarehaus mit Sitz in Leipzig, hat aufgrund einer Umfrage, die die Online-Jobplattform Stepstone unter mehr als 22.000 Fach- und Führungskräften in Deutschland durchgeführt hat, konkrete Herausforderungen und Tipps für Personalmanager in einer Infografik zusammengefasst.

Tipps für Personalmanager zum gesamten Mitarbeiterlebenszyklus

Die Infografik benennt für die vier wesentlichen Phasen des Mitarbeiterlebenszyklus – Recruiting, Onboarding, Entwicklung und Offboarding – die jeweiligen Herausforderungen und macht Vorschläge, wie sich diesen begegnen lässt. Beispielsweise ist die Fluktuation während des Onboardings besonders hoch. Um zu vermeiden, dass neue Mitarbeiter in der Probezeit kündigen, gilt es, die veränderten Ansprüche der Generationen Y und Z zu berücksichtigen. Das heißt unter anderem: eine fundierte, auf die neue Position zugeschnittene Einarbeitung bieten, den Mitarbeitern Mentoren zur Seite stellen, regelmäßige Feedback-Gespräche führen etc. Nach der Probezeit ist neben einer wertschätzenden Unternehmenskultur eine systematische Entwicklungsarbeit wichtig, um Mitarbeiter langfristig zu binden. Diese beinhaltet individuelle Entwicklungspläne ebenso wie Qualifizierungsprogramme für bestimmte Mitarbeitergruppen, wie zum Beispiel Nachwuchsführungskräfte.

Mehr Zeit dank Prozessoptimierung

Darüber hinaus zeigt die Infografik für jede Phase, welche Routinetätigkeiten sich durch Digitalisierung und Automatisierung effizienter gestalten lassen. Dies ist entscheidend, denn: Eine informelle Online-Umfrage von forcont unter Personalverantwortlichen hat ergeben, dass administrative Tätigkeiten der größte Zeitfresser in der HR-Abteilung sind. Dementsprechend identifizierten die Umfrageteilnehmer die Digitalisierung von Prozessen, die Reduktion des Administrationsaufwands sowie die Personalgewinnung und -bindung als derzeit wichtigste strategische Aufgaben. Angesichts der aktuellen Herausforderungen des HR-Bereichs steht also das Thema Prozessoptimierung ganz oben auf der Agenda. Unternehmen, die ihre Workflows so verbessern, dass sie deutlich mehr Zeit für die wirklich wichtigen Personalthemen gewinnen, verschaffen sich im War for Talents einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.

Hier geht es zur Infografik

Datenqualität: Die Achillesferse der Digitalisierung schützen

In einem digitalisierten Prozess beeinflusst die Datenqualität direkt die Prozesseffizienz und den Unternehmenserfolg. Denn der Mensch als Korrektiv entfällt. Experten mahnen daher dringend, die Datenqualität zu verbessern. Aber rechnet sich das wirklich und wenn ja, wo anfangen? Der ERP-Hersteller proALPHA hat die häufigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Die Datenqualität ist entscheidend für erfolgreich funktionierende digitale Prozesse. (Bild: Pixabay.com)

Die Achillesferse für eine effiziente Digitalisierung liegt nicht in der Technik. Der entscheidende Schwachpunkt sind die Daten. Schleicht sich im digitalisierten Prozess eine Null zu viel ein oder fehlen wichtige Angaben, hat der gesunde Menschenverstand keine Chance mehr einzugreifen. Diese Schwäche lässt sich nur mit einem stringenten Fitnessprogramm für Daten beseitigen. Hier die wichtigsten zehn Fragen zur Datenqualität und deren Sicherstellung:

1) Lässt sich Datenqualität überhaupt vernünftig messen und bewerten?

Experten beschreiben bis zu 15 theoretische Dimensionen von Datenqualität. Die Praxis ist einfacher: Automatisierte Prozessschritte müssen vor allem mit vollständigen, aktuellen und vor allem eindeutigen Daten arbeiten. Denn bei Dubletten im Teilestamm oder in den Kundendaten schwächelt die Effizienz. Existieren etwa für einen Kunden zwei Datensätze, kann dies dazu führen, dass er wie ein C-Kunde behandelt wird, obwohl er tatsächlich zu den B-Kunden zählt.

Dabei ist nicht jede Information gleich wichtig. Denn verschiedene Schreibweisen einer Adresse haben nicht die gleiche Auswirkung auf die Prozessfitness wie eine fehlende Konditionenliste für einen Lieferanten. Deshalb gehört zur Messung der Datenqualität auch immer eine Bewertung der gefundenen Fehler. Besonders kritische Fälle erfordern zudem einen Eskalations-Workflow, um Fehler zeitnah auszumerzen.

2) Lohnt sich die Mühe? Ist nicht alles nach kurzer Zeit wieder genauso chaotisch wie vor einer Bereinigung?

Wer bereits mit mehreren Projekten versucht hat, die Datenqualität in den Griff zu bekommen, wird sich wie Sisyphus in der griechischen Sage fühlen. Kaum oben angekommen, rollt der Stein wieder den Berg hinunter und die Mühe beginnt von vorne. Tatsächlich zeigen Erfahrungswerte, dass der Effekt eines projektweisen Säuberns nach einer gewissen Zeit wieder verpufft. Wie beim Lauftraining heißt es dranbleiben und ein Programm für Datenqualität implementieren.

3) Wo am besten anfangen?

Idealerweise startet ein Unternehmen dort, wo bessere Daten den schnellsten Mehrwert liefern. Das kann im Einkauf sein, weil Lieferantenadressen, Konditionen und Wiederbeschaffungszeiten die operative Beschaffung spürbar beschleunigen. Auch ein Start in Produktion und Logistik kann helfen, Teilestämme sauber zu pflegen. Teile sind dann vollständig ihren Gruppen zugeordnet und für den Versand liegen alle nötigen Gewichtsangaben vor. Je nach Branche und Unternehmen können auch Vertrieb und Service besonders stark profitieren, wenn Adress- und Vertragsdaten aktuell sind.

4) Lässt sich ein Datenqualitätsprogramm auch ohne Analysegurus oder Excel-Spezialisten etablieren?

Moderne Analyseprogramme kommen heute völlig ohne Programmierung aus. Das Definieren der Regeln ist für einen User, der sich im System etwas auskennt, kein Hexenwerk. Sind die Regeln einmal definiert, erhalten die Mitarbeiter der Fachabteilung einen Hinweis, welche Daten neu zu korrigieren sind. Im Idealfall können sie sich unmittelbar zu dem betroffenen Datensatz durchklicken. Das spart Zeit. Kurzfristige Korrekturen sorgen außerdem für einen raschen Lerneffekt. Die Fehlerhäufigkeit geht damit ganz natürlich zurück.

5) Wie schnell lassen sich solche Regelwerke an neue Anforderungen anpassen?

Änderungen sind heute sehr kurzfristig machbar. Denn moderne Analysewerkzeuge erfordern weder die Programmierung durch einen Softwarehersteller noch einen IT-Experten. Allerdings müssen Unternehmen dabei sicherstellen, dass sich Regeländerungen nicht widersprechen oder an anderer Stelle zu Problemen führen. Ohne eine Data Governance geht es nicht.

6) Müssen für eine laufende Datenprüfung und Bereinigung alle Daten in einem System sein?

Wer das postuliert, denkt weltfremd. Denn die allermeisten Unternehmen arbeiten heute mit mehr als einem System. Prüfsoftware, sogenannte Data Quality Manager, integrieren heute mühelos Daten mehrerer Quellen und prüfen sie gemeinsam.

7) Wie bekommt man das Thema international in den Griff?

Hier führt am Stammdatenmanagement kein Weg vorbei. Klare Verantwortlichkeiten sind dabei das A und O: Wer ist für welche Daten zuständig, wer darf und wer muss welche Daten ändern – und wo, in welchem System. Das Stammdatenmanagement regelt, welche Daten zentral und welche lokal gepflegt werden, und sorgt für die nötige Synchronisation.

8) Wie lässt sich ein Fortschritt zuverlässig messen und dokumentieren?

Das Reporting regelmäßiger Analyseläufe darf sich nicht nur auf den Ausweis einzelner Fehler beschränken. Es muss auch ein Controlling im Sinne eines „state of the data“ ermöglichen. Dieser Zustandsbericht zeigt der Fachabteilung sowie dem Management, dass sich Datenbereinigung lohnt und die Bemühungen Früchte tragen – und das nachhaltig. Es kann sich hier sogar ein gesunder Wettbewerb unter den Bereichen entwickeln.

9) Wie läuft ein Programm für kontinuierliche Datenqualität ab?

Eine Data Quality Manager-Software prüft die zuvor extrahierten Teilestämme, Kundendateien oder andere Daten gegen ein Regelwerk. So sind zum Beispiel Postleitzahlen in Großbritannien alphanumerisch, in Deutschland oder Österreich bestehen sie dagegen nur aus Ziffern. Auch Prüfungen gegen externe Datenbanken, die etwa Postleitzahl und Straße plausibilisieren, sind möglich. Neben der reinen Fehlererkennung kategorisiert die Software, ob es sich um schwerwiegende Mängel oder um Defizite mit geringer Tragweite handelt. Die gefundenen Fehler werden dann nebst Bewertung an das Zielsystem übergeben. In den meisten Fällen ist das ein ERP-System. Dort können dann die Mitarbeiter direkt die Daten bereinigen. Wird ein Ausnahmefall festgestellt, wird dieser neu im Regelwerk vermerkt. All dies lässt sich heute bewerkstelligen, ohne dass ein Mitarbeiter oder ein Berater eine Zeile Code programmieren müsste.

10) Wie oft sollten Datenbestände geprüft werden?

Dafür gibt es keine festen Vorgaben. Die Frequenz hängt sehr vom jeweiligen Unternehmen, seinen Abläufen und Datenbeständen ab. Wie jedes Fitnessprogramm wird es auf die individuellen Ziele und Leistungsparameter abgestimmt. Entscheidend ist, dass kontinuierlich und regelmäßig geprüft und der Fortschritt gemessen wird.

Die meisten Unternehmen sind sich ihrer Achillesferse inzwischen bewusst und bereit, aktiv etwas für die Datenqualität zu tun. Diejenigen, die schon begonnen haben, berichten von einem doppelten Trainingseffekt: Das Data Quality Management sorgt zum einen intern für mehr Produktions- und Prozesssicherheit – und so für fundierte Entscheidungen. Zusätzlich steigern verlässliche Aussagen über Liefertermine und Verfügbarkeiten bei Kunden sowie Lieferanten die Zufriedenheit und beschleunigen die Zusammenarbeit.

Quelle: proALPHA

Neue Dienstleistungen für den Verwaltungsrat von Familienunternehmen

Die auf Nachfolgeprozesse und Unternehmensentwicklung spezialisierte Beratungsfirma Continuum AG hat einen neuen Katalog für Dienstleistungen für die Verwaltungs- und Familienräte entwickelt. Dieser ist nun verfügbar.

Der Familienrat resp. der Verwaltungsrat von Familienunternehmen soll sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Neue Dienstleistungen bringen Entlastung. (Bild: zVg / Continuum AG)

Der Verwaltungsrats- und/oder Familienratspräsident soll sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Sowohl in Verwaltungsräten, aber auch in bereits etablierten Familienräten ist es häufig der Präsident, welcher am meisten Zeit für administrative und organisatorische Arbeiten aufwendet. Bei den Vor- und Nachbearbeitungsaufgaben wird dieser ebenfalls oft alleine gelassen. Zudem wird das Protokoll mehr als eine Pflicht als ein wichtiges Instrument wahrgenommen.

Entlastung für den Verwaltungsrat von Familienunternehmen

Deshalb hat die Continuum AG neue Angebote entwickelt, die den Präsidenten und seine Mitglieder im Gremium nachhaltig entlasten, die Professionalisierung erhöhen sowie eine konstruktive Aussensicht bewirken sollen. Für jedes Gremium sind drei Module erhältlich:

  • Das Modul «Basic» mit Basis-Services wie die Organisation von Verwaltungs- und Familienratssitzungen und deren Nachbearbeitung oder die Erstellung und Kontrolle von Pendenzenlisten.
  • Das zweite Modul «Evaluation» beinhaltet für den Verwaltungsrat unter anderem die GL-Evaluation und Kompensation oder auch der Jahrescheck und für den Familienrat beispielsweise die Revision der Familienverfassung sowie Reflektion mit NextGen und Schlüsselpersonen.
  • Das Modul «Specific» befasst sich im Verwaltungsrat mit der Erarbeitung eines Risiko-Radars, mit der Erstellung eines Funktionendiagramms und gibt Unterstützung bei der Erarbeitung von Organisations- und Geschäftsreglementen. Im Familienrat wird unter anderem die Familienkommunikation durchleuchtet, Konfliktmanagement mittels Mediation betrieben sowie auch Workshops für den Aktionärsbindungsvertrag durchgeführt. Der Kunde kann so selbst entscheiden, mit welchen einzelnen Elementen seine eigenen Bedürfnisse abzudecken sind.

Kooperation mit Partnern

Die Palette wird ergänzt durch den Einsatz von Partnern der Continuum AG, die Kompetenzen in Corporate- und Family Governance aufweisen, über Protokoll-Expertise verfügen, sowie auch vertrauenswürdig sind und Erfahrung aus eigenen Verwaltungsratsmandaten einbringen.

www.continuum.ch

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